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Im Fjord der Liebe, Folge 10

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Oh weh, ob das alles so einfach geht? Kann man sich vornehmen, nicht mehr zu trauern? Weiß nich! Aber bevor es jetzt allzu philosophisch wird, lest doch lieber die nächste Folge. Here we go!

Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Norwegen, Fjord
“Überleg’s Dir einfach! Morgen Abend draußen beim alten Steg!”, sagte Nicolai. Ausgerechnet, dachte Lisa.
wkiv665, “Abendruhe”, Some rights reserved , Quelle: www.piqs.de

“Lisa! Komm schnell, da ist Brad!” Trixi saß vor dem Fernseher und schaute ihre Lieblingssendung. Es ging um Prominente und deren Leben, vor allem ihr Liebesleben. Schon seit sie Kinder waren, saß Trixi jeden Sonntag um halb sechs vor der Mattscheibe. Jetzt hatte sie ein Glas Absinth neben sich. Das hatte sie sich von einem ihren zahlreichen Männer abgeschaut, einem Franzosen, von dem sie glaubte, er habe ihr echte Lebensart beigebracht. “In Frankreich nehmen sie vor dem Essen immer einen Apéro”, sagte Trixi seitdem kennerisch. Mal war es ein Martini, mal ein Sherry, heute ein Absinth.

“Wo?”, fragte Lisa und setzte sich neben ihre Schwester aufs Sofa.
“Na, wo schon? In Hollywood, wo Du jetzt auch sein könntest, Schätzchen.”
Lisa starrte auf den Bildschirm. Ja, das war Brads Welt, all die Journalisten und Fans, die ihn umringten. Er hatte lässig die Sonnenbrille ins Haar gesteckt und trug einen Bart.
“Seit wann hat Brad einen Bart?”, sagte Trixi.
“Weiß nicht.”
“Bart ist schwer in Mode”, sagte Trixi. “Hat ihm wahrscheinlich sein Manager geraten.”
“Wahrscheinlich”, murmelte Lisa und konnte die Augen nicht abwenden. Offenbar ging es um seinen neuen Film, aber hatte er ihr nicht erzählt, er fliege nach New York?

“Hast Du nicht gesagt, er sei in New York?”, fragte Trixi.
“Ja, das dachte ich.”
“Ach, New York, Hollywood, ist doch einerlei, Brad ist in der ganzen Welt zuhause. Wann fliegst Du zu ihm?”
“Gar nicht.” Lisa sah zu, wie Brad Hände schüttelte, Autogramme gab und seine Filmpartnerin immer wieder an sich drückte. Sie war eine gänzlich unbekannte junge Schauspielerin, wurde aber als das neue Talent am Hollywood-Himmel gefeiert. Für sie war es ein Ritterschlag, dass sie mit Brad Pott drehen durfte. Und genau das sagte sie in diesem Moment in die Kamera.
“Wer ist dieses Flittchen?”, fragte Trixi.
“Hab’ den Namen vergessen.”
“Den werden wir bald kennen. Wer mit Brad dreht, bleibt nicht lange namenlos. Bestimmt dauert’s nicht lange, bis sie sich an ihn ranschmeißt.” Trixi prostete Lisa zu. “Also, wenn ich Du wäre, würde ich SOFORT hinfliegen.”

Eine Fernsehreporterin drängte sich ins Bild und hielt Brad ungeniert ein Mikrofon unter die Nase. “Sehen wir da eine neue Liebe am Horizont aufkeimen?”, fragte sie lächelnd. Die junge, noch namenlose,  Schauspielerin errötete und sah Brad an. Bewunderung lag in ihrem Blick, und wer Böses wollte, sah sogar Verliebtheit.
“Ach Angie”, Brad lachte in die Runde, er kannte fast jeden Journalisten in Hollywood mit Namen. “Hören Sie bitte auf, Gerüchte in die Welt zu setzen!”
“Brad”, sagte Angie und klopfte ihm jovial auf die Schulter. “Wir können einfach nicht glauben, dass ein Mann wie Sie seit Jahren ohne Frau lebt. Warum halten Sie Ihr Liebesleben so geheim?” Angie war eine gute Reporterin, sie ließ sich nicht abwimmeln. “Oder ist an dem Gerede etwa was dran, dass eine unbekannten Schöne in Berlin auf Sie wartet?”
Brad lächelte nur vielsagend und hauchte ein Danke ins Mikrofon. Dann nahm er seine junge Schauspielkollegin an der Hand und zog sie durch die Menge fort.

“Ich weiß nicht”, sagte Trixi und schaltete den Fernseher aus. “Warum rückt er nicht mit der Sprache raus und erzählt von Dir?”
“Weil er mir versprochen hat, es nicht zu tun”, antwortete Lisa. “Unsere ganze Familie hätte keine ruhige Minute mehr, wenn er es täte. Der Massenauflauf in Steinbek vor ein paar Tagen hat mir gereicht.”
“Ich verstehe Dich nicht.” Trixi schüttelte den Kopf und stand auf. “Ich geh’ schon”, sagte sie, als das Telefon klingelte.
“Hallo?” Ein Moment der Stille.
“Hallo? Nein, hier ist Trixi. Wer spricht dort?” Sie rollte mit den Augen und schaute zu Lisa. “Na, das ist ja eine Überraschung. Mir geht es gut, ja, danke. Augenblick, Lisa steht neben mir.”
Lisa sah ihre Schwester fragend an und nahm den Hörer. “Hallo? Wer ist da?”
“Hier ist Nicolai.”
“Nicolai?” Lisa musste sich setzen.
“Ja. Ich bin es. Es war schön, Dich auf dem Tennisplatz getroffen zu haben. Du hast das Spiel nicht verlernt, Chapeau!”
“Warum rufst Du an?”, fragte Lisa unumwunden.
“Können wir uns treffen?”
“Warum sollten wir uns treffen?” fragte Lisa. “Ich denke nicht, dass wir uns irgendetwas zu sagen hätten.”
“Morgen Abend draußen beim alten Steg. Ich denke, Du erinnerst Dich an die Stelle. Bitte, komm, ich warte auf Dich!”

Der alte Steg! Wie hätte Lisa ihren gemeinsamen Treffpunkt vergessen können. Er lag idyllisch am westlichen Ufer des kleinen Sees. Zugewachsen von Büschen und Bäumen, war er vom Weg aus nicht zu sehen. Nur wer ihn kannte, wusste, was es für ein lauschiges, romantisches Plätzchen war. Und ausgerechnet dort wollte Nicolai sie treffen.
“Nicolai, ich . . .”, setzte sie an.
“Lisa, überleg’s Dir einfach. Ich werde da sein.” Und schon hatte er aufgelegt.

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Im Fjord der Liebe, Folge 10; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

2 Antworten

  1. HerzVonSchmerz
    | Antworten

    Mann, der Typ muss jetzt aber mal echt nu gute Ausrede haben…

  2. sue
    | Antworten

    Seufz,

    Sue

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