Im Fjord der Liebe, Folge 21

Oho, wird Lisa etwa allein mit ihm frühstücken? Mir kommt es so vor, als hätte sie noch gar nicht gemerkt, dass Frederik eigentlich gar kein schlechter Griff wäre.

Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Norwegen, Fjord

“Warst Du schon beim Bäcker?”, fragte Lisa verwundert.
Lisa Spreckelmeyer, “Frühstück”, Some rights reserved , Quelle: www.piqs.de

Lisa hörte Geschirrklappern, als sie die kleine Treppe hinunterging. Sie  öffnete die Küchentür.
“Guten Morgen”, sagte Frederik Mörk. Er saß schon am gedeckten Frühstückstisch und las die Zeitung.
“Warst Du heute Morgen schon beim Bäcker?”, fragte Lisa verwundert.
“Nein”, lachte Frederik. “Ich habe einen netten Nachbar, der 400 Meter weiter wohnt. Er hat mir die Brötchen und die Zeitung mitgebracht.”
“Scheint, als wohnten in dieser Gegend nur Frühaufsteher.”
“Da hast Du wohl Recht. Aber wer kann bei diesem herrlichen Wetter im Bett liegen? Also, ich nicht.” Er deutete auf einen Stuhl. “Setz Dich doch.”

Lisa nahm Platz.
“Apropos Bett”, sagte Frederik. “Wo ist eigentlich Trixi?”
“Mit der können wir so früh nicht rechnen”, antwortete Lisa und lachte. “Sie steht vor neun Uhr nicht auf.”
“Oh, so lange kann ich nicht mehr warten. Ich habe einen Bärenhunger.” Frederik nahm sich ein Brötchen und strich dick Butter darauf. “Komm, greif zu.”
Lisa trank einen Schluck Kaffee und sah Frederik beim Essen zu. Er hatte einen guten Appetit, es war eine Freude, ihn zu beobachten.

“Du hast gestern von einer Erfindung gesprochen”, begann Lisa zögernd.
“Mhm”, sagte Frederik mit vollem Mund.
“Worum geht’s da?”
“Eine Fischreuse.”
Lisa sah ihn fragend an.
“Naja, eine ganz besondere Fischreuse, eben. Man kann mit ihr sehr gut in großen Schwärmen fischen. Genau darauf ist sie ausgelegt.”
“Und, ist sie schon im Einsatz?”
“Noch ist sie in der Testphase.” Frederik klopfte sein Frühstücksei auf und sah sie an. “So neugierig? Bist Du Undercoveragent des Anglervereins?”
Lisa musste lachen. “Nein, esvinteressiert mich halt. Ich treffe ja nicht jeden Tag auf einen Erfinder.”

“Ach, und da dachtest Du . . .” Ein Handy klingelte. “Moment kurz”, sagte Frederik und tastete eine Hosentaschen ab. “Wo hab ich das blöde Ding nur . . .?” Er stand auf und ging zur Küchenzeile. Versteckt unter der Brötchentüte fand er das Telefon. Er nahm ab. “Ja? Hallo Ole. Was? Nein, das wusste ich nicht. Natürlich. Natürlich. Ich bin gleich da. Halbe Stunde.” Frederik steckte das Handy in die Hosentasche. “Tut mir Leid”, sagte er. “Ich muss dringend weg.” Schnell ging er die kleine Treppe hinauf und verschwand im Bad.

Lisa lehnte sich auf der Küchenbank zurück. Toll! Das hatte ja prima funktioniert!!, dachte sie, von sich selbst enttäuscht. Sie hatte total versagt. Nichts, aber auch gar nichts hatte sie herausgefunden. Und jetzt würde Frederik Mörk gehen und es war fraglich, ob sie ihn je wieder sehen würde. Blöd, sie hatte sich total blöd angestellt.

“Entschuldige bitte!” Frederik kam zurück in die Küche – tiptop angezogen. Er trug einen grauen Anzug, weißes Hemd, Kravatte und sündhaft teure Schuhe. Jetzt, ja jetzt sah er aus wie ein Großindustrieller. Offenbar, so dachte Lisa, ging er ins Büro.
“Ein Notfall bei einem Kunden. Da muss ich einfach selbst hin.”
“Das ist doch kein Problem”, sagte Lisa. “Ich wecke Trixi und dann verschwinden wir.”
“Quatsch. Ihr könnt bleiben, solange Ihr wollt. Frühstückt gemütlich und wenn Ihr Lust habt, könnt Ihr auch noch eine Runde schwimmen.” Er ging zur Tür. “Ach ja”, sagte er und drehte sich um. “Erschreckt nicht, in einer Stunde kommt Hedwig, meine Haushälterin. Ihr müsst Ihr nichts erklären, sie ist es gewohnt, dass ich ab und zu mal Besuch habe.”
“Gut”, sagte Lisa, weil sie nicht wusste, was sie sonst sagen sollte.
“Dann mach’s gut und sag Trixi Grüße. Kommt doch mal wieder vorbei, wenn Ihr in der Gegend seid.” Die Tür viel ins Schloss und Frederik Mörk war gegangen.

Lisa schenkte sich ein Glas Orangensaft ein. Er hatte also des öfteren Besuch hier in der winzigen Kate. Das war ja nicht weiter verwunderlich. Er sah ziemlich gut aus, Geld hatte er unübersehbar auch. Da war es ja nur natürlich, dass die Frauen in seiner Hütte ein und aus gingen. Es ärgerte sie, dass sie sich am Vorabend so sehr hatte von ihm einwickeln lassen. Das Essen, der Wein, sie hatten sich gut verstanden und viel gelacht. Es war seit langem der schönste Abend für Lisa gewesen. Unbeschwert und leicht hatte sie sich gefühlt.

“Guten Morgen!” Trixi war in die Küche gekommen. Sie war nur im T-Shirt und sah noch recht verschlafen aus. “Und? Wo ist denn unser Großindustrieller?”, fragte sie.
“Er musste weg”, antwortete Lisa.
“Was?” Trixi setzte sich. “Aber wir haben doch unsere Mission noch gar nicht erfüllt.”
“Ja, ich weiß.”
“Mist. Der Typ hat uns ganz schön eingewickelt, gestern Abend. Mit seinem Essen, dem Wein und dem Mond über dem Wasser.”
“Das kannst Du laut sagen.”
“Als hätte er geahnt, dass wir etwas vorhaben.” Trixi goss sich eine Tasse Kaffee ein.
“Ich würde sagen, wir schauen, dass wir wegkommen. In einer Stunde kommt seine Haushälterin.”
“Da hast Du Recht”, sagte Trixi und stand auf. “Ich geh mich anziehen.”

Im Fjord der Liebe, Folge 21; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

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