Home » Im Fjord der Liebe » Im Fjord der Liebe, Folge 31

Im Fjord der Liebe, Folge 31

Eingetragen in: Im Fjord der Liebe | 1

Das wäre ja wohl der Hammer, oder? Sollte Frederiks Bruder etwa noch leben? War tatsächlich alles inszeniert? Ich hätte auch schon eine Idee, wer da seine Finger im Spiel haben könnte.

Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Norwegen, Fjord
Die Schuhe waren handgenäht. Harald Mörk legte Wert auf sein Äußeres.
Steffen Zahn, “Old Shoes”, Some rights reserved , Quelle: www.piqs.de

Die Empfangshalle war unglaublich hoch. An den Wänden hingen große Pläne von Containerschiffen, überdimensionale Fotos daneben. Lisa sah sich um. So also sahen die heiligen Hallen von Mörk Industries aus. Sie ging zu dem großen Tresen in der Mitte. Eine junge Frau im klassischen dunkelblauen Kostüm nickte ihr freundlich zu.

“Ich möchte zu Harald Mörk”, sagte Lisa.
“Gerne. In welcher Angelegenheit?”
“Mein Name ist Lisa Kucher. Ich komme vom deutschen Ozean-Magazin und habe einen Interviewtermin mit Herrn Mörk.”
“Einen Moment bitte, Frau Kucher”, sagte die junge Frau und sprach leise in den Telefonhörer. “Herr Mörk erwartet sie”, sagte sie nach kurzer Zeit. “Fünfter Stock. Rechts finden Sie die Fahrstühle.” Sie zeigte an das Ende der Halle und lächelte immer noch freundlich. “Viel Vergnügen”, sagte sie dann.

Lisa hatte sich lange überlegt, ob sie diesen Schritt gehen sollte. Es war ihr völlig klar, dass – sollte an ihrem Verdacht etwas dran sein – sie Frederik und auch seinem Bruder keinen Gefallen tun würde. Aber was hatte sie schon zu verlieren. Frederik liebte Alexa, sie selbst hatte keine Chance bei ihm. In weniger als drei Tagen würde sie Norwegen für immer verlassen haben und die Mörks konnten ihr gestohlen bleiben. Lediglich eine gute Geschichte in ihrem Magazin würde sie dann noch an diesen missratenen Sommer erinnern. Und hoffentlich die Auflage steigern.

Im fünften Stock stieg Lisa aus dem Lift. Hier war es weniger geräumig als unten beim Empfang. Die Wände waren mit dunklem Mahagoniholz getäfelt. Kaum ein Laut war zu hören, obwohl jede Menge Leute in dem engen Flur auf und ab gingen. Sie flüsterten und wenn doch einmal einer die Stimme erheben sollte, würde der  braun gemusterte hochflorige Teppich jede Unflätigkeit schlucken. Gediegenes Understatement, dachte Lisa. Oder kleingeistiges Spießertum.

“Kann ich Ihnen helfen?”, fragte eine etwas ältere Dame, die sich bis auf ihre grauen Haare in nichts von der jungen Frau in der Eingangshalle unterschied.
“Ich habe einen Termin mit Harald Mörk”, sagte Lisa.
“Oh, Sie sind das Fräulein aus Deutschland. Nehmen Sie doch einen Moment Platz. Herr Mörk hat sofort Zeit für Sie.” Sie deutete auf ein kleine Sitzgruppe am Ende des Gangs – schwarze Lederstühle mit einem Glastisch in der Mitte.

Lisa setzte sich, nahm ihre Handtasche auf den Schoß und blickte aus dem Fenster. Von hier oben hatte sie einen wunderbaren Blick über die Stadt. Bergen war immerhin die zweitgrößte Stadt Norwegens und obwohl Lisa dem Land sehr verbunden gewesen war, hatte sie die Stadt noch nie zuvor besucht. Sie erkannt das große Brann-Stadion, die Fantoft Stabkirche und ganz am Horizont, das musste das Edvard Grieg-Museum sein. Direkt hinter ihr lag der Hafen mit der riesigen Mörk-Werft, wo all die großen Schiffe gebaut wurden. Lisa hatte sich vorgenommen, nach ihrem Gespräch mit dem Alten kurz im Hafen vorbeizuschauen.

“Kann ich Ihnen einen Kaffee anbieten?” Die Dame im dunkelblauen Standardkostüm stand plötzlich neben ihr. Wieder zeigte sie ihr eingefrorenes Lächeln.
“Das wird nicht nötig sein”, donnerte eine Stimme in Lisas Rücken. “An die Schmeißfliegen von der Presse haben wir nichts zu verschenken. Damit das klar ist, Frau Pöldahl!”
Lisa stand auf und drehte sich um. Vor ihr stand ein wahrhafter Riese von einem Mann. Korpulent und massig von Gestalt, hatte er die wenigen Haare, die ihm geblieben waren, streng nach hinten gekämmt. Sein Anzug war vom Feinsten, die Krawatte fein säuberlich gebunden, die Schuhe handgenäht. Harald Mörk legte Wert auf sein Äußeres. Soviel stand fest.

Hier geht’s zur Folge 32 von “Im Fjord der Liebe”

Im Fjord der Liebe, Folge 31; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

Eine Antwort

  1. sue
    | Antworten

    Na, du machst es aber wieder spannend, ist ja kaum auszuhalten.

    LG Sue

Deine Gedanken zu diesem Thema