groschenromanblog.de » Im Fjord der Liebe Herzschmerz als Fortsetzungsroman Sun, 27 Mar 2016 15:19:17 +0000 de-DE hourly 1 Im Fjord der Liebe, Folge 1 /im-fjord-der-liebe-folge-1/ /im-fjord-der-liebe-folge-1/#comments Wed, 18 Jun 2014 09:41:08 +0000 /?p=2262 weiterlesen]]>

Tja, was soll ich sagen? Nach dem Groschenroman ist vor dem Groschenroman! Und deshalb kommt drei Tage nach Ende der Story von Jack und Kathrin schon die neue Geschichte. Dieses Mal sind wir in Norwegen, im Land der Fjorde und Trolle. Ich hoffe, der neue Roman macht Euch genauso viel Freude wie der alte. Los geht’s . . .

Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Norwegen, Fjord

Das Haus war winzig.
Bilderfreund, “Das traumhafte Ferienhaus”, Some rights reserved, Quelle: www.piqs.de

“Oh, schau nur! Es sieht noch genauso aus wie damals!” Lisa stieß die Autotür auf und sprang hinaus. Sie breitete beide Arme aus, als wollte sie die norwegische Luft umfangen. “Ist das herrlich! Komm Brad, steig aus!” Sie lief um das Taxi herum und öffnete die hintere Wagentür. “Das ist unser Häuschen, von dem ich Dir schon so viel erzählt habe.”

Brad stöhnte, als er aus dem Auto kletterte. Er war müde und genervt, der Jetlag plagte ihn. “Oh”, sagte er. “Ehrlich gesagt, hab ich’s mir größer vorgestellt.”
“Ach komm, Du Miesepeter! Gehen wir erst mal rein. Ich bin gespannt, ob sich drinnen auch so wenig verändert hat.” Sie bezahlte das Taxi, gab dem Fahrer ein üppiges Trinkgeld und nahm Brad an der Hand. “Ach, das nenn’ ich Timing. Da sind Mama und Papa!”
Lisa blieb stehen und wartete bis das  zweite Taxi über den Kiesweg gerollt war. “Hallo Liebes!” Lisas Mutter stieg als erste aus und nahm ihre Tochter in die Arme. “Mama, hallo! Wie schön, Dich zu sehen. Du kennst Brad, oder?”
“Natürlich kenne ich Brad”, sagte sie und schüttelte ihm die Hand. “Wer kennt ihn nicht?” Sie lachte ein glockenhelles Lachen und übersah Brads unfreundliches Gesicht. “Guten Tag”, sagte er  – wegen des Anstands, nicht aus Freude.
“Papa!” Lisa ging auf ihren Vater zu, der ziemliche Schwierigkeiten beim Aussteigen hatte. “Komm, ich helfe Dir!”
“Das ist nicht nötig!” Ihr Vater stieß sie weg. “So alt bin ich noch nicht.”
“Wie geht es Dir?”, fragte Lisa.
“Pah, wie soll es jemandem gehen, dem der Arzt gerade gesagt hat, dass seine lichten Momente immer weniger werden? Ich kann’s Dir sagen: beschissen.”
“Karl, bitte!” Lisas Mutter nahm ihren Mann am Arm und führte ihn zum Haus. “Lass Deine Wut nicht an den Kindern aus. Wir wollen doch einen schönen Urlaub haben, oder nicht?”

“A propos, wo ist eigentlich Trixi?”, fragte Lisa beim Hineingehen.
“Du kennst doch Deine Schwester”, sagte die Mutter. “Immer zu spät. Sie hat heute Morgen bemerkt, dass sie einen wichtigen Termin vergessen hat. Sie kommt in den nächsten Tagen. So Gott will!”
Sie öffneten die Haustür und traten ein. In der kleinen Eingangshalle prasselte ein Feuer im Kamin. Es war warm und gemütlich. “Schön”, sagte die Mutter. “Frida hat alles vorbereitet.”
“Wie früher”, antwortete Lisa. Sie dachte an die vielen Sommer ihrer Kindheit und Jugend, die sie hier am Fjord verbracht hatten. Sie, ihre Eltern und ihre Schwester. Wie viele Erinnerungen hingen an dieser Gegend? Sie kannte jeden Stein und jeden Baum, sie kannte das Meer und den Himmel, der in der warmen Jahreszeit niemals dunkel wurde. Bestimmt zehn Jahre war es her, dass sie nicht hier gewesen war. Nie wieder würde sie herkommen, hatte sie sich damals geschworen. Doch die Diagnose ihres Vaters hatte alles verändert. Noch ein halbes, vielleicht ein dreiviertel Jahr bleibe ihm, hatte der Arzt gesagt, dann würde ihn die Dunkelheit eingefangen haben. Demenz, Alzheimer, das unausweichliche Abgleiten ins geistige Nirgendwo. Noch einmal mit der Familie nach Norwegen, solange er noch klar denken könne, das hatte er sich gewünscht. Nur deshalb war Lisa zurückgekehrt.

“Brad, könnten Sie das Gepäck hereinbringen und nach oben in die Zimmer tragen?” Lisas Mutter dachte wie immer praktisch.
Brad nahm die Sonnenbrille ab und sah sich im Haus um. Es entsprach ganz und gar nicht seinen Vorstellungen. Es war winzig und er hoffte inständig, dass die Schlafzimmer geräumiger waren. Wie sollte er sonst ausspannen, nach den unglaublich anstrengenden letzten Wochen? 30 Drehtage ohne Pause, das ging an die Nieren. Er hatte ohnehin keine Ahnung, wie Lisa sich diesen Urlaub vorstellte. Er zusammen mit ihrer Familie unter einem Dach, ihrem demenzkranken Vater und dieser affektierten Schwester, die nie einen Hehl daraus gemacht hatte, dass sie hinter ihm her war. Offenbar hatte Lisa noch immer keine Ahnung von seinem Leben. Wie es war, wenn alle Welt einen kannte, wenn man keinen Schritt unbeobachtet tun konnte. Wahrscheinlich liebte er sie gerade deswegen so sehr. Sie war so herrlich normal, der Wirbel, den die ganze Welt um ihn machte, ließ sie völlig kalt. Mit Brad Pott, dem Filmstar, hatte sie nichts zu tun. Für sie war er schlichtweg der Mann, den sie liebte – mehr oder weniger. Er steckte sich die Sonnenbrille ins Haar und ging nach draußen, um das Gepäck zu holen.

Hier geht’s zur Folge 2 von “Im Fjord der Liebe”

Im Fjord der Liebe, Folge 1; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

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Im Fjord der Liebe, Folge 2 /im-fjord-der-liebe-folge-2/ /im-fjord-der-liebe-folge-2/#comments Wed, 18 Jun 2014 09:40:41 +0000 /?p=2275 weiterlesen]]> Und? Wie gefällt Euch der Anfang der neuen Geschichte? Von Australien nach Norwegen, das ist ganz schön weit, ich weiß. Aber ich hatte die Nase voll von Hitze und staubigen Straßen, von Rindern und Tiertränken. Jetzt wird’s klimatisch zwar kühler, aber die Story könnte ganz schön heiß werden.

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“Das Meer ist so herrlich im Abendlicht”, sagte Lisa.
Holger, “Abendstimmung”, Some rights reserved , Quelle: www.piqs.de

Lisa legte das Besteck auf den Teller. “Frida, Sie haben wunderbar gekocht. Ein würdiges Empfangsmenü.”
“Ja, da kann ich meiner Tochter nur beipflichten. Allerdings wollen wir das nicht zur Gewohnheit werden lassen. Sie haben mit ihrer eigenen Familie zu tun. Ab morgen koche ich selbst. Genauso wie ich es früher auch getan habe.”
Frida lächelte und räumte den Tisch ab. Wie viele Jahre war es nun her, dass Familie Kocher nach Steinbek kam? Es mussten mehr als 20 sein. Sie hatte die beiden Töchter aufwachsen sehen, die quirlige, charmante Trixi, die keine Mittsommerparty und kein Dorffest ausgelassen hatte und die introvertierte, erdenschwere Lisa, die so glücklich gewesen war. Bis, ja bis Nikolai diesen unerklärlichen Schritt getan hatte.

“Puh, bin ich müde”, sagte Lisa. “Es war doch eine lange Reise. Brad, Du musst völlig erledigt sein, vorgestern noch in Los Angeles, dann Berlin und heute schon in Norwegen.”
“Das kannst Du wohl sagen.” Brad fuhr sich durchs Haar. “Mir fallen schon die Augen zu. Ich werde mich jetzt entschuldigen und ins Bett gehen. Gute Nacht alle zusammen.” Er schob den Stuhl zurück, stand auf und verließ das Esszimmer.

“Tja, ich denke, wir werden uns auch zurückziehen. Oder, was meinst Du, Karl?” Lisas Mutter unterdrückte ein Gähnen.
“Eigentlich bin ich überhaupt noch nicht müde”, antwortete Lisas Vater. “Am liebsten würde ich gar nicht mehr schlafen. Ich möchte keine Sekunde vergeuden, in der mein Kopf noch so richtig funktioniert.”
“Aber gerade dann solltest Du schlafen. Sonst bist Du morgen gerädert und kannst den Tag überhaupt nicht genießen.”
“Ach, Gitta, ich weiß es ja”, sagte der Vater traurig und stand auf. Er wandte sich an Lisa. “Und Du, Liebes? Bleibst Du noch auf?”
“Ja, Papa. Ich setze mich ein wenig ans Fenster. Das Meer ist so herrlich im Abendlicht.”
“Pass nur auf, dass Dich Deine Erinnerungen nicht einholen, mein Kind. Du hast lange genug getrauert. Ich möchte Dich nicht mehr weinen sehen.”
Lisa drückte ihrem Vater einen Kuss auf die Wange. “Gute Nacht, Papa. Schlaf gut!”

Sie nahm ihr Glas und setzte sich in den großen Ohrensessel, von dem aus sie den Garten, den Steg und vor allem das Fjord sehen konnte. Es war zwar schon Juni, aber am Abend noch immer empfindlich kalt. Lisa wickelte sich in die Wolldecke ein, die sie noch so gut von früher kannte. Früher! Sie konnte nicht vermeiden, dass ihre Gedanken in die Vergangenheit reisten. Damals war dieses Haus ein Symbol des Glücks für sie gewesen. Das Haus, das Meer, ganz einfach Norwegen. Hier lebte der Mann, den sie liebte. Und wenn sie ehrlich war zu sich selbst, der einzige, den sie je geliebt hatte. Acht Jahre lang hatten sie zusammengehört, nichts und niemand hatte sie trennen können. Und dann plötzlich, aus heiterem Himmel, war dieser Brief gekommen.

Lisa nahm einen Schluck aus ihrem Glas. Die Sonne war schon hinterm Horizont verschwunden, aber es würde nicht dunkel werden, das wusste sie. Gerade diese hellen Nächte hatte sie einst geliebt, die einen glauben machten, der Tag würde nie enden. An genau so einem Abend hatte sie Nikolai zum letzten Mal gesehen. Er hatte sie zum Flughafen gebracht. Sie wollte nur kurz zurück nach Berlin, ihre Wohnung auflösen und die restlichen Sachen holen. Aber drei Tage später hatte sie die Nachricht in ihrem Briefkasten gefunden. Er könne sie nicht heiraten, hatte er geschrieben. Fertig, aus und vorbei, sie solle sich bitte nicht mehr bei ihm melden und seine Entscheidung akzeptieren.

“Lisa?” Frida stand in der Tür. “Lisa? Ist alles in Ordnung?”
“Ja”, antwortete Lisa und wischte sich eine Träne aus dem Auge.
“Du weinst ja!” Frida war näher gekommen.
“Nein, ich hab nur etwas im Auge.”
“Du kannst Nikolai noch immer nicht vergessen, stimmt’s?”
“Ach Frida, es hört einfach nie auf, weh zu tun.”
“Komm her, mein Schatz!” Die ältere Dame setzte sich auf die Armlehne des Sessels und nahm Lisas Hand. “Es tut mir sehr leid, was damals geschehen ist. Und Nikolais Beweggründe kann ich noch immer nicht verstehen. Vor allem, wenn ich mir die Frau ansehe, die er dann tatsächlich geheiratet hat.” Frida machte eine Pause. “Und trotzdem”, fuhr sie fort. “Du musst nach vorne schauen. Brad ist doch ein netter Bursche, hat Erfolg, Geld und sieht gut aus. Mehr kann man doch nicht verlangen von einem Mann.”
“Ich weiß ja, dass Du Recht hast, Frida. Es ist nur . . .”
“Was, mein Kind?”
“Brad berührt mein Herz nicht. Ich genieße die Zeit mit ihm, er ist meistens lustig, zeigt mir die Welt und aus mir völlig unerklärlichen Gründen liebt er mich. Ja, das tut er.”
“Und Du? Liebst Du ihn?”
“Nicht so wie ich es mir wünschen würde.”
Lisa blickte auf. “Ich sagte ja schon, er berührt mein Herz nicht.”

Hier geht’s zur Folge 3 von “Im Fjord der Liebe”

Im Fjord der Liebe, Folge 2; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

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Im Fjord der Liebe, Folge 3 /im-fjord-der-liebe-folge-3/ /im-fjord-der-liebe-folge-3/#comments Wed, 18 Jun 2014 09:39:50 +0000 /?p=2281 weiterlesen]]> Oh nein, eine verlorene Liebe! Das kann ein ganz schöner Klotz am Bein (oder an der Seele) sein, wenn man ein neues Leben anfangen will. Lisa trägt diesen Klotz schon seit zehn Jahren mit sich rum. Selbst Filmsuperstar Brad Pott (Ähnlichkeiten sind rein zufällig!) kann da nicht helfen. Mein Gott!

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Brad liebte seine Popularität. Dennoch gab es Tage, an denen er inkognito bleiben wollte.
abbilder, “Karneval der Kulturen 2011″, Some rights reserved , Quelle: www.piqs.de

“Und, meine Lieben, was wollen wir heute unternehmen?” Gitta Kocher hatte eine unerschöpfliche Energie. Sie war seit sechs Uhr auf den Beinen, hatte bereits Brot geholt und frische Blumen. “Das Wetter ist herrlich. Wir könnten alle zusammen in die Stadt gehen und später in dem kleinen Hafenrestaurant essen. Wisst Ihr noch? Das schnuckelige Häuschen auf der anderen Uferseite, wo man nur mit der Fähre hinkommt.”
“Oh, das ist eine hübsche Idee”, sagte Lisa. “Du wirst sehen, Brad, es ist ein putziges Örtchen, ganz typisch für Norwegen. Und es ist so klein, dass Dich hier sicherlich keiner erkennen wird.”

“Hoffen wir es. Ich nehme für alle Fälle Kappe und Sonnenbrille mit.” Brad selbst versteckte sich nicht gerne, er liebte seine Popularität. Schließlich war das ein Grund gewesen, weswegen er Schauspieler geworden war. Aber Lisa hasste es, wenn er in der Öffentlichkeit an jeder Ecke angesprochen wurde. Nur ihr zuliebe nahm er die klassische Verkleidung mit Sonnenbrille und Hut auf sich.

Brad genoss die Fahrt durch die herrliche norwegische Landschaft. Soweit er sich erinnern konnte, hatte er noch nie so viel frische, grüne Natur gesehen. Selbst im Mittleren Westen der USA, wo er seine Kindheit und Jugend verbracht hatte, war es karger und trockener. Vielleicht war es ja gerade die unverbrauchte Natur, die die Menschen hier so fröhlich machte. Denn fröhlich waren sie, fröhlich und nett.

Der Taxifahrer hatte ihn sofort erkannt. Immer wieder hatte er grinsend in den Rückspiegel geschaut. “Am besten Sie setzen sich eine Sonnenbrille und eine Kappe auf”, hatte er plötzlich gesagt. “Sonst riskieren Sie einen Volksauflauf.”
“Tja, das ist mein Schicksal. Ich hadere nicht damit, aber hier in Norwegen hatte ich geglaubt, ein bisschen inkognito zu sein.”
“Das können Sie vergessen. Die Leute hier sind ganz wild auf Hollywoodschinken. Ich glaube nicht, dass da draußen auch nur ein Mensch ist, dem Brad Pott kein Begriff ist.”
“Also dann”, sagte Lisa und hielt Brad Mütze und Brille hin. “Ab mit Dir in Deinen Undercover-Anzug!”

Tatsächlich schlenderten sie gemütlich und ungestört durch die Straßen. Niemand bemerkte, wer sich hinter dem geheimnisvoll aussehenden Mann verbarg. Lisa war froh, sie wollte ein ganz normales Leben mit Brad an ihrer Seite. Ein einziges Mal hatte sie erlebt, was passierte, wenn die Leute ihn erkannten. Von einer Sekunde auf die andere war damals in Berlin eine Art Ausnahmezustand eingetreten. Sie hatten sich nicht mehr von der Stelle rühren können, kreischende Mädchen waren auf sie zugestürmt, hatten Brad bedrängt, wollten Autogramme und Fotos. Gott sei Dank hatte Lisa schnell reagiert und ihn in ein Cafe an der Straße gezogen. Zusammen waren sie durch den Hinterausgang hinausgerannt und dann durch das Straßenlabyrinth verschwunden. Sie hatte sich gefühlt wie auf der Flucht. Nur ihrer Schwester hatte die Situation gefallen. Wenn es nach Trixi ging, könnte der Rummel nicht groß genug sein. Sie war es auch gewesen, die Lisa mit Nachdruck dazu überredet hatte, sich ein Autogramm von Brad zu besorgen – womit alles begonnen hatte. Sollte Lisa ihr nun dankbar sein oder nicht?

“Ich bin gespannt, ob Trixi heute tatsächlich kommt.” Lisa drehte sich um zu ihren Eltern, die hinter ihnen auf dem Bürgersteig gingen.
“Lassen wir uns überraschen”, sagte Gitta. “Irgendwann wird sie schon ankommen, wir sind ja noch 14 Tage hier.”
“Ich habe schon lange nichts mehr von ihr gehört. Seit sie diesen Daniel hat . . .”
“Daniel?” Gitta war erstaunt. “Liebes, Du bist nicht mehr auf dem Laufenden. Daniel heißt jetzt Franz.”
“Oh”, sagte Lisa nur. Sie war nicht sehr erstaunt. Ihre Schwester wechselte die Männer genauso häufig wie ihre Jobs.

“IIIIIIIIIIIIHHHHHHH!” Das Kreischen war laut und konnte nur eines bedeuten. Lisa war alarmiert. Schon hatte sich eine Menschentraube um Brad gebildet, der ein paar Schritte vor ihnen ging. “Kinder, Kinder, da ist Brad Pott!”, rief jemand. “Oh NEIN!”, ein anderer.
Lisa und ihre Eltern waren stehengeblieben und verfolgten das Spektakel aus sicherer Entfernung. “Was passiert da eigentlich gerade?”, fragte Lisas Vater.
“Was eben passiert, wenn ein Superstar auf der Straße erkannt wird”, sagte Gitta.
“Achso.” Der Vater schien ungerührt. “Wollen wir denn nun in das kleine Restaurant, oder nicht? Ich habe langsam Hunger.”
“Mama, geht Ihr doch schon mal vor”, sagte Lisa. “Brad und ich kommen dann nach.”

Sie sah ihren Eltern hinterher, Neid und ein bisschen Wehmut überkam sie. Die beiden waren schon so lange verheiratet und sie liebten sich immer noch von Herzen. Eine wirkliche Seltenheit, fand Lisa. Sie straffte die Schultern und ging auf die Menschentraube zu. Ein regelrechtes Blitzlichtgewitter ging auf Brad nieder. Aber Lisa hatte kein Mitleid, das war der Preis, den er zu zahlen hatte. Und außerdem hegte sie den Verdacht, dass er diese Situationen liebte und seine Popularität genoss. Er stand in mitten all dieser Menschen und strahlte, die Sonnenbrille im Haar, die Mütze . . ., ja wo war eigentlich die Mütze?

“Lisa, Schatz, komm her!” Brad streckte den Arm aus und winkte ihr. Plötzlich waren sämtliche Augen auf sie gerichtet. “Komm doch”, insistierte Brad. “Die Leute sollen Dich sehen. Ja, schaut nur alle, das ist Lisa, die Frau, die ich liebe!”
Lisa trat von einem Bein aufs andere. Was war nur in ihn gefahren? Warum spielte er ihr so übel mit? Er wusste, dass sie anonym bleiben wollte. Und dass es damit vorbei war, wenn sie einmal mit ihm zusammen abgelichtet wurde. Nein, das wollte sie nicht. Auf keinen Fall. Sie drehte sich um und lief davon.

Hier geht’s zur Folge 4 von “Im Fjord der Liebe”

Im Fjord der Liebe, Folge 3; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

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Im Fjord der Liebe, Folge 4 /im-fjord-der-liebe-folge-4/ /im-fjord-der-liebe-folge-4/#comments Wed, 18 Jun 2014 09:38:38 +0000 /?p=2287 weiterlesen]]> Ich denke, jetzt kennt Ihr die Protagonisten schon ganz gut, oder? Lisa, die immer noch ihrer alten Liebe nachtrauert und Brad, der Superstar, der gar nicht so recht weiß, wie er eigentlich in diesem norwegischen Nest gelandet ist – in dem sich offensichtlich sein Nebenbuhler (zumindest in Lisas Gefühlsleben) aufhält.

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Seit Stunden schon saß Lisa auf dem Steg. Es war wunderbar, wieder hier zu sein.
Nicola, “Im Land der Mitternachtssonne III”, Some rights reserved , Quelle: www.piqs.de

Lisa ließ die Beine ins Wasser hängen und schaute ins Weite. Seit Stunden saß sie nun schon auf dem Steg hinter dem Haus und blickte über das Fjord. Es war einfach wunderbar, wieder hier zu sein, auch wenn sie schmerzliche Erinnerungen mit Steinbek verband. In den vier Tagen, die sie nun schon hier zubrachte, hatte sie all die bekannten Orte aufgesucht. Das kleine Lokal am Hafen, den alten Friedhof hinten beim Wald, das Tante-Emma-Lädchen, in dem die betagte Maja das Nötigste verkaufte. Sie musste mindestens schon 90 sein, hatte Lisa aber sofort erkannt. Nur oben auf dem Hügel, wo die Villa der von Langlos stand, dahin hatte sich Lisa bislang nicht getraut. Sie wusste nicht, ob Nikolai noch dort wohnte, wollte aber das Risiko nicht eingehen, ihm zu begegnen? Oder irgendjemand anderem aus der Familie. Lisa mied alle Orte, die Nikolai liebte und an denen sie mit ihm gewesen war.

“Schwesterherz, hallo, hier bist Du!”
Lisa drehte sich um. Trixi kam durch den Garten gelaufen. “Hängst Du wieder Deinen trüben Gedanken nach?”
Lisa stand auf und umarmte ihre Schwester. “Hallo Trixi, schön Dich zu sehen. Gut siehst Du aus, wie immer.” Trixi trug knallenge Jeans und Stiefel. Ihre Bluse war transparent und ließ einen feinen Spitzen-BH durchschimmern. “Ach was, ich seh’ schrecklich aus. Die lange Reise hierher nimmt mich immer mit. Aber wenn ich dann angekommen bin, entschädigt mich genau dieser Anblick für alle Strapazen.” Sie zeigte in die Ferne, das Fjord und die gegenüberliegenden Berge, auf deren Spitze noch ein wenig Schnee lag.

“Wo ist Brad?”, fragte Trixi und setzte sich auf den Steg.
“Er musste weg, eine wichtige Interviewanfrage vom People-Magazin, falls Dir das etwas sagt. Ließ sich nicht aufschieben. Er ist kurzerhand nach New York geflogen.”
“Wow!?? People-Magzin! Na klar sagt mir das etwas. Er ist ein echter Megastar, Dein Brad.”
“Mhm.”
“Ich weiß, Dir gefällt das alles nicht. Du hängst lieber Deinem Nikolai nach. Diesem blassen, blonden, langen Typen, der immer so tat, als könne er nicht auf drei zählen. Und dann?”
“Was?”
“Dann serviert er Dich ab ohne ein Wort der Erklärung und heiratet eine feurige Italienerin. Hah, von wegen schüchtern.” Trixi fasste ihre Schwester am Arm. “Und das nach allem, was Du für ihn getan hast.”
“Ach Trixi, jetzt hör schon auf. Du musst nicht ständig auf ihm herumhacken.”
“Täte ich nicht, wenn Du ihn endlich vergessen würdest.”

Lisa wusste, dass Trixi recht hatte. Sie hatte damals ihr ganzes Leben nach Nikolai gerichtet. Meeresbiologie hatte sie studiert, weil sie wusste, dass sie damit in Norwegen gute Aussichten auf einen Job haben würde. Dabei hatte sie sich seit jeher viel mehr für Politik und Jura interessiert. Während des Studiums in Berlin hatte sie in der Gewerkschaft mitgemischt, sich für Arbeitnehmerrechte eingesetzt. Dass ausgerechnet sie sich für Meeresbiologie einschrieb, war bei ihrer gesamten Familie auf Ratlosigkeit gestoßen. Aber die Rechnung war aufgegangen. Mit der Diplomarbeit in der Tasche, hatte sie gleich einen Bombenjob im Nationalen Meeresinstitut in Oslo bekommen. Nur angetreten hatte sie ihn nie.

“Ich wusste gar nicht, dass Du einen neuen Freund hast”, sagte Lisa, um ein anderes Thema anzuschneiden. “Mama sagt, er heißt Franz.”
“Schlechtes Thema. Reden wir lieber über Dich und Brad. Was gibt’s Neues? Wann läuten die Hochzeitsglocken?”
“Hochzeitsglocken? Bist Du von allen guten Geistern verlassen? Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich einen Mann heirate, mit dem ich nicht mal vor die Haustür treten kann, ohne gleich ein Tohuwabohu auszulösen?”
“Daran wirst Du Dich gewöhnen.”
“Nie!”
“Also mir würde das Spaß machen. All die Fotografen und Werbeleute, die sich um ihn reißen. Und das viele Geld, das er verdient. Die Häuser, Autos und die Reisen . . ” Trixi geriet ins Schwärmen. “Ich glaube, es gibt wenig Männer, die Dir ein solches Leben bieten können.”
“Ja, aber . . .”
“. . . Du brauchst das nicht. Ich weiß. Mein Gott Lisa, wach auf! Dein Leben könnte ein Traum sein, wenn Du endlich die alten Zöpfe abschneiden würdest. Fass Dir ein Herz und zieh mit Brad nach Hollywood und vergiss diesen armseligen, unglamourösen Norweger.”

Hier geht’s zur Folge 5 von “Im Fjord der Liebe”

Im Fjord der Liebe, Folge 4; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

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Im Fjord der Liebe, Folge 5 /im-fjord-der-liebe-folge-5/ /im-fjord-der-liebe-folge-5/#comments Wed, 18 Jun 2014 09:37:09 +0000 /?p=2296 weiterlesen]]> Ach ja, Schwestern! Die haben immer einen guten Rat auf Lager. Ich selbst hab ja keine, aber was ich so beobachte ist das Schwesternsein meistens nicht so einfach. Trotzdem finde ich, dass Trixi recht hat. Ständig in der Vergangenheit zu leben und den Erinnerungen nach zu weinen, bringt nix. Aber lest weiter!

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Ein großer Landrover stand auf dem Kiesweg.
Ville Miettinen, “Defender”, Some rights reserved, Quelle: www.piqs.de

Lisa atmete schwer. Es war lange her, dass sie gejoggt war. In Berlin war es nicht so einfach, eine geeignete Strecke zu finden, wenn man nicht direkt durch den Straßenverkehr laufen wollte. Aber hier in der norwegischen Natur gab es nichts Herrlicheres als die Turnschuhe anzuziehen und loszurennen. Gleich hinter dem Haus war sie rechts in den Waldweg eingebogen – genau wie früher, wenn sie mit Nikolai ihre tägliche Runde gedreht hatte.

Sein Bild vor ihrem inneren Auge war mittlerweile verblasst. Sein Lachen, sein Blick, das süße Grübchen in der linken Wange – in ihrer Vorstellung war das alles nur noch schemenhaft vorhanden. Sie hatte ihn nicht mehr sehen wollen, nachdem der Brief angekommen war. Lisa hatte ihn einmal noch angerufen, in der Hoffnung auf eine Erklärung. Aber er hatte sich nur gewunden, wollte mit der Wahrheit einfach nicht herausrücken. Als sie aufgelegt hatten, war es Lisa, als würde ihr Herz nie mehr heilen.

Irgendwann später hatte Lisa dann erfahren, dass Nikolai diese Italienerin geheiratet hatte. Eine schöne, dunkelhaarige Frau angeblich mit feurigen Augen. Gesehen hatte sie die beiden nie, sie war ja nicht mehr nach Steinbek zurückgekehrt. Ihr Diplom als Meeresbiologin hatte Lisa in die unterste Schublade ihres Schreibtisches verbannt und ihre Wut und Trauer in politischer Aktivität ausgelebt. Zwei Jahre lang hatte sie gegen alles und jedes demonstriert, hatte keinen Protest ausgelassen. In Berlin gab es dafür ja genügend Gelegenheit. Es hatte ihr Spaß gemacht, sich im politischen Milieu zu bewegen. Ihr Leben wurde erst ruhiger als sie eine Redakteursstelle beim Ozean-Magazin angenommen hatte, einer Zeitschrift für Biologen und Meeres-Freaks. Es folgte ein rasanter Aufstieg, ein Jahr später war sie Chefredakteurin. Aber Nikolai hatte sie trotzdem nie vergessen.

Auch dann nicht, als Brad auftauchte. Wie so oft, hatte Trixi ihre Hände im Spiel gehabt. Ihre verrückte Schwester, die nie genug Trubel um sich haben konnte, hatte als Maskenbildnerin in Babelsberg angeheuert. “Weißt Du, Schwesterherz”, hatte sie gesagt, “einen Filmstar als Freund, das würde mir gefallen. Jeden Tag Champagner und Blitzlichtgewitter, die schönsten Kleider und die teuersten Hotels.” Trixi wollte hoch hinaus und es war immer klar gewesen, dass sie das aus eigener Kraft nicht schaffen würde. Sie hatte zu wenig Talent und zu wenig Durchhaltevermögen. Die Schule hatte sie mit Ach und Krach hinter sich gebracht mit einem miserablen Abschluss und kaum vorzeigbarem Wissen. Kosmetikerin war sie geworden. Ein Beruf, der zu ihr passte, wie Lisa fand. Und als sie dann in Babelsberg untergekommen war, schien ihr Traum von der Highsociety in greifbare Nähe gerückt.

Brad Pott war der Erste, der in ihrer Maske gesessen hatte. Gleich ein Superstar – Trixi war völlig aus dem Häuschen gewesen und hatte Lisa auf Knien gebeten, vorbeizukommen und ihn um ein Autogramm zu bitten. “Das ist die Gelegenheit, so einen Mann live zu sehen”, hatte sie gesagt. “Die kommt so schnell nicht wieder, das kann ich Dir sagen.” Lisa hatte sich breit schlagen lassen und die Sache hatte ihren Lauf genommen. Brad hatte sofort Feuer gefangen, sich offenbar Hals über Kopf in die unscheinbare, kleine, gedankenverlorene Aktivistin verliebt. Lisa hatte es nicht glauben können. Plötzlich war sie mit Rosen überschüttet, mit teuren Einladungen überhäuft worden. Und am Anfang fand sie es lustig, jedes Restaurant über den Hinterausgang zu verlassen und nur einkaufen zu können, wenn ein Geschäft für andere Kunden geschlossen wurde. Dass aber solche Situationen die Normalität sein sollten, konnte sie nur schwer akzeptieren.

Lisa war am kleinen See angelangt. Sie hielt an, um ein wenig zu verschnaufen. Ein Schwanenpaar schwamm übers Wasser, ein idyllischer Anblick. Nie würde sie so vertraut sein mit Brad. Ihr war völlig bewusst, dass er sie mehr liebte als sie ihn, was ohnehin schon seltsam genug war. Was wollte ein Mann wie Brad mit einer Frau wie ihr? Er drehte mit den schönsten Frauen der Welt: Julia Roberts, Angelina Jolie . . . Und doch schien er nur Augen für sie zu haben.

Sie selbst versuchte, die Gedanken an Nikolai zu verdrängen. Doch das gelang ihr nicht. Es verging kein Tag, an dem sie nicht an ihn dachte. Nach so vielen Jahren vermisste sie ihn noch immer schmerzlich. Sie hatten sich so geliebt, waren für einander bestimmt gewesen. Würde die Frage nach dem Warum jemals beantwortet werden?

Lisa ging zum Haus zurück. Ein Wagen stand auf dem Kiesweg, ein großer grüner Landrover, wie ihn eigentlich nur Gutsbesitzer fuhren. Sie klingelte und ihr Vater öffnete. “Lisa! Schön, dass Du da bist”, sagte er strahlend. “Komm, wir haben Besuch.” Als Lisa das Wohnzimmer betrat, glaubte sie in Ohnmacht zu fallen.

Hier geht’s zur Folge 6 von “Im Fjord der Liebe”

Im Fjord der Liebe, Folge 5; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

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Im Fjord der Liebe, Folge 6 /im-fjord-der-liebe-folge-6/ /im-fjord-der-liebe-folge-6/#comments Wed, 18 Jun 2014 09:36:07 +0000 /?p=2301 weiterlesen]]> Und was glaubt Ihr, wer der Besuch ist? Nicht schwer zu erraten, oder .  . . ?

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Er saß auf dem Sofa.
andreas, “Dari”, Some rights reserved , Quelle: www.piqs.de

Er saß auf dem Sofa. Als Lisa ins Zimmer kam, sprang er sofort auf. Erst jetzt wurde ihr wieder bewusst, wie groß er war. Und wie gut er aussah. Nicht so gut wie Brad natürlich. Aber dieses Funkeln in seinen Augen, dieses verschmitzte Lächeln, das ihr so sehr gefiel, es war beides noch da. Sie starrte ihn an, ohne ein Wort.

“Nikolai ist einfach vorbeigekommen”, sagte Lisas Vater. “Ist doch nett, oder?”
“Ja”, sagte Lisa. “Ja, das ist sehr nett.”
“Hallo Lisa”, sagte Nikolai jetzt und kam auf sie zu. Er streckte ihr die Hand hin. “Wie geht es Dir?”
“Woher weißt Du, dass wir hier sind?” Lisa ließ seine Hand unberührt.
“Na, Du bist gut!” Er lachte. “Hast Du mal einen Blick in die Zeitung geworfen? Du glaubst doch nicht, dass ein Superstar wie Brad Pott in unser Städtchen kommt und keiner es mitkriegt.”
“Achso, ja klar.” Lisa sah auf den Boden, sie konnte ihm nicht in die Augen blicken, die Situation kam ihr so unwirklich vor. Am liebsten hätte sie auf dem Absatz umgedreht und wäre davon gelaufen.
“Auf einem Foto bist Du ganz klar zu erkennen”, fuhr Nikolai fort. “Ist ja ein Ding, dass Du Dir so einen dicken Fisch geangelt hast.”
“Ich hab mir gar nichts geangelt”, blaffte Lisa zurück. Hättest Du mich damals nicht sitzen lassen . . ., dachte sie, sagte aber nichts.

“Nikolai hat das Gut von seinem Vater übernommen”, sagte Lisas Vater.
“Schön!” Lisa konnte nicht mehr sagen, sie war zu sehr damit beschäftigt, ihre Verunsicherung zu verstecken.
“Kommt Kinder, steht doch nicht so rum. Setzen wir uns wieder!” Lisas Vater ließ sich in den großen Ohrensessel fallen.
“Ich bin ganz verschwitzt. Ich gehe duschen.” Lisa drehte sich um und wollte aus der Tür gehen, da spürte sie Nikolais Hand auf ihrer Schulter.
“Bleib doch kurz. Ich muss ohnehin gleich wieder weg. Erzähl mir, was Du so machst.”

Lisa hörte seine sanfte Stimme und  plötzlich war ihr zum Weinen zumute. Nur mühsam konnte sie die Tränen unterdrücken. Genauso hatte er immer mit ihr gesprochen, genau diese Stimme hatte sie so vermisst, diese Augen, dieses Lächeln. Die Verzweiflung zerriss Lisa das Herz. Sie sah ihn an, beobachtete wie er zurück ging zum Sofa und sich setzte. Sie selbst blieb stehen, unfähig, sich zu bewegen.

“Das Leben an der Seite eines Superstars muss ja ganz schön aufregend sein, oder?”, fragte Nikolai. Ihm schien die Situation nichts auszumachen, Lisa spürte keinerlei Unsicherheit bei ihm.
“Ja, das ist es”, sagte Lisas Vater und lachte. “Und zwar für die gesamte  Familie.”
“Ach, ich gebe nichts auf diesen ganzen Rummel.” Lisa lehnte sich an den Türrahmen. “Das hat nichts mit mir zu tun.”
Nikolai sah sie fragend an.
“Es ist Brads Leben”, sagte Lisa entschuldigend.

“Hast Du denn jetzt viel zu tun mit dem Gut?” Lisas war dankbar, dass ihr Vater das Thema wechselte. Karl interessierte sich mehr für das Bodenständige, für die Landwirtschaft und Gutsverwaltung, als für die Allüren und Problemchen eines Filmstars. Er hatte nie einen Hehl daraus gemacht, dass er Brad und dessen Leben komisch, ja fast lächerlich fand. Und dass er eigentlich nicht verstehen konnte, wie Lisa mit einem Mann wie Brad zusammen sein konnte. Nikolai, ja, Nikolai war etwas anderes, ein junger Mann, ganz nach seinem Geschmack. Auch Lisas Vater hatte gelitten, als die große Liebe zerbrach, auch weil er wusste, wie sehr es seine Tochter getroffen hatte. Aber anders als Lisa fragte er heute nicht mehr nach dem Warum und hegte keinerlei Groll gegen Nikolai. Er freute sich ehrlich, ihn zu sehen.

“Ach, weißt Du, Karl, die eigentliche Arbeit machen ja die Angestellten. Ich selbst muss nur schauen, dass die Abläufe stimmen. Das empfinde ich nicht als wirkliche Arbeit. Wenn man’s genau nimmt, hänge ich den ganzen Tag am Telefon.”
“Ist ja kein Wunder, jetzt wo Du der Chef bist. Ich erinnere mich noch gut, wie gerne Du früher im Wald warst und den Förstern geholfen hast. Es war Dein Leben, draußen zu sein.”
“Das ist es heute noch. Ich komm nur leider viel zu selten dazu.” Nikolai lachte. “Und Du, Lisa? Kannst Du noch immer keine Tanne von einer Fichte unterscheiden?”
Jetzt musste auch Lisa schmunzeln. “Wenn ich ehrlich bin, nein. Muss ich aber auch nicht. Ich bin Meeresbiologin, oder hast Du das vergessen?”
“Wie könnte ich das vergessen?” Nikolai schaute sie direkt an. Das Grün seiner Augen hatte sich kein bisschen verändert. Dunkelgrün waren sie, mit einem noch dunkleren Rand. “Und jetzt arbeitest Du bei einer Zeitschrift.”
“Woher weißt Du . . .?”
“Ich habe ein bisschen im Internet recherchiert.”
“Aha”, sagte Lisa.
“Keine Meerestiere mehr?”
“In Berlin gibt es kein Meer.”
“Nein, das gibt es dort nicht.” Nikolai machte eine Pause, dann stand er auf. “Ich muss leider gehen.”
“Warte, ich bringe Dich zur Tür.” Lisas Vater erhob sich mit Mühe aus dem tiefen Sessel.
“Auf Wiedersehen, Lisa”, sagte Nikolai. “Es war sehr schön, Dich zu sehen.” Er lächelte sie an, als er an ihr vorbei durch die Tür ging.

“Auf Wiedersehen, Nikolai”, flüsterte Lisa, aber er war bereits draußen. Sie blieb noch einen Moment stehen, dann rannte sie die Treppe hinauf, ging in ihr Schlafzimmer und warf sich aufs Bett. Sie war völlig erledigt, fühlte sich wie nach einem Boxkampf. Aber Tränen, Tränen wollten keine fließen.

Hier geht’s zur Folge 7 von “Im Fjord der Liebe”

Im Fjord der Liebe, Folge 6; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

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Im Fjord der Liebe, Folge 7 /im-fjord-der-liebe-folge-7/ /im-fjord-der-liebe-folge-7/#comments Wed, 18 Jun 2014 09:35:43 +0000 /?p=2309 weiterlesen]]> Jetzt ist es also passiert, Lisa hat ihre große Liebe wiedergetroffen und ist am Boden zerstört. So kann’s gehen. Manchmal sind solche Treffen aber auch ganz heilsam . . .

Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Norwegen, Fjord

Sie hatte die ganze Nacht auf dem Bett gelegen und kein Auge zugemacht.
Seggel, “Bett unter Brücke”, Some rights reserved , Quelle: www.piqs.de

“Lisa?” Es war Gitta, die an die Tür klopfte. “Lisa, komm mach auf! Du kannst Dich doch nicht die ganze Zeit einschließen.”
“Geh weg, Mama. Lass mich allein!”, rief Lisa durch die geschlossene Tür.
“Du bist jetzt seit gestern Nachmittag in diesem Zimmer. Hast nicht zu Abend gegessen und das Frühstück ausgelassen. Kind, das ist nicht gesund.”
“Lass mich einfach in Ruhe.” Lisa stand am Fenster ihres Schlafzimmers und starrte hinaus aufs Wasser. Sie hatte die Kammer seit Nicolais Besuch nicht mehr verlassen, hatte die ganze Nacht auf dem Bett gelegen und kein Auge zu getan.

Was hatte er sich dabei gedacht? Warum musste er hier auftauchen und sie in solche Verwirrung bringen? Ihre alten Gefühle waren sofort wieder da gewesen waren, kaum, dass sie Nicolai gesehen hatte.
“Lisa, bitte!” Ihre Mutter konnte hartnäckig sein, das wusste Lisa. Es würde keinen Sinn haben, sie wegzuschicken. Sie würde vor der Tür stehenbleiben. Wenn es sein musste, bis zum Sanktnimmerleinstag.
“Gut, komm rein”, sagte Lisa und öffnete die Tür.

“Oh”, sagte ihre Mutter beim Eintreten, “ich glaube, Du solltest mal lüften.” Sie riss das Fenster auf. Die kühle Luft tat Lisa gut. “So, und nun erzähl mal. Was ist denn passiert?” Gitta setzte sich zu Lisa aufs Bett.
“Nicolai war da.”
“Ja, das hat Papa erzählt.”
“Also, warum fragst Du dann?”
Gitta überhört Lisas Vorwurf. “Und der Besuch hat Dir so zugesetzt, dass Du seit zwölf Stunden in Deinem Zimmer hockst?”
Lisa sagte nichts. Die Fragerei ihrer Mutter ging ihr auf die Nerven. Obwohl sie froh war, dass sie endlich mit jemandem sprechen konnte.
“Kind, Du liebst ihn immer noch!”
“Ja.” Mehr konnte Lisa nicht sagen, denn das war schlicht und einfach die Wahrheit.
“Und Brad?”
“Ach, Brad! Brad ist ein netter Kerl, aber das ist auch alles. Er war eben hartnäckig und ich war allein. Brad ist ein Filmstar, den weist man nicht einfach zurück!”
“Naja, das seh’ ich ein bisschen anders.” Lisa wusste, dass ihre Mutter Integrität über alles stellte und in diesem Punkt wenig Kompromissbereitschaft zeigte.

“Andererseits kannst Du Nicolai nicht ewig nachtrauern. Du musst nach vorne schauen.”
“Das hab ich ja versucht!” In Lisas Stimme trat Verzweiflung, sie wurde lauter. “Aber es ist, als wäre mein Herz aus Stein.” Sie warf sich in die Kissen und ließ ihren Tränen freien Lauf. Sie schluchzte hemmungslos und es kam ihr vor, als weinte sie all die ungeweinten Tränen der letzten zehn Jahre. Ihre Mutter legte ihr die Hand auf den Rücken und sprach beruhigend auf sie ein.
“Manchen Menschen begegnet die Liebe nur einmal im Leben”, sagte sie. “Und dann sind sie verloren.”
“Ja, genauso fühle ich mich.”
“Ich denke, Du solltest noch einmal mit Nicolai sprechen.”
“Was?” Lisa fuhr hoch. “Das schaffe ich nicht.”
“Was schaffst Du nicht?”
“Ihm gegenüberzustehen. Ich will doch endlich von ihm loskommen.”
“Aber vielleicht würde das gelingen, wenn er Dir endlich die drängenden Fragen beantworten würde. Es wäre doch sehr hilfreich zu wissen, warum er die Sache zwischen Euch so abrupt beendet hat, oder nicht?”
“Doch, natürlich”, sagte Lisa leise und ließ den Kopf hängen.
“Ruf ihn an, triff Dich mit ihm. Und stell ihm all die Fragen, die Dich über die Jahre gequält haben. Wer weiß, wie die Antworten lauten? Du kannst sicherlich besser abschließen, wenn Du seine Gründe kennst.”

Lisa sah ihre Mutter an, das vertraute Gesicht. Sie hatte immer die Ruhe weg, wusste immer, was zu tun war. Auch jetzt, nach der Diagnose ihres Vaters, verlor Gitta nicht die Nerven und hielt die Familie zusammen. Ohne Mühe, so schien es. “Ach Mama”, sagte Lisa und sank in die Arme ihrer Mutter.
“Meine beiden Mädchen”, flüsterte Gitta und streichelte Lisas Haar. “Ihr seid grundverschieden. Trixi hat es so viel leichter als Du. Sie macht sich keine Gedanken und lebt einfach in den Tag hinein.”
“Ja, aber das kann ich nicht”, sagte Lisa.
“Ich weiß.” Gitta sah ihre Tochter an. “Du, ich hab eine Idee”, sagte sie. “Wie wäre es, wenn wir beide uns jetzt umziehen und auf den Tennisplatz gingen. Ein bisschen Sport würde Dir sicher guttun. Ha, ha, und mir im Übrigen auch. Ob Ole das kleine Café auf dem Tennisplatz noch betreibt? Da könnten wir nach dem Match etwas trinken und die Sonne genießen. Hm? Was meinst Du? Es ist so ein schöner Tag.”
“Ok”, sagte Lisa. Sie wusste, wenn ihre Mutter die Unternehmungslust packte, gab es kein Halten mehr. “Ich bin gleich fertig.”

Hier geht’s zur Folge 8 von “Im Fjord der Liebe”

Im Fjord der Liebe, Folge 7; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

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Im Fjord der Liebe, Folge 8 /im-fjord-der-liebe-folge-8/ /im-fjord-der-liebe-folge-8/#comments Wed, 18 Jun 2014 09:34:38 +0000 /?p=2322 weiterlesen]]> Gut, jetzt hat auch Lisa alle ungeweinten Tränen geweint. Da können wir nur hoffen, dass die Männer, die ihr künftig begegnen, lauter zuvorkommende, liebevolle, unegoistische und treue Typen sind, denn sonst hat sie ein Problem. So ohne Tränen!

Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Norwegen, Fjord

“Du hast Aufschlag, Schatz!”
TC Steinhausen 1, “Tennisnetz”, Some rights reserved , Quelle: www.piqs.de

Vor der Tennisanlage standen jede Menge Autos. So viele, dass Lisa den großen, grünen Landrover gar nicht wahrnahm.
“Hoffentlich ist überhaupt noch ein Platz frei”, sagte Lisas Mutter und bezahlte den Taxifahrer. Die Anlage war zwar riesig, dafür aber auch sehr gut besucht. Viele Tennisspieler kamen aus Bergen und fuhren 25 Kilometer, nur um Tennis zu spielen.
“Sieh nur, Mama! Es hat sich nichts verändert”, sagte Lisa und schaute sich um.
“Doch, die Autos sind noch dicker geworden”, sagte ihre Mutter und lachte. “Offenbar gilt hier in Norwegen noch immer das alte Klischee: Wer Geld hat, spielt Tennis.”

“Ach Mama, Du weißt doch, dass man hier mit einem großen Auto besser unterwegs ist. Mit all dem Schnee und Eis im Winter, den Wäldern und dem unwegsamen Gelände. Mit einem Fiat 500 käme man da nicht besonders weit.”
“Ja, ja, ich weiß ja. Komm, lass uns mal ins Clubhaus gehen. Wahrscheinlich stehen da immer noch die Pokale aus der Zeit vor dem Krieg.”
“Ja, ich komme.”
Lisa hängte sich die Tennistasche über die Schulter und ging über den kleinen Trampelpfad in Richtung Clubhaus. Die vorderen Tennisplätze, an denen sie vorbeikamen, waren alle belegt. Auf Platz 5, ihrem einstigen Lieblingsplatz, spielten zwei Halbwüchsige und warfen sich üble Beschimpfungen an den Kopf. So ähnlich war es auch zugegangen, wenn sie früher mit ihrer Schwester Trixi gespielt hatte. Oder mit Nicolai . . . Er war ein exzellenter Tennisspieler gewesen.

Lisa schob die trüben Gedanken beiseite. “Ganz hinten ist noch ein Platz frei.” Ihre Mutter stand in der Tür des Clubhauses.
“Mir ist es völlig egal, wo der Platz ist. Hauptsache wir können überhaupt spielen.”
“Gut”, sagte Gitta, nahm ihre Tasche und schlug den Weg zum hinteren Teil der Anlage ein. Sie war für ihre 65 Jahre noch immer Top in Form. Schlank, gepflegt und körperlich fit. Wie schade, dass ihr Vater bald nicht mehr würde mithalten können. Lisa lief gedankenverloren hinter ihrer Mutter her, zwischen den Tennisplätzen durch. Es war ein ganzes Stück zu gehen, sie mussten fast die gesamte Anlage durchqueren.

“Hallo Lisa, das ist ja eine Überraschung!” Wie angewurzelt blieb sie stehen. Diese Stimme würde sie unter Tausenden erkennen. Sie hob den Kopf und sah direkt in Nicolais grüne Augen. Er stand auf der anderen Seite des Zauns auf einem der Plätze – in der einen Hand den Schläger, in der anderen zwei Bälle. “Du spielst noch?”, fragte er unvermittelt.
Lisa fasste sich schnell. Die zweite Begegnung mit ihm brachte sie nicht mehr so durcheinander wie die erste. “Warum sollte ich nicht mehr spielen?”
“Naja, Du hast mir doch erzählt, dass die Clubs in Deutschland . . .”
“Ich spiele tatsächlich nicht mehr regelmäßig”, fiel sie ihm ins Wort. “Heute bin ich mit Mama hier, sie hatte die Idee.”
Nicolai sah sich um, Gitta hatte ihre Tasche auf dem Nebenplatz abgestellt und packte gerade ihren Schläger  aus.
“Ihr seid auf dem Nachbarplatz”, stellte Nicolai fest.
“Sieht so aus, ja.” Jetzt erst sah Lisa die Frau, die bisher am Netz gestanden hatte und nun auf sie zukam. Offenbar Nicolais Tennispartnerin.

“Hallo!”, sagte sie.
“Das ist Beatrice”, sagte Nicolai. “Meine Frau!”
“Hallo”, sagte Lisa, ohne ihr die Hand zu geben. Das war er nun also, der Moment, den sie immer gefürchtet hatte. Sie begegnete der Frau, deretwegen Nicolai sie verlassen hatte. Unspektakulär fand sie die Szene, viel unspektakulärer als in ihrer Vorstellung. Beatrice war klein und fast pummelig, hatte schwarzes und wie Lisa zugeben musste, sehr schönes Haar, das zu einem Pferdeschwanz gebunden war. Ihr Sportdress war exquisit und elegant, was man von ihrem Auftreten nicht sagen konnte. Sie war alles andere als freundlich. Widerwillig nickte sie Lisa zu – ohne einen Funken Interesse zu zeigen. “Können wir jetzt weiterspielen?”, blaffte sie Nicolai an.
“Sofort.” Er blieb ganz ruhig, drehte sich nicht einmal nach ihr um. Unverwandt schaute er Lisa in die Augen. Dann schüttelte er ganz leicht, eigentlich unmerklich, den Kopf. “Wie konnte ich nur?”, flüsterte er. “Ich habe einen riesigen Fehler gemacht, den größten meines Lebens.” Er lächelte Lisa zu, drehte sich um und lief zur Grundlinie.

“Du hast Aufschlag, Schatz!”, rief er.

Hier geht’s zur Folge 9 von “Im Fjord der Liebe”

Im Fjord der Liebe, Folge 8; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

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Im Fjord der Liebe, Folge 9 /im-fjord-der-liebe-folge-9/ /im-fjord-der-liebe-folge-9/#comments Wed, 18 Jun 2014 09:33:50 +0000 /?p=2327 weiterlesen]]> Eingetauscht zu werden gegen eine kleine Pummelige mit unelegantem Aussehen – das ist schon irgendwie blöd. Vielleicht kapiert es Lisa jetzt und eine Heilung steht kurz bevor. Mal sehen, wie’s weitergeht.

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Sie hatte genug getrauert. Jetzt musste Schluss sein.

“War das etwa Nicolai?” Gitta sah erschrocken aus, als Lisa auf den Platz kam.
“Ja, das war er.”
“Oh! Das tut mir Leid, Schatz. Vielleicht wäre ein Ausflug in die Stadt doch die bessere Ablenkung gewesen.”
“Ist schon in Ordnung, Mama. Ich werde ihm sicherlich noch öfter begegnen in der nächsten Zeit. Da kann ich nicht jedes Mal davon laufen.”

“Und was hat er gesagt?”
“Er hat mir seine Frau vorgestellt.  Beatrice.”
“Die kleine, dicke, das ist seine Frau?” Gitta äußerte ihre Verwunderung ein bisschen zu laut.
“Pst!! Mama, er muss doch nicht gleich hören, dass wir über ihn sprechen.”
“Aber, aber wie konnte er Dich verlassen und dann diese . . . heiraten?  Bist Du sicher, dass er damals ganz bei Sinnen war?”
“Ich habe keine Ahnung”, antwortete Lisa. “Und es interessiert mich auch nicht.”
“Pah, das ist glatt gelogen. Natürlich interessiert es Dich. Genau genommen ist das die einzige Frage, die Dich je interessiert hat.”
“Ja, ja, stimmt schon.”

Lisa schaute hinüber zu Nicolai und sah gerade noch, wie er einen gezielten Cross ins rechte Eck seiner Partnerin spielte. Unerreichbar. Im Jubel riss er die Arme hoch und drehte sich zu ihr um. Als er sah, dass sie ihn beobachtete, blieb er einen Moment reglos stehen, dann winkte er ihr lächelnd zu. Ja, dachte sie, so war er. Immer nahm er die Dinge leicht, ihn schien es gar nicht zu stören, dass sie neben ihm Tennis spielte, nach zehn Jahren, in denen sie sich nicht gesehen hatten. Er war fröhlich wie eh und je und das war eine der Eigenschaften, für die sie ihn so sehr geliebt hatte. Die Welt konnte untergehen, Nicolai hatte ein Lächeln auf den Lippen. Lisa wandte sich ab, nahm Bälle und Schläger und ging auf ihre Position.

“Ich hab schon so lange nicht mehr gespielt”, rief ihre Mutter. “Ich weiß gar nicht, ob ich’s noch kann.”
Lisa spielte den ersten Ball und Gitta retounierte gekonnt. “Frage beantwortet”, sagte Lisa. “Das war super, Mama.”
Sie spielten länger als eine Stunde, Lisa drosch die Bälle übers Netz als ging es um ihr Leben. Hin und wieder warf sie einen Blick auf den anderen Platz, aber Nicolai schien keine Notiz mehr von ihr zu nehmen. Und irgendwann waren er und Beatrice verschwunden und andere Leute hatten den Platz in Beschlag genommen.

“Mein lieber Mann, Lisa. Du hast mir die Bälle ganz schön um die Ohren gehauen! Mir ist hören und sehen vergangen”, sagte ihre Mutter als sie beide völlig erschöpft auf der Bank saßen und ihre Wasserflaschen leerten.
“Tennis ist Sport, Mama. Und keine Schwangerschaftsgymnastik. Auch nicht in Deinem Alter.”
Gitta musste lachen. “Da hast Du wohl recht. Und deshalb bestehe ich auf einer Revanche. Morgen?”
“Ok”, sagte Lisa und schlug ein.
Sie schulterten die Taschen, gingen zum Parkplatz zurück und stiegen ins Taxi, das schon auf sie wartete.

“Du solltest Nicolai anrufen”, sagte Gitta nach einer Weile.
Lisa antwortete nicht, sah nur, wie die Landschaft am Fenster vorbeiflog.
“Lisa?”, die Mutter rüttelte sie am Arm. “Das ist vielleicht die letzte Gelegenheit, Dich mit ihm auszusprechen.”
Lisa sagte immer noch kein Wort.
“Es könnte heilsam sein.”

Jetzt sah Lisa ihre Mutter an. Vielleicht hatte sie tatsächlich recht. Es war Zeit, ihren Kummer zu beenden. Sie hatte schon zu lange getrauert, sich zu lange das Hirn zermartert, sich zu lange ohne Erklärung zufrieden gegeben. Es stimmte. Damit musste jetzt Schluss sein!

Hier geht’s zur Folge 10 von “Im Fjord der Liebe”

Im Fjord der Liebe, Folge 9; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

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Im Fjord der Liebe, Folge 10 /im-fjord-der-liebe-folge-10/ /im-fjord-der-liebe-folge-10/#comments Wed, 18 Jun 2014 09:32:58 +0000 /?p=2337 weiterlesen]]> Oh weh, ob das alles so einfach geht? Kann man sich vornehmen, nicht mehr zu trauern? Weiß nich! Aber bevor es jetzt allzu philosophisch wird, lest doch lieber die nächste Folge. Here we go!

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“Überleg’s Dir einfach! Morgen Abend draußen beim alten Steg!”, sagte Nicolai. Ausgerechnet, dachte Lisa.
wkiv665, “Abendruhe”, Some rights reserved , Quelle: www.piqs.de

“Lisa! Komm schnell, da ist Brad!” Trixi saß vor dem Fernseher und schaute ihre Lieblingssendung. Es ging um Prominente und deren Leben, vor allem ihr Liebesleben. Schon seit sie Kinder waren, saß Trixi jeden Sonntag um halb sechs vor der Mattscheibe. Jetzt hatte sie ein Glas Absinth neben sich. Das hatte sie sich von einem ihren zahlreichen Männer abgeschaut, einem Franzosen, von dem sie glaubte, er habe ihr echte Lebensart beigebracht. “In Frankreich nehmen sie vor dem Essen immer einen Apéro”, sagte Trixi seitdem kennerisch. Mal war es ein Martini, mal ein Sherry, heute ein Absinth.

“Wo?”, fragte Lisa und setzte sich neben ihre Schwester aufs Sofa.
“Na, wo schon? In Hollywood, wo Du jetzt auch sein könntest, Schätzchen.”
Lisa starrte auf den Bildschirm. Ja, das war Brads Welt, all die Journalisten und Fans, die ihn umringten. Er hatte lässig die Sonnenbrille ins Haar gesteckt und trug einen Bart.
“Seit wann hat Brad einen Bart?”, sagte Trixi.
“Weiß nicht.”
“Bart ist schwer in Mode”, sagte Trixi. “Hat ihm wahrscheinlich sein Manager geraten.”
“Wahrscheinlich”, murmelte Lisa und konnte die Augen nicht abwenden. Offenbar ging es um seinen neuen Film, aber hatte er ihr nicht erzählt, er fliege nach New York?

“Hast Du nicht gesagt, er sei in New York?”, fragte Trixi.
“Ja, das dachte ich.”
“Ach, New York, Hollywood, ist doch einerlei, Brad ist in der ganzen Welt zuhause. Wann fliegst Du zu ihm?”
“Gar nicht.” Lisa sah zu, wie Brad Hände schüttelte, Autogramme gab und seine Filmpartnerin immer wieder an sich drückte. Sie war eine gänzlich unbekannte junge Schauspielerin, wurde aber als das neue Talent am Hollywood-Himmel gefeiert. Für sie war es ein Ritterschlag, dass sie mit Brad Pott drehen durfte. Und genau das sagte sie in diesem Moment in die Kamera.
“Wer ist dieses Flittchen?”, fragte Trixi.
“Hab’ den Namen vergessen.”
“Den werden wir bald kennen. Wer mit Brad dreht, bleibt nicht lange namenlos. Bestimmt dauert’s nicht lange, bis sie sich an ihn ranschmeißt.” Trixi prostete Lisa zu. “Also, wenn ich Du wäre, würde ich SOFORT hinfliegen.”

Eine Fernsehreporterin drängte sich ins Bild und hielt Brad ungeniert ein Mikrofon unter die Nase. “Sehen wir da eine neue Liebe am Horizont aufkeimen?”, fragte sie lächelnd. Die junge, noch namenlose,  Schauspielerin errötete und sah Brad an. Bewunderung lag in ihrem Blick, und wer Böses wollte, sah sogar Verliebtheit.
“Ach Angie”, Brad lachte in die Runde, er kannte fast jeden Journalisten in Hollywood mit Namen. “Hören Sie bitte auf, Gerüchte in die Welt zu setzen!”
“Brad”, sagte Angie und klopfte ihm jovial auf die Schulter. “Wir können einfach nicht glauben, dass ein Mann wie Sie seit Jahren ohne Frau lebt. Warum halten Sie Ihr Liebesleben so geheim?” Angie war eine gute Reporterin, sie ließ sich nicht abwimmeln. “Oder ist an dem Gerede etwa was dran, dass eine unbekannten Schöne in Berlin auf Sie wartet?”
Brad lächelte nur vielsagend und hauchte ein Danke ins Mikrofon. Dann nahm er seine junge Schauspielkollegin an der Hand und zog sie durch die Menge fort.

“Ich weiß nicht”, sagte Trixi und schaltete den Fernseher aus. “Warum rückt er nicht mit der Sprache raus und erzählt von Dir?”
“Weil er mir versprochen hat, es nicht zu tun”, antwortete Lisa. “Unsere ganze Familie hätte keine ruhige Minute mehr, wenn er es täte. Der Massenauflauf in Steinbek vor ein paar Tagen hat mir gereicht.”
“Ich verstehe Dich nicht.” Trixi schüttelte den Kopf und stand auf. “Ich geh’ schon”, sagte sie, als das Telefon klingelte.
“Hallo?” Ein Moment der Stille.
“Hallo? Nein, hier ist Trixi. Wer spricht dort?” Sie rollte mit den Augen und schaute zu Lisa. “Na, das ist ja eine Überraschung. Mir geht es gut, ja, danke. Augenblick, Lisa steht neben mir.”
Lisa sah ihre Schwester fragend an und nahm den Hörer. “Hallo? Wer ist da?”
“Hier ist Nicolai.”
“Nicolai?” Lisa musste sich setzen.
“Ja. Ich bin es. Es war schön, Dich auf dem Tennisplatz getroffen zu haben. Du hast das Spiel nicht verlernt, Chapeau!”
“Warum rufst Du an?”, fragte Lisa unumwunden.
“Können wir uns treffen?”
“Warum sollten wir uns treffen?” fragte Lisa. “Ich denke nicht, dass wir uns irgendetwas zu sagen hätten.”
“Morgen Abend draußen beim alten Steg. Ich denke, Du erinnerst Dich an die Stelle. Bitte, komm, ich warte auf Dich!”

Der alte Steg! Wie hätte Lisa ihren gemeinsamen Treffpunkt vergessen können. Er lag idyllisch am westlichen Ufer des kleinen Sees. Zugewachsen von Büschen und Bäumen, war er vom Weg aus nicht zu sehen. Nur wer ihn kannte, wusste, was es für ein lauschiges, romantisches Plätzchen war. Und ausgerechnet dort wollte Nicolai sie treffen.
“Nicolai, ich . . .”, setzte sie an.
“Lisa, überleg’s Dir einfach. Ich werde da sein.” Und schon hatte er aufgelegt.

Hier geht’s zur Folge 11 von “Im Fjord der Liebe”

Im Fjord der Liebe, Folge 10; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

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Im Fjord der Liebe, Folge 11 /im-fjord-der-liebe-folge-11/ /im-fjord-der-liebe-folge-11/#comments Wed, 18 Jun 2014 09:31:12 +0000 /?p=2342 weiterlesen]]> Oh, die Dinge spitzen sich zu! Was hat Nicolai Lisa zu sagen? Wird er sich endlich erklären? Zeit wär’s ja, nach so vielen Jahren. Lasst Euch überraschen:

Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Norwegen, Fjord

“Wer war denn die hübsche Blonde in Deinem Arm?”, fragte Lisa.
irene_zs, barbieworld2, Some rights reserved , Quelle: www.piqs.de

“Hi, Du Superstar! Was machst Du denn in Los Angeles?” Lisa saß vor ihrem Laptop und telefonierte mit Brad – via Internet und mit Kamera. “Und überhaupt, seit wann hast Du einen Bart?”
“Ach, der Bart”, er lachte. “Ich dachte, das wäre mal was anderes. Ja, ich bin in LA. Hector rief mich an und meinte, wenn ich in New York sei, könnte ich doch kurz rüberkommen. Pressekonferenz für den neuen Film.”
“Ha, Dein Manager hat vielleicht Nerven! Kurz rüberkommen! Von New York nach LA!” Lisa zog die Augenbrauen hoch. “Ihr Amerikaner seid einfach alle ein bisschen verrückt.  Aber was anderes: Wer war denn die hübsche Blonde in Deinem Arm?”

“Hübsche Blonde?” Brad kratzte sich am Kopf. “Ach, Du meinst Susan. Sie ist meine Partnerin in dem neuen Streifen. Hübsch? Blond? Hab ich gar nicht gesehen.”
“Haha, das kannst Du mir nicht erzählen.”
“Bist Du etwa eifersüchtig? Das sind ja ganz neue Töne.”
“Ein bisschen schon. Bisher haben sich noch alle Filmpartnerinnen an Dich rangeschmissen.”
“Und wenn schon. Was machst Du denn so in der nördlichen Provinz? Ist die Langeweile noch nicht über Dich gekommen?”

Langweile, mein Gott, dachte Lisa. Aber Brad konnte ja nicht wissen, dass sie zurzeit so viel Aufregung erlebte wie seit Jahren nicht mehr. Er kannte ihren Gemütszustand der permanenten Trauer ja gar nicht.
“Ich war mit Mama beim Tennisspielen.”
“Ach wirklich? Mit Deiner Mutter? Ich hätte vermutet, dass Du Dich mit Deiner alten Liebe triffst. Wenn Du schon mal in der Gegend bist.”
“Welche alte Liebe?”
“Ach komm, Schätzchen. Nur weil ich Schauspieler bin, bin ich nicht blöd. Denkst Du, ich weiß nicht, worum Deine Gedanken seit Jahren kreisen. Glaubst Du, ich habe nicht bemerkt, dass Deine Gefühle nicht wirklich bei mir sind? Es gibt in jedem Leben eine große Liebe, die einen nicht loslassen will. Und bei Dir ist es eben dieser Nicolai.”
“Wie kommst Du denn darauf?”
“Lisa, bitte, hör auf damit.”

Sie schlug die Augen nieder und wünschte sich, Brad könnte sie nicht sehen. “Und jetzt?”, fragte sie kleinlaut.
“Nichts”, sagte Brad. “Nur weil es ausgesprochen ist, ändert sich doch nichts, oder?”
“Mhm, wenn Du meinst.”
“Also, ich würde vorschlagen, dass Du diesen Supermann einfach mal anrufst und Dich mit ihm triffst. Ich denke, da gibt es noch ein paar Dinge zu klären.”
“Das würde Dir nichts ausmachen?”
“Ha, Du machst Witze!” Brad lachte laut auf und schlug die Hände vors Gesicht. “Natürlich macht es mir etwas aus. Aber was  soll ich tun? Weißt Du, ich habe keine Lust mehr, mit einer Frau zusammen zu sein, die dauernd an einen anderen denkt.”
“Ach Brad!”
“Pass auf, ich mache Dir einen ernsthaften Vorschlag. Du klärst die Dinge in Norwegen und ich bleibe solange hier in den USA. Entweder ich höre vor Dir, . . .  oder eben nicht.” Er schaute sie an. “Was meinst Du?”
“Ich denke, es wird wohl das Beste sein”, sagte Lisa langsam. “Aber ich werde Dich vermissen.”
“Dann geht es Dir wie mir. Nur dass Du mich ab und zu im Fernsehen siehst, ich hingegen muss von der Erinnerung an Dich leben.”

Lisa spürte, wie sich ihre Augen mit Tränen füllten. Nein, sie würde jetzt nicht weinen. Sie hatte Brad all die Zeit über im Unklaren gelassen, hatte ihn benutzt, sie hatte keinen Grund zum Heulen. Er war es, der eigentlich weinen müsste. Aber er bewahrte die Fassung.
“Gut”, sagte er. “Dann werden wir das Gespräch jetzt beenden und ich hoffe sehr, bald von Dir zu hören.”
“Ja”, Lisa schluchzte nun doch, versuchte aber zu lächeln. “Mach’s gut. Ich werde mir Deinen Film ansehen, das steht fest.”
“Mach das. Bis bald!” Er lächelte noch einmal kurz, dann war der Bildschirm schwarz.

Lisa ging zum Fenster. Wie schnell eine Beziehung doch zu Ende sein konnte. Ein Telefonat – und alles war anders. Sie war sich sicher, dass sie Brad nie wieder sehen würde und verwundert, wie sehr es sie verletzte, wie traurig sie auf einmal war. Brad hatte ihr so viel gegeben, er war immer für sie da gewesen – trotz seines turbulenten Lebens. Und sie hatte das nie zu schätzen gewusst.

Lisa warf sich auf ihr Bett. Nicolai, dachte sie. Was war nur an ihm, dass er nun auch noch ihre Beziehung zu Brad zerstörte? Sie musste handeln, die Dinge klären, sonst würde sie nie mehr glücklich werden.

Hier geht’s zur Folge 12 von “Im Fjord der Liebe”

Im Fjord der Liebe, Folge 11; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

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Im Fjord der Liebe, Folge 12 /im-fjord-der-liebe-folge-12/ /im-fjord-der-liebe-folge-12/#comments Wed, 18 Jun 2014 09:30:41 +0000 /?p=2360 weiterlesen]]> Ist Brad jetzt eigentlich ein Supertyp, weil er sich zurückzieht, um Lisa die Zeit für die Entscheidung zu lassen? Oder ist er ein Weichei, das sich drückt? Bin mal gespannt, ob Lisa und er sich wiedersehen. Was glaubt Ihr?

Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Norwegen, Fjord

Lisa schlug sich durch die Büsche und gelangte auf den Weg. Es waren ihre Tränen, in denen sich die Abendsonne spiegelte.
AggroFrosch, “Wasteland 1″, Some rights reserved , Quelle: www.piqs.de

Er saß bereits da, mit dem Rücken zu ihr und wartete. Lisa blieb einen Moment stehen, um die Szene in sich aufzunehmen. Nicolai auf dem alten Steg, den Blick übers Wasser auf die gegenüberliegenden Berge gerichtet. Sie war es, mit der er sich traf, nur sie allein. Wie früher als sie noch zusammen waren, in der guten, alten Zeit, der sie so sehr nachtrauerte.

Nicolai drehte sich um. Offenbar hatte er ihre Anwesenheit gespürt. “Hallo”, sagte er und stand auf.
“Hallo.”
“Komm”, er nahm ihre Hand, “setz Dich zu mir. Es ist herrlich hier in den Abendstunden.” Er führte sie an den Rand des Steg, direkt ans Wasser, setzte sich und ließ die Beine hängen. Lisa ließ sich neben ihm nieder. Sie hatte tausend kleine Ameisen im Bauch.
Eine Weile sprach keiner von ihnen ein Wort. “Lisa”, sagte Nicolai dann. “Ich bin Dir eine Erklärung schuldig.”
Lisa sah ihn an, sagte aber nichts.

“Weißt Du, ich stand damals unter einem unglaublichen Druck.”
Er nahm ihre Hand und sie durchfuhr ein Blitz nach dem anderen. Wie lange hatte sie sich nach einer Berührung von ihm gesehnt. Jetzt aber zog sie ihre Hand weg. Sie hatte kein gutes Gefühl, irgendetwas schien ihr den Hals zuzuschnüren.
“Mein Vater”, fuhr Nicolai fort.
“Ja?”
“Mein Vater drohte, mich zu enterben, wenn ich Dich heiraten würde.”
“Was?” Lisa traute ihren Ohren nicht. “Ich bin immer davon ausgegangen, dass er mich mag.”
“Das tut er auch. Aber er wollte eine besondere Frau für mich.”
“Eine besondere Frau?”
“Ja, eine, die in unsere Familie passt.”
“Ich verstehe kein Wort!”

Nicolai nahm erneut ihre Hand. Dieses Mal ließ Lisa es geschehen. “Sicherlich weißt Du, dass es in Norwegen eigentlich keinen Adel mehr gibt. Zumindest hat er seit 200 Jahren keinen Einfluss mehr.”
“Aha”, sagte Lisa. Sie hatte von all dem keine Ahnung. “Und der König?”
“Naja, der König ist noch da, aber die Adelsfamilien hat man mehr oder weniger ihrer Rechte beraubt.”
“Und was hat das alles mit Dir und Deinem Vater zu tun?”
“Wir gehören einer solchen entrechteten Familie an.”
“Du bist adlig?” Lisa war ehrlich überrascht.

“Ja, mir war das selbst nicht klar. Bis zu dem Tag, als mein Vater mich fragte, wie ernst es mir mit Dir sei.” Nicolai stand auf und lief auf dem Steg hin und her. “Und dann rückte er mit der Sprache heraus.”
“Was hat er gesagt?”
“Er drohte, mich zu enterben, wenn ich keine adlige Frau heirate. Das Geschlecht der von Langlos sollte adlig bleiben, auch wenn unser Einfluss verschwunden war. Mein Vater war in diesem Punkt so unnachgiebig wie ich ihn noch nie zuvor erlebt hatte.”
“Und da bist Du eingeknickt?” Lisa merkte, wie die Wut in ihr hochkam.
“Was hätte ich denn tun sollen?”, rief Nicolai und rang die Hände. “Natürlich hab ich daran gedacht, auf mein Erbe zu verzichten. Das Gut, die Wälder und Seen, alles woran mein Herz hängt. Ich war so verzweifelt.”
“Du hättest mit mir reden können.” Lisa war jetzt auch aufgestanden.
“Nein! Diese Entscheidung hatte ich allein zu treffen. Ganz allein.”

“Du hast sie getroffen!” Lisa glaubte, keine Luft mehr zu bekommen. Sie war ihm nicht wichtig genug gewesen. Er hatte mehr an seinem Namen, seinem Besitz gehangen als an ihr. Der Gedanke war unerträglich. Lisa fasste sich an den Hals.
“Kanntest Du Beatrice damals schon?” Sie musste diese Frage stellen. Sie musste wissen, ob eine andere Frau seine Entscheidung forciert hatte.
“Nein, natürlich nicht. Vater hat sie mir präsentiert, lange nachdem es zwischen uns beiden aus war. Ich war so traurig und verletzt, dass ich zwei Jahre lang überhaupt kein weibliches Wesen angeschaut habe.”
“Du hast sie geheiratet, weil Dein Vater sie Dir präsentiert hat?” Lisa wurde laut, sie war fassungslos.
“Es war doch ohnehin schon alles egal. Ich hatte Dich verloren.”
“Nein”, Lisa schrie jetzt. “Nein, Du hattest mich nicht verloren, Du hast mich verlassen!” Sie konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten. Es brach aus ihr heraus. Nicolai wollte sie trösten, nahm ihren Arm, aber sie wehrte ihn ab und hämmerte ihm auf die Brust. “Du hast mich verlassen!”, rief sie wieder und wieder, schaffte es nicht, sich zu beruhigen.

“Lisa, bitte!” Nicolai sah sich um, aber es war niemand da, der die Szene hätte beobachten können. “Versteh mich doch! Wir hätten keine Zukunft gehabt, wenn ich hier alles hätte zurücklassen müssen.”
“Achja? Du wagst es, mir das zu sagen? Ich hätte für Dich, für unsere gemeinsame Zukunft alles aufgegeben. Habe sogar wegen Dir Meeresbiologie studiert, ein Fach, mit dem ich in Berlin überhaupt nichts anfangen konnte. Ich wäre zu Dir nach Norwegen gezogen, hätte meinem Land und meiner Familie den Rücken gekehrt. Ich bin immer davon ausgegangen, dass Du dasselbe für mich getan hättest. Wie idiotisch!”
“Lisa”, Nicolai versuchte, sie zu beruhigen. Vergeblich.
“Lass mich! Ich kann nicht glauben, was Du da sagst. Und ich will kein weiteres Wort hören.” Lisa hielt sich die Ohren zu und rannte über den Steg, schlug sich durch die Büsche und gelangte auf den Weg. Es waren ihre Tränen, in denen sich die Abendsonne spiegelte.

Hier geht’s zur Folge 13 von “Im Fjord der Liebe”

Im Fjord der Liebe, Folge 12; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.
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Im Fjord der Liebe, Folge 13 /im-fjord-der-liebe-folge-13/ /im-fjord-der-liebe-folge-13/#comments Wed, 18 Jun 2014 09:29:51 +0000 /?p=2370 weiterlesen]]> So, jetzt ist es raus! Das ist also die Geschichte hinter der Geschichte. Der blaublütige Sohn darf nur eine Adlige freien und widersetzt sich nicht, weil er nicht aufs Familiengut verzichten will. Der Junge hat offenbar zu viel “Vom Wind verweht” gesehen. In dem alten Kultschinken sagte der alte Gerald O’Hara auch immer: “Nur das Land ist ewig. . . ”

Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Norwegen, Fjord

“Nicolai ist in Norwegen doch viel stärker verwurzelt als Du in Berlin”, sagte Lisas Mutter.
Xinica, “Am Wasser verwurzelt”, Some rights reserved , Quelle: www.piqs.de

“Lisa, Schatz, da bist Du ja endlich!” Ihre Mutter kam ihr auf dem Kiesweg entgegen und nahm sie in die Arme. “Wo warst Du? Wir haben uns die größten Sorgen gemacht!” Es war bereits Mitternacht und Lisa ließ sich bereitwillig ins Haus führen. Sie fühlte sich so schwach, so hilflos, so leer. Stunden war sie einfach nur durch die Gegend gelaufen, über Felder und Wiesen, durch Wälder und am Meer entlang. Das also war der Grund gewesen, warum Nicolai die Beziehung zu ihr abgebrochen hatte: Sie war nicht gut genug für ihn gewesen, weil sie kein blaues Blut hatte! Die Geschichte war so ungeheuerlich, dass Lisa sie selbst nicht glauben konnte. Das war ja wie in einem Groschenroman aus dem vorigen Jahrhundert.

“Was ist denn passiert?”, fragte ihre Mutter als sie im Haus waren.
“Nichts”, sagte Lisa. “Ich war spazieren.”
“Bis in die Nacht? Selbst wenn es hier im Norden nicht dunkel wird, ich sehe es ungern, wenn Du zu so später Stunde alleine durch die Wälder streifst.”
“Mama, ich bin erwachsen!”
“Trotzdem. Und jetzt komm her, setz Dich und erzähl mir, was los ist.”
Wie immer duldete Gitta keinen Widerspruch. Sie zog Lisa neben sich auf das Sofa, tätschelte ihre Hand und sah sie erwartungsfroh an.
Doch statt ein Wort zu sagen, brach Lisa in Tränen aus. Ein Weinkrampf schüttelte sie, getragen von Verzweiflung, Ungläubigkeit und Leere. Seit sie Nicolais Geschichte gehört hatte, empfand sie vor allem Leere. All die Jahre hatte die Trauer um die verlorene Liebe ihr Leben erfüllt, war sie der Sinn ihres Daseins gewesen. Umsonst! Nicolai war keine Sekunde davon Wert gewesen. Er hatte sie verraten und das war unverzeihlich.

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Gitta strich ihrer Tochter beruhigend über den Kopf. “Hast Du mit Nicolai gesprochen?”, fragte sie.
“Ja”, schluchzte Lisa.
“Hat er Deine Frage beantwortet?”
“Mhm.”
“Und?”
Lisa kannte ihre Mutter. Sie würde keine Ruhe geben, bevor sie nicht die ganze Wahrheit kennen würde. Also begann Lisa zu erzählen, zunächst noch stockend und von heißen Tränen unterbrochen, dann immer flüssiger. Und am Ende redete sie sich so in Rage, dass sie nichts mehr auf dem Sofa hielt und sie wie ein gehetztes Tier im Wohnzimmer auf und ab ging.
“Stell Dir das mal vor, Mama. Jetzt hat er diese dicke, unfreundliche Italienerin am Hals. Und das nur, weil sie adlig ist.”
“Ja, aber ich hab den Eindruck, er bereut seine Entscheidung mittlerweile.”

“Adlig!” Lisa hörte ihrer Mutter gar nicht zu. “So ein Quatsch!” Lisa schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn, dann sah sie ihre Mutter an.
“Was hast Du eben gesagt?”
“Ich glaube, dass er seine Entscheidung bereut.”
“Wie kommst Du denn darauf?”
“Naja”, Gitta machte eine Pause. “Ich habe seine Blicke gesehen auf dem Tennisplatz.”
“Aha!”
“Und was Du von Eurem Treffen am alten Steg erzählst, lässt mich zum selben Schluss kommen.”
“Weißt Du was? Das ist mir wurscht. Ich bin fertig mit diesem Typen.”
“Ach, Kind! Jeder macht doch mal einen Fehler!”

“Mama”, Lisa setzte sich neben ihre Mutter. “Hier geht es nicht um einen Fehler. Hier geht es um Einstellungen und Werte. Mich zu verlassen, weil ich nicht adlig bin, das ist charakterlos und schwach. Was wäre denn passiert, wenn sein Vater ihn enterbt hätte?”
“Lisa, sei doch nicht so streng. Für Nicolai war immer klar, dass er einmal das Gut seiner Familie führt. Er ist hier in Norwegen ganz anders verwurzelt als Du in Berlin. Er hätte das alles nicht so leicht aufgeben können. Verstehst Du das denn nicht?”
“Nein. Das verstehe ich nicht. Ich weiß nur, dass es offenbar ein krasses Ungleichgewicht zwischen uns gegeben hat. Ich hätte alles für ihn aufgegeben, er war aber umgekehrt nicht bereit dazu. Im Gegenteil: Er lässt mich fallen. Wegen einer Nichtigkeit!”
Gitta sagte nichts mehr. Sie sah ihre Tochter nur mitleidig an. Wenn Lisa doch nur ein bisschen von der Leichtigkeit ihrer Schwester hätte. Trixi hätte in dieser Situation gelacht und sich einen neuen Freund gesucht. Mit einer guten Portion Oberflächlichkeit kam man einfach besser durchs Leben.

“Ich geh jetzt nach oben”, sagte Lisa.
“Schlaf gut, mein Schatz”, sagte Gitta. “Ach ja, übrigens, bevor ich’s vergesse. Michael hat angerufen.”
“Michael? Was will der denn? Ich habe Urlaub, da soll er mich gefälligst in Ruhe lassen.”
“Er sagte, es sei wichtig. Ruf ihn doch morgen an. Vielleicht gibt es ein Problem. Immerhin bist Du die Chefin.”
“Mach ich”, sagte Lisa und ging die Treppen hinauf. Michael!, dachte sie. Ihr nerviger Kollege. Was wollte der schon wieder?

Hier geht’s zur Folge 14 von “Im Fjord der Liebe”

Im Fjord der Liebe, Folge 13; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

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Im Fjord der Liebe, Folge 14 /im-fjord-der-liebe-folge-14/ /im-fjord-der-liebe-folge-14/#comments Wed, 18 Jun 2014 09:28:26 +0000 /?p=2378 weiterlesen]]> Aha, Michael! Wer ist denn Michael? Kann es tatsächlich sein, dass Lisa ihre alte Liebe abgehakt hat? Und was ist jetzt eigentlich mit Brad? Mein Gott, da stehen ganz schön viele Typen in der Schlange. . .

Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Norwegen, Fjord

Was für ein Schaf war Lisa gewesen!!
new_mud, “Schaf auf dem Deich”, Some rights reserved , Quelle: www.piqs.de

Es war schon spät am Morgen. Die ganze Familie saß bereits beim Frühstück, als Lisa ins Esszimmer kam.
“Oh, da ist ja unsere Langschläferin”, sagte Trixi und lachte. “Was ist mit Dir los, Schwesterherz? Sonst stehst Du doch mit den Hühnern auf?”
“Lass Lisa in Ruhe, hörst Du Trixi!” Gittas Stimme war ungewöhnlich scharf.
“Oho! Großes Geheimnis?” Trixi gelang es nie, ihr loses Mundwerk zu zügeln. Sie stichelte einfach zu gern.
Lisa sah sie strafend an, sagte aber kein Wort. Sie goss sich Kaffee ein und strich dick Butter auf eine Scheibe Brot.

“Wann kommt eigentlich Brad zurück?”, fragte Trixi weiter.
“Keine Ahnung!”
“Mann, was ist eigentlich los? Seit Du den Raum betreten hast, herrscht hier dicke Luft. Möchte wissen, wann Du Deine Männergeschichten endlich in den Griff kriegst.”
“Hör bloß auf! Wenn hier einer seine Männer sortieren muss, dann bist das ja wohl Du!”, giftete Lisa zurück.
“Mädels, bitte!” Jetzt schaltete sich der Vater ein. “Habt Ihr den Verstand verloren? Ihr habt Euch doch früher nie so in den Haaren gehabt.”
“Ach Papa, lass gut sein”, sagte Lisa. “Ich hab gestern Nicolai gesehen und unser Treffen war sehr unerfreulich.”

“Nein!” Trixis Ausruf war theatralisch. “Du hast mit IHM gesprochen!”
“Ja.” Lisa versuchte, ruhig zu bleiben. Sie blickte auf ihren Teller.
“Okay, okay! Es tut mir Leid, Lisa. Ich weiß ja, wie sehr Du ihn geliebt hast. Auch wenn ich nicht wirklich weiß, warum.”
“Es ist endgültig vorbei!”
“Wow, das klingt gut. Hast Du es Brad schon erzählt?”
“Was hat Brad damit zu tun?”
“War Nicolai nicht der Grund für Brads Flucht vor ein paar Tagen?”
“Flucht?” Jetzt sah Lisa ihre Schwester an.
“Interview beim People-Magazin! Das hast Du doch nicht wirklich geglaubt, oder? Ich denke, er hat es hier nicht ausgehalten, in der Nähe Deiner alten, großen Liebe. Da hat er sich lieber verdrückt.”

Dieser Gedanke war Lisa noch gar nicht gekommen. Wie naiv war sie eigentlich? Und wie unaufmerksam? Wie schmerzhaft war das alles wohl für Brad gewesen? Plötzlich bekam Lisa ein schlechtes Gewissen. Jahrelang war sie einem Phantom hinterhergelaufen, hatte alle Energie in ihre Erinnerungen gesteckt. Die Realität war völlig an ihr vorbeigegangen. Sie war ein Schaf gewesen!
“Wahrscheinlich hast Du Recht, Trixi”, sagte Lisa. “Brad und ich haben eine Bedenkzeit vereinbart.”
“Was ist denn das wieder für ein Quatsch?” Trixi schüttelte den Kopf und stand auf. “Endlich hast Du diesen bescheuerten Norweger in den Wind geschickt und könntest mit Brad glücklich sein. Wieso Bedenkzeit?”
“Ich muss mich richtig von Nicolai lösen und dann sehen, was mit Brad und mir wird.”
“Bis dahin hat sich diese schnuckelige kleine Schauspielerin an ihn rangemacht, das kann ich Dir garantieren!”
“Dann kann ich auch nichts machen.” Lisa hatte keine Lust mehr auf Kompromisse, sie war froh, dass Bewegung in ihr Leben und ihre Gefühle gekommen war.

“Tut mir Leid, Leute. Aber ich kann das Gesülze nicht mehr hören. Einen echten Filmstar sausen lassen, dass bringt nur meine Schwester fertig. Ich geh schwimmen”, sagte Trixi und ging zur Tür. Lisa sah ihr nach. Auch wenn sie es nie zugeben würde, sie bewunderte ihre Schwester. Trixi sah wunderbar aus, in ihren kurzen Jeans, dem engen, grellpinken Top und den ollen Badelatschen, die sie früher schon immer während der Ferienwochen getragen hatte. Sie nahm das Leben  leicht und einfach und das zeigte sie in jeder ihrer Gesten. Wie sie das lange Haar in den Nacken warf, wie sie lachte und mit jedem Mann flirtete, der ihr in die Quere kam.

“Hast Du Michael zurückgerufen?” Gitta riss Lisa aus ihren Gedanken.
“Michael? Ach Gott, den hab ich total vergessen. Ich telefoniere gleich nach dem Frühstück mit ihm. Vielleicht ist es ja tatsächlich wichtig.”
“Nicht mehr nötig.” Trixi kam zurück, das Telefon in der Hand. “Er ist dran.”
Lisa nahm den Hörer. “Michael? Ja, hier ist Lisa. Warum rufst Du mich im Urlaub an? Was gibt es denn so dringendes?”

Hier geht’s zur Folge 15 von “Im Fjord der Liebe”

Im Fjord der Liebe, Folge 14; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

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Im Fjord der Liebe, Folge 15 /im-fjord-der-liebe-folge-15/ /im-fjord-der-liebe-folge-15/#comments Wed, 18 Jun 2014 09:27:08 +0000 /?p=2394 weiterlesen]]> Irgendwie hab ich das Gefühl, dieser Michael könnte etwas Wichtiges zu sagen haben. Geht es Euch auch so? Na, lassen wir uns mal überraschen!

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“Ich möchte zu den Fjorden bei Bergen fahren”, sagte Lisa.
robibiederbick, “Abendstimmung am Nordmeer”, Some rights reserved , Quelle: www.piqs.de

Lisa rieb sich die Augen. Seit Stunden saß sie vor ihrem Laptop und durchsuchte das Netz nach Informationen über Frederik Mörk. Viel gefunden hatte sie nicht, obwohl genau dieser Mann eine Fischreuse entwickelt haben sollte, die das gesamte Fischereiwesen revolutionieren würde. Das jedenfalls hatte Michael am Telefon erzählt. Und dieses Mal glaubte ihm Lisa, obwohl ihr Kollege schon manche tolle Geschichte erfunden hatte, nur um die Aufmerksamkeit der Chefin zu bekommen. Lisa spürte genau, dass Michael mehr für sie empfand als er bereit war zuzugeben. Aber dies beruhte absolut nicht auf Gegenseitigkeit, weswegen sie ihn deutlich auf Abstand hielt.

Die fachlichen Details über Frederik Mörks Innovation hatten Lisa überzeugt. Leider konnte sie über ihn als Person kaum etwas finden. Michael hatte ihr zwar eine Adresse gegeben, aber die musste falsch sein. Sie gehörte zu einer Schiffsanlegestelle in einem Dorf hinter Bergen. Das würde bedeuten, dass Mörk auf einem Boot lebte – und das konnte bei Gott nicht sein. Schließlich hatte er ein Unternehmen zu leiten. Wie Lisa recherchiert hatte, stellten Mörk Industries seit Jahren Containerschiffe her, die sie in alle Welt verkauften. Es war kaum anzunehmen, dass der Chef selbst auf einem dieser Riesenkäne wohnte.

Lisa klappte den Laptop zu. Die Geschichte war gut und so wie es aussah, hatte sie die Story exklusiv. Sie wusste aber, dass es nicht lange dauern würde, bis die Konkurrenz Wind davon bekam. Wenn sie den Coup landen wollte, als Erste über diesen Mann und seine Entwicklung zu berichten, durfte sie einen Besuch bei ihm nicht auf die lange Bank schieben.

Sie trat in den Garten und sah Trixi auf dem Steg sitzen. Ihre Schwester ließ die Beine ins Wasser baumeln, hatte Kopfhörer im Ohr und wippte im Takt der Musik, die nur sie allein hörte. Lisa ging zum Wasser und berührte Trixi an der Schulter. Die fuhr herum.
“Mann!”, rief sie. “Musst Du mich so erschrecken?”
“Tschuldigung. War keine Absicht.” Lisa setzte sich neben Trixi und zog ihr am Kabel die Stöpsel aus den Ohren. “Hättest Du Lust, morgen einen kleinen Ausflug mit mir zu machen?”
“Morgen ist Sonntag.”
“Stimmt.”
“Der Sonntag ist heilig, hast Du das vergessen? Sonntags bleibt die Familie hier am Wasser.”
“Morgen machen wir eine Ausnahme. Ich möchte in die Fjorde bei Bergen fahren.”
“Und was willst Du dort?”
“Ich suche einen Großindustriellen, der dort auf einem Schiff wohnt.”
“Ok. Und was soll ich dabei?”
“Na, was Männer angeht, bist Du doch schon immer unschlagbar gewesen.”
“Soll ich ihn . . . becircen?”
“Was auch immer Du tust, bring ihn dazu, mit mir zu reden.”
“Das ist meine leichteste Übung.” Trixi lächelte vielsagend. “Warum denkst Du, dass er nicht mit Dir sprechen will?”
“Weil er der Presse bisher jedes Gespräch verweigert hat.”
“Dann sagst Du ihm eben nicht, dass Du von der Presse bist.”
“Genau. Es soll ein lockeres, unverbindliches Gespräch werden. Und dafür brauche ich Dich.”
“Verstehe.”
“Du bist also dabei?”
“Klar Schwesterchen.” Trixi hob die Hand und Lisa schlug ein.

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“Find ich schön, dass wir beide endlich wieder was zusammen unternehmen”, sagte Lisa.
“Ich auch”, sagte Trixi. “Und wenn’s dabei um Männer geht – umso besser.” Sie stand auf.
“Wo gehst Du hin?”
“Hast Du mir nicht gerade erklärt, dass ich morgen einen Großindustriellen becircen soll?”
Lisa schaute fragend.
“Derlei Unternehmungen bedürfen einer genauen Vorbereitung.” Trixi lachte. “Aber davon hast Du ja keine Ahnung. Ich durchforste jetzt mal meine Koffer, ob ich was brauchbares zum Anziehen finde. Und ich sag Dir was: Das solltest Du auch tun.” Trixi hüpfte über den Steg zum Haus.
Das war ein Vorhaben genau nach ihrem Geschmack.

Hier geht’s zur Folge 16 von “Im Fjord der Liebe”

Im Fjord der Liebe, Folge 15; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

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Im Fjord der Liebe, Folge 16 /im-fjord-der-liebe-folge-16/ /im-fjord-der-liebe-folge-16/#comments Wed, 18 Jun 2014 09:26:07 +0000 /?p=2438 weiterlesen]]> Ein Großindustrieller, na also! Vielleicht kommt jetzt endlich der Richtige ins Spiel. Wäre Lisa doch zu wünschen, oder?

Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Norwegen, Fjord

Es sah so aus, als würde der Mann auf einem Schiff wohnen.
pete, “MSC Valencia at Hong Kong”, Some rights reserved, Quelle: www.piqs.de

“Sagt mal, Ihr beiden. Habt Ihr heute etwas besonderes vor?” Gitta fuhr fort, Butter auf ihr Brötchen zu streichen. Sie schaute nicht auf, als sie die Frage an ihrer Töchter richtete.
“Wie kommst Du darauf, Mama?”, fragte Lisa und schenkte sich eine Tasse Kaffee ein. Sie war schon seit über einer Stunde auf, hatte sich die Haare gewaschen und ganz genau überlegt, was sie anziehen sollte. Sie kam zu dem Schluss, dass ein Paar Jeans und eine einfache Bluse am unauffälligsten sein würden. Umso mehr war sie erschrocken, als sie Trixi am Frühstückstisch sitzen sah. Sie war ziemlich stark geschminkt, hatte sich die Haare hochgesteckt und ihr Rock war kaum mehr als ein Lendenschurz. Die Badelatschen hatte sie gegen ein paar hochhackige Riemchensandalen eingetauscht.

“Naja, ich finde nicht, dass Ihr nach einem gemütlichen Sonntag hier am Wasser ausseht”, antwortete Gitta.
“Ach ja? Wie sehen wir denn aus?” Trixi strich sich über ihr schwarzes Oberteil, das zwar leger fiel, trotzdem keinen Zweifel an der Üppigkeit ihrer Oberweite ließ.
“Als wolltet Ihr ein paar Männer von Euch überzeugen!”
“Oh”, sagte Lisa und lachte. “Ist es so offensichtlich?”
“Wie?” Jetzt mischte sich der Vater ein. “Ihr wollt weg? Heute am Sonntag?”
“Ja, Papa”, sagte Lisa. “Tut mir leid, aber ich habe einen wichtigen Auftrag, für den ich Trixi brauche. Wir müssen heute los, sonst schnappt mir noch jemand die Geschichte weg.”

“Was kann das für ein Auftrag sein?” Gitta schaute Trixi an und schüttelte den Kopf.
“Ein Großindustrieller, der noch nie ein Interview gegeben hat”, antwortete Trixi und klimperte mit den Augenlidern.
“Und Du meinst wirklich, dass er ausgerechnet Euch Rede und Antwort steht?” Gitta warf erneut einen Blick auf Trixi. “So wie Ihr ausseht?”
“Ich glaube, Mama hat recht”, sagte Lisa. “Du solltest vielleicht nicht ganz so dick auftragen, Trixi. Ein bisschen weniger Farbe täte es doch auch, oder?”
“Oh Mann!” Trixi stöhnte, stand aber auf und ging nach oben ins Badezimmer. Die Absätze klapperten auf der Treppe.

“Wenn die Adresse stimmt, dann wohnt der Mann auf einem Schiff”, erzählte Lisa.
“Na, das klingt ja interessant”, sagte der Vater.
“Ja, ein Großindustrieller, der ein einfaches, aber geniales Gerät erfindet und auf einem Containerschiff haust. Wenn das keine Herausforderung ist.” Lisa biss in ein Brötchen. Wieder musste sie an Nicolai denken und das Gespräch beim Steg. Noch immer konnte sie kaum glauben, was er ihr erzählt hatte. Ihre Enttäuschung kannte keine Grenzen, nie hätte sie einen solchen Grund hinter seinem Verhalten vermutet.

“Ist es so besser?” Trixi war zurück gekommen. Sie trug jetzt eine zwar sehr enge, aber immerhin lange Jeans, ein T-Shirt und ein Jackett, sah fast seriös aus. Nur die hochhackigen Sandaletten erinnerten noch an ihren Look von vorhin.
“Ja.” Lisa nickte mit dem Kopf. “So haben wir auch bei einem hinterwäldlerischen Querkopf eine Chance. Denn ich vermute, genau das ist er.”
“Na dann komm, Schwesterherz. Lass uns losfahren.” Trixi war jetzt in Aufbruchstimmung.
“Gut”, sagte Lisa und stand auf. “Ich denke, wir sind spätestens heute Nachmittag wieder zurück. Wenn wir ihn bis dahin nicht überzeugt haben, schaffen wir es ohnehin nicht mehr.”
“Viel Glück”, rief ihnen Gitta hinterher.

Hier geht’s zur Folge 17 von “Im Fjord der Liebe”

Im Fjord der Liebe, Folge 16; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

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Im Fjord der Liebe, Folge 17 /im-fjord-der-liebe-folge-17/ /im-fjord-der-liebe-folge-17/#comments Wed, 18 Jun 2014 09:25:31 +0000 /?p=2446 weiterlesen]]> Jetzt seid Ihr gespannt, was? Ich verrat Euch was: ich bin’s auch!

Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Norwegen, Fjord

Am Ufer stand ein rotes Holzhäuschen.
ezioman, “finland archipelago_001″, Some rights reserved, Quelle: www.piqs.de

“Also, ich weiß nicht, hier kann es doch nicht sein, oder?” Trixi schaute noch einmal auf die Karte. “Mann, Mann. Der Typ scheint ein harter Knochen zu sein.”
Seit Stunden fuhren die beiden Schwestern am Ufer des Fjordes entlang. Die Straße war immer enger geworden, mittlerweile war sie nur noch ein besserer Feldweg.
“Hier ist nichts.” Lisa stellte den Wagen ab und schaute sich um. Ein kleines Laubwäldchen säumte den Weg, rechts von ihnen musste das Wasser sein – allerdings in einiger Entfernung. Sehen konnten sie es nicht.

Lisa stieg aus. “So ein Mist”, rief sie und stampfte mit dem Fuß auf. “Jetzt weiß ich, warum dieser Mann keine Interviews gibt. Nicht etwa, weil er keine Lust dazu hat, sondern weil ihn keiner findet.”
“Wir finden ihn!”, sagte Trixi und zog ihre Schuhe aus.
“Du willst doch hier im Wald nicht etwas barfuß laufen?”, fragte Lisa entsetzt.
“Was soll ich tun? Mir den Knöchel brechen auf diesem unebenen Gelände?” Trixi dachte praktisch und sie war wild entschlossen, Frederik Mörk zu finden. “Los jetzt”, sagte sie. “Dann gehen wir eben zu Fuß. Ich denke, wir müssen Richtung Wasser, also dorthin.” Sie zeigte nach rechts und lief los. Lisa schloss den Wagen ab und folgte ihrer Schwester.

Sie liefen eine Zeit lang durch Gestrüpp und Unterholz, begleitet von zahlreichen Flüchen und Schmerzensschreien Trixis, die mit ihren nackten Füßen immer wieder zwischen Wurzeln und Äste geriet. “Hätte ich nur die Badelatschen angelassen! Wie konnte ich bloß so blöd sein”, sagte sie immer wieder.
“Schau nur”, sagte Lisa plötzlich und blieb stehen. “Sieht aus, als hätten wir’s geschafft.” Sie traten auf einmal aus den Büschen und Bäumen heraus und vor ihnen lag das Meer in einem herrlichen Fjord, umgeben von Bergen. Am Ufer stand ein kleines rotes Holzhäuschen mit einem langen Steg, der ins Wasser führte. An seinem Ende war eine Segeljolle angebunden, die lustig in den Wellen schaukelte.

“Idyllisch”, sagte Trixi. “Aber glaubst Du, unser Großkapitalist wohnt hier in dieser Kate? Hochherrschaftlich sieht anders aus.”
“Immerhin ist es keines dieser hässlichen Containerschiffe. Sieht doch putzig aus die Unterkunft. Wenn der Besitzer auch so putzig ist. . .”
“Hahaha.” Trixi musste lachen. So gut gelaunt hatte sie ihre Schwester lange nicht erlebt. Sie legte einen Arm um Lisa. “Ich bin froh, dass es Dir besser geht und Du Dir diesen norwegischen Schwachkopf endlich aus dem Kopf geschlagen hast.”
“Ja, und jetzt bin ich zu allen Schandtaten bereit”, sagte Lisa und ging auf das rote Holzhaus zu. Trixi folgte ihr, humpelnd und fluchend.
“Hallo, ist da jemand?” Lisa klopfte an die Tür der Hütte, aber niemand öffnete. Sie lief einmal ums Haus herum, in der Hoffnung durch ein Fenster schauen zu können. Keine Chance, überall waren die Läden verschlossen, die Tür war verriegelt. Das Haus war verlassen.

“Das darf nicht wahr sein!” Trixi war erschöpft. Sie setzte sich auf das kleine Bänkchen vor dem Haus und rieb sich die wunden Füße. “Der ganze Weg umsonst!”
“Aber das muss es sein”, sagte Lisa verzweifelt und setzte sich neben ihre Schwester. “Es gibt weit und breit kein anderes Haus.”
“Gut”, sagte Trixi. “Dann warten wir eben. Irgendwann wir er ja kommen.” Sie lehnte sich zurück, schloss die Augen und ließ sich die Sonne ins Gesicht scheinen.
“Und wenn er im Urlaub ist?”, fragte Lisa. “Oder auf Geschäftsreise? Was, wenn er erst in ein paar Wochen wieder kommt?”
“Dann müssen wir uns eben so lange von Fischen ernähren.” Trixi lachte. “Ach Schwesterchen, bleib doch mal locker. Jetzt machen wir es uns hier gemütlich und warten erst mal ab.” Sie kramte in ihrer Tasche. “Hier, nimm!” Sie hielt Lisa einen Keks hin.
“Danke!” Lisa biss ab, obwohl sie keinen Hunger hatte. In der Tat war es ein wunderschönes Fleckchen Erde, in das sie da geraten waren. Kein Geräusch war zu hören, außer den kleinen Wellen, die ans Ufer rollten und dem Gekreische der Möwen über ihren Köpfen.

Lisa musste eingeschlafen sein. Sie schrak hoch, als sie eine Stimme hörte. “Oh, Besuch zu so später Stunde?” Ein Mann kam näher, bepackt mit Taschen und einer Angel unter dem Arm.
Lisa fasste sich schnell. “Sind Sie Ferderik Mörk?”, fragte sie.
“Warum wollen Sie das wissen?”, fragte der Mann, ein wenig ungehalten. “Und wer sind Sie überhaupt?”
“Ich bin Lisa Kocher”, antwortete sie und stand auf. “Und das ist meine Schwester Trixi.” Lisa zeigte nach rechts auf die Bank, wo Trixi noch immer den Schlaf des Gerechten schlief.

Frederik Mörk sah sie an. Für einen Norweger hatte er ungewöhnlich braune Augen. “Und?”, fragte er.
“Wir . . ., ich. .  .” Lisa fehlten plötzlich die Worte.
“Wir hatten eine Panne mit dem Wagen”, hörte sie Trixi sagen. “Und da haben wir hier eine kleine Rast gemacht.”
Da ging ein Lächeln über das Gesicht des Mannes. “Ok”, sagte er. “Dann würde ich sagen, Ihr kommt erst mal rein.”

Hier geht’s zur Folge 18 von “Im Fjord der Liebe”

Im Fjord der Liebe, Folge 17; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

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Im Fjord der Liebe, Folge 18 /im-fjord-der-liebe-folge-18/ /im-fjord-der-liebe-folge-18/#comments Wed, 18 Jun 2014 09:24:11 +0000 /?p=2455 weiterlesen]]> So, Frederik Mörk also. Ein Großindustrieller, der nebenbei auch noch was erfindet. Und der nett ist. Und vielleicht auch noch gut aussieht. Was denkt Ihr? Könnte er es sein, der Prince Charming?

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So mancher ist seinen Troll nie mehr los geworden.
urpils10, “Troll”, Some rights reserved , Quelle: www.piqs.de

“Das hat wunderbar geschmeckt!” Trixi schob den Teller von sich und lehnte sich auf der Bank zurück. “Wenn ich’s genau nehme, war das der beste Lachs, den ich je gegessen habe.”
“Schade, dass die Skrei-Saison schon vorbei ist. Das ist mit Abstand der leckerste Fisch, den Norwegen zu bieten hat.” Frederik Mörk stand auf und räumte die Teller zusammen. “Ich weiß nicht, kennt man den Skrei in Deutschland?”
“Keine Ahnung”, sagte Trixi. “Wir haben ihn jedenfalls schon oft gegessen. Hier in Norwegen.”
“Ach, Ihr seid nicht das erste Mal bei uns?”

“Nein”, jetzt schaltete sich Lisa ein. “Als Kinder sind wir jedes Jahr hier gewesen. Immer im selben Ferienhaus, immer im selben Ort.”
“Welcher Ort ist das?”
“Steinbek, etwa 150 Kilometer von hier.”
“Steinbek?” Frederik Mörk runzelte die Stirn. “Nein, das sagt mir leider nichts.” Er nahm die Teller und ging zur Spüle, wo sich schon einiges Geschirr stapelte. “Ich bin heute noch nicht zum Abwasch gekommen”, sagte er entschuldigend. “Ich war den ganzen Tag im Hafen.”
“Ah, Du bist Fischer”, sagte Trixi und stand auf. “Komm, ich helfe Dir, wo sind denn die Geschirrtücher?”
Frederik Mörk sah sich fragend um, bückte sich dann und kramte in einem kleinen Schränkchen unter dem Fenster. “Hier”, sagte er triumphierend und reckte ein Handtuch in die Höhe. “Ich war längere Zeit nicht hier und meine Haushälterin räumt gerne um.” Er lächelte.

“Du hast eine Haushälterin für dieses kleine Häuschen?” Lisa konnte sich die Frage nicht verkneifen. Sie hatte nicht vergessen, warum sie und Trixi her gekommen waren. Sie wollte mehr erfahren über Frederik Mörk.
“Ohne Hedwig könnte ich nicht überleben.  Ich schaffe es, nach kürzester Zeit ein veritables Chaos zu verbreiten. Wenn sie nicht ab und zu vorbeikäme, dann würde hier keiner mehr durchblicken.” Er ließ Wasser ins Becken und begann, die Gläser abzuwaschen. “Außerdem muss ja einer nach dem Rechten sehen, wenn ich im Ausland bin.”
“Und da bist Du wohl öfter?” Trixi klapperte mit ihren Sandalen über den Terrakottaboden als sie ein Glas in den Schrank räumte.
“Naja, ab und zu. Das bringt mein Job so mit sich.”
“Warum muss denn ein Fischer oft ins Ausland? Anglerkongresse in Neufundland?” Trixi lachte.
“Das ist gar nicht so weit her geholt. In der Tat war ich neulich bei einem Anglertreffen in Neuguinea.”
“Und? Angeln sie dort anders?” Trixi konnte nicht glauben, dass Frederik Mörk die Wahrheit sagte. Der Mann lebte zwar in einem winzigen Häuschen, aber alles andere deutete daraufhin, dass er kein armer Erdenbürger war. Und ganz sicher kein Fischer. Die Keramikplatten auf dem Fußboden waren vom Feinsten. Die Küche musste maßgeschneidert sein, so optimal wie der kleine Raum ausgenutzt war. Elektrische Jalousien an den Fenstern, eine Artdeco-Leuchte über dem Tisch – das konnte sich ein Fischer unmöglich leisten. Sie waren hier richtig, bei Frederik Mörk, dem Reeder – daran hatte Trixi keinen Zweifel.

“Ja, sie angeln dort anders. Aber deswegen war ich nicht dort.”
“Sondern?” Jetzt war auch Lisa aufgestanden. Die Sache wurde spannend. Mit welcher Leichtigkeit Trixi ihm die wichtigen Informationen entlockte. Lisa war beeindruckt.
“Ich habe dort meine Erfindung vorgestellt.” Frederik Mörk lächelte eine wenig verlegen.
“Wow!” Trixi riss die Augen auf und tat überrascht. “Du bist ein Erfinder!! Was hast Du denn erfunden?”
“Eine elektrische Fischreuse, die sich vor allem beim Angeln in Schwärmen bezahlt macht.”
“Oh, das klingt ja seeehr interessant!” Jetzt war Trixi in ihrem Element und nicht mehr zu stoppen. Sie schürzte die Lippen und fuhr sich durchs Haar, trat von einem ihrer hochhackigen Sandalen auf den anderen. Lisa wusste, wenn sie jetzt nicht eingriff, war Frederik Mörk verloren in den Fängen ihrer Schwester.

“Trixi, ich glaube, wir sollten uns langsam wieder auf den Heimweg machen. Meinst Du nicht?”
“Was?” Frederik sah sie entgeistert an. “Ihr wollte heute noch fahren? Das geht auf keinen Fall.”
“Warum denn?”, fragte Lisa. “Das Auto steht nicht weit von hier und 150 Kilometer Fahrt schaffen wir locker noch. So spät ist es nicht.”
“Ich dachte, Ihr hattet eine Panne”, sagte Frederik.
“Naja, nicht gerade eine Panne”, stotterte Trixi. “Lisa ist ein bisschen weit in den Graben gefahren. Aber da kommen wir sicher allein wieder raus.”
“Das glaub ich gerne”, sagte Frederik. “Aber um diese Uhrzeit kann es hier gefährliche werden.”

Trixi und Lisa schauten sich fragend an. Frederik ging zur Tür, öffnete sie einen Spalt und spickte hindurch. Dann drehte er sich um und legte den Finger an die Lippen. Mit der anderen Hand winkte er die beiden Frauen zu sich heran. “Da, schaut!”, flüsterte er.
Trixi drängte sich neben ihn und schaute durch den Türspalt. “Ich sehe nichts”, sagte sie. “Du, Schwesterherz?” Sie trat zur Seite und überließ Lisa ihren Platz. “Nein, ich sehe auch nichts”, sagte Lisa. “Was soll da sein?”
“Pst, pst, leise”, sagte Frederik. “Wenn die Trolle Euch hören, werden sie ziemlich wütend. Die mögen keine Mädchen, die sie heimlich durch Türspalten beobachten.”
“Trolle?!? So ein Blödsinn”, sagte Lisa und schlug die Tür zu.
“Hahaha.” Frederik lachte. “Aber im ersten Moment habt Ihr’s geglaubt, das müsst Ihr zugeben.” Er hob den Zeigefinger. “Im Übrigen ist das gar nicht so lustig. So manch einer hier draußen ist seinen Troll nie wieder los geworden.”
“Pff”, machte Trixi und tippte sich an die Stirn. “Hier oben vielleicht.”

Jetzt mussten sie alle Drei lachen und Frederik Mörk holte eine Flasche Wein aus dem Schuppen. “Ihr könnt hier übernachten. Das ist kein Problem. Ich gebe Euch mein Zimmer und schlafe selbst draußen auf dem Boot.”

Hier geht’s zur Folge 19 von “Im Fjord der Liebe”

Im Fjord der Liebe, Folge 18; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

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Im Fjord der Liebe, Folge 19 /im-fjord-der-liebe-folge-19/ /im-fjord-der-liebe-folge-19/#comments Wed, 18 Jun 2014 09:23:21 +0000 /?p=2457 weiterlesen]]> Er ist nicht nur nett, gut aussehend und reich! Nein, er ist auch noch unprätentiös und großzügig! Sieht nach einem echten Glückstreffer aus. Mal sehen, wie es weitergeht.

Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Norwegen, Fjord

Der Nachthimmel war rot und spiegelte sich im Wasser.
jonny myreng hendriksen, “Midnightsun”, Some rights reserved , Quelle: www.piqs.de

“Mein Gott, ist das schön hier!” Lisa stand am Schlafzimmerfenster im oberen Stock und blickte über das Fjord. Der Nachthimmel war rot und spiegelte sich im Wasser. “Ich kann gut verstehen, warum sich jemand hier ein Häuschen hinstellt. Der Blick ist atemberaubend.”
“Na, nun übertreib mal nicht.” Trixi lag auf Frederik Mörks Bett und hatte alle Viere von sich gestreckt. “Als hättest Du noch nie ein Fjord im Abendlicht gesehen. In Steinbek haben wir das jeden Tag, schon vergessen?” Trixi setzte sich auf. “Oder bist Du vielleicht von romantischen Gefühlen getragen, Schwesterchen? Ich sehe da so ein Leuchten in Deinen Augen.”

“Du siehst Gespenster”, sagte Lisa barsch und drehte sich um.
“Sei doch nicht gleich so unwirsch”, antwortet Trixi und zwinkerte ihrer Schwester zu. “Ich finde ja auch, dass er ein gut aussehender Bursche ist. Allerdings scheint er wenig von Romantik zu halten.” Sie strich über die zweite Hälfte des Bettes.
“Warum?”, fragte Lisa.
“Dafür ist sein Bett zu breit”, sagte Trixi und grinste. “In jedem Fall aber hat er Geld.”
“Nur, weil er eine Haushälterin hat? Die haben wir auch.”
“Oh, Mann Schwesterchen! Hättest Du Dich vorhin ein bisschen umgesehen, dann wäre Dir aufgefallen, dass im ganzen Haus pures Understatement betrieben wird.”
“Was meinst Du?”
“Man sieht wieder mal, dass Du keine Ahnung hast.”
“Ich achte eben nicht auf all diesen Kram. Mir ist es wurscht, ob einer eine Designerküche hat oder eine Artdeco-Lampe.”
“Ha!”, stieß Trixi aus und ließ ihren Zeigefinger vorschnellen. “Du hast sie also doch gesehen. Wunderschönes Stück, nicht wahr? Muss ein Vermögen gekostet haben.”
“Meine Güte”, sagte Lisa. “Du denkst wirklich nur ans Geld.”

“Jetzt hör mir mal zu!”, sagte Trixi und stand auf. “Es täte Dir ganz gut, meine Liebe, wenn Du auch ein bisschen mehr auf solche Dinge achten würdest. Wenn Du mal einen Plan hättest, wohin Du mit Deinem Leben willst. Visionen, verstehst Du? Ich spreche von Visionen!”
Lisa sah ihre Schwester verständnislos an. “Ich verstehe kein Wort”, sagte sie langsam.
“Das kann ich mir vorstellen”, antwortete Trixi. “Seit Nicolai Dich verlassen hat, lässt Du Dich treiben. Schwelgst in  Deinen Gefühlen und im Selbstmitleid. Glaubst, dass Du Deine einzige, große Liebe verloren hast und nie mehr glücklich sein kannst. Anstatt nach vorne zu blicken, die Schultern zu straffen und endlich wieder zu leben. Guck Dir Nicolai an. Der hat sich nicht so lange gegrämt. Ohne mit der Wimper zu zucken, hat er eine Italienerin geheiratet. Er hat sich nicht jahrelang die Augen ausgeheult.”

Trixi hatte sich richtig in Rage geredet. Sie lief im Zimmer auf und ab. “Wie blöd muss man eigentlich sein?” Trixi schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn. “Und dann lässt Du sogar Brad Pott sausen. Muss man sich mal vorstellen. Für den würden die meisten Frauen Haus und Hof stehen lassen. Aber Du? Du jammerst rum, bist Dir nicht schlüssig, weißt nicht, was Deine Gefühle Dir sagen, brauchst eine Auszeit – puh, Deine Kompliziertheit geht mir ganz schön auf die Nerven.”
“Ich bin eben nicht wie Du!” Lisa schaute wieder zum Fenster hinaus. “Für mich ist das Leben kein Spiel.”
“Das ist es für mich auch nicht. Aber ich denke nicht ständig über alles und jeden nach. Die Männer laufen Dir reihenweise nach, siehst Du das denn nicht? Brad, Michael und jetzt auch noch dieser Großindustrielle, der keiner sein will.” Trixi lachte laut auf. “Haha. Passt ja irgendwie. Er hat genauso wenig einen Plan wie Du!”

Lisa schüttelte den Kopf. “Er läuft mir überhaupt nicht hinterher.”
“Noch nicht, Schwesterchen, noch nicht.” Trixi blieb stehen und sah Lisa an. “Weißt Du, ich bin schon ein bisschen neidisch. Egal, wie hoch meine Schuhe sind und wie kurz meine Röcke. Die Typen bleiben letztendlich immer bei Dir hängen.”
“Und warum ist das mein Problem?”
“Dein Problem ist Nicolai.”
“Nicolai ist Vergangenheit!”
“Dein Wort in Gottes Ohr.” Trixi begann, sich auszuziehen. “Ich gehe jetzt schlafen”, sagte sie und ging ins Bad.

Hier geht’s zur Folge 20 von “Im Fjord der Liebe”

Im Fjord der Liebe, Folge 19; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

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Im Fjord der Liebe, Folge 20 /im-fjord-der-liebe-folge-20/ /im-fjord-der-liebe-folge-20/#comments Wed, 18 Jun 2014 09:22:34 +0000 /?p=2459 weiterlesen]]> Da haben wir’s wieder. Manchmal ist eine Schwester gar nicht so schlecht. Sie sagt einem wenigstens die Meinung und setzt einen wieder in die Spur, wenn man ganz daneben ist. Und Trixi hat ja Recht: Mir ist Lisa auch ganz schön auf die Nerven gegangen mit ihrem Dauerleiden. Aber das ist ja nun vorbei und es geht auf zu neuen Ufern!!

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Frederik Mörk hatte einen sportlichen, durchtrainierten, sonnengebräunten Körper.
Anthony Majanlhati, “better buttocks in only two thousand years”, Some rights reserved, Quelle: www.piqs.de

Es war noch früh am Morgen als Lisa wach wurde. Sie hatte wunderbar geschlafen, was sie immer tat, wenn sie in Norwegen war. Die Luft war einfach um Längen besser als in Berlin. Lisa sah sich um. Das Zimmer war klein, aber perfekt eingerichtet. Jede Ecke war ausgenutzt und trotzdem war alles sehr geschmackvoll – von der kleinen Kommode im Louis XVI-Stil bis hin zu der gestreiften Textiltapete an der Rückwand des Bettes. Trixi hatte Recht. Hier war Understatement im Spiel. Aber warum lebte Frederik Mörk hier draußen in dieser winzigen Kate? Sein Unternehmen war in der Stadt, warum hatte er nicht einfach dort eine Wohnung? Und was war mit seiner Familie? Lisa schätzte ihn auf 35, seltsam, dass er keine Frau und Kinder hatte.

Lisa musste an Trixis Moralpredigt vom Vorabend denken. Es stimmte ja, sie machte sich ständig Gedanken über andere. Jetzt schon wieder! Was ging es sie an, ob Frederik Mörk Frau und Kinder hatte und warum er in diesem Wochenendhäuschen lebte. Sie wollte ihn interviewen wegen einer angeblich revolutionären Fischreuse. Hatte er nicht am gestrigen Abend von einer Erfindung gesprochen, die er in Neuguinea vorgestellt hatte? Sie musste ihn heute unbedingt darauf ansprechen.

Lisa stand auf und trat ans Fenster. Die Sonne war längst aufgegangen, das Wasser im Fjord war ruhig und friedvoll. Die Jolle schaukelte in den winzigen Wellen. Gerade als sie sich fragte, ob Frederik Mörk wohl noch schlief, sah sie ihn durchs Wasser gleiten. Er schwamm langsam und bedächtig, mit kraftvollen Bewegungen. Es war schön, ihm zuzuschauen. Lisa war ganz eingenommen von der Ruhe, die er zu dieser morgendlichen Stunde ausstrahlte.

Als hätte er ihren Blick gespürt, sah er plötzlich zu Lisa nach oben. Er lächelte und winkte. Lisa winkte zurück. Frederik Mörk schwamm zum Steg und stieg aus dem Wasser. Mühelos zog er sich an den Holzbohlen hoch. “Komm, Lisa”, rief er ihr zu. “Komm ins Wasser. Es ist herrlich so früh am Morgen.”
“Puh, nein”, rief Lisa und lachte. “Das ist mir viel zu kalt.”
Er schüttelte lachend den Kopf, sprang vom Steg auf das Boot und verschwand im Inneren. Mit einem Handtuch kam er heraus und trocknete sich ab. Wieder machte er langsame, bedächtige Bewegungen, ließ keinerlei Hast erkennen. Lisa schaute ihm fasziniert zu, beobachtete das Spiel seiner Muskeln. Frederik Mörk hatte einen sportlichen, durchtrainierten, sonnengebräunten Körper. Es sah nicht so aus, als würde er seine Tage im Büro verbringen. Vielleicht war er nur der Erbe von Mörk Industries? Vielleicht gab es noch einen Vater, der die Firma leitete und Frederik war nur der reiche Sohn, der nichts anderes zu tun hatte, als seinen Hobbies nachzugehen? Und vielleicht hatte er dabei seine erstaunliche Erfindung gemacht?

“Wollen wir frühstücken?” Frederik, mittlerweile in Jeans und T-Shirt, war auf den Steg gesprungen. “Frische Brötchen warten schon”, rief er.
Lisa nickte. Sie war ganz benommen von so viel Tatendrang.

“Mit wem sprichst Du?” Trixi war aufgewacht und rieb sich die Augen.
“Mit Frederik Mörk”, antwortete Lisa. “Er ist gerade auf dem Weg ins Haus.”
“Wie spät ist es?”
“Halb sieben.”
“Das ist zu früh!” Trixi zog sich die Decke über den Kopf und dreht sich um. Vor neun stand sie im Urlaub niemals auf und Lisa wusste, dass niemand ihre Schwester dazu bewegen konnte, diese Gewohnheit aufzugeben.
Sie suchte ihre Kleider zusammen und ging unter die Dusche.

Hier geht’s zur Folge 21 von “Im Fjord der Liebe”

Im Fjord der Liebe, Folge 20; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

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Im Fjord der Liebe, Folge 21 /im-fjord-der-liebe-folge-21/ /im-fjord-der-liebe-folge-21/#comments Wed, 18 Jun 2014 09:21:07 +0000 /?p=2461 weiterlesen]]> Oho, wird Lisa etwa allein mit ihm frühstücken? Mir kommt es so vor, als hätte sie noch gar nicht gemerkt, dass Frederik eigentlich gar kein schlechter Griff wäre.

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“Warst Du schon beim Bäcker?”, fragte Lisa verwundert.
Lisa Spreckelmeyer, “Frühstück”, Some rights reserved , Quelle: www.piqs.de

Lisa hörte Geschirrklappern, als sie die kleine Treppe hinunterging. Sie  öffnete die Küchentür.
“Guten Morgen”, sagte Frederik Mörk. Er saß schon am gedeckten Frühstückstisch und las die Zeitung.
“Warst Du heute Morgen schon beim Bäcker?”, fragte Lisa verwundert.
“Nein”, lachte Frederik. “Ich habe einen netten Nachbar, der 400 Meter weiter wohnt. Er hat mir die Brötchen und die Zeitung mitgebracht.”
“Scheint, als wohnten in dieser Gegend nur Frühaufsteher.”
“Da hast Du wohl Recht. Aber wer kann bei diesem herrlichen Wetter im Bett liegen? Also, ich nicht.” Er deutete auf einen Stuhl. “Setz Dich doch.”

Lisa nahm Platz.
“Apropos Bett”, sagte Frederik. “Wo ist eigentlich Trixi?”
“Mit der können wir so früh nicht rechnen”, antwortete Lisa und lachte. “Sie steht vor neun Uhr nicht auf.”
“Oh, so lange kann ich nicht mehr warten. Ich habe einen Bärenhunger.” Frederik nahm sich ein Brötchen und strich dick Butter darauf. “Komm, greif zu.”
Lisa trank einen Schluck Kaffee und sah Frederik beim Essen zu. Er hatte einen guten Appetit, es war eine Freude, ihn zu beobachten.

“Du hast gestern von einer Erfindung gesprochen”, begann Lisa zögernd.
“Mhm”, sagte Frederik mit vollem Mund.
“Worum geht’s da?”
“Eine Fischreuse.”
Lisa sah ihn fragend an.
“Naja, eine ganz besondere Fischreuse, eben. Man kann mit ihr sehr gut in großen Schwärmen fischen. Genau darauf ist sie ausgelegt.”
“Und, ist sie schon im Einsatz?”
“Noch ist sie in der Testphase.” Frederik klopfte sein Frühstücksei auf und sah sie an. “So neugierig? Bist Du Undercoveragent des Anglervereins?”
Lisa musste lachen. “Nein, esvinteressiert mich halt. Ich treffe ja nicht jeden Tag auf einen Erfinder.”

“Ach, und da dachtest Du . . .” Ein Handy klingelte. “Moment kurz”, sagte Frederik und tastete eine Hosentaschen ab. “Wo hab ich das blöde Ding nur . . .?” Er stand auf und ging zur Küchenzeile. Versteckt unter der Brötchentüte fand er das Telefon. Er nahm ab. “Ja? Hallo Ole. Was? Nein, das wusste ich nicht. Natürlich. Natürlich. Ich bin gleich da. Halbe Stunde.” Frederik steckte das Handy in die Hosentasche. “Tut mir Leid”, sagte er. “Ich muss dringend weg.” Schnell ging er die kleine Treppe hinauf und verschwand im Bad.

Lisa lehnte sich auf der Küchenbank zurück. Toll! Das hatte ja prima funktioniert!!, dachte sie, von sich selbst enttäuscht. Sie hatte total versagt. Nichts, aber auch gar nichts hatte sie herausgefunden. Und jetzt würde Frederik Mörk gehen und es war fraglich, ob sie ihn je wieder sehen würde. Blöd, sie hatte sich total blöd angestellt.

“Entschuldige bitte!” Frederik kam zurück in die Küche – tiptop angezogen. Er trug einen grauen Anzug, weißes Hemd, Kravatte und sündhaft teure Schuhe. Jetzt, ja jetzt sah er aus wie ein Großindustrieller. Offenbar, so dachte Lisa, ging er ins Büro.
“Ein Notfall bei einem Kunden. Da muss ich einfach selbst hin.”
“Das ist doch kein Problem”, sagte Lisa. “Ich wecke Trixi und dann verschwinden wir.”
“Quatsch. Ihr könnt bleiben, solange Ihr wollt. Frühstückt gemütlich und wenn Ihr Lust habt, könnt Ihr auch noch eine Runde schwimmen.” Er ging zur Tür. “Ach ja”, sagte er und drehte sich um. “Erschreckt nicht, in einer Stunde kommt Hedwig, meine Haushälterin. Ihr müsst Ihr nichts erklären, sie ist es gewohnt, dass ich ab und zu mal Besuch habe.”
“Gut”, sagte Lisa, weil sie nicht wusste, was sie sonst sagen sollte.
“Dann mach’s gut und sag Trixi Grüße. Kommt doch mal wieder vorbei, wenn Ihr in der Gegend seid.” Die Tür viel ins Schloss und Frederik Mörk war gegangen.

Lisa schenkte sich ein Glas Orangensaft ein. Er hatte also des öfteren Besuch hier in der winzigen Kate. Das war ja nicht weiter verwunderlich. Er sah ziemlich gut aus, Geld hatte er unübersehbar auch. Da war es ja nur natürlich, dass die Frauen in seiner Hütte ein und aus gingen. Es ärgerte sie, dass sie sich am Vorabend so sehr hatte von ihm einwickeln lassen. Das Essen, der Wein, sie hatten sich gut verstanden und viel gelacht. Es war seit langem der schönste Abend für Lisa gewesen. Unbeschwert und leicht hatte sie sich gefühlt.

“Guten Morgen!” Trixi war in die Küche gekommen. Sie war nur im T-Shirt und sah noch recht verschlafen aus. “Und? Wo ist denn unser Großindustrieller?”, fragte sie.
“Er musste weg”, antwortete Lisa.
“Was?” Trixi setzte sich. “Aber wir haben doch unsere Mission noch gar nicht erfüllt.”
“Ja, ich weiß.”
“Mist. Der Typ hat uns ganz schön eingewickelt, gestern Abend. Mit seinem Essen, dem Wein und dem Mond über dem Wasser.”
“Das kannst Du laut sagen.”
“Als hätte er geahnt, dass wir etwas vorhaben.” Trixi goss sich eine Tasse Kaffee ein.
“Ich würde sagen, wir schauen, dass wir wegkommen. In einer Stunde kommt seine Haushälterin.”
“Da hast Du Recht”, sagte Trixi und stand auf. “Ich geh mich anziehen.”

Hier geht’s zur Folge 22 von “Im Fjord der Liebe”

Im Fjord der Liebe, Folge 21; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

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Im Fjord der Liebe, Folge 22 /im-fjord-der-liebe-folge-22/ /im-fjord-der-liebe-folge-22/#comments Wed, 18 Jun 2014 09:20:08 +0000 /?p=2481 weiterlesen]]> Ja, das ist jetzt wirklich Pech. Mission nicht erfüllt, Kandidat weg. Wenn Ihr findet, dass dieser Groschenroman ein wenig arg dahinplätschert, dann lasst Euch eines gesagt sein: Von heute an ist damit Schluss! Und Ihr werdet auch gleich merken warum. Frohe Ostern!

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Mit ihrer üppigen Hüfte schob Hedwig Lisa zur Seite und übernahm den Abwasch.
Stikmata, “Küchenchaos”, Some rights reserved , Quelle: www.piqs.de

Lisa räumte das Geschirr zusammen, stellte es in die Spüle und ließ Wasser ein. Sie gab Spülmittel dazu und begann die Tassen auszureiben. Währenddessen sang sie lauthals “Somewhere over the rainbow”, den Ohrwurm, der sie schon den ganzen Morgen plagte. Sie hörte nicht, wie jemand den Schlüssel ins Schloss steckte und ebenso wenig wie die Haustür aufging.

“Guten Morgen!”
Lisa erschrak fürchterlich und drehte sich um. Vor ihr stand eine ältere Dame in Rock und Bluse, am Arm eine Handtasche. Sie sah sehr gepflegt aus.
“Guten Morgen”, sagte Lisa, die Hände noch im Spülwasser.
“Ich hoffe, ich habe sie nicht erschreckt”, sagte die Dame und lächelte.
“Oh, ich hab nicht damit gerechnet, dass jemand hereinkommt”, antwortete Lisa.
“Ich bin Hedwig, die Haushälterin. Ich klingle nie, weil Frederik ohnehin meistens nicht da ist, wenn ich komme. Ich nehme immer gleich den Schlüssel.”
“Mmh”, murmelte Lisa und widmet sich wieder dem Abwasch.

“Sie haben übernachtet?”, fragte Hedwig.
“Ja, meine Schwester und ich. Sie ist noch oben.”
“Aha. Gleich zwei. Das ist ja ein Ding.” Hedwig schüttelte leicht den Kopf, stellte ihre Handtasche an die Garderobe und band sich die Schürze um, die dort hing.
“Ich heiße Lisa.”
“Hallo Lisa”, sagte Hedwig und stellte sich an die Spüle. “Lassen Sie mich das ruhig machen. Dafür werde ich bezahlt. Setzen Sie sich an den Tisch und trinken Sie noch einen Kaffee.”
Mit ihrer üppigen Hüfte schob sie Lisa leicht zur Seite und übernahm den Abwasch.

“Hat Frederik oft Besuch?”, fragte Lisa vorsichtig und stellte eine Tasse unter den Kaffeeautomaten.
“Ja. Aber er ist Junggeselle oder Single, wie man heute sagt. Da kann er Besuch haben so viel er will, finde ich.”
“Lebt er ganz allein?”
“Ach Schätzchen, was heißt schon allein.” Hedwig wischte sich die Hände an der Schürze ab, drehte sich zu Lisa um und lehnte an die Spüle. “Frederik kommt aus einer großen Familie, da ist man doch nie wirklich allein.”
“Ach ja?”, fragte Lisa.
“Noch nie von Mörk Industries gehört?”
“Ja, schon. Aber ich wusste nicht, dass eine große Familie dahintersteht”, sagte Lisa.
“Frederik hat zwei Brüder und jede Menge Cousinen und Cousins. Trotzdem ist er derjenige, der die Firma führen muss.”
“Warum denn das?”
“Der Vater hat es so bestimmt.”
“Und in großen Familien bestimmen immer die Väter, stimmt’s?”
“Ganz genau, Kindchen. Aber ich würde sagen, Frederiks Vater ist nicht nur der, der bestimmt, er ist der Patriarch, das Oberhaupt. Und daran lässt er keinen Zweifel.”
“Und warum lebt Frederik dann hier in diesem kleinen Häuschen?” Nicht der Vater interessierte Lisa, sondern der Sohn.
“Er hat es vor kurzem gekauft, als es mit seinem Vater ganz schlimm ging.”
Lisa schaute fragend. “Schlimm?”
“Es gab einen großen Streit. Frederik ist aus der Villa ausgezogen und hat es sich hier in dieser Kate gemütlich gemacht.” Hedwig drehte sich um und wusch weiter ab. “Und gemütlich ist es hier, soviel steht fest.”
“Ja, das ist es”, sagte Lisa.

“Hallo.” Trixi kam die Treppe herunter.
“Das ist Hedwig”, sagte Lisa, “die Haushälterin. Trixi, meine Schwester.”
“Guten Morgen”, sagte Hedwig und musterte Trixi von oben bis unten. Ihr Blick blieb an den hohen Sandaletten hängen. “Eigentlich sind Sie gar nicht Frederiks Typ. Normalerweise bevorzugt er sportliche Damen.”
“Wir hatten eine kleine Panne mit dem Wagen”, antwortete Trixi. “Wir sind rein zufällig hier gelandet.”
“Aha”, sagte Hedwig und begann das Geschirr abzutrocknen.

“Wollen wir los, Schwesterherz?”, fragte Trixi.
“Frederiks Schwägerin trug auch immer so hohe Absätze”, sagte Hedwig ohne sich umzudrehen.
“Und man sieht ja, was daraus geworden ist.”
“Wie bitte?” Trixi und Lisa schauten sich an und zuckten mit den Schultern. Die alte Dame schien mit sich selbst zu reden.
“Die Frau hat Frederiks Bruder ins Unglück getrieben.”
“Wissen Sie”, lachte Trixi, “nicht alle Frauen, die hohe Absätze tragen, sind gleich männermordende Geschöpfe.”

Hedwig drehte sich um und schaute Trixi durchdringend an. In ihrem Blick lagen Wut, Schmerz und Traurigkeit. Aber sie sagte nichts.
“Komm, Trixi, wir müssen jetzt wirklich gehen”, sagte Lisa und nahm ihre Tasche. “Auf Wiedersehen Hedwig. War nett, Sie kennengelernt zu haben.”
Lisa öffnete die Tür und erschrak fürchterlich. Vor ihr stand eine junge Frau in knallengen Jeans und Schuhen, wie sie Lisa noch nie gesehen hatte. Die Absätze waren mindestens zehn Zentimeter hoch.

Hier geht’s zur Folge 23 von “Im Fjord der Liebe”

Im Fjord der Liebe, Folge 22; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

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Im Fjord der Liebe, Folge 23 /im-fjord-der-liebe-folge-23/ /im-fjord-der-liebe-folge-23/#comments Wed, 18 Jun 2014 09:19:00 +0000 /?p=2490 weiterlesen]]> Oh, oh! Frauen mit zehn Zentimeter hohen Absätzen – was ist davon zu halten? Und dann stehen sie auch noch plötzlich vor der Tür. Lisa und Trixi sind ganz schön überrascht!

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Ihre Absätze waren mindestens zehn Zentimeter hoch.
Ugg Boy/Ugg Girl, “Luxury shoes candid”, Some rights reserved , Quelle: www.piqs.de

“Hoppla”, sagte die junge Frau und lachte. Lisa starrte auf ihren Mund, der knallrot geschminkt war.
“Hallo”, sagte sie.
“Hallo”, sagte die Frau. “Darf ich reinkommen?” Lisa trat zur Seite und ließ die junge Frau ins Haus. “Guten Morgen Hedwig, machen Sie mir bitte einen Kaffee?” Sie lachte und schaute sich um. “Ist Frederik nicht hier?”, fragte sie.

“Nein!”, sagte Hedwig streng.
“Oh, so früh am Morgen ist er schon ausgeflogen? Oder ist er etwa gar nicht nach Hause gekommen?” Sie zwinkerte Lisa und Trixi vielsagend zu.
Hedwig antwortete nicht.
“Ich bin Alexa”, sagte die junge Frau freundlich und streckte Lisa die Hand entgegen. “Frederiks Schwägerin.”
“Ich bin Lisa und das ist meine Schwester Trixi”, sagte Lisa. Sie hätte gerne noch mehr gesagt, wusste aber nicht, wie sie sich und Trixi vorstellen sollte. Es war klar, dass die Geschichte mit der Autopanne für einen Außenstehenden wenig glaubwürdig sein konnte. Zwei junge Frauen, die am Morgen aus dem Haus von Frederik Mörk kamen – da konnte doch jeder zwei und zwei zusammenzählen.

“Eine Autopanne hat uns gestern hierher geführt.”
“Oh, das tut mir leid”, antwortet Alexa prompt. “Kann ich Sie vielleicht irgendwo hinbringen. Wo steht denn Ihr Wagen?”
“Vielen Dank, das ist sehr nett”, sagte Trixi schnell. “Aber der Pannendienst ist schon unterwegs. Deshalb müssen wir auch gleich los. Das Auto steht ein ganzes Stück von hier im Wald.”

Lisa war Trixi dankbar für ihre Schlagfertigkeit. Alexa ging zum Schrank, nahm sich eine Tasse und schenkte sich Kaffee ein. “Wo ist Frederik denn hin?”, fragte sie nach dem ersten Schluck.
“Er musste gleich nach dem Frühstück fort. Zu einem Kunden, wenn ich es richtig verstanden habe”, sagte Lisa. “Es klang dringend.”
“Jaja, Frederik ist immer sehr pflichtbewusst”, sagte Alexa und lachte mit einem Augenzwinkern. “Wenn’s um die Firma geht, vergisst er jeder Verabredung.”

“Pah”, sagte Hedwig, schüttelte den Kopf und fuhr fort, das Geschirr abzuwaschen.
Alexa sah sie fragend an, aber Hedwig ignorierte sie.
“Am besten”, sagte Alexa. “ich fahre selbst in die Firma. Dort werde ich ihn mit Sicherheit finden.” Sie ging zur Tür. “Sind Sie sicher, dass ich Sie nirgends hinfahren soll? Es ist sehr einsam hier draußen. Es gibt keinen Bus und keine Taxis.”
“Nein, nein, das ist nicht nötig”, sagte Trixi. “Wir sind gut versorgt. Machen Sie sich um uns keine Sorgen.”
“Prima”, sagte Alexa und stellte die leere Tasse auf den Tisch, “dann fahre ich los.”
Sie gab Lisa und Trixi die Hand. “Hat mich gefreut, Sie kennenzulernen. Auf Wiedersehen.” Sie öffnete die Tür und drehte sich noch einmal um. “Und lassen Sie sich von Hedwigs Miesepetrigkeit nicht anstecken.” Lachend ging sie durch den Vorgarten davon.

Hier geht’s zur Folge 24 von “Im Fjord der Liebe”

Im Fjord der Liebe, Folge 23; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

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Im Fjord der Liebe, Folge 24 /im-fjord-der-liebe-folge-24/ /im-fjord-der-liebe-folge-24/#comments Wed, 18 Jun 2014 09:18:08 +0000 /?p=2502 weiterlesen]]> Irgendwie scheint diese Alexa doch ganz nett zu sein. Was Hedwig wohl gegen Sie hat? Naja, ältere Damen können manchmal komisch sein, das ist ja bekannt. Schauen wir mal, wie die Geschichte weitergeht!

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Frederiks Bruder war ein Schöngeist. Er segelte über die Meere.
dumpty91, “Sailing”, Some rights reserved, Quelle: www.piqs.de

Hedwig rieb sich die Hände an der Schürze trocken und setzte sich auf die Küchenbank. “Ich wünsche mir nichts mehr, als dass diese Frau verschwindet”, sagte sie. “Aber das wird wohl nie passieren.”
Trixi und Lisa setzten sich neben Hedwig und schauten sie fragend an.
“Erst hat sie seinem Bruder das Leben zur Hölle gemacht und jetzt nimmt sie sich Frederik vor.”

“Ich verstehe nicht”, sagte Trixi.
“Alexa war mit Frederiks älterem Bruder verheiratet.”
“Wieso war?”, fragte Trixi. “Sind sie geschieden?”
“Er hat sich das Leben genommen”, sagte Hedwig.
“Oh”, sagte Lisa und schlug sich die Hand vor den Mund.
“Wegen Alexa?”, fragte Trixi ungläubig. “Sie scheint mir eine nette Person zu sein.”
“Ha”, rief Hedwig aus. “Sie ist eine Blenderin und alle gehen ihr auf den Leim. Sie hatte Frederiks Bruder voll in der Hand.”
“Wie denn das?”, fragte Trixi weiter.
“Frederiks Bruder war ein sensibler Kerl, nicht so selbstbewusst wie Frederik. Er hatte auch nicht das glückliche Händchen seines Bruders”, erzählte Hedwig. “Was Frederik anfasst, geling wie von selbst. Sein Bruder musste immer kämpfen. Den anstrengendsten Kampf führte er gegen seinen Vater.”
“Den Patriarchen”, sagten Lisa und Trixi wie aus einen Mund.
“Ja. Er war der Älteste und nach der konservativen Auffassung des Vaters war es selbstverständlich, dass er die Firma übernahm.” Hedwig stand auf und holte drei Gläser aus dem Schrank. Sie goss sich und den Schwestern Apfelsaft ein und nahm einen großen Schluck.

“Aber das Unternehmertum war nicht seine Welt. Frederiks Bruder war ein Schöngeist, schrieb Gedichte, segelte übers Meer, trieb sich in der Künstlerszene rum. Das alles war dem Alten ein Dorn im Auge.”
“Und wie hat er Alexa kennengelernt?”, fragte Trixi.
“Der Vater hat sie ihm vorgestellt. Er dachte wohl, eine resolute Frau würde seinen Sohn auf die richtige Spur setzen.”
“Der Alte hat ihn gezwungen, Alexa zu heiraten?” Lisa war bestürzt. Waren eigentlich alle Väter so egomanisch?, fragte sie sich und dachte an Nikolai. Und waren alle Söhne zu schwach, sich gegen diese Väter zu stellen?
“Ja, und Frederiks Bruder hatte keine Wahl. Ihr kennt den alten Mörk nicht. Sich ihm zu widersetzen, ist fast unmöglich. Auch Frederik ist seinem Vater weitgehend zu Willen. Zumindest, was die Firma angeht.” Hedwig trank einen weiteren großen Schluck.

“Wie lange waren die beiden verheiratet?”, fragte Trixi.
“Nicht lange”, sagte Hedwig. “Drei Monate vielleicht. Dann ist er mit seinem Segelboot hinausgefahren aufs Meer.”
“Und?” Die Schwestern hingen an Hedwigs Lippen.
“Als er nach 24 Stunden nicht zurück war, haben sie die Seerettung angerufen. Man hat ihn nie gefunden, das Boot schaukelte völlig einsam in den Wellen.”
Trixi griff nach ihrem Glas. “Es könnte doch auch ein Unfall gewesen sein.”
“Frederiks Bruder war ein guter Schwimmer Es hatte keinen Sturm gegeben, die See war an jenem Tag vollkommen ruhig. Nein, ich bin sicher, er hat sich umgebracht.”
“Wurde die Leiche denn gefunden?” Trixis Spürsinn war geweckt.
“Nein, nie. Man geht davon aus, dass er sich ein Gewicht umgehängt hat. Ich glaube nicht, dass man ihn je findet.” Hedwig schlug die Hände vors Gesicht.

“Wie lange ist das her?”, fragte Lisa.
“Ein halbes Jahr”, antwortete Hedwig mit tränenerstickter Stimme.
“Und was will Alexa jetzt von Frederik?”
“Der Alte hatte verfügt, dass Alexa nach dem Tod seines Sohnes völlig leer ausgeht”, sagte Hedwig. “Und jetzt macht sich Alexa an Frederik ran. Da gibt es wenigstens noch was zu holen.”
“Das ist ja eine unglaubliche Geschichte”, sagte Trixi und schaute auf die Uhr.”Aber ich denke, wir müssen jetzt gehen. Unsere Eltern erwarten uns zurück und wir müssen uns noch um das Auto kümmern.” Sie stand auf.
“Natürlich”, sagte Hedwig. “Tut mir leid, ich wollten sie nicht mit der alten Familiengeschichte langeweilen.”
Die Schwestern schüttelten Hedwig die Hand und öffneten die Tür. “Auf Wiedersehen Hedwig, hat uns sehr gefreut.”
“Auf Wiedersehen.” Hedwig stand in der Tür und winkte.

“Ach”, Trixi drehte sich im Weggehen noch einmal  um. “Wie hieß Frederiks Bruder eigentlich?”
“Ole”, sagte Hedwig. “Er hieß Ole.

Hier geht’s zur Folge 25 von “Im Fjord der Liebe”

Im Fjord der Liebe, Folge 24; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

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Im Fjord der Liebe, Folge 25 /im-fjord-der-liebe-folge-25/ /im-fjord-der-liebe-folge-25/#comments Wed, 18 Jun 2014 09:17:38 +0000 /?p=2511 weiterlesen]]> Jetzt kennen Trixi und Lisa fast alle Familienmitglieder der Mörks. Den übermächtigen Vater, Ole, den Schöngeist, Alexa, die vom Vater ausgesuchte Ehefau und Frederik. Von dem wissen wir am wenigsten: Er schwimmt gut und führt Mörk Industries. Mal sehen, was wir noch über ihn erfahren!

Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Norwegen, Fjord

Lisas Mutter liebte dunkelrote Rosen.
Miatron, “Rosen”, Some rights reserved , Quelle: www.piqs.de

“Vielen Dank, auf Wiedersehen!” Lisa biss in ein Brötchen als sie die Bäckerei verließ und auf die Straße trat. Sie hatte alles erledigt, was die Mutter ihr aufgetragen hatte. Jetzt fehlten nur noch die Blumen. Gitta hatte es gern, wenn immer ein frischer Strauß auf dem Tisch stand, da machte sie keinen Unterschied zwischen Urlaub oder Zuhause.

Ihre Mutter hatte ein bisschen verärgert reagiert, als die beiden Schwestern am späten Vormittag im Ferienhaus angekommen waren. Sie hatte sich Sorgen gemacht und auch die Geschichte, die die beiden über die Familie Mörk zu erzählen hatten, hatte die Mutter nicht besänftigen können. Erst gegen Abend hatte sie sich wieder beruhigt und Lisa hatte ihr angeboten, am nächsten Tag die Einkäufe zu erledigen.

Lisa ging über die Straße und betrat das Blumengeschäft. Die Floristin hatte alle Hände voll zu tun. Lisa sah sich um. Die Rosen waren herrlich im Juni, sie würde 15 Stück nehmen. 15 dunkelrote, die hatte ihre Mutter am liebsten. Lisa schlängelte sich zwischen den Kunden durch zu dem kleinen Tischchen, wo die Rosen standen.

“Na, das ist ja eine Überraschung”, hörte sie hinter sich und drehte sich um.
Mitten im Getümmel stand Frederik Mörk.
“Oh, hallo Frederik.” Lisa merkte, dass sie rot wurde und wandte sich ab.
“Schön, dass ich Dich hier treffe”, sagte Frederik weiter. “Ich wollte nämlich zu Dir.”
“Ach ja?” Lisas Blick war immer noch auf die Rosen gerichtet.
“Du hast Deine Brille bei mir liegen lassen.”
“Meine Brille?” Jetzt sah sie ihn an. “Ich habe keine Brille.”
“Als ich am Abend nach Hause kam, lag eine Lesebrille auf meinem Nachttisch. Sie gehört nicht Dir?”
“Nein.”
“Deiner Schwester vielleicht?” Frederik nahm den Blumenstrauß entgegen, den ihm die Verkäuferin gab. “Danke”, sagte er. Kleine Fresien waren zusammengebunden mit Ranunkeln, dazwischen drei kleine Rosen und wenig Grünzeug. Ein hübscher Strauß, dachte Lisa.

Frederik bezahlte und wandte sich zur Tür. ” Ich warte besser draußen auf Dich”, sagte er über die Köpfe der anderen Kunden hinweg und Lisa nickte. Sie sah ihm nach, als er das Geschäft verließ. Als hätte er es gespürt, winkte er ihr von außen zu und lächelte.

Völlig in Gedanken bestellt Lisa die Rosen für ihre Mutter. Warum traf sie ihn gerade hier? Was hatte es mit dieser Brille auf sich? War sie ein Vorwand, um sich wiederzusehen? Und wenn nicht, wem gehörte sie dann? Alexa? Lisa schüttelte den Kopf. Sie dachte schon wieder viel zu viel nach und sah Gespenster. Anstatt sich über dieses zufällig Treffen zu freuen. Das Herz hatte ihr bis zum Hals geschlagen, als sie seine Stimme gehört hatte.

Frederik stand ein paar Meter weiter die Straße hinunter und betrachtete interessiert ein Schaufenster. Spielzeug gab es dort, wie Lisa beim Näherkommen sah.
“Das würde meinem Bruder gefallen”, sagte Frederik. “Er liebt Modellbaukästen.”
“Ich dachte, Dein Bruder sei tot?”
Frederik schaute sie an. In seinem Blick sah Lisa alles, Schmerz, Verwirrung, Freude und . . . Angst. “Woher weißt Du….?”, flüsterte er und sagte dann schnell: “Ich habe noch einen zweiten Bruder.”
“Und der ist noch ein Kind?” Lisa war neugierig geworden.
“Nein”, sagte Frederik leise und schaute sie lange an. “Aber er ist anders als andere Brüder.”
Lisa runzelte die Stirn. Was wollte er ihr sagen? Wie viele Geheimnisse gab es noch in seinem Leben? Warum schwankte dieser Mann ständig zwischen einer unbändigen Leichtigkeit und Lebensfreude auf der einen und einer tiefen Traurigkeit auf der anderen Seite? Lisa wurde nicht schlau aus ihm.

“Ich verstehe nicht”, sagte sie.
“Mein Bruder ist behindert. Trisomie 21, Down Syndrom, nenn es, wie Du willst.”
“Oh”, sagte Lisa betroffen. “Und wie alt ist er?”
“In drei Wochen wird er 40.”
“Und wo lebt er?”
“Hier ganz in der Nähe hat mein Vater ihm ein Haus gekauft.”
“Er lebt allein?”, fragte Lisa ungläubig.
“Nein, das könnte er nicht. Paula, seine Betreuerin, ist immer bei ihm.”
“Er hat eine Betreuerin?”, fragte Lisa. “Hedwig hat uns erzählt, dass Ihr eine große Familie seid. Gibt es da niemanden, der sich um ihn kümmern kann?”
“Mein Vater will Knut nicht bei sich haben. Er schämt sich für ihn.”
“Mein Gott”, sagte Lisa. Der alte Mörk musste ja wirklich ein furchtbarer Typ sein. Noch gefühlloser und kälter als ihn Hedwig beschrieben hatte. Kein Wunder war Frederik bei ihm ausgezogen.

“Hedwig tratscht gern”, sagte Frederik. “Was hat sie Euch denn noch alles erzählt?”
Lisa wurde rot. Frederiks direkte Art schüchterte sie ein. Er legte ihr den Finger unters Kinn und hob ihren Kopf an. “Kein Grund, verlegen zu werden”, sagte er. “Da drüber ist ein Café.” Er zeigte auf die andere Straßenseite. “Dort können wir uns unterhalten.”
“Ja”, stotterte Lisa. Ihr war heiß. Seine Berührung hatte sie wie ein Stromschlag getroffen.

Hier geht’s zur Folge 26 von “Im Fjord der Liebe”

Im Fjord der Liebe, Folge 25; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

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Im Fjord der Liebe, Folge 26 /im-fjord-der-liebe-folge-26/ /im-fjord-der-liebe-folge-26/#comments Wed, 18 Jun 2014 09:16:19 +0000 /?p=2514 weiterlesen]]> Die Familie hat’s ganz schön in sich. Noch ein Bruder!

Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Norwegen, Fjord

“Ich liebe das Meer über alles”, sagte Frederik.
rm12, “Norwegen”, Some rights reserved, Quelle: www.piqs.de

Sie setzten sich an einen Tisch ganz hinten in der Ecke. Lisa rutschte auf die Bank, Frederik nahm den Stuhl ihr gegenüber.
“Ich nehme einen Cappuccino, und Du?”, sagte er.
“Für mich dasselbe”, antwortete Lisa.
Als die Kellerin gegangen war, trommelte Frederik mit den Fingern auf den Tisch. “Nun aber raus mit der Sprache”, sagte er. “Was hat Hedwig alles erzählt?”
“Eigentlich nicht viel”, sagte Lisa. “Dass Dein Bruder Ole nicht mehr zurückkam von einem Segelausflug. Und dass alle davon ausgehen, dass er sich umgebracht hat.”

“Ja, das ist Hedwigs Version”, sagte Frederik. “Meine Familie glaubt nicht an Selbstmord, wir denken, es war ein Unfall. Es kann leicht passieren, dass der Mast Dich mit voller Wucht erwischt und vom Boot fegt. Vielleicht ist Ole ins Wasser gestürzt und in eine Strömung gekommen oder einen Sog. Wer weiß das schon? Das Meer ist unergründlich und sehr gefährlich.”
“Ja.” Lisa konnte Frederik nur beipflichten. Seit sie für das Ozean-Magazin arbeitete, erfuhr sie immer wieder von seltsamen, ja fast mystischen Dingen, die sich auf hoher See und manchmal auch im flachen Wasser abspielten. Lisa hatte daraus ihre Lehren gezogen. Sie hatte das letzte Mal als Kind im Meer gebadet.
“Aber, dass man seine Leiche nie gefunden hat?”
“Das ist für meine Familie in der Tat das Schlimmste”, sagte Frederik. “Ich mag mir gar nicht ausmalen, was da geschehen ist.”
Die Kellnerin brachte den Cappuccino und Lisa nippte an der Tasse.
“Warum glaubt Hedwig, dass Ole sich umgebracht hat?”
“Ole und mein Vater haben sich nie verstanden”, antwortete Frederik. “Es ist sicherlich nicht leicht, mit meinem alten Herrn auszukommen, aber Ole und er – die beiden waren wirklich wie Feuer und Wasser.”

Lisa sah Frederik an. Irgendetwas an der Geschichte stimmte nicht, das spürte sie genau. Sie suchte einen Hinweis in seinem Gesicht.
Frederik hielt ihrem Blick stand. Seine Augen waren weich und warm, völlig ohne Argwohn. Er lächelte, nahm wie aus heiterem Himmel ihre Hand und legte sie an seine Wange. “Was schaust Du mich so an?”, fragte er.
Ertappt blickte Lisa nach unten. Frederik sollte nicht sehen, dass sie schon wieder rot geworden war. Sie wich seiner Frage aus.
“Warum habt Ihr die Firma nicht einfach verkauft, nach Oles Tod?”
“Nein, das wäre nicht gegangen!” Frederik ließ ihre Hand los und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. “Für Knut ist es in jedem Fall besser, wenn er ein großes und finanzkräftiges Unternehmen im Rücken hat. Sein Leben soll auf jeden Fall gut sein. Dafür bin ich in die Bresche gesprungen und habe die Firma übernommen. Obwohl ich viel lieber weiter als Hochseeangler gearbeitet hätte. Weißt Du, ich liebe das Meer über alles.”

Lisa sah ihn ungläubig an. War das möglich, dass ein Mensch so selbstlos war? Dass er aus reinem Verantwortungsgefühl ein Leben lebte, das er nicht liebte?
“Wie kommt Deine Mutter mit dem Vater zurecht?”, fragte Lisa. “Von ihr hast Du bisher gar nicht gesprochen.”
“Meine Mutter ist gestorben als wir noch Kinder waren. Für Knut war das damals eine vollkommene Katastrophe, er war völlig auf sie fixiert. Ole ist ihm dann so gut es ging beigestanden, aber Mama konnte er natürlich nicht ersetzen. Du kannst Dir vorstellen, was es für ein Schock für Knut war, von Oles Tod zu hören.”
“Mein Gott, ja!” Lisa war bestürzt.
“Du siehst, außer der Firma ist Knut nicht mehr viel geblieben. Jetzt, wo Ole tot ist.”

Hier geht’s zur Folge 27 von “Im Fjord der Liebe”

Im Fjord der Liebe, Folge 26; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

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Im Fjord der Liebe, Folge 27 /im-fjord-der-liebe-folge-27/ /im-fjord-der-liebe-folge-27/#comments Wed, 18 Jun 2014 09:15:10 +0000 /?p=2516 weiterlesen]]> Herzerweichend die Geschichte, oder? Der arme Ole, der arme Knut und der arme Frederik. Mir kommen die Tränen!! Euch hoffentlich auch . . .

Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Norwegen, Fjord

“Seit wann hast Du denn eine Brille?”, fragte Trixi.
BlendeKiel, “Zeit”, Some rights reserved , Quelle: www.piqs.de

“Hallo Schwesterherz! Hast Du wieder ein paar trübe Gedanken gefunden, denen Du nachhängen kannst?” Trixi kam über den Steg gelaufen, setzte sich neben Lisa und ließ die Beine ins Wasser baumeln.
“Ach Trixi, hör endlich auf und lass mich in Ruhe.” Lisa wollte aufstehen, aber Trixi hielt sie zurück.
“Sei doch nicht gleich so empfindlich. Erzähl mir lieber, was passiert ist. Du bist ja völlig verwirrt aus der Stadt zurückgekommen.”
“Ich habe Frederik getroffen.”

“Wann hast Du Dich denn mit ihm verabredet?”
“Es war Zufall”, sagte Lisa genervt.
“Zufall? Dass ich nicht lache!” Trixi schüttelte den Kopf und sah ihre Schwester an. “Wie naiv bist Du eigentlich?” Sie klatschte vor Ungläubigkeit in die Hände. “Warum sollte sich jemand wie Frederik Mörk in ein Kaff wie Steinbek verirren?”
“Er wollte mir meine Brille vorbeibringen.”
“Seit wann hast Du denn eine Brille?”
“Eben. Er dachte nur, sie gehöre mir.”
“Soso.” Trixi sah ihre Schwester an. “Hast Du sie gesehen?”
“Wen?”
“Na, die Brille!”
“Nein. Er hat mir einen Blumenstrauß geschenkt und dann haben wir zusammen einen Kaffee getrunken. Da hab ich gar nicht mehr an die Brille gedacht.”

“Ich hab’s Dir ja gleich gesagt”, sagte Trixi nach einer Weile.
“Was?”
“Dass er früher oder später hinter Dir her sein würde. So ist es immer mit den Männern.”
“Ich glaube nicht, dass er hinter mir her ist”, sagte Lisa und schaute gedankenverloren übers Meer.
Trixi strich ihrer Schwester über den Rücken. “Aber Du hinter ihm, oder?”, fragte sie leise.

Lisa schwieg. Ihrer Schwester konnte sie wie immer nichts vormachen. Trixi durchschaute sie sofort. Ja, es war tatsächlich wahr. Sie hatte sich in Frederik Mörk verliebt. In einen Mann, der wieder nicht zu ihr passte, der ein völlig anderes Leben führte als sie selbst. Er leitete einen riesigen Konzern, besaß ein beträchtliches Vermögen. Sie würde in seinen Kreisen nie bestehen können. Sie eine kleine Redakteurin aus Berlin, die vielleicht schreiben konnte, aber ganz sicherlich nicht die großen Räder drehte.

“Du kannst mir nichts vormachen, Schwesterherz”, sagte Trixi. “Ich seh es Deiner Nasenspitze an.” Sie lachte. “Und weißt Du was? Ich freue mich. Ich freue mich riesig, dass Nicolai, dieser Schnarchzapfen, nun endgültig Vergangenheit ist. Ich hab zwar nie so ganz verstanden, warum Brad Deine Gefühle nicht in Wallung bringen konnte, aber dieser Frederik tut es. Er tut es ganz gewaltig und an Deiner Stelle würde ich mich nicht dagegen wehren, sondern einfach mal zugreifen.” Sie stupste Lisa in die Seite. “Na? Was meinst Du?”

Lisa sagte immer noch nichts. Wenn Trixi in einen ihrer Redeschwälle verfiel, war es besser zu schweigen.
“Mann, Lisa! Der Typ sieht fantastisch aus, er ist nett, sportlich und er hat Geld. Was willst Du mehr?” Trixi redete sich in Rage – wie so oft.
“Ist ja gut, Trixi!” Lisa zog die Beine an die Brust. “Soll ich einfach zu ihm gehen und meine Gefühle offenbaren?”
“Wäre doch keine schlechte Idee”, sagte Trixi ironisch. “Oder willst Du ihm ebenfalls eine erfundene Geschichte auftischen? Vergessene Brille und so?” Trixi lachte. “Das ist doch Kinderkram.”
“Aber ich muss doch einen Grund haben, warum ich plötzlich bei ihm aufkreuze?”, fragte Lisa hilflos.
“Du hast einen Grund.” Trixi stand auf. “Schwesterchen, es wird endlich Zeit, dass Du Dein Liebesleben in die Hand nimmst.”

Hier geht’s zur Folge 28 von “Im Fjord der Liebe”

Im Fjord der Liebe, Folge 27; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

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Im Fjord der Liebe, Folge 28 /im-fjord-der-liebe-folge-28/ /im-fjord-der-liebe-folge-28/#comments Wed, 18 Jun 2014 09:14:31 +0000 /?p=2518 weiterlesen]]> Ja. genau so ist es. Trixi hat recht, es wird Zeit, dass Lisa ihr Leben endlich in die Hand nimmt. Sie sollte zu Frederik fahren und ihm alles sagen, findet Ihr nicht auch?

Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Norwegen, Fjord

Hedwig stellte eine Tasse Kaffee vor Lisa auf den Tisch.
Fabiana, “Guten Tag, Berlin”, Some rights reserved , Quelle: www.piqs.de

Lisa stapfte durch das Unterholz. Demnächst mussten der Strand und das kleine rote Häuschen zu sehen sein. Sie hatte die ganze Nacht kein Auge zu getan und war in aller Herrgottsfrühe aufgestanden. Immer wieder hatte sie an die Worte ihrer Schwester gedacht. Trixi hatte Recht. So konnte es nicht mehr weitergehen, sie musste Frederik sagen, was sie für ihn empfand. Denn es war mehr als Liebe, was sie fühlte, auch wenn sie ihn noch gar nicht wirklich kannte.  Instinktiv wusste Lisa, dass Frederik der richtige Mann für sie war. Dass vor ihnen beiden ein wundervolles gemeinsames Leben lag, voller Harmonie und Freude.

Alle hatten noch geschlafen, als sich Lisa ins Auto gesetzt hatte und nach Norden aufgebrochen war, um Frederik aufzusuchen. Jetzt war es neun Uhr, die Sonne strahlte wie die ganzen letzten Tage und wärmte die noch kühle Luft.

Lisa lächelte und blieb stehen, als sie das Häuschen zwischen den Bäumen auftauchte. Friedlich und still lag es da. Ein romantisches Plätzchen, gerade richtig für Zwei, die sich gerade erst kennengelernt hatten. Lisa ging weiter und sah sich in Gedanken beim Frühstück auf der Terrasse und beim Schwimmen im Meer. Norwegen war doch ein herrliches Land.

Lisas Herz klopfte wie wild, als sie die kleine Glocke an der Tür bewegte. Sie wartete, aber niemand öffnete. War Frederik in der Stadt? Oder vielleicht sogar für längere Zeit im Ausland? Lisa ging um das Haus herum, nach hinten zum Steg. Keine Menschenseele war zu sehen, nur die Jolle, die in den morgendlichen Wellen schaukelte. Lisa ging zurück zur Haustüre. Gerade als sie erneut läuten wollte, machte Hedwig die Türe auf.

“Oh, hallo Lisa”, sagte sie lächelnd. “Ich war oben im Bad. Da dauert es immer ein bisschen, bis ich unten bin. Arthrose, Sie wissen schon.” Hedwig machte eine einladende Handbewegung. “Kommen Sie doch rein!”

“Guten Morgen”, sagte Lisa und trat ein. “Ich wollte zu Frederik. Schläft er etwa noch?”
“Um diese Zeit? Nein, da ist er längst auf den Beinen. Er ist kurz zum Bäcker gefahren, müsste aber gleich wieder hier sein. Setzen Sie sich doch so lange!” Hedwig ging zum Schrank und nahm eine Tasse heraus. Sie stellte den dampfenden Kaffee vor Lisa auf den Tisch.
“Danke, Hedwig”, sagte Lisa. “Sie sind sehr freundlich.”
“Frisch gebrüht, da schmeckt er immer am besten”, sagte Hedwig.

Lisa umfasst die Tasse mit beiden Händen und trank in kleinen Schlucken. Sie sah sich um in dem winzigen Raum, der so sehr gemütlich und heimelig war. Auf der Fensterbank stand ein Foto, das Lisa bei ihrem letzten Besuch gar nicht aufgefallen war. Es zeigte drei kleine Jungs und eine strahlende Frau, die in einem Garten auf dem Rasen saßen und offensichtlich jede Menge Spaß hatten.

“Das ist Frederik als Kind”, sagte Hedwig. “Mit seinen Brüdern und seiner Mutter.” Die Haushälterin nahm das Foto in die Hand und strich mit dem Daumen leicht darüber. “Damals war die Welt der Mörks noch in Ordnung”, sagte sie traurig.
“Frederik hat mir erzählt, dass seine Mutter schon sehr lange tot ist”, sagte Lisa.
“Ja, das ist über 30 Jahre her”, sagte Hedwig und stellte das Foto wieder an seinen Platz.
“Woran ist sie denn gestorben?”
“Ach, das war eine elende Tragödie.” Hedwig setzte sich neben Lisa. “Sie hat sich umgebracht. Genauso wie jetzt ihr Ältester.”
“Umgebracht? ”
“Der Alte hat allen in seiner Umgebung das Leben schwer gemacht, seinen Kindern, seinen Angestellten und natürlich auch seiner Frau. Dabei war sie eine überaus hübsche Frau, beliebt in der ganzen Stadt. Und sie war blitzgescheit. Ohne ihren Verstand wäre der Alte nie soweit gekommen.”
“Sie meinen die Firma.”

“Ja, ich meine die Firma”, sagte Hedwig wütend. “Er hat sie in den Tod getrieben. Und jeder, der etwas anderes behauptet, lügt.”
“Wie ist sie denn gestorben?”
“Pillen. Die arme Frau hat Schlaftabletten geschluckt, seit sie mit diesem Ekel verheiratet war. Und angeblich hatte sie aus Versehen zu viel erwischt. Soll vorkommen, hieß es.” Hedwig warf den Kopf in den Nacken. “Aber ich glaube das nicht. Sie hat Schluss gemacht, das weiß ich genau.”

Die Treppe knarrte. “Ist noch jemand im Haus?”, fragte Lisa.
“Ja”, sagte Hedwig missmutig. “Alexa ist oben. Diese schreckliche Person. Sieht so aus als hätte sie es geschafft, Frederik um den Finger zu wickeln.”
Lisa wurde schwindlig. Alexa? Alexa war oben in Frederiks Schlafzimmer?
“Hallo Lisa!” Lächelnd kam Alexa die Treppe herunter.

Hier geht’s zur Folge 29 von “Im Fjord der Liebe”

Im Fjord der LiebeFolge 28; ein Liebesroman alter Traditionnd Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

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Im Fjord der Liebe, Folge 29 /im-fjord-der-liebe-folge-29/ /im-fjord-der-liebe-folge-29/#comments Wed, 18 Jun 2014 09:13:01 +0000 /?p=2520 weiterlesen]]> Ach Du lieber Himmel! Alexa kommt aus Frederiks Schlafzimmer, da kann man ja nur hoffen, dass es sich um eine Verwechslung handelt. Was glaubt Ihr?

Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Norwegen, Fjord

Ihr Haar war zerzaust und es war unübersehbar: Sie hatte die Nacht bei Frederik verbracht.
Kattalla, “wirr um die haare”, Some rights reserved , Quelle: www.piqs.de

Alexa trug lediglich ein zu großes Herrenhemd und Lisa konnte ihre langen, makellosen Beine sehen. Ihr Haar war zerzaust und es war unübersehbar: Sie hatte die Nacht im Haus von Frederik verbracht.

Lisa wurde es heiß und kalt zugleich. Hedwigs Vermutung war kein Hirngespinst gewesen, sie hatte die Wahrheit gesprochen. Alexa war hinter Frederik her und wie Lisa nun ganz klar sehen konnte: Er war schwach geworden. Plötzlich schossen ihr Tränen in die Augen, die sie nur mühsam unterdrücken konnte. Sie wandte sich ab, nahm ihre Handtasche und kramte darin. Nur Alexa und Hedwig nicht ansehen, sich nur nicht anmerken lassen, wie enttäuscht, wie verletzt sie im Moment war.

“Suchen Sie etwas?”, fragte Alexa freundlich. “Kann ich Ihnen helfen?”
“Nein, vielen Dank”, sagte Lisa, ohne den Kopf zu heben. “Mein Handy muss hier irgendwo sein.”
“Ach, Hedwig”, sagte Alexa. “Ich hab wunderbar geschlafen. Die Ruhe und die Luft hier draußen sind etwas ganz besonderes für eine Städterin für mich.”
“Na, dann ist ja alles bestens”, sagte Hedwig bissig und stand auf.

Lisa glaubte zu ersticken. Die Situation war unerträglich geworden. Wie hatte sie nur so naiv sein können? Trixi hatte Recht, sie war einfach zu gutgläubig und blauäugig. Mit einer solchen Frau konkurrieren zu wollen – wie blöd war sie gewesen? Wie hatte sie nur glauben können, dass Frederik an ihr Interesse gefunden hätte? Verglichen mit Alexa war sie eine graue Maus, die außer einer verrückten Schwester kaum etwas zu bieten hatte. Gott sei Dank hatte sie noch keine Gelegenheit gehabt,  sich Frederik zu offenbaren. Wie peinlich wäre das gewesen?

“Ich nehme an, Sie wollen zu Frederik”, sagte Alexa und setzte sich zu Lisa an den Tisch. “Er müsste gleich hier sein, hoffentlich mit frischen Brötchen. Ich habe einen Bärenhunger.” Sie reckte die Arme nach oben und gähnte herzhaft. “Die Natur hier ist herrlich, finden Sie nicht auch? Ich kann gut verstehen, dass Menschen immer wieder hierher kommen, um Urlaub zu machen. Das werde ich von jetzt an auch tun.” Sie lachte fröhlich, streckte ihre langen Beine aus und legte den Kopf in den Nacken. “Das Leben kann soooo schön sein!”

Lisa konnte kaum mehr auf ihrem Stuhl sitzen. Sie musste weg, bevor Frederik zurück kam. Sein Liebesglück mit Alexa hautnah miterleben zu müssen, das war zu viel für sie. Zu sehen, wie er sie anstrahlte, wie er sie vielleicht sogar umarmte und küsste. Das würde sie nicht ertragen können. Eine weitere Zurückweisung würde ihr Herz zerspringen lassen. Nein, sie musste das Haus sofort verlassen.

“Um Gottes Willen, schon so spät!”, sagte sie mit einem Blick auf ihr Handy.  “Ich muss los. Tut mir leid.” Sie stand hastig auf und ging zur Tür.
“Bleiben Sie doch, Frederik wird gleich kommen”, sagte Hedwig. Aber Lisa hatte die Tür schon geöffnet – und war völlig überrascht: Vor ihr stand Frederik.

“Hallo, Lisa. Das ist ja eine wunderschöne Überraschung am Morgen.” Er hatte eine große Tüte mit Brötchen in der Hand und strahlte sie an. “Komm, Du kannst mit uns frühstücken.”
“Spar Dir Deine schönen Worte für Alexa”, sagte Lisa. “Ich muss weg. Entschuldigung.” Sie schob sich an ihm vorbei und ging eilig durch den Vorgarten.
“Lisa, Lisa, bitte warte doch”, hörte sie ihn rufen. Aber sie lief und lief, ohne sich noch einmal umzudrehen. Die Enttäuschung in seinem Blick sah sie nicht.

Hier geht’s zur Folge 30 von “Im Fjord der Liebe”

Im Fjord der Liebe, Folge 29; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

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Im Fjord der Liebe, Folge 30 /im-fjord-der-liebe-folge-30/ /im-fjord-der-liebe-folge-30/#comments Wed, 18 Jun 2014 09:12:03 +0000 /?p=2522 weiterlesen]]> Oh, oh, oh! So ein Mist! Ob Frederik wirklich mit Alexa .  . . ? Ich weiß nicht recht, aber lest selbst, wie die Geschichte weitergeht. Es kommt nämlich ein neuer Verdacht auf. Ein ungeheuerlicher!

Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Norwegen, Fjord

“Mit Brad werde ich reinen Tisch machen”, sagte Lisa.
AndreasD, “Einsam und verlassen”, Some rights reserved , Quelle: www.piqs.de

“Ich glaube, es wird Zeit, dass wir Norwegen verlassen. Egal, wie schön es hier auch immer sein mag.” Trixi blieb stehen und blickte übers Wasser. “Wir gehen zurück nach Berlin und Du fängst noch einmal ganz neu an.” Sie lachte. “Auch andere Mütter haben schöne Söhne!”

Lisa fand das überhaupt nicht lustig. Seit zwei Tagen hatte sie das heulende Elend. Seit sie aus Frederiks Haus geflüchtet war, fühlte sie ihr Herz als schweren Stein in ihrer Brust. Sie hatte gar nicht gewusst, wie stark ihre Gefühle für Frederik schon gewesen waren. Die Zuneigung, das Bei-ihm-sein-wollen hatte sich langsam angeschlichen, ohne dass sie es gemerkt hatte. Erst die Konfrontation mit Alexa, die erkennbar aus Frederiks Schlafzimmer gekommen war, hatte ihr klar gemacht, dass Frederik für sie viel mehr war als Brad und sogar mehr als Nicolai. Nicolai hatte sie geliebt, weil er ihr gefallen hatte, weil er zur Stelle war, als ihre Fähigkeit zu lieben gerade erblühte. Sie hatte das alles für jene tiefen Gefühle gehalten, von denen in Filmen und Romanen die Rede war. Aber das war ein Irrtum gewesen, das wusste sie jetzt. Nicolai war nichts anderes gewesen als eine Liebelei, in die sie wer weiß was hineingedichtet hatte. Sie hatte sich gefallen in der Rolle der Verlassenen, Leidenden, die die große Liebe ihres Lebens verloren hatte. Dass das Quatsch war, fiel ihr jetzt wie Schuppen von den Augen.

“Wahrscheinlich hast Du recht”, sagte Lisa und setzte den Spaziergang am Strand fort. “Ich sollte Norwegen vergessen. Das Land hat mir bei Gott kein Glück gebracht.”
“Vielleicht kannst Du ja nochmal mit Brad . . .?”, fragte Trixi leise.
“Kommt nicht in Frage”, antwortete Lisa energisch. “Ich mache keine halben Sachen mehr. Brad werde ich anrufen und reinen Tisch machen, sobald ich in Berlin bin. Ich habe ihn schon viel zu lange hingehalten.”

Die beiden Schwestern liefen schweigend nebeneinander her. Die Sonne stand hoch und es war herrlich warm. Eine leichte Brise verstärkte ihre Abschiedsstimmung. “Das ist also unser letzter Sommer in Norwegen”, sagte Trixi. “Wer weiß, wie es Vater im nächsten Jahr gehen wird. Ich denke kaum, dass er noch eine Reise wird unternehmen können.”
“Ist schon traurig, nicht wahr?”, sagte Lisa. “Norwegen hat irgendwie immer zu meinem Leben gehört. Ich kann mir kaum vorstellen, dass es nicht mehr so sein soll.”
“Fang nicht schon wieder an, Trübsal zu blasen, Schwesterchen! Irgendwann wirst Du noch enden wie Frederiks Bruder.”
“Wieso?”
“Naja, manchmal hab ich schon Angst, dass Du Dich vor lauter Kummer ins Meer stürzt.”
“Mmh”, murmelte Lisa. “Ehrlich gesagt, hab ich meine Zweifel, ob es bei Frederiks Bruder so war.”
“Was meinst Du?”, fragte Trixi und blieb stehen.
“Als wir in Frederiks Haus übernachtet haben und er am Morgen so schnell verschwunden ist, hat er einen Anruf bekommen.”
“Ja, das weiß ich. Von einem Kunden”, sagte Trixi.
“Ich bin mir nicht sicher, ob es ein Kunde war. Der Mann am anderen Ende der Leitung hieß Ole.”
Trixi riss die Augen auf. “Du meinst . . .?”, stieß sie hervor.
“Es ist natürlich ein ungeheuerlicher Verdacht”, antwortete Lisa. “Aber ich werde den Gedanken nicht mehr los.”
“Du glaubst, Ole lebt?”

“Könnte doch sein, oder? Jemand holt ihn in der Nacht vom Segelschiff und bringt ihn an einen unbekannten Ort.”
“Findest Du die Idee nicht ein bisschen weit hergeholt? Warum sollte das jemand tun?”
“Um ihn vor seinem schrecklichen Vater zu schützen, natürlich. Du hast doch gehört, was Hedwig erzählt hat. Ole war kein Geschäftsmann, der Alte hatte ihn gezwungen, die Leitung der Firma zu übernehmen. Und nicht nur das. Sogar die Ehefrau hat er für ihn ausgewählt.”
“Aber inszeniert man deshalb eine solche Show?” Trixi schüttelte den Kopf. “Nein, Schwesterherz, jetzt geht Deine Fantasie mit Dir durch. Den Namen Ole gibt es in Norwegen wie Sand am Meer. Frederik hat bestimmt die Wahrheit gesagt. Es war ein Kunde.”

Lisa sagte nichts mehr. Je mehr sie darüber nachdachte, umso plausibler fand sie ihren Verdacht. Frederik war ein Familienmensch. So sehr er seinen Vater hasste, so sehr liebte er seine Brüder. Knut zu Liebe hatte er das Unternehmen übernommen, warum sollte er Ole nicht auch helfen wollen?
“Nein”, sagte sie. “Ich werde die Tage nutzen, die wir noch hier sind und der Sache nachgehen.”
“Das ist eine gute Idee.” Trixi schlug Lisa auf die Schulter. “Dann bist Du wenigstens abgelenkt.”

Hier geht’s zur Folge 31 von “Im Fjord der Liebe”

Im Fjord der Liebe, Folge 30; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

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Im Fjord der Liebe, Folge 31 /im-fjord-der-liebe-folge-31/ /im-fjord-der-liebe-folge-31/#comments Wed, 18 Jun 2014 09:11:09 +0000 /?p=2524 weiterlesen]]> Das wäre ja wohl der Hammer, oder? Sollte Frederiks Bruder etwa noch leben? War tatsächlich alles inszeniert? Ich hätte auch schon eine Idee, wer da seine Finger im Spiel haben könnte.

Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Norwegen, Fjord

Die Schuhe waren handgenäht. Harald Mörk legte Wert auf sein Äußeres.
Steffen Zahn, “Old Shoes”, Some rights reserved , Quelle: www.piqs.de

Die Empfangshalle war unglaublich hoch. An den Wänden hingen große Pläne von Containerschiffen, überdimensionale Fotos daneben. Lisa sah sich um. So also sahen die heiligen Hallen von Mörk Industries aus. Sie ging zu dem großen Tresen in der Mitte. Eine junge Frau im klassischen dunkelblauen Kostüm nickte ihr freundlich zu.

“Ich möchte zu Harald Mörk”, sagte Lisa.
“Gerne. In welcher Angelegenheit?”
“Mein Name ist Lisa Kucher. Ich komme vom deutschen Ozean-Magazin und habe einen Interviewtermin mit Herrn Mörk.”
“Einen Moment bitte, Frau Kucher”, sagte die junge Frau und sprach leise in den Telefonhörer. “Herr Mörk erwartet sie”, sagte sie nach kurzer Zeit. “Fünfter Stock. Rechts finden Sie die Fahrstühle.” Sie zeigte an das Ende der Halle und lächelte immer noch freundlich. “Viel Vergnügen”, sagte sie dann.

Lisa hatte sich lange überlegt, ob sie diesen Schritt gehen sollte. Es war ihr völlig klar, dass – sollte an ihrem Verdacht etwas dran sein – sie Frederik und auch seinem Bruder keinen Gefallen tun würde. Aber was hatte sie schon zu verlieren. Frederik liebte Alexa, sie selbst hatte keine Chance bei ihm. In weniger als drei Tagen würde sie Norwegen für immer verlassen haben und die Mörks konnten ihr gestohlen bleiben. Lediglich eine gute Geschichte in ihrem Magazin würde sie dann noch an diesen missratenen Sommer erinnern. Und hoffentlich die Auflage steigern.

Im fünften Stock stieg Lisa aus dem Lift. Hier war es weniger geräumig als unten beim Empfang. Die Wände waren mit dunklem Mahagoniholz getäfelt. Kaum ein Laut war zu hören, obwohl jede Menge Leute in dem engen Flur auf und ab gingen. Sie flüsterten und wenn doch einmal einer die Stimme erheben sollte, würde der  braun gemusterte hochflorige Teppich jede Unflätigkeit schlucken. Gediegenes Understatement, dachte Lisa. Oder kleingeistiges Spießertum.

“Kann ich Ihnen helfen?”, fragte eine etwas ältere Dame, die sich bis auf ihre grauen Haare in nichts von der jungen Frau in der Eingangshalle unterschied.
“Ich habe einen Termin mit Harald Mörk”, sagte Lisa.
“Oh, Sie sind das Fräulein aus Deutschland. Nehmen Sie doch einen Moment Platz. Herr Mörk hat sofort Zeit für Sie.” Sie deutete auf ein kleine Sitzgruppe am Ende des Gangs – schwarze Lederstühle mit einem Glastisch in der Mitte.

Lisa setzte sich, nahm ihre Handtasche auf den Schoß und blickte aus dem Fenster. Von hier oben hatte sie einen wunderbaren Blick über die Stadt. Bergen war immerhin die zweitgrößte Stadt Norwegens und obwohl Lisa dem Land sehr verbunden gewesen war, hatte sie die Stadt noch nie zuvor besucht. Sie erkannt das große Brann-Stadion, die Fantoft Stabkirche und ganz am Horizont, das musste das Edvard Grieg-Museum sein. Direkt hinter ihr lag der Hafen mit der riesigen Mörk-Werft, wo all die großen Schiffe gebaut wurden. Lisa hatte sich vorgenommen, nach ihrem Gespräch mit dem Alten kurz im Hafen vorbeizuschauen.

“Kann ich Ihnen einen Kaffee anbieten?” Die Dame im dunkelblauen Standardkostüm stand plötzlich neben ihr. Wieder zeigte sie ihr eingefrorenes Lächeln.
“Das wird nicht nötig sein”, donnerte eine Stimme in Lisas Rücken. “An die Schmeißfliegen von der Presse haben wir nichts zu verschenken. Damit das klar ist, Frau Pöldahl!”
Lisa stand auf und drehte sich um. Vor ihr stand ein wahrhafter Riese von einem Mann. Korpulent und massig von Gestalt, hatte er die wenigen Haare, die ihm geblieben waren, streng nach hinten gekämmt. Sein Anzug war vom Feinsten, die Krawatte fein säuberlich gebunden, die Schuhe handgenäht. Harald Mörk legte Wert auf sein Äußeres. Soviel stand fest.

Hier geht’s zur Folge 32 von “Im Fjord der Liebe”

Im Fjord der Liebe, Folge 31; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.
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Im Fjord der Liebe, Folge 32 /im-fjord-der-liebe-folge-32/ /im-fjord-der-liebe-folge-32/#comments Wed, 18 Jun 2014 09:10:08 +0000 /?p=2526 weiterlesen]]> Lisa wagt sich wirklich in die Welt des Großunternehmertums. Mörk Industries klingt gut, nach Geld, Luxus und Understatement. Mal sehen, ob der alte Mörk wirklich so schwierig ist, wie alle sagen. Oder vielleicht ist er ja ganz nett. Wer weiß?

Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Norwegen, Fjord

“Sein Segelbötchen treibt im lauen Wind und alle Welt glaubt, der Matrose sei ertrunken.”
Crabtree, “Sehnsucht”, Some rights reserved, Quelle: www.piqs.de

“Ich mag keine Publicity. Dass wir uns gleich richtig verstehen.” Harald Mörk ließ sich in den großen Sessel fallen, der hinter seinem Eichenschreibtisch stand. Das Büro war dunkel, auch hier alles mit Holz getäfelt, der Teppich braun. Hinzukamen die heruntergelassenen Jalousien, durch die das Licht nur spärlich ins Zimmer drang.

“Es geht mir nicht um Publicity”, sagte Lisa. “Es geht mir allein um die Information meiner Leser. Mörk Industries ist der weltgrößte Produzent von Containerschiffen, da ist es doch selbstverständlich, dass eine Änderung in der Unternehmensstruktur die Öffentlichkeit interessiert, oder?”

Lisa stand mitten im Raum. Der alte Mörk hatte ihr keinen Platz angeboten. Offenbar legte er zwar Wert auf sein Äußeres, Etikette aber schien ihm egal zu sein.

“Welche Änderung in der Unternehmensstruktur?” Harald Mörk lehnte sich nach vorne über seinen Schreibtisch. Eine bedrohliche Geste, wie Lisa fand.
“Nach dem bedauerlichen Tod ihres ältesten Sohnes ist ja nun ein neuer Mann am Steuer.”
“Der ist auch nicht besser als der alte.” Mörk lehnte sich wieder zurück. “Alles Versager”, sagte er. “Alle drei totale Versager.”
“Sprechen Sie von Ihren Söhnen?”
“Klar, Mann. Von wem denn sonst? Da hat man schon das Glück als Mann auf die Welt zu kommen und der liebe Gott schenkt einem auch noch drei Söhne – was kann man mehr wollen vom Leben? Hä? Was?”
Lisa blieb stehen wo sie war und schwieg.

“Und dann sind sie alle drei komplette Nichtsnutze. Der Älteste verhätschelt von der Mutter, der Zweite bescheuert und dem Dritten wird irgendwann eine seiner Frauengeschichten zum Verhängnis. Was soll ich mit diesen Typen anfangen, frage ich Sie?”
“Heißt das, dass Sie Ihren Sohn durch einen externen Geschäftsführer ersetzen werden?”
“Das heißt gar nichts, verdammt noch mal”, brüllte der Alte plötzlich. “Ich werde diesen missratenen Drückeberger finden und wenn ich die ganze Welt auf den Kopf stelle. Ich lass mich doch nicht verarschen. Und dann kann er was erleben, das verspreche ich Ihnen!”
Lisa wagte nicht zu atmen. Sprach Mörk etwa von Ole? Hegte er denselben Verdacht wie sie?

“Drückeberger?”, fragte sie vorsichtig.
“Ja, Drückeberger. Erst muss ich ihm die Unternehmensleitung mit einem astronomischen Gehalt versüßen, dann ist er nicht mal in der Lage eine vernünftige Frau zu finden. Auch das muss ich noch für ihn tun. Schreibt Gedichte! Malt Bilder! Pah, das ist doch kein Mann. Das ist doch ein Idiot, ein peinlicher Idiot!” Mörk hatte sich in Rage gebrüllt, sein Gesicht war rot, am Hals traten die Adern gefährlich weit hervor. Er lockerte seinen Hemdkragen und fuhr sich übers Haar. “Was habe ich nur getan, dass Gott mich mit diesem Sohn straft?”

Lisa hätte ein paar Antworten auf diese Frage gewusst, aber sie schwieg. Noch immer stand sie in der Mitte des Raumes.
“Und dann verschwindet er plötzlich im Nichts. Sein Segelbötchen treibt im lauen Wind und alle Welt glaubt, der Matrose sei ertrunken.”
“Und was glauben Sie?”
“Dass er sich verdrückt hat, irgendwohin, wo er meinem Einfluss entzogen ist. Wenn man genau hinschaut, hat ihm sein sauberer Bruder dabei geholfen. Das halte ich für sehr wahrscheinlich.”

“Kann ich mich setzen?” Lisa wurden die Beine schwer. Außerdem wurde ihr mulmig angesichts der Vorwürfe, die Mörk äußerte.
“Ja, ja!” Mörk wedelte genervt mit der Hand als wollte er ein Fliege verscheuchen. Lisa setzte sich auf den Holzstuhl vor dem Schreibtisch.
“Frederik denkt wohl, ich hätte noch nicht gemerkt, dass er jeden Monat eine erkleckliche Summe auf ein Konto in Dänemark überweist. Er glaubt, ich bin senil. Aber da hat er sich geschnitten. Ich hab einen Rechtsanwalt mit der Sache beauftragt. Ich bin ihm ganz dicht auf den Fersen, meinem Herrn Sohn. Hahaha!”

Das Telefon auf dem Schreibtisch brummte leise und Mörk drückte ein Knöfpchen. “Ja?”, sagte er unwirsch. “Ja, ja. Hat man eigentlich nie seine Ruhe, hä? Ich komme ja schon.”
An der Tür drehte er sich noch einmal um. “Ich muss leider weg. Auf Wiedersehen, Fräulein . . . ”
“Kucher”, ergänzte Lisa leise und atmete tief durch. Sie war ganz froh über den plötzlichen Abgang des Alten. Es war alles bestens gelaufen. Und den Namen des Rechtsanwalts, den würde sie auch bald kennen.

Hier geht’s zur Folge 33 von “Im Fjord der Liebe”

Im Fjord der Liebe, Folge 32; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

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Im Fjord der Liebe, Folge 33 /im-fjord-der-liebe-folge-33/ /im-fjord-der-liebe-folge-33/#comments Wed, 18 Jun 2014 09:09:37 +0000 /?p=2528 weiterlesen]]> Hoppala, der alte Mörk ist ja wirklich ein Herzchen! Unternehmer vom alten Schlag, sag ich nur. Und als Vater offenbar eine veritable Katastrophe. Interessant ist aber, was nur tatsächlich aus Ole geworden ist, oder?

Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Norwegen, Fjord

“Ole ist tot, ertrunken im Meer.”
Jonny myreng Henriksen, “HEAVEN”, Some rights reserved , Quelle: www.piqs.de

In sanften Kurven schlängelte sich die Landstraße von Bergen zurück nach Steinbek. Lisa hatte sich auf eine gemütliche Fahrt eingestellt. Bevor sie bei Mörk Industries vom Hof gefahren war, hatte sie das Dach des Mietwagens geöffnet. Jetzt genoss sie das herrliche Wetter und ließ sie sich den Fahrtwind um die Nase wehen.

Ihr Besuch beim alten Mörk war wenig überraschend verlaufen. Er hatte sich genau als das Ekel entpuppt als das er verschrien war. Wie konnte sich ein erwachsener Mann nur so unerhört benehmen?, fragte sich Lisa. Ausfallend zu werden, einer völlig fremden Person gegenüber, das musste man sich erstmal trauen.

Doch Lisa war zufrieden. Mörk hatte vor lauter Wut auf seine Söhne ganz  vergessen, nach dem Grund ihrer Anwesenheit zu fragen. Dann nämlich wäre sie ins Schleudern geraten. Sie hatte keine wirklich gute Ausrede in der Hinterhand gehabt. So aber hatte sie alle Informationen bekommen, die sie hatte haben wollen – ohne, dass sie selbst irgendetwas hatte dazu tun müssen. Prima, dachte sie. Danke, Herr Mörk!

Lisa nahm den Zettel, der auf dem Beifahrersitz lag. Der Rechtsanwalt, den Mörk auf seine Söhne angesetzt hatte, musste in Dänemark leben. Seine Nummer jedenfalls hatte eine dänische Vorwahl. Bei Verlassen von Mörks Büro war Lisa die Idee gekommen, Frau Pöldahl nach den Kontaktdaten des Juristen zu fragen. Eigentlich hatte sie ja nicht mit einer Auskunft gerechnet, doch Frau Pöldahl hatte alles bereitwillig ausgedruckt und Lisa den Zettel gegeben. Offenbar hatte Mörks Sekretärin keine Ahnung davon, was es mit dieser Sache auf sich hatte.

Lisa hielt am Straßenrand. Am besten sie schob diesen Anruf nicht auf die lange Bank und rief Doktor Hansen sofort an. Nach dem zweiten Klingeln meldete sich ein Mann.
“Ja?”
“Doktor Hansen?”
“Am Apparat. Wer spricht?”
“Hier ist Lisa Kucher. Harald Mörk hat mir Ihre Nummer gegeben”, log sie.
“Ach, der gute Harald. Wie geht’s dem alten Haudegen?”
“Ich denke, gut. Er möchte unbedingt wissen, ob es Neues gibt bezüglich seiner Söhne.”
“Ja, ja, das dachte ich mir schon. Er ist immer noch so ungeduldig wie früher. Wie soll ich denn in ein paar Wochen rausfinden, wo Ole Unterschlupf gefunden hat? Ich hab ja schließlich auch noch andere Dinge zu tun.”
“Natürlich, natürlich”, sagte Lisa. “Sie sind sicher ein viel beschäftigter Mann. Aber Herr Mörk bezahlt sie fürstlich für Ihre Bemühungen. Wenn es um seine Familie geht, ist er stets sehr großzügig.” Lisa gefiel sich in ihrer Rolle. Was auch immer Doktor Hansen dachte, wer sie sei. Sie gab ihm das Gefühl, Bescheid zu wissen und Harald Mörk gut zu kennen.

“Geld regiert seine Welt, ja”, sagte der Anwalt. “Aber ich sag Ihnen jetzt mal was, junge Frau. Egal, wer Sie sind und was sie von mir wollen, diese Geschichte ist der Fantasie eines alten Mannes entsprungen. Das ist Paranoia und sonst nichts. Ole ist tot, ertrunken im Meer. Klar, das ist schwer zu akzeptieren für einen Vater. Aber auch Harald Mörk wird dies lernen.”
“Haben sie denn Anhaltspunkte?”
“Ich habe alle Freunde, Bekannte und Hotels abgeklappert. Von Ole keine Spur. Jetzt bleibt nur noch das ominöse Konto in Dänemark. Aber da komme ich nicht so leicht ran, Sie wissen schon, Bankgeheimnis und so.”
“Klar”, sagte Lisa.
“Ich bin mir sicher, dass sich auch diese Spur in Wohlgefallen auflösen wird. Ich sag es nochmal: Ole ist tot, ob es nun ein Unfall war oder Selbstmord. Er ist mausetot.”
“Dann hoffe ich in Harald Mörks Sinne, dass Sie bei Ihrer weiteren Suche doch noch erfolgreich sein werden. Ich danke Ihnen herzlich, Doktor Hansen. Auf Wiederhören.”

Lisa legte schnell auf und schaltete das Handy ab. Sie wollte unbedingt verhindern, dass der Anwalt Nachforschungen über sie anstellte. Er hatte genug erzählt, der Verdacht hatte sich offenbar nicht erhärtet. Lisa beschloss nach Hause zu fahren, ihre Eltern warteten schon mit dem Essen.

Eine halbe Stunde später fuhr Lisa über den Kiesweg zum Ferienhaus. Sie schloss das Dach des Wagens und stieg aus. Stimmen drangen aus dem Haus, darunter das glockenhelle Lachen ihrer Schwester. Offenbar amüsierte sie sich.
Als Lisa läutete, dauerte es eine Weile bis die Tür geöffnet wurde.
“Hallo Lisa!”, sagte jemand. Es war Brad.

Hier geht’s zur Folge 34 von “Im Fjord der Liebe”

Im Fjord der Liebe, Folge 33; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

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Im Fjord der Liebe, Folge 34 /im-fjord-der-liebe-folge-34/ /im-fjord-der-liebe-folge-34/#comments Wed, 18 Jun 2014 09:09:24 +0000 /?p=2530 weiterlesen]]> Brad!?!?! Das ist ja eine Überraschung. Der große Hollywoodstar ist doch tatsächlich anhänglich, sowas gibt’s. Ich denke, es wird Zeit, dass Lisa ihm mal die Wahrheit sagt, oder?

Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Norwegen, Fjord

“Brad”, sagte sie. “Ich muss Dir etwas gestehen.”
fotodruide, “Und tschüss”-Was davor geschah …”, Some rights reserved , Quelle: www.piqs.de

Die Abendsonne tauchte den Garten in ein wundervolles Licht. Der Steg leuchtete regelrecht, das Wasser lag völlig ruhig und spiegelte das Rot. So war Norwegen am schönsten und erneut überfiel Lisa der Abschiedsschmerz.

“Brad”, sagte sie. “Ich muss Dir etwas gestehen.”

“Ich kann es mir schon denken”, sagte Brad, der neben ihr auf dem Steg saß. Er klang deprimiert. Den weiten Weg von Los Angeles nach Steinbek hatte er nur unternommen, um Lisa nahe zu sein. Er hatte es einfach nicht mehr ohne sie ausgehalten. Noch einen Versuch hatte er machen wollen, damit er sich später keine Vorwürfe zu machen brauche. Obwohl er geahnt hatte, dass es aussichtslos war. Das war ihm klar gewesen, als Lisa vor der Haustüre gestanden hatte. Dieses Gesicht würde er nie vergessen. Überraschung, Genervtheit und Abscheu hatte er darin gelesen. Brad hatte die nächste Maschine zurück nach Amerika nehmen wollen, aber Lisa hatte ihn überredet, zumindest eine Nacht zu bleiben, um den Jetlag zu überwinden und sich ihre Erklärung anzuhören.

“Du hast Dich verliebt”, fuhr er fort.
“Ja.”
“Und? Ist er der Mann, den Du suchst? Der, der Dich glücklich macht?”
“Er ist der, den ich gesucht habe. Aber glücklich macht er mich nicht.”
Brad sah Lisa fragend an.

“Er hat eine Andere”, sagte sie.
“Oh”, sagte Brad. “Das tut mir leid.”
“Ich lerne einfach nie dazu. Trixi hat recht, ich bin naiv und leichtgläubig. Dabei war ich mir so sicher, in ihm den richtigen gefunden zu haben.”
“Wenn er der richtige ist, dann wird er zu Dir kommen”, sagte Brad.
“Ach Brad! Du bist ein unverbesserlicher Romantiker und lebst in Deinen Hollywoodfilmen. Das wirkliche Leben aber funktioniert so nicht. Frederik hat eine komplizierte Familiengeschichte und eine Freundin, die ihn nicht so einfach aus ihren Klauen lässt.”

“Wichtig ist doch nicht, was seine Freundin will, sondern was er will.” Brad ließ nicht locker.
“Ja, natürlich”, sagte Lisa und wechselte das Thema. “Brad”, sagte sie und legte die Hand auf seinen Arm. “Ich stehe so sehr in Deiner Schuld. Es tut mir unendlich leid, was ich Dir angetan habe.”
“Wovon sprichst Du?”
“Ich habe Dich hingehalten all die Jahre. Es war doch für alle spürbar, dass ich Dich nicht so lieben konnte wie Du mich. Du bist ein guter Mann, und mein größter Wunsch wäre, dass wir Freunde bleiben? Meinst Du, das könnte klappen?”
“Das wird schwierig über die große Distanz. Aber wir sollten es auf jeden Fall versuchen.” Brad sah sie an und lächelte. Dann umarmten sie sich fest.

“Oho, was ist das? Eine Versöhnung?” Trixi war in den Garten gekommen.
“Nein, Schwesterchen. Wir haben gerade beschlossen, dass wir Freunde bleiben wollen. Das ist alles.”
“Schade”, sagte Trixi. Jetzt erst sah Lisa, dass Trixi Alexa im Schlepptau hatte. Alarmiert stand sie auf. Sie hatte den Schock vom Vortag noch nicht verdaut. Was wollte diese Frau hier? Was hatte das zu bedeuten?
“Brad, das ist Alexa”, sagte Trixi und zeigte auf ihre Gefolgschaft. Brad war ebenfalls aufgestanden und blickte Alexa mit großen Augen an. Auch Alexa schien wie hypnotisiert zu sein. Sie hatte nur Augen für Brad.

“Kennen sich die beiden etwa?”, fragte Lisa Trixi leise.
“Keine Ahnung”, antwortete ihre Schwester.
Alexa gab Brad die Hand, ohne den Blick von ihm zu wenden. “Hallo”, sagte sie nur. “Ich bin Alexa.”
“Hallo”, sagte auch Brad. “Ich bin Brad Pott.”

“Als wüsste sie das nicht”, flüsterte Trixi und lachte. “Ich glaube, Schwesterchen, das hier ist Liebe auf den ersten Blick.”
“Aber ich dachte . . . Was ist denn mit Frederik?”, stotterte Lisa.
“Tja, so wie es aussieht, ist Dein Großindustrieller jetzt frei.”

Hier geht’s zur Folge 35 von “Im Fjord der Liebe”

Im Fjord der Liebe, Folge 34; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

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Im Fjord der Liebe, Folge 35 /im-fjord-der-liebe-folge-35/ /im-fjord-der-liebe-folge-35/#comments Wed, 18 Jun 2014 09:08:19 +0000 /?p=2532 weiterlesen]]> Kann sowas passieren? Dass sich Zwei sehen und vom ersten Moment an ineinander verliebt sind? Außer in Groschenromanen hab ich davon noch nie was gehört.

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“Hat Hedwig wieder ihr Gift verspritzt, der alte Hausdrachen?”
RJuergen13, “Eidachs”, Some rights reserved , Quelle: www.piqs.de

“Ist doch herrlich, oder? Dass wir bei unserem letzten Frühstück hier so eine große Runde sind.” Gitta ging um den Tisch herum und goss allen Kaffee ein. An Brads Platz blieb sie ein wenig länger stehen und legte ihm die Hand auf die Schulter. “Besonders freut es mich, dass Du ausgerechnet hier in Norwegen Dein Glück gefunden hast.” Brad sah Gitta dankbar an und nahm Alexa bei der Hand, die direkt neben ihm saß.

“Turteltäubchen haben Dir schon immer gefallen, nicht wahr, Mama?” Trixi konnte ihre große Klappe einfach nicht halten.
“Ja, mein Schatz”, sagte Gitta. “Und ich würde mich ganz besonders freuen, wenn ich Dich mal wieder turtelnd erleben würde. Deine Daniels, Franz und wie sie alle heißen, sind ja nun wahrlich keine Männer zum Heiraten, oder?”
Trixi rollte nur mit den Augen. Es war ihr nichts Neues, dass ihre Mutter sie gern unter der Haube sah. Sie würde erst Ruhe geben am Tag von Trixis Hochzeit. Und bis dahin, da war sich Trixi sicher, würde noch viel Zeit vergehen.

“Sag mal, Alexa, was hat Dich gestern eigentlich zu uns geführt”, fragte Lisa in die Runde. Brad und Alexa hatten sich am Vorabend tatsächlich bei ersten Sehen Hals über Kopf ineinander verliebt. Unzertrennlich waren sie gewesen und als der Abend später wurde, waren sie auf Brads Zimmer verschwunden. Lisa und Trixi waren fast ein wenig neidisch gewesen.
“Ich wollte Dich holen, Lisa”, antwortete Alexa.
“Mich holen?”
“Ja. Ich wollte das Missverständnis ausräumen, das an jenem Morgen in Frederiks Haus entstanden ist. Als Du mich im Nachthemd angetroffen hast.”
“Für mich sah das nicht nach Missverständnis aus, sondern sehr eindeutig”, sagte Lisa sarkastisch.
“Kinder, wovon redet Ihr eigentlich?”, fragte Lisas Vater.
“Ich glaube, es geht mal wieder um die uralte Geschichte der Menschheit, um Ying und Yang und warum Zwei, die sich mögen, manchmal ewig brauchen, um zueinander zu finden”, erklärte Gitta. “Oder ist es nicht so, Lisa?”

“Ich habe in dieser Nacht tatsächlich in Frederiks Haus übernachtet. Wir haben die ganze Zeit über Ole geredet und darüber die Zeit vergessen.” Alexa sprach einfach weiter. “Aber Frederik ging dann aufs Boot, ich war die ganze Nacht allein im Schlafzimmer.”
Lisa sagte nichts. Konnte sie diese Geschichte glauben?
“Frederik mag Dich sehr, Lisa”, sagte Alexa. “Auf die Weise, wie er von Dir spricht, hat er noch nie von einem Frau gesprochen.”
Lisa schluckte. Konnte das wahr sein?
“Aber Hedwig . . .”, sagte sie.
“Hedwig?” Alexa fiel ihr ins Wort und wurde lauter. “Was hat Hedwig damit zu tun? Hat sie wieder ihr Gift verspritzt, der alte Hausdrachen?”
“Sie sagte, Du wärst hinter Frederik her.”
“So einen Blödsinn habe ich selten gehört”, erwiderte Alexa empört. “Hinter jedem Rock vermutet sie eine Erbschleicherin, die ihrem Frederik Böses will. Die Alte ist eine Schlange.”

Minuten lang sprach niemand ein Wort.
“Tja Schwesterherz, dann bist Du jetzt wohl an der Reihe.” Trixi zwinkerte ihrer Schwester zu.
“Und was soll ich Deiner Meinung nach tun?”, fragte Lisa unwirsch.
“Na, was wohl?” Jetzt schaltete sich Gitta ein. “Du fährst sofort zu Frederik!”

Hier geht’s zur Folge 36 von “Im Fjord der Liebe”

Im Fjord der Liebe, Folge 35; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

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Im Fjord der Liebe, Folge 36 /im-fjord-der-liebe-folge-36/ /im-fjord-der-liebe-folge-36/#comments Wed, 18 Jun 2014 09:07:43 +0000 /?p=2534 weiterlesen]]> Genau das sind die Momente, in denen Mütter gebraucht werden. Wenn eigentlich außer Frage steht, was zu tun ist, und man sich trotzdem doof anstellt.

Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Norwegen, Fjord

Alexa folgte Lisa in den Garten.
Margaret Anne Clarke, “The Rock Garden, Leonardslee Gardens”, Some rights reserved, Quelle: www.piqs.de

“Was ist denn so dringend?” Alexa folgte Lisa in den Garten.
“Bevor ich Frederik sehe, muss ich eines wissen”, sagte Lisa. “Und ich möchte, dass Du mir die Wahrheit sagst.”

Noch während des Frühstücks hatte Lisa Alexa um ein Gespräch unter vier Augen gebeten. Obwohl sie ihr Glück kaum fassen konnte – Frederik war frei und er hatte offenbar Gefühle für sie – wollte sie sich nicht mit ihm einlassen, ohne ihren Verdacht ausgesprochen zu haben.
“Ok”, sagte Alexa. “Lass hören!”
“Ist Ole wirklich tot?”, fragte Lisa unverblümt.
“Natürlich”, antwortete Alexa. “Du weißt, was passiert ist, oder? Hedwig hat Dich doch sicherlich aufgeklärt.”
“Frederiks Vater ist aber anderer Ansicht.”
“Du hast mit dem Alten gesprochen?” Alexa war ehrlich überrascht.
“Ja. Er glaubt, dass Ole sich abgesetzt hat und irgendwo in Dänemark lebt.”

“Wieso in Dänemark?” Alexa legte die Stirn in Falten.
“Frederik überweist jeden Monat eine größere Summe auf ein Konto nach Dänemark.”
Jetzt schwieg Alexa.
“Du wolltest mir die Wahrheit sagen . . .”, fuhr Lisa leise fort.
“Ja, ich weiß. Ich . . ., aber Du darfst es keinem sagen! Sonst bringt sich Ole tatsächlich noch um.”
“Es ist also wahr? Er lebt?”
“Ja. Und endlich kann er das Leben führen, das er sich wünscht. Stell Dir vor, er verkauft seine Bilder und ist richtig erfolgreich damit.”

“Du weißt, wo er ist?”, fragte Lisa.
“Natürlich, ich habe ihn ja vom Schiff geholt. Es war ein perfekter Plan. Ole segelte hinaus, die Koordinaten des Treffpunkts hatten wir sehr genau gewählt. Kaum war es Mitternacht, fuhren Frederik und ich mit dem alten Motorkahn raus aufs Meer und sammelten Ole ein.”
“Wirst Du zu ihm ziehen? Immerhin bist Du mit ihm verheiratet”, fragte Lisa.
“Jetzt, wo ich Brad habe, werde ich wohl die Scheidung einreichen müssen. Ole wird es verstehen.”
“Aber der Alte nicht.” Lisa erinnerte sich an ihren Besuch bei Harald Mörk und schüttelte den Kopf.
“Ihm wird vieles nicht gefallen. Aber die Zeiten, in denen die gesamte Familie nach seiner Pfeife tanzte, sind Gott sei Dank vorbei.”

Lisa atmete tief durch. Eine wahrhaft abenteuerliche Geschichte, in die sie da hineingeraten war.
“Noch eine Frage habe ich”, sagte sie. “Warum ist Frederik nicht selbst zu mir gekommen?”
“Er war sich eben nicht sicher, er kennt Dich ja kaum und weiß wenig vor Dir. In erster Linie hielt ihn das Geheimnis um seinen Bruder davon ab. Er traut den wenigsten Menschen und lässt Nähe nur sehr selten zu. Frederik liebt seine Brüder über alles und ist mehr als glücklich, dass Ole seinem Gefängnis entkommen ist. Das wollte er nicht aufs Spiel setzen.”

Alexa holte ihr Handy aus der Hosentasche und wählte eine Nummer.
“Wen rufst Du an?”, fragte Lisa.
“Frederik. Ich denke, es wird Zeit, dass er nach Steinbek kommt.”

Hier geht’s zur Folge 37 von “Im Fjord der Liebe”

Im Fjord der Liebe, Folge 36; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

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Im Fjord der Liebe, Folge 37 /im-fjord-der-liebe-folge-37/ /im-fjord-der-liebe-folge-37/#comments Wed, 18 Jun 2014 09:05:10 +0000 /?p=2536 weiterlesen]]> Soooo! Jetzt steuert doch endlich alles auf das Happy End zu.

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“Es gibt Männer, die verlieben sich in graue Mäuse.”
mattymainka, “Mäuseversteck”, Some rights reserved , Quelle: www.piqs.de

“Schwesterchen, es sieht so aus, als würdest Du bald unter die Haube kommen.” Trixi stieß Lisa in die Seite und lächelte ihr aufmunternd zu. Die beiden Schwestern saßen auf der Gartenbank und warteten auf Frederik.

“Ich hasse es, wenn Du Schwesterchen sagst. Schließlich bin ich die Ältere von uns beiden.”
“Hab Dich nicht so. Ich bin dafür die Erfahrenere.”
“Haha, das ich nicht lache”, erwiderte Lisa. “Tatsächlich fühle mich wie eine Braut im 19. Jahrhundert”, fuhr sie fort, “die ihren Bräutigam noch nie gesehen hat und jetzt auf ihn wartet.”
“Und wie damals üblich, bringt er seinen Bruder mit”, sagte Trixi.

“Ich bin sehr gespannt auf Ole. Jetzt, wo ich schon so viel von ihm gehört habe.”
“Und ich bin gespannt darauf, was er zu Alexas neuer Liebe sagt. Das wird nicht so einfach werden für ihn.”
“Ich glaube nicht, dass die beiden in großer Liebe verbunden waren”, sagte Lisa. “Sonst hätte Alexa anders von Ole gesprochen.”
“Vielleicht hat Hedwig doch die Wahrheit erzählt und es war ein Arrangement des Alten, um den Schein der perfekten Familie zu wahren.”
“Lass mich bloß in Ruhe mit Hedwig”, sagte Lisa. “Die alte Schnepfe hat mich auf die völlig falsche Fährte gelockt. Sie wollte mir weiß machen, dass Alexa eine falsche Schlange ist, die sich an Frederik ran wirft.”
“Ja, und Du hast es geglaubt”, sagte Trixi und lachte. “Aber mach Dir nichts draus, Schwesterchen. Das wäre mir auch passiert.”

Brad und Alexa kamen in den Garten. Offenbar sahen sie die beiden Schwestern nicht. Unbeirrt gingen sie händchenhaltend zum Steg und setzten sich. Brad legte den Arm um Alexa und Beine baumelnd saßen sie und blickten in den Himmel.
“Ich freue mich so für Brad”, sagte Lisa. “Endlich hat er jemanden gefunden, der zu ihm passt. Das hat er wirklich verdient.”
“Wie ich Alexa einschätze hat sie kein Problem mit seiner Popularität”, erwiderte Trixi. “Im Gegenteil, wenn Brad nicht aufpasst, stiehlt sie ihm die Show.”
“Das ist mir nie passiert”, sagte Lisa und lachte.
“Das stimmt. Du hast Dir am besten in der Rolle der grauen Maus gefallen.”
“Es gibt Männer, die verlieben sich in graue Mäuse”, sagte Lisa.
“Da kommt einer davon”, sagte Trixi. Auf den Kiesweg rollte ein Wagen. Am Steuer saß Frederik.

Hier geht’s zur Folge 38 von “Im Fjord der Liebe”

Im Fjord der Liebe, Folge 37; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

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Im Fjord der Liebe, Folge 38 /im-fjord-der-liebe-folge-38/ /im-fjord-der-liebe-folge-38/#comments Wed, 18 Jun 2014 09:04:27 +0000 /?p=2538 weiterlesen]]> Tja, was jetzt passiert, dürfte Euch klar sein, denke ich. Allerdings hab ich noch eine kleine Überraschung übrig gelassen. Der eine oder andere von Euch hat es sich vielleicht schon gedacht. Es geht um Ole.

Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Norwegen, Fjord

Sie saßen am Strand um ein herrlich prasselndes Lagerfeuer.
women76, “Lagerfeuer”, Some rights reserved , Quelle: www.piqs.de

“Jetzt ist mir klar, warum Dein Vater so schlecht auf Dich zu sprechen war, Ole”, sagte Lisa. “Das muss eine Katastrophe für ihn gewesen sein.” Sie saßen am Strand um ein herrlich prassendes Lagerfeuer. Brad und Alexa, Trixi, Frederik und Lisa, Ole und Haakon.

“Für ihn ist eine Welt zusammen gebrochen als ich ihm sagte, dass ich auf Männer stehe.” Ole warf Haakon einen liebevollen Blick zu. “Er hat gebrüllt wie ein Stier, sein Büro zertrümmert. Ich hab mit dem Schlimmsten gerechnet. Herzinfarkt, Schlaganfall oder sonst was. Aber unseren Alten haut wirklich nichts um, nicht wahr, Frederik?”
“Leider nein”, antwortete Frederik und warf Reisig ins Feuer. “Manchmal wünsche ich es mir regelrecht. Ich hab so die Nase voll davon, wie er sich uns gegenüber benimmt. Widerwärtig, einfach widerwärtig. Von Knut ganz zu schweigen. Den ignoriert er komplett und vor all seinen feinen Freunden schweigt ihn tot. Wenn Mama das erleben müsste!”
“‘Das darf niemand erfahren, nie’, hat er geschrien. ‘Wenn das rauskommt, bring ich Dich um'”, erzählte Ole weiter. “Und dann hat er mich noch als eine dreckige Schwuchtel beschimpft.”

“Deine Ehe mit Alexa war also nur ein Arrangement”, fragte Lisa.
“Natürlich”, antwortete Ole. “Der Alte fand, das sei die beste Tarnung. Und ich habe mich darauf eingelassen, weil ich unbedingt wollte, das er Ruhe gibt. Zum Glück hat er eine nette Person wie Alexa gefunden, die keinerlei Ansprüche an mich gestellt hat.”
“Aber Alexa, warum um Gottes Willen hast Du mitgemacht?” Trixi konnte sich nicht vorstellen, sich auf einen solchen Deal einzulassen.
“Warum nicht? Ich habe keinen Job und von irgendwas muss auch ich leben. Der Alte hat mir ein äußerst großzügiges Angebot gemacht. Das konnte ich nicht ausschlagen. Jetzt allerdings . . .” Sie machte eine Pause und nahm Brads Hand.
“Jetzt müssen wir neu verhandeln, Ole.” Sie lachte. “Brad und ich wollen nämlich so schnell wie möglich heiraten.”

“Wow”, entfuhr es Lisa. “So schnell sind wir nicht, oder Frederik?”
“Mmh. Wenn ich mir’s genau überlege, könnten wir uns doch anschließen. Was meinst Du, Schatz? Eine Doppelhochzeit mit einem Hollywoodstar, hört sich doch gut an.”
“Dann könnten wir uns ja auch noch dazu gesellen”, sagte Ole. “Haakon und ich hegen schon lange Hochzeitspläne. Jetzt ist wohl der beste Zeitpunkt, mit der Wahrheit ans Licht zu kommen.”
“Vater brauchen wir zu dieser Feier wohl nicht einzuladen”, sagte Frederik. “Seine Reaktion möchte ich mir gar nicht ausmalen.”
“Er wird es wie immer an Frau Pöldahl auslassen”, sagte Ole. “Aber sie ist es ja gewöhnt. Ist mir ein Rätsel, warum diese Frau seit 30 Jahren für diesen Kotzbrocken arbeitet. Sie scheint unverbesserlich zu sein.”

Lisa setzte sich zu ihrer Schwester und legte den Arm um deren Schulter.
“Trixi, Schwesterchen, was machen wir denn bei all den Hochzeitswilligen mit Dir?”
“Ist doch klar.” Trixi lachte ihr glockenhelles Lachen. “Ich werde Eure einzige Brautjungfer. Den Job muss schließlich auch jemand machen.”

Hier geht’s zur Folge 39 von “Im Fjord der Liebe”

Im Fjord der Liebe, Folge 38; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

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Im Fjord der Liebe, Folge 39 /im-fjord-der-liebe-folge-39/ /im-fjord-der-liebe-folge-39/#comments Wed, 18 Jun 2014 09:00:41 +0000 /?p=2540 weiterlesen]]> Happy End, Gott sei Dank. Noch ein kleiner Nachtrag steht aus, hier ist er. Viel Spaß bei der letzten Folge.

Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Norwegen, Fjord

“Dann hab ich Dich Tag und Nacht um mich”, sagte Frederik. “Und nichts anderes möchte ich für mein Leben.”
robibiederick, “Himmel oder Hölle?”, Some rights reserved, Quelle: www.piqs.de

Lisa stand in der Küche und hantierte mit der Kaffeemaschine. Pulver hatte sie eingefüllt, Wasser auch. Trotzdem schaffte sie es nicht, das Gerät zum Laufen zu bringen. Sie fluchte vor sich hin.
“Was ist los, Schatz?” Frederik kam die Treppe herunter.
“Wo ist eigentlich Hedwig?”, fragte Lisa wütend. “Ich hab sie seit Tagen nicht gesehen. Sie ist die Einzige, die die Kaffeemaschine in Gang kriegt.”
“Hedwig hab ich gefeuert!”

Lisa sah ihn überrascht an. “Warum denn das?”
“Sie ist eine intrigante alte Schlange.”
“Aber das ist doch nichts Neues.”
“Nein, aber jetzt ist sie zu weit gegangen. In den zwei Wochen, in denen Du in Berlin warst, um alle Angelegenheiten zu regeln, hat sie kein gutes Haar an Dir gelassen. Hat eine Lügengeschichte nach der anderen erfunden.”

“Woher weißt Du denn, dass es Lügengeschichten waren?”, fragte Lisa schelmisch und sah ihn provozierend an.
“Weil ich Dich kenne”, sagte Frederik und legte ihr den Zeigefinger unters Kinn. “Und zu den Dingen, die Hedwig sich ausgedacht hat, wärst Du überhaupt nicht in der Lage.”
“Kein Problem. Dann putze ich eben selbst.”
“Kommt nicht in Frage”, sagte Frederik. “Wir werden eine neue Haushälterin suchen.”
“Ich vergesse leicht, dass ich bald die Frau eines Großindustriellen sein werde”, sagte Lisa.

“Da fällt mir etwas ein”, sagte Frederik und zog Lisa zum Tisch. “Setz Dich bitte!”
Lisa setzte sich auf die Holzbank.
“Hättest Du Lust, die PR-Abteilung von Mörk Industries zu übernehmen?”, fragte Frederik. “Wir können immer gute Leute brauchen.”
“Ist das Dein Ernst?” Lisa sah ihn ungläubig an. Dann ging ein Strahlen über ihr Gesicht.
“Mein voller Ernst”, sagte Frederik. “Es gibt nämlich einen sehr plausiblen Grund”, flüsterte er.
“Ja?” Lisa sah in seine Augen.
“Dann hab ich Dich Tag und Nacht um mich”, sagte Frederik. “Und nichts anderes möchte ich für mein Leben.”

ENDE

Im Fjord der Liebe, Folge 39; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

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