groschenromanblog.de » Herzschmerz hautnah http://groschenromanblog.de Herzschmerz als Fortsetzungsroman Tue, 17 Jul 2018 13:14:20 +0000 de-DE hourly 1 Herzschmerz hautnah, Folge 1 http://groschenromanblog.de/herzschmerz-hautnah-folge-1/ http://groschenromanblog.de/herzschmerz-hautnah-folge-1/#comments Sun, 29 Sep 2013 19:40:22 +0000 http://groschenromanblog.de/?p=1433 weiterlesen]]>

Liebe Leser! Wie versprochen, beginnt heute ein neuer Groschenroman. Dieses Mal spielt die Geschichte im Bayrischen Wald. Sie ist nicht ganz so kitschig wie die letzte, dafür aber gespickt mit Intrigen und Boshaftigkeiten, die sich gewaschen haben. Die Hauptrolle spielt natürlich die Liebe. Aber das ist ja klar! Na dann, los geht’s! Viel Spaß mit Folge 1!

Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Bayrischer Wald, Kosmetik

Manchmal erkennt man giftige Gewächse wie einen Fliegenpilz nicht sofort.
lies.image, “Fliegenpilz”, Some rights reserved, Quelle: www.piqs.de

“Liebe Kollegen, lasst uns das Glas heben. Heute trinken wir auf unsere neuen Kollegin, Judith Haffner. Ich freue mich sehr, dass wir hier im Labor wieder vollzählig sind. Liebe Judith, danke, dass Du uns künftig unterstützt. Santé!” Judith hob ihr Glas und lächelte artig in die Runde. Veras Ansprache war ihr fast ein wenig peinlich. Die Truppe im Labor bestand immerhin aus acht Leuten. Ob da dem Einzelnen tatsächlich eine solche Bedeutung zukam? “Vielen Dank für die guten Wünsche”, sagte sie. “Ich freue mich sehr, hier zu sein und werde mein Bestes geben. Zum Wohl und . . . ich denke, das Buffet ist eröffnet.”

Es war Veras Idee gewesen, anlässlich ihres Einstands eine kleine Party zu geben. Die beiden waren alte Studienkolleginnen und Vera hatte sich sehr bemüht, Judith in der Breimeier OHG unterzubringen. Sie hatte bei Breimeier Junior mehr als einmal ein gutes Wort für sie eingelegt und Judith war in gewisser Weise dankbar – froh, mit dem neuen Job die Vergangenheit hinter sich lassen zu können. Sie ging zum Buffet, holte sich ein Lachsbrötchen und biss kraftvoll hinein. Endlich, ja endlich, fand sie wieder ein bisschen Freude am Leben, auch wenn die furchtbare Geschichte mit Frederick noch immer jede Sekunde präsent war.

“Und, Frau Haffner, was hat sie zu uns in die Provinz verschlagen?” Judith sah auf. Wie hieß der neue Kollege noch gleich? “Ach wissen Sie”, sagte sie und überspielte ihre Vergesslichkeit. “Für mich ist es nicht Provinz, sondern Heimat. Ich stamme aus Bachhausen.” “Ah, dann sind Sie ja sozusagen ein Eigengewächs.” “Ja, ich liebe den Bayrischen Wald, er ist für mich wie ein Jungbrunnen”, sagte Judith. “Das ist gut”, sagte der Kollege und lachte freundlich. “Dann sind Sie bei uns ja genau richtig. Immerhin verdienen wir damit unser Geld. Haha. Mit der ewigen Jugend, meine ich.” Er zeigte auf die großen Fotos, die an den Wänden des Konferenzraums hingen. Lauter makellose Gesichter. “Ja, Aquapura”, sagte Judith und sah sich um. “Angeblich das Geheimnis einer faltenlosen Haut. Meine Mutter schwört darauf.” “Nicht nur ihre Mutter”, antwortete der Kollege, dessen Namen Judith nicht einfallen wollte. Er zeigte aus dem Fenster. “Tausende von Frauen da draußen vertrauen unserer Kosmetik. Glauben Sie mir, Judith, die Zauberformel wirkt.”

Das große Wunder von Bachhausen, dachte Judith. Die Zauberformel, die die Breimeier OHG innerhalb kurzer Zeit von einem kleinen niederbayrischen Mineralwasserproduzenten in ein international operierendes Unternehmen verwandelt hatte. Wie selbstverständlich wurde heute von Bachhausen aus die große Welt von Luxus, Schönheit und Glamour bedient. Eine unglaubliche Erfolgsgeschichte, die den ganzen Ort reich gemacht hatte. Es gab in dem kleinen 1000-Seelen-Dorf kaum eine Familie, die ihren Lebensunterhalt nicht bei Breimeier verdiente. Ihre Mutter war vor stolz geplatzt, als sie von der neuen Arbeit ihrer Tochter erfahren hatte. “Mein Gott, Kind. Ein Job bei Breimeier! Und dann auch noch im Labor! Warte es nur ab. Am Ende wirst Du noch die Zauberformel erfahren!”

Judith konnte die Begeisterung ihrer Mutter nicht teilen. Sie hielt Aquapura, die unerhört teure Kosmetiklinie von Breimeier, für einen reinen Marketinggag.  Angeblich, so erzählte man sich, hatte ein Mitarbeiter bei Breimeier im Bachhäuser Wasser ein seltenes Mineral entdeckt, das in Kombination mit anderen Stoffen die Haut nachhaltig straffen sollte. Der Mann sei reich gestorben, sagte man im Dorf, denn der alte Breimeier mit seinem untrüglichen Geschäftsinstinkt habe ihm die Formel sofort abgekauft. Nur ganz wenige Leute in der Firma kannten sie. Ob es sie wirklich gab? Judith hatte ihre Zweifel.

“Und, hast Du Dich gut mit Gabriel unterhalten?” Vera prostete Judith erneut zu. “Ach, Gabriel . . ., ja, sehr nett. Ich danke Dir wirklich sehr, Vera, dass Du mir in dieser schweren Zeit geholfen hast.” “Ach”, sagte Vera. “Ist doch nicht der Rede wert. Ich bin stolz, eine so tolle Frau wie Dich in der Abteilung zu haben. Eine echte Wissenschaftlerin können wir gut gebrauchen. Was denkst Du? Vielleicht findest Du ja eine zweite Zauberformel.” Vera lachte und zwinkerte vielsagend. “Das glaube ich eher nicht”, sagte Judith. “Dafür bin ich viel zu wenig verkaufsorientiert. Und Zauberformel hin oder her, das wichtigste ist doch nun mal das Marketing, oder?” “Klar”, antwortete Vera. “Aber dafür haben wir ja unseren Nikolaus Wanninger. Ein Marketinggenie. Seit der hier ist, verkauft sich Aquapura noch besser. Ein wirklich toller Mann.” Vera beugte sich zu Judith und flüsterte: “Bei dem könnte ich schwach werden.” Judith sah Vera verständnislos an. Derlei Gedanken waren ihr völlig fremd. Schwach werden? Einen Mann lieben? Nur um ihn dann wieder zu verlieren? Judith musste die Tränen unterdrücken, als die Erinnerung an Frederick hochkam. Schnell leerte sie ihr Glas. Sie versuchte zu lächeln, als die Kollegen nach und nach an ihren Arbeitsplatz zurückkehrten.

Hier geht’s zur Folge 2 von “Herzschmerz hautnah”

 

Herzschmerz hautnah, Folge 1; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich

]]>
http://groschenromanblog.de/herzschmerz-hautnah-folge-1/feed/ 1
Herzschmerz hautnah, Folge 2 http://groschenromanblog.de/herzschmerz-hautnah-folge-2/ http://groschenromanblog.de/herzschmerz-hautnah-folge-2/#comments Sun, 29 Sep 2013 19:30:08 +0000 http://groschenromanblog.de/?p=1488 weiterlesen]]> Hallo liebe Leser, jetzt kennt Ihr schon die wichtigsten Personen in der Geschichte aus dem Bayrischen Wald. Wahrscheinlich hat Euch Eure untrügliche Menschenkenntnis auch längst gesagt, wer gut ist und wer böse, wer der Traummann ist und wer nicht. Ob Ihr Recht habt, erfahrt Ihr, wenn Ihr weiterlest!

Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Bayrischer Wald, Kosmetik

In der Ferne sah Judith die Donau.
M.Oelhaf, “Donautal”, Some rights reserved, Quelle: www.piqs.de

Schützend hielt sich Judith die Hand über die Augen. Es war ein herrlicher Sommerabend und die Sonne stand so tief, dass sie blendete. Die junge Chemikerin schaute über das waldige Land, die Luft war so klar, dass sie am Horizont sogar die Donau sehen konnte. Hier oben am Kaiserstein war ihr und Fredericks liebster Platz gewesen. Hier oben auf der Aussichtsplattform hatten sie die Ruhe und die Schönheit des Bayrischen Waldes genossen. Seit sie allein war, war alles anders und der Kaiserstein ein Ort der Trauer und der Erinnerung.

Von Frederick gab es nicht einmal ein Grab. Es war auch nichts mehr übrig gewesen von ihm, das man hätte beerdigen können. Die Mine hatte ihn buchstäblich zerfetzt. Judith war an diesem Tag im Camp geblieben, weil sie sich nicht wohl gefühlt hatte. Sie, die nie auf ihr Gefühl hörte, die immer rational und überlegt handelte, glaubte, dass es  Fügung war. Frederick hatte sterben und sie hatte weiterleben sollen. Das war ihrer beider Schicksal. Judith hatte seit jenem Tag alle Zuversicht, allen Glauben an die Zukunft verloren.  Sie war allein und auch wenn ihr alle Welt prophezeite, dass sie das nicht lang bleiben würde – sie selbst glaubte nicht daran. Ihr Herz war wund und daran würde sich so schnell nichts ändern.

Gleich nach Fredericks Tod hatte sie Angola verlassen und war zu ihren Eltern nach Bachhausen gefahren. Wohin sonst hätte sie gehen können? Frederick und sie hatten in Deutschland alle Zelte abgebrochen, um sich ganz der Entwicklungshilfe zu widmen. Sie wollten ihre exzellente Ausbildung, ihr Wissen und ihre Erfahrung den armen Menschen in der Dritten Welt zugutekommen lassen. Judith konnte nicht verstehen, wie die Menschen im Westen so vehement gegen genmanipulierte Lebensmittel agierten. Der Konzern, bei dem sie und Frederick gearbeitet hatten, hatte eine Weizensorte entwickelt, die mit minimalen Wasseranteilen überleben konnte – und die dadurch den Menschen in heißen Ländern das Überleben sicherte. Judith war stolz gewesen, den Menschen in Angola helfen zu können. Doch der Preis war hoch gewesen, sehr hoch.

Ihr Blick fiel auf das Breimeier-Gelände. Das war nun also ihr neues Leben. Chemikerin in einer Kosmetikfirma. Judith hatte mit Kosmetik so wenig am Hut wie ein Schornsteinfeger mit einem Arztkittel. Aber sie war dankbar, dass ein Zufallstreffen mit Vera ihr wieder Boden unter den Füßen verschafft hatte. Es würde ihr guttun, jeden Tag zur Arbeit zu gehen, unter Kollegen zu sein, wenn auch die Tätigkeit selbst nicht unbedingt nach ihrem Geschmack war. Eine völlig überteuerte Hautpflege herzustellen – dafür hatte sie nicht all die Jahre hart gearbeitet, ihren Doktortitel gemacht und viele Entbehrungen hingenommen. Nein, ursprünglich hatte sie hehre Ziele gehabt. Frederick und sie hatten immer davon geträumt, in einem dieser armen Länder heimisch zu werden und ihr Leben ganz in den Dienst der Menschen dort zu stellen. Das war nun passé. Jetzt brauchte sie Geborgenheit und die konnte ihr nur die Heimat bieten.

Judith stand auf. Die Sonne ging langsam unter, es war Zeit, zum Auto zurückzugehen. Sie legte die Rose, die sie die ganze Zeit in den Händen gehalten hatte, auf den Stein. “Ach, Frederick”, seufzte sie und begann den Abstieg vom Kaiserstein.

Hier geht’s zur Folge 3 von “Herzschmerz hautnah”

 

Herzschmerz hautnah, Folge 2, ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

 

]]>
http://groschenromanblog.de/herzschmerz-hautnah-folge-2/feed/ 3
Herzschmerz hautnah, Folge 3 http://groschenromanblog.de/herzschmerz-hautnah-folge-3/ http://groschenromanblog.de/herzschmerz-hautnah-folge-3/#comments Sun, 29 Sep 2013 19:20:25 +0000 http://groschenromanblog.de/?p=1587 weiterlesen]]> Ja, das ist in der Tat eine traurige Vergangenheit, die Judith da mit sich rumschleppt. Da wird es Zeit, dass ein rechter Mann auftaucht, der sie auf andere Gedanken bringt, oder? Was meint Ihr?

Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Bayrischer Wald, Kosmetik

Der Blick vom Kaiserstein war wunderschön. Auf dem Parkplatz aber wartete auf Judith eine unliebsame Überraschung.
Rittersporn, “Nebelmagie”, Some rights reserved, Quelle: www.piqs.de

“Oh, nein!” Judith traute ihren Augen nicht, als sie zum Parkplatz kam. “So eine Frechheit.” Sie rang die Hände. Jemand hatte sie eingeparkt, ein schnittiger BMW stand direkt hinter ihrem Wagen. Judith lief mehrmals um das Auto herum. “Mist”, sagte sie laut. “Was hat der sich nur dabei gedacht?” Der Parkplatz war leer, bis auf den Wagen ihrer Eltern und den BMW dahinter. Zu dumm nur, dass sie so nah an die Mauer gefahren war. Jetzt war sie regelrecht eingekeilt. Da bestand keine Chance.

Judith sah sich um. Weit und breit keine Menschenseele. Auch das noch, dachte sie und setzte sich auf den Bordstein. Ihr Vater würde wütend werden, er brauchte das Auto morgen früh und sie hatte versprochen, es bis dahin zurückzubringen. Sie könnte die Polizei rufen, aber das wäre wohl zu übertrieben. Weit konnte er ja nicht sein, der Besitzer des BMW. Die Gegend war unbewohnt, wer hier freiwillig übernachtete, war verrückt. Judith ging zum Auto, zog ihre Jacke an und setzte sich hinters Steuer. Es war spät und langsam wurde es kühl.

Sie war fast ein wenig eingenickt, als sie plötzlich Stimmen hörte. “Ach, das ist hier wirklich ein schönes Fleckchen Erde”, sagte eine Frau. Judith öffnete die Tür und stieg aus. In der Dunkelheit erkannte sie schemenhaft ein Paar, das sich dem Parkplatz näherte. “Ja, da hast Du Recht.” Der Mann lachte, nahm die Frau in den Arm und küsste sie auf die Wange. “Das ausgerechnet wir beide einmal zusammen hier oben sein würden, hätte ich auch nicht gedacht.” Als er Judith sah, verlangsamte er seinen Schritt. “Oh, Oh”, sagte er leise. “Ich glaube, da ist jemand ganz schön sauer.”

“Ich nehme an, das ist Ihr Wagen?” Judith ging auf die beiden zu. “Ja”, sagte der Mann. Er sah gut aus, jung und spitzbübisch mit lachenden Augen und dunklen Haaren, die im Nacken ein wenig zu lang waren. Ein bisschen erinnerte er Judith an Frederick. Er war schlank und nicht sonderlich groß, was aber in der Jeans und dem schlabbrigen T-Shirt zunächst gar nicht auffiel. “Wieso haben Sie so dicht hinter mir geparkt?”, fragte Judith. “Der ganze Parkplatz ist frei.” “Ja”, antwortete der Mann. “Jetzt! Aber als wir kamen, war alles voll. Ich war mir sicher, dass wir gleich wieder zurück sein würden, da hab ich den Wagen einfach kurz abgestellt.” Er sah seine Begleiterin an und grinste. “Aber dann hat es doch ein wenig länger gedauert.” Die Frau lachte ihn an. Sie war klassisch schön. Blondes, langes Haar umrahmte ein ebenmäßiges Gesicht, sie trug ein teures Kostüm und hochhackige Pumps. Völlig unpassendes Schuhwerk für eine Spaziergang in der Natur, wie Judith fand. “Aha”, sagte sie nur und wandte sich wieder ihrem Auto zu. “Dann wäre es nett, wenn Sie jetzt wegfahren würden.” Der Mann kramte in den Taschen seiner Jeans und zog den Autoschlüssel hervor. “Es tut mir Leid. Wir haben die Zeit vergessen. Warten Sie schon lange?”, fragte er und klang fast ein wenig schuldbewusst. “Eine Stunde vielleicht”, antwortete Judith. “Eine Stunde?”, fragte er. “Na, das ist ja nicht so schlimm!” Judith glaubte ihren Ohren nicht zu trauen. So eine Unverschämtheit. “Das war ein Scherz!”, sagte er gerade als sie etwas entgegen wollte. “Sehr lustig”, sagte Judith und machte eine Grimasse. “Ihren Humor hätte ich auch gerne!” “Hören Sie”, sagte der Mann und kam näher. “Es tut mir sehr leid. Das habe ich doch schon gesagt”, sagte er. Judith sah sein Gesicht. Das Spitzbübische war verschwunden. Er meinte es ernst. “Ich würde es gerne wieder gut machen. Darf ich Sie zum Essen einladen? Vielleicht morgen Abend?” Da musste Judith lachen. Die blonde Frau hatte sich schon ins Auto gesetzt und von der Unterhaltung offenbar nichts mitbekommen. “So schlimm war es nun auch wieder nicht”, antwortete Judith. “Ich glaube, es reicht, wenn Sie jetzt einfach nur wegfahren, damit ich nach Hause kann.” “Schade”, sagte er leise. “Ich kenne wenige Frauen, die in einem solchen Fall so gelassen reagieren. Chapeau!” Er lüpfte einen imaginären Hut, ging zu seinem Auto und öffnete die Tür. “Sie gefallen mir”, rief er, bevor er einstieg. Judith hörte ihn nicht. Sie saß bereits im Wagen.

Hier geht’s zur Folge 4 von “Herzschmerz hautnah”

 

Herzschmerz hautnah, Folge 3, ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich

]]>
http://groschenromanblog.de/herzschmerz-hautnah-folge-3/feed/ 2
Herzschmerz hautnah, Folge 4 http://groschenromanblog.de/herzschmerz-hautnah-folge-4/ http://groschenromanblog.de/herzschmerz-hautnah-folge-4/#comments Sun, 29 Sep 2013 19:10:55 +0000 http://groschenromanblog.de/?p=1599 weiterlesen]]> Soso, Judith ist also eher die Coole. Und es gibt Männer, die das gut finden. Ob dieser unverschämte Typ der neue Mann ist in ihrem Leben? Was meint Ihr?

Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Bayrischer Wald, Kosmetik

Sunny Breimeier war ein Lebemann, der sich gerne im Jetset rumtrieb.
Queri, “Der Hafen von Nizza”, Some rights reserved, Quelle: www.piqs.de

Judith lief über den Firmenparkplatz. Sie musste sich ein eigenes Auto zulegen, und zwar schnell. Die Breimeier OHG lag weit außerhalb und die Busverbindungen  waren schlichtweg eine Katastrophe. Bachhausen war eben ein Nest, aber das hatte sie ja gewusst, bevor sie hierher zurückgekehrt war. Am Wochenende würde sie nach einem neuen Wagen schauen. Ein kleiner, sparsamer würde ihr völlig genügen. Judith ging vorbei an der Breimeier-Firmenwagenflotte, die fast ausschließlich aus BMW bestand. Größere und kleinere, je nach Hierarchieebene des Mitarbeiters. Nur der Senior fuhr einen Mercedes und Breimeier Junior einen englischen Sportwagen. Wie es sich für einen Lebemann gehört.

Und ein Lebemann war Breimeier Junior. Das hatte sich schon im ganzen Dorf rumgesprochen, es gab sogar Leute, die hatten Angst um ihren Job, seit Sunny das Sagen hatte in der Firma. Der Alte war zwar ein Patriarch und erwartete unbedingten Gehorsam. Dafür fühlten sich die Leute aber auch sicher bei ihm. Die Firma lief, der Umsatz stimmte, die Jobs waren sicher. Mit Sunny hatte sich etwas verändert. Ob die Geschäfte tatsächlich schlechter gingen, wusste nur ein erlauchter Kreis. Trotzdem war die ganze Belegschaft verunsichert. Sie fragten sich, wie jemand die Firma leiten wollte, der nur selten anwesend war. Sunny verbrachte seine Zeit lieber im Jetset, urlaubte an der Cote d’Azur oder auf Marbella – immer umgeben von schönen Frauen und reichen Freunden, die wie er das nötige Kleingeld hatten, um aus jedem Tag ein Fest zu machen. Ab und an, wahrscheinlich, weil der Vater es anordnete, saß Sunny Breimeier in seinem Büro in Bachhausen und beschäftigte sich mit Mineralwasser und Aquapura. In der Firma raunte man, er plane einen großen Coup, wolle eine ganz neue Idee umsetzen – wohl um dem Vater zu imponieren. Heute war so ein Tag. Sunny saß in seinem Büro und Judith hatte in einer Stunde einen Termin mit ihm.

Ganz aufgeregt war Vera gestern ins Labor gekommen. “Der Junior will Dich morgen sehen”, hatte sie gesagt und dabei vielsagend mit den Augen gezwinkert. “Es geht um ein neues Produkt, glaube ich. Er sagte, er brauche eine erfahrene und fähige Chemikerin. Eine wie Dich.” Judith hatte Vera nur fragend angeschaut, aber nichts gesagt. Sie war zwar erfahren, aber ganz bestimmt nicht in kosmetischer Chemie. Da waren Vera und die Kollegen eindeutig im Vorteil. Warum wollte Breimeier ausgerechnet mit ihr sprechen? Vielleicht ging es ja um ganz andere Dinge und Vera hatte sich in ihrer Fantasie wieder etwas zusammengereimt. Das hatte sie schon während ihrer Studentenzeit gerne getan. Fakten blendete sie aus. Sie erzählte die Dinge einfach so, wie sie sie gerne hätte. In der Hoffnung, dass sie dann auch so passierten.

Auch in ihrer Verehrung für die Breimeiers ließ sich Vera nicht beirren. Eine tolle Familie sei das, betonte sie immer wieder, die gemäß moralischer Werte lebe, charakterlich gefestigt sei und immer besorgt um das Wohlergeben der Mitarbeiter. Dabei wusste ganz Bachhausen, dass der Alte es mit der Treue nicht ganz so genau nahm und auch bei seinen Geschäften manchmal einen Abstecher ins Illegale machte. Nachweisen hatte man ihm bislang nie etwas gekonnt, aber die Gerüchte hielten sich hartnäckig.

“Warum will er mit mir sprechen? Und nicht mit Dir?”, hatte Judith ganz unverfroren gefragt. “Du kennst Dich doch mit kosmetischen Produkten viel besser aus.” “Keine Ahnung”, hatte Vera geantwortet. “Vielleicht gefällst Du ihm besser.” Sie lachte. “Er hat sich schon mehrfach über Deine gute Figur ausgelassen.” “Na dann”, hatte Judith kopfschüttelnd gesagt und sich wieder ihrem Mikroskop zugewandt.

“Nick Wanninger wird bei dem Treffen auch dabei sein.” Vera hatte nicht locker gelassen. “Und?”, hatte Judith gefragt. “Mann Judith!” Vera hatte vorwurfsvoll geklungen. “Wanninger ist der Marketingchef und ein Liebling vom Alten. Wenn der dabei ist, dann ist es wirklich wichtig.” Und dann hatte Vera mit sehnsuchtsvollen Augen an die Decke geschaut. “Er ist ein wirklich umwerfender Mann. Ich beneide Dich!”

Hier geht’s zur Folge 5 von “Herzschmerz hautnah”

 

Herzschmerz hautnah, Folge 4, ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

]]>
http://groschenromanblog.de/herzschmerz-hautnah-folge-4/feed/ 2
Herzschmerz hautnah, Folge 5 http://groschenromanblog.de/herzschmerz-hautnah-folge-5/ http://groschenromanblog.de/herzschmerz-hautnah-folge-5/#comments Sun, 29 Sep 2013 19:00:10 +0000 http://groschenromanblog.de/?p=1616 weiterlesen]]> Hallo liebe Leser! Tut mir Leid, wenn ich Euch mit der letzten Folge ein bisschen verwirrt habe. Ich hoffe sehr, dass Ihr jetzt mit Folge 5 wieder klar seht. Wir befinden uns in Sunny Breimeiers Büro (das ist der Juniorchef und Jetset-Typ, den ich in Folge 4 beschrieben habe) und Judith trifft dort einen alten Bekannten. Viel Spaß beim Lesen!

Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Bayrischer Wald, Kosmetik

Die Tür ging auf und herein kam . . .
Ric, “Tritt ein, Prinzessin!”, Some rights reserved, Quelle: www.piqs.de

Sunny Breimeier stand am Fenster und telefonierte, als Judith das Besprechungszimmer betrat. Er winkte sie herein und bedeutete ihr sich zu setzen. “Ja, Schätzchen. Du weißt doch, dass ich nur Dich liebe. Ja, . . .  Natürlich. . .Wir sehen uns am Wochenende. Ich bring Dir was Schönes mit. Bussi.” Breimeier legte das Handy auf den Tisch, ging auf Judith zu und schüttelte ihr die Hand. “Frau Haffner”, sagte er und strahlte sie mit blendend weißen Zähnen an. “Schön, dass Sie Zeit gefunden haben. Bitte, setzen Sie sich. Herr Wanninger wird sich etwas verspäten, aber wir beide können ja schon mal anfangen.” “Gerne”, sagte Judith und setzte sich Breimeier gegenüber. Er schien keinerlei Unterlagen mitgebracht zu haben. Vor ihm auf dem Tisch lag allein sein Telefon. “Worum es geht”, fing Breimeier an und lehnte sich auf dem Stuhl zurück. “Ich möchte aus der Zauberformel mehr herausholen. Und dafür brauche ich Sie.” “Aha”, sagte Judith und wartete, dass er weitersprach. “Das Wasser aus unserem Flüsschen ist sehr rein und genau das, was alternde Haut braucht. Aquapura ist ja schon ein Spitzenprodukt. Ich aber möchte eine Sensation.” Judith wusste nicht recht, was sie sagen sollte. “Ich denke, Sie mit Ihrem Wissen  und Ihrer Erfahrung in punkto Trinkwasseraufbereitung können uns da sehr behilflich sein. Wir müssen weiterdenken als die Konkurrenz, vielleicht auch mal in eine ungewöhnliche Richtung gehen. Nur dann gelingt uns ein wirklicher Knaller.”

Judith lehnte sich zurück. Das klingt ja alles nicht sehr inspiriert, dachte sie. Eher nach einem Managementkurs für Anfänger. Plattituden, die er irgendwo gelesen hatte. Offenbar stand Breimeier unter Druck, er brauchte ein Produkt, das einschlug auf dem Markt. “Gut”, sagte Judith. “Ich werde zuerst das Wasser analysieren und prüfen, was sich damit machen lässt.” Sie schaute nachdenklich. “Wissen wir eigentlich, was der Markt will?” “Dafür ist Wanninger zuständig”, sagte Breimeier. “Ich denke, er wird gleich hier sein.”

Sunny stand auf und ging zum Fenster. “Und?”, fragte er. “Wie gefällt es Ihnen bei uns?” Judith lachte. “Ich bin ja erst seit einer Woche hier”, sagte sie. “Aber, was ich bisher gesehen habe, gefällt mir gut. Die Kollegen sind nett und ich freue mich, wieder hier in der Heimat zu sein.” “Ja”, sagte Breimeier, “das kann ich verstehen. Die ganze Zeit in dieser brütenden afrikanischen Hitze, das kann doch keiner auf Dauer aushalten, oder?” Judith merkte, wie der Ärger in ihr hochkam. “Wir waren dort, um den Menschen zu helfen. Die Hitze haben wir kaum gespürt.” “Finde ich wirklich toll, dass Sie sich so eingesetzt haben”, sagte Breimeier. “Aber letztlich ist denen dort unten doch eh nicht zu helfen. Es ist vergebene Liebesmüh.”

Judith holte tief Luft und atmete langsam aus. Sie hatte keine Lust, diese sinnlosen Diskussionen zu führen, die sie so gut kannte. Einer wie Breimeier würde nie verstehen, dass er seinen Luxus auch auf Kosten der Menschen in der Dritten Welt lebte. Er wollte Spaß und Vergnügen und hatte mit Sicherheit kein Interesse an der Wahrheit. “Wir konnten glücklicherweise vielen Menschen helfen”, sagte sie noch einmal und schluckte ihre Wut hinunter.

Da öffnete sich die Tür. “Ah, Herr Wanninger. Schön, dass Sie da sind. Frau Haffner und ich haben das Wichtigste schon besprochen”, begüßte ihn Breimeier. “Prima”, sagte Wanninger und schloss die Tür. “Dann lassen Sie mal hören.” Er drehte sich um und Judith traute ihren Augen nicht. Es war der unverschämte BMW-Fahrer.

Hier geht’s zur Folge 6 von “Herzschmerz hautnah”

 

Herzschmerz hautnah, Folge 5, ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

]]>
http://groschenromanblog.de/herzschmerz-hautnah-folge-5/feed/ 1
Herzschmerz hautnah, Folge 6 http://groschenromanblog.de/herzschmerz-hautnah-folge-6/ http://groschenromanblog.de/herzschmerz-hautnah-folge-6/#comments Sun, 29 Sep 2013 18:50:08 +0000 http://groschenromanblog.de/?p=1625 weiterlesen]]> Tja, meine Lieben. Judith lässt sich nicht vom schönen Schein blenden, soviel ist mittlerweile klar. Aber manchmal sieht man trotzdem nicht so deutlich. Weder in punkto Traummann, noch was die Boshaftigkeit der Kollegin angeht. Aber lest weiter! Hier kommt Folge 6.

Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Bayrischer Wald, Kosmetik

Eine Sahneschnitte hatte Vera ihn genannt.
yohe!**, “yummy yummy”, Some rights reserved, Quelle: www.piqs.de

“Er war schon da!” Vera schaute Judith mit großen Augen an. “Wer war schon da?”, fragte Judith und hängte ihre Jacke über den Stuhl. Es war ganz schön kalt draußen heute Morgen. “Na, wer schon?”, fragte Vera und rollte die Augen. “Nick Wanninger.” “Oh”, sagte Vera und schaltete das Mikroskop ein. Sie hatte in der Nacht wieder schlecht geschlafen und sich deshalb ein bisschen verspätet. “Ich hatte gerade den Computer angemacht”, erzählte Vera weiter. “Da stand er schon in der Tür. Er hat nach Dir gefragt.” “Soso”, antwortete Judith und blätterte in den Papieren auf ihrem Schreibtisch. “Jetzt spann mich doch nicht so auf die Folter”, jammerte Vera. “Was war denn nun gestern? Was habt Ihr besprochen, Wanninger, Sunny und Du?” Sie ließ nicht locker. “Nichts, was Du nicht schon weißt”, sagte Judith. “Es geht um ein neues Produkt.” “Haben Sie Dir die Zauberformel verraten?”, fragte Vera aufgeregt. “Nein”, sagte Judith. “Ich denke, das ist auch nicht nötig. Sie wollen ein ganz neues Produkt, mit einer eigenen Formel, vermute ich. Ich geh gleich mal los und hole Wasser aus dem Flüsschen.” “Quatsch”, sagte Vera. “Das kann doch Susi machen, unsere Assistentin. Nun sag schon, wie findest Du ihn?” “Wen?”, fragte Judith abwesend. Sie war in Gedanken schon bei ihrer neuen Aufgabe. “Na, Wanninger. Ist er nicht eine Sahneschnitte?” Judith sah Vera an. Sie musste grinsen. “Sahneschnitte? Ich weiß nicht, ob das die richtige Beschreibung ist. Für mich ist er eher ein rüpelhafter Bruder Leichtfuß.”

Vera sah sie fragend an. Aber Judith hatte keine Lust, ihr Urteil über Nikolaus Wanninger zu erklären. Sie erwähnte weder das Treffen auf dem Parkplatz, noch sein Benehmen bei der Sitzung am Vortag. Wanninger hatte ganz klar zu verstehen gegeben, was er von den Leuten im Labor hielt. Nämlich nichts. Wie ein Produkt zusammengesetzt war, welche Inhaltsstoffe sich darin in welcher Konzentration befanden, war für ihn völlig ohne Bedeutung. Ob es wirksam war und all die Versprechungen der Werbung einhielt – für Wanninger spielte das keine Rolle. “Eine Kosmetiklinie läuft gut, wenn das Marketing gut ist”, hatte er gesagt. “Die Frauen wollen Träume kaufen, ein Image, eine Illusion. Die Zusammensetzung ist völlig egal, ebenso die Wirksamkeit.” Er war aufgestanden, eine Hand in der Hosentasche, mit der anderen hatte er wild gestikuliert. Judith war wenig beeindruckt gewesen, Sunny Breimeier umso mehr. Wanninger war offenbar genau das, was der Juniorchef gerne wäre: Dominant, entscheidungsfreudig, kompetent. Sunny machte keinen Hehl aus seiner Verehrung für den Marketingchef. Er ließ ihn reden und nickte ihm hin und wieder mit bewundernden Blicken zu.

Judith hatte versucht, dagegen zu halten. Hatte von Glaubwürdigkeit, von Nachhaltigkeit gesprochen und von Kundenbindung. “Wenn wir eine Frau mit einem minderwertigen Produkt verärgern, verlieren wir sie für immer”, hatte sie argumentiert. “Wir müssen eine wirklich gute, effektive Hautpflege entwickeln, um unserem Ruf gerecht zu werden.” Aber die beiden Männer waren sich bereits einig. “Natürlich, Frau Haffner”, hatte Sunny gesagt. “Sie haben ja Recht. Und ich bin mir sicher, dass Sie mit Ihren Kenntnissen eine Pflege entwickeln können, mit der wir in der Topliga spielen werden. Nur leider”, und er wandte sich Zustimmung suchend an Wanninger, “fehlt uns dafür die Zeit.” “Stimmt genau”, hatte Wanninger prompt gesagt. “Wir brauchen schnell eine Lösung, sonst haben wir gegen ‘La Beauté sublime’ keine Chance.”

“Wenn ich es recht sehe, brauchen Sie mich gar nicht”, hatte Judith gesagt, war aufgestanden und hatte ihren Stuhl an den Tisch geschoben. “Ich bin Chemikerin und keine Verkaufsstrategin. Ich bin es gewohnt, mich an Fakten zu halten und nicht an Träume oder Illusionen.” Sie ging zur Tür. “Ich mache mich jetzt an die Arbeit. Sie hören von mir, sobald ich das Bachhäuser Wasser analysiert habe. Auf Wiedersehen, die Herren!” Die Tür war hinter ihr ins Schloss gefallen.

Hier geht’s zur Folge 7 von “Herzschmerz hautnah”

Herzschmerz hautnah, Folge 6, ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

]]>
http://groschenromanblog.de/herzschmerz-hautnah-folge-6/feed/ 1
Herzschmerz hautnah, Folge 7 http://groschenromanblog.de/herzschmerz-hautnah-folge-7/ http://groschenromanblog.de/herzschmerz-hautnah-folge-7/#comments Sun, 29 Sep 2013 18:40:02 +0000 http://groschenromanblog.de/?p=1631 weiterlesen]]> Tja, sieht so aus, als würde der unverschämte BMW-Fahrer noch eine größere Rolle in unserer Geschichte spielen. Ich glaube allerdings, er wird es nicht leicht haben. Judith ist Naturwissenschaftlerin und die lassen sich bekanntlich nicht von ihren Gefühlen leiten. Oder vielleicht doch?

Liebe, Kitsch, Herzschmerz, Groschenroman, Liebesroman

“Nick hat angebissen”, sagte Vera. Ob sie Recht hat?ArgonR “Nicht immer nur Schmetterlinge”, Some rights reserved, Quelle: www.piqs.de

Judith schenkt sich Kaffee ein. “Ach, Frau Haffner!” Sie blickte auf. Nick Wanninger war in die Küche gekommen. “Endlich treffe ich Sie.” Er schaute sie mit seinem spitzbübischen Lächeln an. “Ich habe fast den Eindruck, Sie gehen mir aus dem Weg.” “Wie kommen Sie denn auf diese Idee?”, fragte Judith nahm Milch aus dem Kühlschrank. “Seit Tagen möchte ich mit Ihnen sprechen, aber im Labor treffe ich immer nur Ihre Kollegen an.” “Ach ja?”, sagte Judith und dachte an den Morgen, als sie ins Labor gekommen war.

Wie schon die ganze letzte Woche, hatte Vera sie wieder mit denselben Worten und einem vorwurfsvollen Unterton begrüßt: “Nick Wanninger war schon da. Du sollst Dich bitte bei ihm melden.” Aber Judith hatte nicht reagiert. Sie hatte einfach keine Lust, mit Wanninger zu sprechen. Er war ein  oberflächlicher, eingebildeter Tagedieb und Blender und hatte nicht einmal den Anstand, es zu verbergen. Aber heute Morgen hatte Vera sie nicht in Ruhe gelassen. “Judith, der Mann läuft Dir schon seit Tagen nach. Du solltest es Dir mit ihm nicht verscherzen. Er hat einen äußerst guten Draht zu den Chefs. Und außerdem. . .” Vera kniff die Augen zusammen und grinste. “Du bist ganz schön durchtrieben!” “Wie bitte?” Judith hatte Vera verständnislos angesehen. “Nun ja, Du tust so, als würde er Dich nicht interessieren, lässt ihn aber nach allen Regeln der Kunst zappeln.” Judith kannte Vera, wusste, dass die Kollegin gerne ihre eigenen Wahrheiten unters Volk brachte. “Vera”, hatte sie mit Nachdruck gesagt. “Nick Wanninger ist für mich ein Kollege. Und sonst nichts. Er läuft mir nicht nach und ich lasse ihn nicht zappeln. Hör bitte auf, Dir etwas einzureden.” “Ach komm, Judith. Der Wanninger ist ein Supertyp und ich glaube, er hat bei Dir angebissen”, hatte Vera weiter gemutmaßt. Judith hatte sich nur umgedreht und ihre Wasserproben vom Vortag überprüft.

Jetzt nahm sie einen Schluck aus der Kaffeetasse. “Was gibt es denn so Dringendes?”, fragte sie Nick Wanninger. “Naja”, sagte er. “Nach der Besprechung mit Sunny war ich in dem Glauben, wir beide hätten ein gemeinsames Projekt.” Judith nahm noch einen Schluck aus ihrer Tasse. “Ach so?”, sagte sie. “Ich hatte eher den Eindruck, Sie haben ein Projekt. Sie wollen eine Hautpflege so vermarkten, dass sie am Markt voll einschlägt. Was ich dazu beitragen kann, schien mir für Sie nicht von Bedeutung zu sein. Hauptsache der Tiegel ist irgendwie gefüllt.” Sie sah ihm ins Gesicht. “Aber das ist kein Problem. Einen Tiegel zu füllen, meine ich.” “Aber, bitte . . ., nein. . . , warten Sie.” Nick Wanninger fühlte sich überfahren. So deutliche Worte hörte man in der  Breimeier OHG nicht oft. Aber Judith winkte ab. “Sie haben sich letzte Woche sehr klar ausgedrückt. Und ich habe verstanden”, sagte sie und ging zur Tür.

“Offenbar haben Sie überhaupt nichts verstanden”, rief Wanninger und lief ihr hinterher. Er fasste sie am Arm und zwang sie zum Stehenbleiben. “Natürlich ist es wichtig, dass das Produkt wirksam ist und die Kunden nicht enttäuscht werden. Vor allem in einer Preisklasse, wie wir sie anstreben.” Er setzte seinen spitzbübischen Blick auf. “Wissen Sie, die Vermarktung eines neuen Produkts, ist einfach meine große Leidenschaft. Ich liebe es, Strategien zu entwickeln, Kampagnen zu lancieren und am Ende den Umsatz einzufahren.” Zum spitzbübischen Blick kam jetzt noch der Kleine-Jungen-Charme. “Da kann es schon mal passieren, dass ich den Einen oder Anderen übergehe. Aber das mache ich doch nicht mit Absicht.” Judith hielt sich an ihrer Tasse fest. “Ich verstehe. Die Leidenschaft ist also mit Ihnen durchgegangen.” Nick Wanningers Gesicht hellte sich auf. Das war ein Tonfall nach seinem Geschmack. “Genau”, sagte er und unternahm einen neuen Anlauf. “Wann besprechen wir alles? Vielleicht heute Abend beim Italiener?” Judith wandte sich zum Gehen. “Ich würde sagen, morgen um 10 im Besprechungszimmer.”

Hier geht’s zur Folge 8 von “Herzschmerz hautnah”

 

Herzschmerz hautnah, Folge 7, ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

]]>
http://groschenromanblog.de/herzschmerz-hautnah-folge-7/feed/ 2
Herzschmerz hautnah, Folge 8 http://groschenromanblog.de/herzschmerz-hautnah-folge-8/ http://groschenromanblog.de/herzschmerz-hautnah-folge-8/#comments Sun, 29 Sep 2013 18:30:19 +0000 http://groschenromanblog.de/?p=1641 weiterlesen]]> Na, na, na?!? Vielleicht kann Nick Wanninger Judiths Herz doch noch erweichen. Sie scheint ja nicht mehr so ganz abgeneigt zu sein. Oder, was meint Ihr?

Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Bayrischer Wald, Kosmetik

Judith hatte das Bachhäuser Wasser in alle chemischen Einzelheiten zerlegt.

Judith rieb sich die Augen. Es war spät und das Licht der Schreibtischlampe hatte sie müde gemacht. Seit Stunden brütete sie über ihren alten Chemiebüchern und suchte nach Eigenschaften von Mineralien, von Selen, Kalzium, Magnesium, Sulfat. Sie war dem Geheimnis ganz nah, auch ohne die Zauberformel zu kennen, wusste sie nun, was der besondere Stoff im Bachhäuser Wasser war. Die Frage war nur: Wie konnte man diesen Stoff in eine Art Turbo verwandeln? Einen Turbo, der die Zellen in Windeseile erneuert und damit die Haut sichtbar strafft. Judith erinnerte sich dunkel an ihr drittes Studiensemester, als der Professor dieses Themengebiet gestreift hatte. Aber sie kam beim besten Willen nicht mehr auf die Details.

Der Durchbruch stand bevor, das spürte sie genau. Sie hatte das Bachhäuser Wasser in die allerkleinsten Einzelheiten zerlegt, sie kannte die chemische Zusammensetzung bis zum letzten Sauerstoffmolekül. Nachdem sie den besonderen Stoff entdeckt hatte, hatte sie der Ehrgeiz gepackt. Sie war spät bis in die Nacht im Labor gesessen, hatte untersucht und dokumentiert. Vera war ihr Einsatz nicht verborgen geblieben. “Ich verstehe gar nicht, warum Du plötzlich so Gas gibst”, hatte sie mit schnippischer Stimme gesagt. “Ich mache nur meine Arbeit”, hatte Judith erwidert. “Und wenn ich etwas gerne mache, dann kann ich auch mal mehr Zeit aufwenden. “Und ich dachte schon, es hängt mit Nick Wanninger zusammen”, antwortete Vera.

Die Kollegin war eifersüchtig, das war nicht zu übersehen. Mit jedem weiteren Tag, an dem Judith und Nick Wanninger ihre Besprechungen abhielten, wurde sie bissiger. Der Konferenzraum grenzte ans Labor und Vera konnte nur zu gut hören, wie die beiden zusammen lachten. “Arbeitet Ihr auch etwas?”, hatte sie neulich gefragt, als Judith und Nick Wanninger ins Labor gekommen waren. “Natürlich, warum fragst Du?” “Ich höre Euch ständig nur kichern. Muss ja lustig sein.” “Ist es auch”, hatte Nick Wanninger gesagt und vielsagend gegrinst. Das hatte Vera nur noch mehr verärgert. Judith verstand das alles nicht. Vera hatte einen netten Freund, einen erfolgreichen Wirtschaftsprüfer, der alle großen Unternehmen im Umkreis betreute. Die beiden hatten Geld, das wusste Judith. Auch wenn Vera immer betonte, dass sie ja ihren Lebensunterhalt selbst verdiene.

Judith schaltete die Schreibtischlampe aus. Der Mond schien hell in dieser Nacht und die Sterne funkelten. Sie dachte an Frederick und stellte fest, dass der Gedanke an ihn sie nicht mehr so quälte wie noch vor Wochen. Die Arbeit lenkte sie ab, die neue Aufgabe forderte sie heraus und . . .  Ihre Gedanken wanderten unweigerlich zu Nick Wanninger. Ja, sie musste zugeben, dass er ein unterhaltsamer Bursche war. Die Stunden mit ihm waren kurzweilig, witzig und effektiv. Judith beschäftigte sich mit Dingen, von denen sie zuvor keine Ahnung gehabt hatte: Zielgruppendefinition, Marktanalysen, Auswahl von Models und Distributionskanälen. Und Nick Wanninger hatte tatsächlich zum ersten Mal in seinem Leben durch ein Stereopolarisationsmikroskop geschaut. Ab und zu hatte er noch einen Versuch gemacht, sie auch privat zu treffen. Aber nach unzähligen Absagen, hatte ihn offenbar der Mut verlassen. Er fragte sie nicht mehr.

Judith zog sich aus und legte sich ins Bett. Verheiratet war Nick Wanninger nicht, das wusste sie. Ob er eine Freundin hatte? Die schöne Blonde vielleicht, mit der sie ihn am Kaiserstein getroffen hatte? Ach, was mache ich mir Gedanken über Nick Wanninger?, sagte sie sich. Kurz bevor sie einschlief sah sie noch einmal sein Gesicht vor sich. Es lächelte spitzbübisch.

Hier geht’s zur Folge 9 von “Herzschmerz hautnah”

 

Herzschmerz hautnah, Folge 8, ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

]]>
http://groschenromanblog.de/herzschmerz-hautnah-folge-8/feed/ 1
Herzschmerz hautnah, Folge 9 http://groschenromanblog.de/herzschmerz-hautnah-folge-9/ http://groschenromanblog.de/herzschmerz-hautnah-folge-9/#comments Sun, 29 Sep 2013 18:20:08 +0000 http://groschenromanblog.de/?p=1655 weiterlesen]]> Dass Judith eine echte Könnerin ist, was chemische Entwicklungen angeht, glauben wir ja gerne. Wenn sie ihr Engagement nur endlich mal auf andere Gebiete ausdehnen würde – zum Beispiel auf die LIEBE! Aber schauen wir, wie’s weitergeht . . .

Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Bayrischer Wald, Kosmetik

Es gab etwas zu feiern, Judith hatte ein echtes Spitzenprodukt entwickelt.
kaijen, “Feierabend”, Some rights reserved, Quelle: www.piqs.de

“Frau Haffner!” Sunny Breimeier stürmte ins Labor. “Frau Haffner”, rief er. “Sehen Sie sich das an!” Der Juniorchef hielt Judith ein Bündel Papier unter die Nase. “Was ist das?”, fragte sie. “Das sind die Testergebnisse”, antwortete Sunny. “Und sie sind fantastisch. Einfach fantastisch. 80 Prozent Faltenreduktion in nur zwei Wochen. Damit lassen wir sogar ‘La Beauté sublime’  hinter uns. Wow, Frau Haffner, ich bin begeistert!” Judith stand auf und nahm Breimeiers Glückwünsche entgegen. Sie freute sich aufrichtig. Wenn es ihnen gelang, die große Konkurrenzmarke Clareté mit ihrem Spitzenprodukt ‘La Beauté sublime’ auszustechen, dann war das wahrhaft eine große Sache. “Jetzt haben wir zum ersten Mal die Chance, Marktführer zu werden. Frau Haffner, Sie sind einfach genial.”

“So würde ich auch mal gerne gelobt werden”, sagte Vera plötzlich und kam hinter ihrem Schreibtisch hervor. Breimeier Junior schaute sie an. “Ja, dann müssen sie eben auch mal so ein außergewöhnliches Produkt entwickeln.” Judith schluckte. Wow, das war eine Abfuhr. Vera rang sich ein gequältes Lächeln ab, sagte aber nichts. “Jetzt brauchen wir nur noch einen Namen für unser neues Baby.” Sunny Breimeier hatte offenbar überhaupt nicht bemerkt, wie sehr er Vera getroffen hatte. “Aber das ist Wanningers Part.” Der Juniorchef griff zum Telefon. “Herr Wanninger, ja, hallo, Die Testergebnisse sind da. Unglaublich, sage ich Ihnen. Unglaublich. Kommen Sie doch grade mal ins Labor zu Frau Haffner. Dann kann ich Ihnen alles zeigen.”

Minuten später stand Wanninger im Labor. Er war in derselben Hochstimmung wie Breimeier. “Das ist ja viel mehr, als wir uns erhofft haben”, sagte er und schenkte Judith ein strahlendes Lächeln. “Da passt der Name, den ich ausgesucht habe, ja umso besser.” “Ach”, sagte Breimeier. “Sie haben schon einen Namen?” “Ja”, sagte Wanninger. “La Douceur de l’eau! Na, wie klingt das?” Sunny Breimeier fasste Wanninger an den Schultern. “Toll, ganz toll”, sagte er. Er stellte sich zwischen Nick und Judith. “Da hab ich mir ja zwei wirkliche Spitzenkräfte an Land gezogen. Mein lieber Mann.” Sein Blick wanderte zu Vera. “Wo ist denn eigentlich Ihre Assistentin? Wie heißt sie noch gleich?” “Susi”, antwortete Vera. “Sie heißt Susi.” “Ja, also Susi soll uns doch mal eine Flasche Schampus organisieren. Das muss gefeiert werden!”

Vera verließ das Labor. Judith hatte beinahe ein bisschen Mitleid mit ihr. Seit fast zehn Jahren arbeitete Vera schon bei Breimeier im Labor, nur eine kurze Zeit hatte sie unterbrochen, als ihre Tochter zur Welt gekommen war. Sie hatte eine solch demütigende Behandlung wahrlich nicht verdient. Aber wenn Sunny Breimeier in Fahrt war, gab es kein Halten. Da waren ihm die Gefühle der anderen völlig einerlei. Und, wie Judith vermutete, nicht nur dann. Auch sonst gab der Juniorchef wohl nicht viel auf das Befinden seiner Mitarbeiter.

Als der Sektkorken knallte, hatte sich Vera wieder gefangen. Sie lächelte wie eh und je, freundlich, demütig und ohne jede Gefühlsregung. “Ja”, sagte sie. “Es ist schön, dass wir nun ein solches Spitzenprodukt haben. Die Frauen werden es uns danken, wenn sie plötzlich zehn Jahre jünger aussehen.” “Ja”, sagte Sunny Breimeier und hob sein Glas. “Dann trinken wir auf die ewige Jugend, die aus dem bayrischen Wald kommt.” Er lachte ein lautes, triumphierendes Lachen. Wahrscheinlich, so dachte Judith, sieht er im Geiste schon eine neue, noch luxuriösere Yacht vor sich oder eine neue Villa an der französischen Riviera. Sie prostete Nick Wanninger zu, der sich gerade neben sie stellte. “Ich weiß schon, warum sich der Junior so freut”, flüsterte er. “Der träumt jetzt vom großen Geld!” Judith sah ihn an und lachte. “Genau dasselbe habe ich gerade auch gedacht.”

Hier geht’s zur Folge 10 von “Herzschmerz hautnah”

 

Herzschmerz hautnah, Folge 9, ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

]]>
http://groschenromanblog.de/herzschmerz-hautnah-folge-9/feed/ 1
Herzschmerz hautnah, Folge 10 http://groschenromanblog.de/herzschmerz-hautnah-folge-10/ http://groschenromanblog.de/herzschmerz-hautnah-folge-10/#comments Sun, 29 Sep 2013 18:10:43 +0000 http://groschenromanblog.de/?p=1659 weiterlesen]]> Mein Gott, wie lange dauert das denn noch, bis die beiden endlich bemerken, was da zwischen ihnen ist. Man glaubt es nicht, oder? Aber, wenn ich mir die nächste Folge so ansehe, könnte sich etwas tun. Ihr dürft gespannt sein!

Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Bayrischer Wald, Kosmetik

Ein romantisches Abendessen – und schon sieht die Welt ganz anders aus.
JürgenWald, “Sekt”, Some rights reserved, Quelle: www.piqs.de

“Wir nehmen einen Aperitif, oder?” Nikolaus Wanninger rückte Judith den Stuhl zurecht. Dann setzte er sich ihr gegenüber. “Vielleicht einen Martini?”, fragte Judith. “Martini auf Eis, ganz klassisch! Prima, nehme ich auch.” Er winkte dem Ober, bestellte die Drinks und sah sich um. “Das Lokal ist hübsch, nicht? Manchmal findet man auf dem Land richtige Perlen. Ich hätte nicht gedacht, dass es hier mitten im bayrischen Wald ein so nettes Restaurant gibt. Und das Essen ist auch sehr gut.” Judith sah von der Speisekarte auf. “A propos”, sagte sie. “Was können Sie denn empfehlen?”

Während er die Karte studierte, betrachtet sie ihn genau – zum ersten Mal seitdem ihre intensive Zusammenarbeit begonnen hatte. Das war jetzt vier Monate her und Nick Wanninger war ihr in dieser Zeit sehr vertraut geworden. Sie kannte ihn gut, wusste, was ihn verärgerte, worüber er sich freute und wie sie den spitzbübischen Ausdruck auf sein Gesicht zaubern konnte. Wenn er sich am Ohrläppchen kratzte, schwindelte er oft, wenn er mit den Schultern kreiste, fühlte er sich unwohl. Und trotzdem wusste Judith nichts von ihm. Nichts von seiner Familie, seinem Leben außerhalb der Firma und seiner Vergangenheit. Er war meist lustig und gut gelaunt, gab aber kaum etwas von sich Preis. Vielleicht, so hatte Judith gedacht, würde er mehr von sich erzählen, wenn sie seine Einladung zum Essen annehmen würde.

“Nun erzählen Sie mal”, sagte Nick Wanninger nachdem sie bestellt hatten. “Jetzt arbeiten wir schon so lange zusammen und ich weiß überhaupt nichts über Sie. Was machen Sie denn, wenn Sie keine Spitzenprodukte entwickeln?” “Tja, eigentlich . . .”, Judith wusste gar nicht, was sie antworten sollte. Was machte sie in ihrer Freizeit? Nicht viel, sie dachte an Frederick und ihre gemeinsame Zeit, wanderte auf den Kaiserstein, ihren selbsternannten Gedenkplatz. Sie musste sich eingestehen, dass sie noch immer in der Vergangenheit lebte – meistens jedenfalls. “Judith?” Nick Wanninger berührte ihren Arm. “Sie machen den Eindruck, als seien Sie ganz weit weg. Wo sind Sie denn?” Judith blickte auf, direkt in seine braunen Augen. “Ach”, sagte sie nur und ihr Lächeln kehrte zurück. “Nein, erzählen Sie doch lieber. Es wird Zeit, dass ich ein bisschen mehr über Sie weiß. Sie sind für mich immer noch ein Buch mit sieben Siegeln. Und nicht nur für mich. Auch für die Kollegen.”

Nick lachte. “Ja, das stimmt. Aber ich bin dafür, Berufliches und Privates strikt zu trennen. Ich weiß, dass mir das manche Kollegen übel nehmen und mich für einen komischen Typen halten. Aber das ist mir egal. In der Firma muss niemand wissen, was ich nach Feierabend mache.” Judith sah ihn an. “Gut”, sagte sie und lachte. “Dann bleibt allerdings nicht viel, worüber wir heute Abend reden können.” Zum Glück kam der Ober und brachte die Suppe. Während sie aß, machte Judith einen weiteren Versuch. “Sie stammen nicht aus dem bayrischen Wald, oder?” Nick wischte sich den Mund an der Serviette ab. “Nein, ich komme aus dem Südbadischen. Dort, wo der Wein gut ist und Frankreich ganz nah.” “Das muss einen schöne Gegend sein”, sagte Judith. “Ich war noch nie dort.” “Es ist so ganz anders als hier”, antwortete Nick. “Die Luft ist fast mediterran, warm und würzig, und überall herrscht die liberalitas badeniae.” “Die was?”, fragte Judith. “Die badische Freizügigkeit. Wir lassen es locker angehen, sind nicht so pflichtbewusst wie Ihr Bayern. Und wissen Sie was?” Er sah Judith herausfordernd an. “Es läuft trotzdem alles bestens.” “Das glaube ich Ihnen”, sagte Judith. Genauso hatte sie Nikolaus Wanninger kennengelernt. Cool, locker, immer spontan, aber auch sehr effektiv – und oberflächlich. “Ich glaube, Judith”, sagte er plötzlich. “Sie machen einen Denkfehler. Nicht jeder, der locker ist und Fünfe mal grade sein lässt, ist gleich ein oberflächlicher Wicht. Wissen Sie, Sie sind eine bemerkenswerte Frau. Immer gelassen, unaufgeregt, großartig in der Analyse. Wie Sie die neue Pflegelinie entwickelt haben, wirklich mit Bravour. Ich habe selten jemanden gesehen, der sich in den chemischen Prozessen der Natur so exzellent auskennt.” Nick Wanninger nickte anerkennend und legte seine Hand auf die von Judith. Sie ließ sich nicht anmerken, was die Berührung in ihr auslöste. Nick sah ihr tief in die Augen. “Wirklich”, sagte er. “Sie sind eine bemerkenswerte Frau.”

Hier geht’s zur Folge 11 von “Herzschmerz hautnah”

 

Herzschmerz hautnah, Folge 10, ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

]]>
http://groschenromanblog.de/herzschmerz-hautnah-folge-10/feed/ 2
Herzschmerz hautnah, Folge 11 http://groschenromanblog.de/herzschmerz-hautnah-folge-11/ http://groschenromanblog.de/herzschmerz-hautnah-folge-11/#comments Sun, 29 Sep 2013 18:00:23 +0000 http://groschenromanblog.de/?p=1670 weiterlesen]]> Das muss ein toller Abend gewesen sein. Judith jedenfalls schwebt auf Wolke 7. Haben wir doch gleich gewusst, dass Nick Wanninger der Richtige ist, gelle? Wenn nur Vera nicht wieder dazwischen funkt mit ihrer scheinheiligen Art.

Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Bayrischer Wald, Kosmetik

Es war eine herrliche Mondnacht gewesen.
Audrey, “October 25th Cloudy Moonlight”, Some rights reserved, Quelle: www.piqs.de

“Guten Morgen allerseits!” Judith strahlte in die Runde, als sie das Labor betrat. Sie warf ihre Jacke über den Stuhl. “Ich brauche jetzt erst mal einen Kaffee”, sagte sie. Vera sah sie verblüfft an. “Was ist denn mit Dir heute los? Du hast in 20 Sekunden so viel gesagt wie sonst am ganzen Tag nicht.” Vera lächelte vielsagend. Judith wusste mittlerweile, dass das nichts Gutes zu bedeuten hatte. Vera war mit Vorsicht zu genießen. Sie würde einen Teufel tun und ihr vom vorigen Abend erzählen. Judith und nahm eine Tasse aus dem Schrank. “Ich bin einfach nur gut gelaunt”, sagte sie. Während der Kaffee lief, dachte sie noch  einmal an ihr Treffen mit Nick Wanninger. Judith konnte es noch immer nicht glauben, dass sie sich tatsächlich näher gekommen waren.

Nachdem er das wunderbare Essen bezahlt und ihr in den Mantel geholfen hatte, waren sie ganz gemütlich zum Auto geschlendert. “Gehen wir noch ein Stück?”, hatte er sie gefragt. Judith hatte zu ihrem eigenen Erstaunen zugestimmt und den Kragen ihres Mantels hochgeschlagen. Die Nacht war wenig einladend, es war nasskalt, ein typischer Herbstabend eben – wenn auch der Mond herrlich schien.  Eine Weile waren sich schweigend neben einander hergelaufen, bis Nick ihre Hand genommen hatte. “Ist Ihnen kalt?”, hatte er gefragt und ihre Finger warm gerieben. Ein angenehmes Gefühl hatte Judith durchströmt. Lange war es her, dass sie einem Mann so nahe gekommen war. Dann hatte er den Arm um ihre Schultern gelegt und so waren sie weiterspaziert, bis raus zum Flüsschen, dessen Wasser ‘Aquapura’ und ‘La Douceur d’eau’ hevorgebracht hatte. “Sieht so unscheinbar aus, der Bach”, hatte Nick gesagt und war stehengeblieben. “Tatsächlich aber wird er Breimeiers richtig reich machen.” “Sind Sie davon überzeugt?”, hatte Judith gefragt. “Natürlich!” Nick hatte gelacht. “Mit meiner Werbekampagne hätte ich die Frauen dieser Welt schon dazu gebracht, unsere Produkte zu kaufen. Aber dank Ihres Könnens ist nicht nur die Kampagne gut, sondern auch das Produkt. Mit der neuen Linie landen wir den großen Coup, das garantiere ich Ihnen.” Er hatte ihr direkt in die Augen gesehen. “Man glaubt es kaum, aber wir beide sind ein gutes Gespann!” Sie waren zum Auto gegangen und losgefahren. Vor dem Haus ihrer Eltern, als sie gerade hatte aussteigen wollen, hatte er sie dann geküsst. Es war ein zärtlicher, liebevoller Abschiedskuss gewesen. Ein Kuss, der mehr verhieß.

Judith hatte keine Ahnung, ob Nick ihre Geschichte mit Frederick kannte. Wahrscheinlich hatte Vera ihren Mund nicht halten können und ihm bereits alles erzählt. Judith sah die Szenerie vor sich: Wie Vera sie mit mütterlich sorgenvoller Miene als arme, unglückliche Frau darstellte, die nach einem schlimmen Schickalsschlag dringend die starken Arme eines Mannes brauchte. Wie sie Nick Wanninger mit großen Augen herausfordernd anblickte. Judith schüttelte den Kopf, um die Vorstellung zu vertreiben.

“Das glaube ich Dir nicht!” Vera stand plötzlich neben ihr und riss sie aus ihren Gedanken. “Seit fünf Monaten arbeitest Du jetzt hier. Und heute bist Du wie aus heiterem Himmel das erste Mal gut gelaunt. Dafür muss es doch einen Grund geben.”  Innerlich seufzte Judith auf, aber sie war viel zu glücklich, um Vera wirklich böse zu sein. “Ach,  Vera”, sagte sie nur. “Du und Deine Mutmaßungen.” Dann ging sie zurück an ihren Arbeitplatz und begann noch einmal die Testberichte von ‘La Douceur d’eau’ zu studieren. Doch es dauerte nicht lange, und ihre Gedanken schweiften wieder ab. Was hatte Nick noch einmal zum Abschied gesagt? Würde er sie anrufen? Und wie würde es sein, wenn sie ihm in der Firma begegnete? Judith plagten die üblichen Unsicherheiten, die eine neue Liebe mit sich brachte. “Sag mal”, sagte Vera plötzlich. “Kennst Du eigentlich Nick Wanningers Freundin?”

Hier geht’s zur Folge 12 von “Herzschmerz hautnah”

 

Herzschmerz hautnah, Folge 11, ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

 

]]>
http://groschenromanblog.de/herzschmerz-hautnah-folge-11/feed/ 2
Herzschmerz hautnah, Folge 12 http://groschenromanblog.de/herzschmerz-hautnah-folge-12/ http://groschenromanblog.de/herzschmerz-hautnah-folge-12/#comments Sun, 29 Sep 2013 17:50:33 +0000 http://groschenromanblog.de/?p=1679 weiterlesen]]> War doch klar, oder? Vera, die Schlange, muss wieder alles zunichte machen. Aber solche Frauen gibt es. Die mit ihrem Leben unzufrieden sind und anderen nix gönnen. Hoffentlich lässt Judith sich davon nicht beeinflussen!

Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Bayrischer Wald, Kosmetik

Judith wünschte sich nichts mehr, als endlich aus den Pumps rauszukommen.
persönchen, “NasseFüße”, Some rights reserved, Quelle: www.piqs.de

„Vielen Dank meine Damen und Herren! Vielen Dank!“ Sunny Breimeier war ganz in seinem Element. Er wandte sich nach rechts und nach links, legte beide Hände zusammen und hob sie in Siegerpose nach oben. Der Applaus wollte nicht enden und Judith fühlte sich mit jeder Minute unwohler. Wann war das endlich vorbei? Jetzt legte Breimeier Junior einen  Arm um sie und den anderen um Nick. „Diese Beiden haben es geschafft!“, sagte er. „Sie machen die Breimeier OHG  zu einer Weltfirma.“ Der Junior liebte das Rampenlicht und jetzt mit der neuen Pflegelinie an die Öffentlichkeit zu gehen, war vermutlich der schönste Moment in seinem bisherigen Leben. Die Presse jubelte ihm zu, die Kunden waren beeindruckt. Und es war ja wahr:  Breimeier hatte diesen Erfolg Judith und Nick zu verdanken. Sie hatte ein Spitzenprodukt entwickelt und er hatte mit einer beispiellosen Kampagne dafür gesorgt, dass alle Welt davon erfuhr. Sunny Breimeier war im Glück.

Judith hoffte inständig das Ende der Veranstaltung herbei. Sie war vollständig erschöpft. Fast zwei Stunden hatte sie auf der Bühne gestanden und erzählt, warum ‘La Douceur d’eau’ eine völlig neuartige Hautpflege war, warum sie schneller und besser wirkte als andere. Sie hatte die Vorzüge des Bachhäuser Wassers erläutert, das Geheimnis aber nicht verraten. Sie hatte Fragen beantwortet und Zweifel zerstreut. Jetzt wollte sie nur noch raus aus ihren Pumps und dem unbequemen Kostüm. Beides hatte sie sich eigens für diesen Tag gekauft, sie war sogar noch beim Friseur gewesen und hatte ihr Haar nach langer Zeit wieder in Form bringen lassen. Breimeier hatte ihr anerkennend zugenickt, als er ihr am Morgen im Treppenhaus begegnet war.

Auch Nick war ihre Veränderung aufgefallen. Er hatte immer wieder zu ihr hingeschaut, aber sie hatte seine Blicke nicht erwidert. Seit einer Woche ignorierte sie ihn völlig. Natürlich hatte er sie nach ihrem gemeinsamen Abend angerufen, mehrfach hatte er es versucht. Aber Judith war nicht ans Telefon gegangen. Was Vera ihr erzählt hatte, war genug, um sich Nick Wanninger aus dem Kopf zu schlagen. Blond sei seine Freundin, hatte Vera gesagt. Blond und sehr hübsch, langbeinig dazu. Sie sei den beiden in der Stadt begegnet. Sehr innig hätten sie ausgesehen. Und warum sollte Judith an Veras Erzählung zweifeln? Sie selbst hatte Nick ja schon mit dieser Frau gesehen.

„Darf ich Sie jetzt noch bitten, mit uns einen Happen zu essen? Wir haben draußen ein kleines Buffet aufgebaut. Kommen Sie bitte und bedienen Sie sich!“ Sunny Breimeier deutete auf die große Tür des Konferenzraums, die in der Zwischenzeit geöffnet worden war. Die Leute strömten hinaus, nach so langer Zeit des Zuhörens wollten sich alle die Beine vertreten.

Judith verließ die Bühne und holte ihre Handtasche. „Judith, bitte. Lass uns reden.“ Es war Nick. „Wir hatten so einen schönen Abend und plötzlich willst Du mich nicht mehr sehen? Wenn ich nur wüsste, warum.“ Judith wandte sich zur Tür. „Lass mich einfach in Ruhe“, sagte sie. „Du bist genau der Typ Mann, für den ich Dich gehalten habe. Locker und oberflächlich. Warte, wie war noch gleich der Begriff? Ach ja, liberalitas badeniae. So hieß es doch, oder?“ Sie ließ Nick einfach stehen und ging hinaus. „Frau Haffner, bitte. Könnten Sie uns noch einige Fragen beantworten?“ Eine junge Frau hielt ihr ein Mikrophon unter die Nase, ein Mann die Kamera vors Gesicht. Wollte dieser Tag denn wirklich nie enden? „Aber gerne“, sagte Judith und lächelte. „Fragen Sie!“

Nick war im Konferenzraum geblieben. Frauen, dachte er sich. Sie waren doch alle gleich. „Hallo Herr Wanninger! So alleine hier?“ Vera betrat den Raum, in einem mehr als offenherzigen Kleid. Sie setzte sich neben Nick. „Ja“, sagte er. „Ich brauche eine kurze Erholung, bevor ich mich wieder ins Getümmel stürze.“ „Judith ist schon draußen“, sagte Vera. „Offenbar braucht sie keine Pause. Ich wusste gar nicht, dass sie so mitteilsam sein kann.“ Nick sah sie fragend an. Vera lächelte und kam näher. „Was ich Sie fragen wollte, Herr Wanninger“, flüsterte sie. „Kennen Sie das neueste Gerücht?“  Nick schüttelte den Kopf.  Veras Mund war nun ganz nah an seinem Ohr. „Angeblich“, tuschelte sie. „Angeblich kennt Clareté unsere Zauberformel.“ „Bitte?“, fragte Nick. „Die Zauberformel? Nein, das kann nicht sein. “ „Doch“, sagte Vera, nun laut, „Irgendjemand muss geplaudert haben.“

Hier geht’s zur Folge 13 von “Herzschmerz hautnah”

 

Herzschmerz hautnah, Folge 12, ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

]]>
http://groschenromanblog.de/herzschmerz-hautnah-folge-12/feed/ 2
Herzschmerz hautnah, Folge 13 http://groschenromanblog.de/herzschmerz-hautnah-folge-13/ http://groschenromanblog.de/herzschmerz-hautnah-folge-13/#comments Sun, 29 Sep 2013 17:40:29 +0000 http://groschenromanblog.de/?p=1686 weiterlesen]]> Vera weiß auch nicht, wann Schluss ist, oder? Erst bringt sie Judith und Nick auseinander und jetzt hat sie nichts besseres zu tun, als Gerüchte zu streuen und Angst zu verbreiten. Judith ist natürlich unter Verdacht geraten und muss jetzt erst mal beim alten Breimeier antanzen. Aber lest selbst!

Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Bayrischer Wald, Kosmetik

Sunny Breimeier ließ sich in den Sessel fallen. Er liebte es, wenn die Leute ihm die Bude einrannten.
Katrin Sykora, “Frischluftdomizil”, Some rights reserved, Quelle: www.piqs.de

Judith betrat das Büro. Noch nie war sie hier gewesen, das Zimmer des alten Breimeier war wie ein geheimer Trakt, den das Fußvolk selten zu sehen bekam. „Guten Morgen, Frau Haffner“, sagte Breimeier Senior und streckte Judith die Hand hin. Sie war groß, eine richtige Pranke, und Judith machte sich auf einen kräftigen Händedruck gefasst. Klar, Stanislaw Breimeier war ein Mann der Tat, das spiegelte sich offenbar auch in seinen Händen wieder. „Guten Morgen, Herr Breimeier“, sagte Judith und sah zu, wie er zwei Duftkerzen auf einem kleinen Couchtisch anzündete. „Lassen Sie uns hier Platz nehmen“, sagte er. „Hier ist es gemütlicher.“ Ein feiner Rosenduft erfüllte den Raum. „Frau Heise“, rief Breimeier plötzlich. „Bringen Sie uns doch bitte einen Tee. Drei Tassen bitte, Sunny wird auch gleich kommen.“ Judith setzte sich auf das lederne Sofa. Das Zimmer war riesig, der Schreibtisch übergroß, es gab einen Fernseher, ein Art Esstisch mit sechs Stühlen, der aber über und über mit Akten belegt war. Das Beste aber war die Aussicht: Eine Fensterfront gab den Blick frei auf den Bayrischen Wald und das Bachhäuser Flüsschen.

„Schön hier, nicht wahr?“ Breimeier hatte ihren Blick gesehen. „Ja, herrlich“, sagte Judith. „Man weiß erst wieder, was Heimat bedeutet, wenn man einmal weg war.“ „Oh“, sagte Breimeier und nahm der Sekretärin den Tee ab. „Wir sind uns dessen auch bewusst, ohne weg gewesen zu sein.“ Er schenkte ein, setzte sich und blickte wieder aus dem Fenster. „Ja, das Wasser aus diesem Flüsschen hat uns zu dem gemacht, was wir heute sind.” Er sah Judith an. “Umso schlimmer ist es, dass die Konkurrenz offenbar unsere Zauberformel kennt.“ Judith wurde es eiskalt. „Wie kommen Sie denn darauf?“, fragte sie. „Sagen wir mal,“ Breimeier machte eine kunstvolle Pause, „sagen wir mal, ich hätte ein Gerücht gehört und dann Nachforschungen angestellt.“ Judith brachte keinen Ton heraus.

„Hallo Papa, hallo Frau Haffner!“ Die Tür flog auf und Sunny Breimeier stürmte herein, einen Stapel Akten unter dem Arm. „Entschuldigen Sie, Frau Haffner“, sagte er. „Aber die Presse lässt uns keine Ruhe. Herrlich ist das. Herrlich, wie sie uns die Bude einrennen.“ „Ja, hoffentlich bleibt das auch so“, sagte der Alte. „Und, Frau Haffner”, sagte Sunny, “was sagen Sie zum Leck in unserem Unternehmen?“ Sunny ließ sich in einen Sessel fallen und benahm sich so, als wäre das Ganze ein Spiel. Judith musste unweigerlich an Angola denken. Die Verhöre dort liefen immer nach demselben Muster ab: good lieutenant wechselt sich ab mit bad lieutenant, bohrende Fragen, gleißende Lichter und am Ende standen vier Tage und Nächte ohne Schlaf. Nach dieser Prozedur gestanden sie alle. „Frau Haffner, können Sie uns erklären, wie die Zauberformel zur Konkurrenz gelangen konnte?“, fragte Breimeier Senior. Sein Ton war schärfer. „Aber Papa“, sagte Sunny empört. „Sie kennt doch die Formel gar nicht!“ Der Senior lachte. „Sind wir da sicher? Schließlich arbeitet sie seit Monaten im Labor. Und außerdem wäre es schon eine enorme Leistung ‘La Douceur d’eau’ entwickelt zu haben, ohne die Zauberformel zu kennen, oder?“ Judith schluckte. „Herr Breimeier”, sagte sie, “wenn Sie an meiner Kompetenz zweifeln, ist das Ihre Sache. Aber meine Integrität in Frage zu stellen, ist schlichtweg eine Ungeheuerlichkeit. Niemals würde ich Firmengeheimnisse nach außen tragen und schon gar nicht zur Konkurrenz.“ „Warum Papa“, warf Sunny erneut ein. „sollte sie das überhaupt tun?“  Breimeier Senior blickte hämisch. „Was glaubst Du wohl, wie viel Clareté ihr für diese Information zahlen würden? Hhm? Da springen schon ein paar Millionen raus. Soviel verdient eine Chemikerin bei uns nie, und sei sie noch so gut.“ Sein scharfer Blick streifte Judith, die stoisch auf ihrem Platz saß. “In der Tat ist es so”, sagte sie, “dass ich die Formel nicht kenne. Bei ‘La Douceur d’eau’ habe ich meine eigene Formel entwickelt, es war, ehrlich gesagt, nicht sonderlich schwer. Ich weiß weder, wo sich die Zauberformel befindet, noch wer sie in der Firma kennt. Mehr kann ich dazu nicht sagen.”

Judith stand auf. “Es ist schrecklich, dass das passiert ist”, sagte sie, ging zur Tür und öffnete sie. “Ich weiß, was es für das Unternehmen bedeuten kann. Aber ich habe nichts damit zu tun. Guten Tag, die Herren!” Sie schloss die Tür und trat auf den Flur hinaus. Judith blieb stehen und atmete tief durch.

Hier geht’s zur Folge 14 von “Herzschmerz hautnah”

 

Herzschmerz hautnah, Folge 13, ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

]]>
http://groschenromanblog.de/herzschmerz-hautnah-folge-13/feed/ 2
Herzschmerz hautnah, Folge 14 http://groschenromanblog.de/herzschmerz-hautnah-folge-14/ http://groschenromanblog.de/herzschmerz-hautnah-folge-14/#comments Sun, 29 Sep 2013 17:30:32 +0000 http://groschenromanblog.de/?p=1692 weiterlesen]]> Na, den Breimeiers hat’s Judith aber gegeben. Toll! Aber ob sie den Triumpf genießen kann? Schließlich läuft die Sache mit Nick nicht und nach wie vor besteht der Verdacht, dass sie die Verräterin der Zauberformel ist. Ich bin gespannt, wie’s weitergeht. Ihr auch?

Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Bayrischer Wald, Kosmetik

Judiths Freundin Saskia hatte es richtig gemacht. Sie war nicht in der Provinz geblieben, sondern nach Paris gezogen.
Robert S. Donovan, “Eiffel Tower HDR”, Some rights reserved, Quelle: www.piqs.de

Das Handy klingelte als Judith sich gerade auf einen Baumstamm gesetzt hatte. Wie immer, wenn sie nicht weiter wusste, war sie auch an diesem Abend zum Kaiserstein gegangen. „Saskia!“, rief sie erfreut. „Das ging ja schnell. Schön, dass Du zurückrufst.“ „Natürlich, Du hast es ja auch superdringend gemacht auf meinem Anrufbeantworter. Was ist denn los? Fällt Dir schon die Decke auf den Kopf in der Provinz?“ „Wenn es nur das wäre“, antwortete Judith. „Nein, ich bin hier plötzlich in seltsame, schlimme Dinge verstrickt. Und ich weiß nicht, wie ich da hineingeraten bin.“ Saskia lachte. „Oh je, Intrigen und Herzschmerz, oder? Tja, damit vertreibt man sich auf dem Land schon seit Jahrhunderten die Zeit.“

Saskia, Judiths beste Freundin, lebte seit vielen Jahren in Paris. Sie hatte die spontane Entscheidung ihrer Freundin, nach Hause in den Bayrischen Wald zurückzukehren, nie gut geheißen und nutzte jede Gelegenheit, Judith damit aufzuziehen. „Was ist denn nun passiert? Weswegen hast Du es so dringend gemacht?“, fragte Saskia. „Pass auf!“, antwortete Judith. Als sie fertig erzählt hatte, war am anderen Ende der Leitung kein Mucks zu hören. „Saskia?“, fragte Judith. „Saskia, bist Du noch da?“ „Ja, ich war nur kurz sprachlos. Hätte nie gedacht, dass sie zu solchen Gemeinheiten fähig ist.“ „Bitte?“, fragte Judith. „Wen meinst Du?“ „Na, unsere alte Freundin Vera“, sagte Saskia. Judith horchte auf. „Denkst Du etwa, Vera steckt dahinter?“, fragte sie. „Natürlich“, antwortete Saskia. „Das alles passt perfekt zu ihr.“ Saskia erinnerte Judith daran, wie es war, als sie Drei zusammen studiert hatten. „Vera wollte doch immer mehr sein als sie war“, sagte Saskia. „Ich kann mir richtig vorstellen, wie es sie wurmt, dass Du solchen Erfolg hast. Du kommst neu in die Firma, in der sie schon ewig arbeitet. Du machst gute Arbeit, der Chef lobt Dich, die Presse und die Kunden lieben Dich und dann greifst Du Dir auch noch ihren Augenstern. Oder wie hat sie ihn genannt? Ach ja,  Sahneschnitte.“ Saskia blies die Luft durch die Nase aus. „Es ist doch nur logisch, dass sie versucht, Dich los zu werden.“ „Aber ich hab das doch alles nicht getan, um ihr zu schaden“, rief Judith. „Mein Gott, Schätzchen“, sagte Saskia. „Geht’s noch naiver? Du gräbst ihr das Wasser ab, verstehst Du das nicht? Du bist besser als sie und deshalb sieht sie Dich als Gefahr. Ich kann Dich nur warnen. Vera ist zu allem fähig.“

Judith stand auf und ging über die Wiese. „Wenn man ihre Fassade einreißt, hat sie doch nicht viel zu bieten“, fuhr Saskia fort. „Alles an ihr ist doch letztlich Show. Weißt Du noch, wie sie uns weiß machen wollte, sie könne Klavier spielen? Und jedes Mal, wenn ich mit ihr vierhändig üben wollte, hatte sie eine andere Ausrede. Und die Geschichte mit dem Konservatorium? Hast Du sie je singen hören?“ „Nein“, sagte Judith. „Siehst Du“, warf Saskia ein. „Das Einzige, was ich überhaupt nicht verstehe: Wie konnte sie nur Harald Hofer heiraten, diesen langweiligen Tölpel? Der passt so gar nicht ins Bild.“ „Sie sind geschieden“, sagte Judith. “Und jetzt hat sie einen Freund mit Geld.” „Ah. . . , so, gut, das passt schon besser“, sagte Saskia. „Versuch herauszufinden, ob die Zauberformel wirklich verraten wurde und wenn ja von wem. Du musst Dich wehren, schließlich geht es um Deine Reputation, Frau Spitzenproduktentwicklerin!” Judith musste lachen. Dass ausgerechnet Saskia einen solchen Satz sagte. Saskia, die einen vielversprechenden Job an den Nagel gehängt hatte, um nach Paris zu ziehen und dort Hausfrau und Mutter zu sein. “Nein, ich meine es ernst”, sagte Saskia. “Du hast eine große Karriere vor Dir. Vielleicht nicht bei Breimeier, aber sicherlich anderswo. Die darf keiner Intrige zum Opfer fallen. Ich würde an Deiner Stelle auch nochmal mit Nick Wanninger reden. Der Bursche scheint doch ein recht netter Typ zu sein. Vielleicht klärt sich alles auf. Du mochtest ihn doch, oder?“ „Ja, schon“, gab Judith zu. „Also”, sagte Saskia. “Ich muss Schluss machen, die Kinder stellen mir alles auf den Kopf. Halt mich auch dem Laufenden!” Und schon hatte sie aufgelegt. Judith dachte nach. Ihre Freundin hatte Recht. Es wäre dumm, sich alles kaputt machen zu lassen von einer Frau wie Vera. Sie hörte Schritte hinter sich und drehte sich um. “Gabriel”, sagte sie. “Was machen Sie denn hier?”

Hier geht’s zur Folge 15 von “Herzschmerz hautnah”

 

Herzschmerz hautnah, Folge 14, ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.
]]>
http://groschenromanblog.de/herzschmerz-hautnah-folge-14/feed/ 4
Herzschmerz hautnah, Folge 15 http://groschenromanblog.de/herzschmerz-hautnah-folge-15/ http://groschenromanblog.de/herzschmerz-hautnah-folge-15/#comments Sun, 29 Sep 2013 17:20:23 +0000 http://groschenromanblog.de/?p=1698 weiterlesen]]> Gottseidank hat Saskia ihrer Freundin Judith den Kopf zurückgerückt. Die hat ja den Wald vor lauter Bäumen nicht gesehen. Aber vielleicht ist das so, wenn man aufs Land zurückkehrt. Dort trifft man irgendwie immer Leute die man kennt, oder?

Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Bayrischer Wald, Kosmetik

Gabriel trat auf den Fußweg. Er hatte es plötzlich sehr eilig, wegzukommen.
Lisa Spreckelmeyer, “Waldweg”, Some rights reserved, Quelle: www.piqs.de

“Judith, das ist ja eine Überraschung!” Gabriel streckte ihr die Hand entgegen. Er schien sich ehrlich zu freuen. “Kommen Sie oft hierher?” “Ja”, antwortete Judith. “Das hier ist mein Lieblingsplatz. Schon als Kind bin ich oft hier oben gewesen. Ich kenne jeden Stein und jeden Strauch.” Sie blickte über den Bayrischen Wald, der vor ihnen lag. “Das Panorama hier oben ist einfach einzigartig.” “Da haben Sie Recht”, sagte Gabriel. “Ich war letzte Woche zum ersten Mal hier. Ein herrliches Plätzchen, eine Freundin hat es mir gezeigt.” “Ja”, sagte Judith. “Ein guter Platz zum Nachdenken. Man hat hier seine Ruhe. Keine Menschen, kein Lärm. Beste Voraussetzungen für Problemlösungen.”

Gabriel sah sie an. “Haben Sie denn Probleme?” Er legte ihr die Hand auf den Arm. “Entschuldigen Sie, ich möchte nicht indiskret sein”, sagte er schnell. “Nein, nein”, antwortete Judith. “Wahrscheinlich hat Vera ohnehin schon die ganze Firma mit meinem Schicksal bekannt gemacht. Die arme Frau, die ihren geliebten Mann bei einem furchtbaren Unfall verlor, oder so ähnlich.” “In der Tat”, sagte Gabriel. “So etwas in der Art hat sie gesagt.” “Natürlich, sie kann es einfach nicht lassen. Aber es stimmt, mein Mann ist in Angola von einer Landmine tödlich verletzt worden. Und das zu verkraften, ist nicht leicht.” “Das verstehe ich”, sagte Gabriel. “Aber in der Firma läuft es doch bestens. Ich meine, Sie haben dieses Spitzenprodukt entwickelt, alle Welt ist  voll des Lobes. Der Erfolg tröstet Sie doch sicher ein wenig über das schreckliche Erlebnis hinweg, oder?”

“Natürlich, und ich genieße es auch. Aber wissen Sie, ein solcher Erfolg bringt auch jede Menge Neider mit sich. Die ersten haben sich schon gemeldet”, sagte Judith. “Wer denn?”, fragte Gabriel ganz unverblümt. “Naja”, sagte Judith. “Es gibt Gerüchte, dass irgendjemand die Zauberformel an die Konkurrenz verraten hat?” “Pfff”, machte Gabriel und lachte. “Wer sollte denn so etwas tun? Das ist doch absurd. Außerdem kennen die Zauberformel nur ganz wenige Mitarbeiter.” “Wer kennt sie denn?” Dieses Mal fragte Judith ganz unverblümt. “Also, ich kenne sie”, sagte Gabriel. “Der Seniorchef kennt sie, obwohl er sicherlich nicht viel damit anfangen kann.” Gabriel musste lachen. “Er hat vielleicht Ahnung von Mineralwasser, aber nicht von Chemie.” Judith sah ihn fragend an. “Nur zwei Personen?” “Der Chef, ich und der alte Hasenmeyer. Drei.”, antwortete Gabriel. “Und wer ist der alte Hasenmeyer?”, fragte Judith. “Er war bis vor kurzem Laborleiter. Jetzt ist er in Rente”, sagte Gabriel. “Sonst noch jemand?”, fragte Judith noch einmal. “Nein”, sagte Gabriel. “Das sind alle. Außer. . .” Gabriel sah auf den Boden.”Außer?”, fragte Judith nach. “Ach, nichts.” Gabriel stand auf. “Gabriel, bitte. Wenn da noch jemand ist, der die Formel kennt, sagen Sie es mir. Falls das Gerücht stimmt und die Formel wirklich bei der Konkurrenz gelandet ist, dann geht es am Ende auch um Ihren Job.” Judith fasst Gabriel am Arm. “Das muss Ihnen doch klar sein!”

“Ich muss jetzt gehen”, sagte Gabriel. “Ich habe Ihnen alles gesagt, was ich weiß.” Er trat auf den Fußweg. “Passen Sie auf beim Abstieg”, sagte Judith. “Im unteren Drittel ist ein ganz gemeines Loch im Weg. In der Dämmerung sieht man es kaum.” “Ja, ich weiß”, antwortete Gabriel im Gehen. “Vera hat sich gestern hier den Fuß verknackst.” “Vera?”, fragte Judith. “Waren Sie mit Vera hier oben? Ich wusste gar nicht, dass Sie beide sich persönlich kennen.” “Ja”, sagte Gabriel. “Sie hat mich auf einen Spaziergang eingeladen. Und ich muss sagen, es war sehr nett.”

Hier geht’s zur Folge 16 von “Herzschmerz hautnah”

 

Herzschmerz hautnah, Folge 15, ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

]]>
http://groschenromanblog.de/herzschmerz-hautnah-folge-15/feed/ 2
Herzschmerz hautnah, Folge 16 http://groschenromanblog.de/herzschmerz-hautnah-folge-16/ http://groschenromanblog.de/herzschmerz-hautnah-folge-16/#comments Sun, 29 Sep 2013 17:10:28 +0000 http://groschenromanblog.de/?p=1704 weiterlesen]]> Tja, manchmal kann es doch auch von Vorteil sein, wenn man auf dem Land lebt. Man trifft zwar ständig Leute, die man kennt. Aber ab und zu gibt es auch einen, der wichtiges zu erzählen hat. Oder einen, der aus der Patsche hilft – nur weil man mit ihm gemeinsame Erinnerungen teilt.

Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Bayrischer Wald, Kosmetik

Zum Glück hatte sich Judith an Klaus erinnert. Er arbeitete jetzt bei der Zeitung.
kilona, “Zeitungen”, Some rights reserved, Quelle: www.piqs.de

“Nehmen Sie doch bitte hier kurz Platz. Herr Gruber kommt sicher gleich.” Judith setzte sich auf den ihr zugewiesenen Stuhl. Sie war noch nie in einer Redaktion gewesen, trotzdem hatte sie es sich anders vorgestellt. Sie hatte mehr Umtrieb, mehr Lärm, einfach mehr Leben erwartet. Hier saß jeder vor seinem Computer, starrte auf den Bildschirm oder schrieb etwas, andere tuschelten leise am Telefon. “Hallo Judith! Was führt Dich denn zu mir?” Klaus Gruber betrat das kleine Büro. Er hatte sich nicht verändert. Noch immer blitzten seine braunen Augen vor Neugier, waren seine Hände ständig in Bewegung und gewichtsmäßig hatte er trotz fortschreitenden Alters noch immer nicht zugelegt. Er war lang und schlaksig und sein Interesse an Mode war offenbar nach wie vor nicht vorhanden. Er trug Turnschuhe und Jeans, die wahrscheinlich beide aus den 90ern stammten. Aber er war charmant wie eh und je und sein Lächeln umwerfend. Judith stand auf und gab ihm die Hand. “Hallo Klaus. Schön, dass Du Zeit für mich hast.” “Na, ist doch logisch”, sagte Klaus. “Wie lange kennen wir uns? 25 Jahre? Jedenfalls erinnere ich mich noch an unsere Einschulung. Beim Gruppenfoto hatte ich immer Deinen wippenden Pferdeschwanz vor der Nase.” Er lachte. “Du machst so ein ernstes Gesicht. Worum geht es denn?” Judith sah ihn an. “Ich brauche Deine Hilfe!”

Seit ihrem Besuch im Büro des alten Breimeier hatte Judith fieberhaft überlegt, wie und mit wessen Hilfe sie herausfinden könnte, ob die Formel tatsächlich zur Konkurrenz gelangt war. Klaus Gruber war ihr recht schnell eingefallen. Der Chefredakteur einer Lokalzeitung hatte doch die besten Kontakte und außerdem würde  sich niemand wundern, wenn er sich ein bisschen umhörte. Rumfragen und recherchieren gehörte doch zum Job eines Zeitungsmannes. “Oje, ob ich Dir da helfen kann?”, sagte Klaus Gruber nachdem Judith die Geschichte erzählt hatte. “Das klingt ja mehr nach Wirtschaftskriminalität als nach Mobbing und Zickenkrieg. Wenn die Formel wirklich an Clareté gegeben wurde, dann ist das eine Riesensache. Das ist Dir doch klar, oder?” Judith lief im Zimmer auf und ab. “Natürlich”, sagte sie händeringend. “Deshalb dachte ich mehr an eine Art . . . Undercover-Recherche.” “Undercover-Recherche, aha. Und was soll ich mir darunter vorstellen?” Klaus war sichtlich amüsiert. “Nun gut, ich dachte eben . . .  wenn Du etwas rausfindest . . . dass Du es nicht veröffentlichst.” Judith blieb stehen. “Meinst Du, das wäre möglich?” “Möglich ist alles, meine Liebe”, sagte Klaus. “Fragt sich nur, was ich davon hätte? Wir bei der Zeitung leben von Skandalen, die wir veröffentlichen. Nicht von Skandalen, die wir unter den Teppich kehren.” “Ich weiß, ich weiß”, sagte Judith beschwichtigend. “Ich kann Dich verstehen. Ich bitte Dich doch nur, vorsichtig zu sein bei den Nachforschungen. Wenn wir Beweise haben und wissen, wer der Verräter ist, dann steht einer Veröffentlichung ja nichts im Weg. Aber erst muss ich meinen Ruf retten und da wäre es nett, wenn Du zunächst nur Deine Kontakte spielen lassen würdest. Du hast doch Kontakte, oder?” Klaus Gruber hatte sich an seinen Schreibtisch gesetzt und spielte jetzt mit einem Kugelschreiber. “Ich kenne einen Wirtschaftsredakteur bei der Neuen Presse in Passau. Der ist ziemlich gut vernetzt und kann mir bestimmt weiterhelfen.” “Danke Klaus, ich danke Dir!” Judith war ehrlich erleichtert. “Es ist wirklich von großer Bedeutung für mich. Vielen, vielen Dank.” “Ist schon gut”, sagte Klaus Gruber und nahm die Hand, die Judith ihm hinstreckte. “Ich tu’s gern. Schließlich warst Du immer die Hübscheste in unserer Klasse.” Er zwinkerte ihr zu. “Danke und wir hören voneinander.” Judith öffnete die Tür und ging hinaus.

“Ach, übrigens”, rief Klaus plötzlich. “Sagt Dir der Name Nick Wanninger etwas?” Judith blieb wie angewurzelt stehen. “Ja”, sagte sie und drehte sich um. Klaus stand in der Tür. “Den treffe ich jeden Donnerstag in der Sauna. Und weißt Du was? Letzte Woche hat er mir genau dieselbe Geschichte erzählt. Und dass die Wahrheit für ihn von großer Bedeutung sei. “Aha”, war alles, was Judith sagen konnte. “Ja”, sagte Klaus, “er sprach davon, dass es um die Reputation einer Person gehe, die er kennt und die ihm sehr am Herzen liegt.”

Hier geht’s zur Folge 17 von “Herzschmerz hautnah”

 

Herzschmerz hautnah, Folge 16, ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

]]>
http://groschenromanblog.de/herzschmerz-hautnah-folge-16/feed/ 1
Herzschmerz hautnah, Folge 17 http://groschenromanblog.de/herzschmerz-hautnah-folge-17/ http://groschenromanblog.de/herzschmerz-hautnah-folge-17/#comments Sun, 29 Sep 2013 17:00:34 +0000 http://groschenromanblog.de/?p=1710 weiterlesen]]> Ha, jetzt ist Judith aber ins Grübeln gekommen. Nick sorgte sich also um ihre Reputation. Sieht so aus, als wäre sie ein bisschen zu vorschnell gewesen mit ihrem Urteil über Nick. Und jetzt kriegt sie kein Auge zu – zur Strafe.

Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Bayrischer Wald, Kosmetik

Es war kalt und der Winter nicht mehr weit.
Erwin Janssen, “Winterwald”, Some rights reserved, Quelle: www.piqs.de

Judith konnte nicht schlafen. Sie lag im Bett und wälzte sich von einer Seite auf die andere. Sie fand keine Ruhe. Immer wieder hörte sie Klaus Gruber diesen einen Satz sagen: “… die Reputation einer Person, die ihm sehr am Herzen liegt.” Damit konnte doch nur sie selbst gemeint sein. Und wieder erschien Nick Wanningers Bild vor ihrem inneren Auge. Hatte sie sich tatsächlich so in ihm getäuscht? Bedeutete sie ihm vielleicht doch etwas? Sie hatte geglaubt, ihn erfolgreich aus ihrem Herzen und ihren Gedanken verbannt zu haben, aber seit dem Besuch in der Redaktion klappte das Verdrängen nicht mehr. Und Judith musste sich eingestehen, dass Nick Wanninger ihr selbst auch etwas bedeutete. Der Abend mit ihm war wunderschön gewesen, so leicht und unbeschwert, so fröhlich und vertraut. Es war einfach gewesen, sich in ihn zu verlieben. Sie hatte sich so gut gefühlt, frei von Kummer und Sorgen und von den schrecklichen Erinnerungen, die sie bis dahin ständig begleitet hatten. BJPNQ6YPKCV4

Offenbar war sie zu voreilig gewesen in ihrem Urteil. Hatte sich zu schnell von Vera beeinflussen lassen. Gab es diese Freundin überhaupt, die Nick angeblich hatte? Oder war es einfach eine Lüge von Vera gewesen, eine Fiesheit, um sie und Nick auseinander zu bringen? Hatte sie Nick zu schnell abgewiesen? Judith wusste es nicht. Seit sie nach Bachhausen zurückgekehrt war, kam es ihr vor als stünde ihre Welt Kopf, als hätte ihre Menschenkenntnis sie völlig verlassen. Spielte Nick ein Spiel? Spielte Vera ein Spiel? Und wie hatte sie nur in den Verdacht geraten können, die Zauberformel an die Konkurrenz verraten zu haben? Sie, die ohne die Formel zu kennen, ein völlig neues, am Markt höchst erfolgreiches Produkt entwickelt hatte. Was hatte sie falsch gemacht, dass die Dinge so aus dem Ruder liefen?

Judith griff nach ihrem Smartphone. Eine Email war eingegangen. Wer um Gottes Willen schrieb mitten in der Nacht Emails? Judith setzte sich auf und schwang die Beine aus dem Bett. Nick! Ausgerechnet, dachte sie und stand auf. Es war kalt im Zimmer, aber Judith spürte von all dem nichts. Wie gebannt starrte sie auf den kleinen  Bildschirm des Telefons. Nick klang verzweifelt, das musste sie sich eingestehen. Er hatte wohl wirklich keine Ahnung, warum sie nicht mehr mit ihm sprechen wollte. Geradezu flehend war sein Ton, als er sie bat, ihm eine Erklärung zu geben. Was er denn falsch gemacht habe, wollte er wissen. Wenn sie es zuließe, werde er ihr helfen, die Wahrheit über den Verrat der Zauberformel herauszufinden. Er sei sich sicher, dass sie nichts damit zu tun habe. Dafür kenne er sie mittlerweile zu gut.

Judiths Herz machte einen Hüpfer. Sie dachte an die Wochen und Monate ihrer Zusammenarbeit zurück und wie wohl sie sich dabei gefühlt hatte. Sie waren ein tolles Team gewesen, waren sich mit gegenseitigem Respekt und Vertrauen begegnet. Sie musste zugeben, dass Nick Recht gehabt hatte: Die richtige Kampagne machte aus einem Spitzenprodukt erst einen wirtschaftlichen Erfolg. Das hatte sie völlig unterschätzt, sie, die immer mehr auf Fakten gab, als auf Emotionen. In diesem Punkt hatte sie von ihm gelernt. Warum sollte sie nicht auch jetzt auf ihn hören?

Wie wäre es morgen?, schrieb sie zurück. Morgen war Samstag und sie hätten den ganzen Tag Zeit. Einen Spaziergang am Bachhäuser Wasser schlug sie vor. Das lag nah, schließlich hatte sie das Flüsschen ja zusammen gebracht. Judith war voller Freude als Nick antwortete: “Hole Dich um 11 Uhr ab!”

Hier geht’s zur Folge 18 von “Herzschmerz hautnah”

 

Herzschmerz hautnah, Folge 17, ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich

]]>
http://groschenromanblog.de/herzschmerz-hautnah-folge-17/feed/ 2
Herzschmerz hautnah, Folge 18 http://groschenromanblog.de/herzschmerz-hautnah-folge-18/ http://groschenromanblog.de/herzschmerz-hautnah-folge-18/#comments Sun, 29 Sep 2013 16:50:25 +0000 http://groschenromanblog.de/?p=1718 weiterlesen]]> Na, endlich! Sie haben es geschafft. Dass Nick aber auch gerade dann die entscheidende Nachricht schreibt, wenn Judith die Nacht durchwacht. Soooo ein Zufall! Mal sehen, ob sie sich wirklich treffen und was daraus wird. Viel Spaß beim Lesen!

Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Bayrischer Wald, Kosmetik

Nick kickte einen Berg Laub beiseite.
Angelika Wolter, “Die Schönheit der Vergänglichkeit 2″, Some rights reserved, Quelle: www.piqs.de

Judith hakte sich bei Nick unter. Sie sah ihn von der Seite an, während sie über den kleinen Feldweg entlang des Flüsschens gingen. Er sah gut aus, in seinem Fischgrät-Mantel, den Kragen hochgeschlagen, den bunten Schal eng um den Hals geschlungen. Im Profil wirkte er immer etwas sorgenvoll, aber als er sich ihr zuwandte, lächelte er und kickte einen Berg Laub beiseite. Es war sonnig, aber kühl, ein herrlicher Herbsttag, genau passend zu Judiths Stimmung. Nach ihrem Spaziergang würden sie nach Hause gehen, um sich aufzuwärmen und was dann passieren würde, ja, das würde sie auf sich zukommen lassen.

“Ist es nicht ein wunderschöner Tag heute?”, fragte sie. “Das kannst Du sagen”, antwortete Nick. “Ich hab schon gedacht, Du würdest nie wieder ein Wort mit mir reden.” Er lachte. “Ich kann doch nichts dafür, dass ich so eine verdammt attraktive Schwester habe, oder?” Judith fasste Nicks Arm fester. “Auf die Idee wäre ich im Traum nicht gekommen”, sagte sie. “Du warst so vertraut mit ihr und dann noch Veras Mutmaßungen. Ich musste davon ausgehen, dass sie Deine Freundin ist.” “Wir haben eben ein enges Verhältnis”, antwortete Nick. “Ich werde sie Dir bei nächster Gelegenheit vorstellen.” Er blieb stehen, nahm sie in die Arme und küsste sie. Judith schwebte auf Wolken. Wie hatte sie nur jemals Zweifel haben können?

Der Kuss endete abrupt. “Was ist denn das?”, fragte Nick und sah über Judiths Schulter. Er zeigte in Richtung Flüsschen. Judith drehte sich um und trat an den Wegesrand. Sie sah die Böschung hinunter. Zwei Männer standen am Ufer und bückten sich immer wieder. “Was machen die denn da?”, fragte Judith und bog einen Ast zur Seite, der ihr die Sicht versperrte. “Wenn ich es richtig sehe, entnehmen sie Wasserproben”, sagte Nick und schüttelte den Kopf. “Wasserproben?”, fragte Judith. “Wofür brauchen die Wasserproben?” Sie schlug sich die Hand auf den Mund. “Oh, mein Gott”, sagte sie nur und sah Nick an. “Pst”, machte er und nickte wissend. Die Männer hatte sie bislang nicht gesehen und füllten weiter Reagenzglas um Reagenzglas mit dem Wasser des Bachhäuser Flüsschens. Die Gläser stellten sie in ein kleines Holzkästchen. “Das sind doch mindestens 50 Reagenzgläser”, flüsterte Judith. “Denkst Du dasselbe wie ich?”, fragte sie. Nick nickte. “Komm!”, sagte er und bedeutete ihr, ihm zu folgen.

Er ging auf die Männer zu. “Guten Morgen”, sagte er freundlich. “Sind Sie vom Gesundheitsamt?”, fragte er. “Gegen den Durst können diese kleinen Mengen ja wohl nicht sein?” Nick lachte über seinen eigenen Scherz. Die Männer schauten ihn an. Es war klar zu erkennen, dass sie nicht wussten, was sie sagen sollten. “Äh. . .”, begann der eine. “Ich hoffe nur, dass mit dem Wasser alles in Ordnung ist”, sagte Nick. “Schließlich trinken wir es jeden Tag.”  “Ja, ja”, sagte der andere Mann. “Keine Sorge, wir brauchen die Proben für ein Schulprojekt unserer Kinder. Die müssen das Wasser untersuchen. Ist ja auch wichtig, dass die jungen Leute die Natur kennenlernen, oder?” Judith lächelte ihn an. “Ja”, sagte sie. “Da haben Sie Recht. Komm, Nick. Gehen wir weiter. Auf Wiedersehen!” “Servus”, sagte die beiden und wandten sich wieder dem Wasser zu.

“Schulprojekt, ha!”, sagte Nick als sie sich ein Stück entfernt hatten und wieder auf dem Feldweg gingen. “Das ich nicht lache. So einen Quatsch hab ich selten gehört.” Judith rang mit den Händen. “Glaubst Du wirklich, dass die von der Konkurrenz sind? Ich  kann mir nicht vorstellen, dass die so offen vorgehen würden und vor aller Augen unser Wasser abschöpfen”, sagte sie. “Das ist ja richtig frech!” Nick lachte zynisch. “Das zeigt, wie sicher sie sich ihrer Sache sind.” Plötzlich blieb er stehen.  “Schau, da vorne”, sagte er und zeigte auf einen Lieferwagen, der rechts am Wegesrand parkte. Der Transporter war braun und auf der Seite prangte in großen Lettern “Clareté”. “Brauchst Du noch mehr Beweise?”

Hier geht’s zur Folge 19 von “Herzschmerz hautnah”

 

Herzschmerz hautnah, Folge 18, ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

]]>
http://groschenromanblog.de/herzschmerz-hautnah-folge-18/feed/ 3
Herzschmerz hautnah, Folge 19 http://groschenromanblog.de/herzschmerz-hautnah-folge-19/ http://groschenromanblog.de/herzschmerz-hautnah-folge-19/#comments Sun, 29 Sep 2013 16:40:35 +0000 http://groschenromanblog.de/?p=1735 weiterlesen]]> Tja, jetzt gibt es wohl keinen Zweifel mehr. Die Zauberformel wurde verraten, soviel ist  sicher. Hoffentlich finden Nick und Judith raus, wer’s war! Immerhin haben sie sich ja endlich gefunden . . .

Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Bayrischer Wald, Kosmetik

Judith nahm sich eines dieser flauschigen Handtücher aus dem Regal.
CBS, “Diese Unordnung! – Wer war das?”, Some rights reserved, Quelle: www.piqs.de

Judith drehte das Wasser ab und stieg aus der Dusche. Sie nahm sich ein Handtuch aus dem Regal. Diese flauschigen Handtücher, dachte sie. Nicks Haushälterin musste eine wahre Könnerin ihres Fachs sein. Wie sie das wohl machte? Judith wickelte sich in das große Tuch ein und schaute in den Spiegel. Ja, man sah ihr das Glück an. Ihre Augen funkelten, ihr ganzes Gesicht war ein einziges Strahlen. Seit mehr als einer Woche war sie nun mit Nick zusammen, verbrachte jede freie Minute mit ihm. Sie hatten sich so viel zu erzählen, sie lachten zusammen, alberten herum, verstanden sich wunderbar. Judith musste sich eingestehen, dass sie sich sehr getäuscht hatte in ihm. Er war alles andere als oberflächlich. Im Gegenteil, er war sehr tiefsinnig und tiefgründig. Sie gingen jeden Morgen auseinander und abends trafen sie sich wieder – meist in Nicks Wohnung. In der Firma gingen sie sich aus dem Weg, dort wusste niemand von ihrer Liebe und wie sehr sie sich verbunden waren. Vera stichelte zwar weiter und hatte jeden Tag ein paar giftige Bemerkungen auf Lager, dennoch kannte sie die Wahrheit nicht.

Zwischen den Breimeiers und Judith herrschte Eiszeit. Wenn sie dem Alten im Treppenhaus begegnete, würdigte er sie keines Blickes. Sie war in Ungnade gefallen, wurde nach wie vor verdächtigt, die Zauberformel verraten zu haben. Allerdings konnte man ihr nichts beweisen und das war sicher der Grund dafür, dass man sie noch nicht entlassen hatte. Jetzt strafte man sie mit Nichtachtung. An einer wirklichen Aufklärung des Falls schienen die  Breimeiers kein Interesse zu haben, für sie stand die Schuldige fest. Judith wurde zu keiner Besprechung mehr gebeten, wichtige Informationen wurden ihr vorenthalten, oft saß sie nur an ihrem Schreibtisch und hatte nichts zu tun.

Vera hingegen schien der neue Star zu sein. Breimeier Junior schlich um sie herum, flirtete mit ihr, übertrug ihr all die Aufgaben, die zuvor Judith erledigt hatte. Judith störte das wenig, ihr Bestreben galt allein der Aufklärung des Falls. Sie hatte einen Ruf zu verlieren und sie würde die Firma erst verlassen, wenn ihre Reputation wieder einwandfrei war. Irgendwo gab es einen Hinweis, das wusste Judith. Sie und Nick mussten ihn nur finden.

“Ah, Schatz, da bist Du ja!” Nick hatte das Frühstück gemacht und hielt ihr ein Glas Orangensaft hin. “Hier, ein Schluck Vitamine”, sagt er und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Judith setzte sich. “Sieht toll aus”, sagte sie und biss in ein Croissant. “Bin ich froh, dass wir Wochenende haben und ich dem Laborhorror zwei Tage entkommen kann.” “Das verstehe ich”, sagte Nick mitfühlend und legt seine Hand auf ihre. “Hätte ich nie gedacht, dass es soweit kommt. Nach dem wunderbaren Start, den Du bei Breimeier hattest.” “Ja”, sagte Judith und lachte verbittert. “Ich denke, dass mich gerade der wunderbare Start in diese Situation gebracht hat.” Wie meinst Du das?”, fragte Nick erstaunt. “Naja”, antwortete Judith. “Dass dieser Erfolg Neid hervorruft war ja eigentlich klar. Und jemand wie Vera, die ohnehin von Neid zerfressen ist, kann damit natürlich gar nicht umgehen.” “Du glaubst immer noch, dass Vera die Zauberformel verraten hat?”, fragte Nick. “Ich bin mir immer sicherer”, antwortete Judith. “Aber das sagt mir nur mein Gefühl. Leider fehlen mir die Beweise.”

Nick strich Butter auf ein Brötchen. “Eigentlich ganz schön blöd”, sagte er. “Das Firmengeheimnis zu verraten, nur um eine Konkurrentin auszuschalten. Das kann leicht nach hinten losgehen. Wenn die Sache rauskommt, ist sie diejenige, die gehen muss.” “Genau”, sagte Judith und nahm einen Schluck Kaffee. “Aber ich glaube, soweit denkt sie gar nicht. Sie genießt den Moment. Sie ist bei Breimeier eindeutig die Nummer Eins und nur das zählt für sie.” “Das ist mir auch schon aufgefallen”, sagte Nick. “Der Junior lobt sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit.” Er griff zur Marmelade. “Übrigens”, sagte er. “Hast Du Gabriel in letzter Zeit beobachtet?” “Ja”, sagte Judith. “Er scheint mir auch total genervt von Veras Verhalten.” “Genervt?”, fragte Nick. “Genervt würde ich nicht sagen. Eher angefressen, wütend und enttäuscht. Wie er sie immer anschaut, mit einer Mischung aus Hass und Ehrerbietung. Kommt mir ziemlich komisch vor. Also ob sie ihm etwas versprochen hätte, das sie jetzt nicht einlöst.”

Judiths Telefon klingelte. Sie lief zum Sofa und kramte in ihrer Handtasche. “Ja”, sagte sie. “Hallo Judith, hier ist Klaus Gruber”, sagte der Anrufer. “Ich glaube, ich habe Neuigkeiten für Dich!”

Hier geht’s zur Folge 20 von “Herzschmerz hautnah”

 

Herzschmerz hautnah, Folge 19, ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich

]]>
http://groschenromanblog.de/herzschmerz-hautnah-folge-19/feed/ 2
Herzschmerz hautnah, Folge 20 http://groschenromanblog.de/herzschmerz-hautnah-folge-20/ http://groschenromanblog.de/herzschmerz-hautnah-folge-20/#comments Sun, 29 Sep 2013 16:30:53 +0000 http://groschenromanblog.de/?p=1746 weiterlesen]]> Oh, jetzt wird es spannend. Sieht so aus, als hätte der Zeitungsmann Neuigkeiten für Judith. Hoffentlich gute . . .

Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Bayrischer Wald, Kosmetik

Auf dem Wenzelsplatz in Prag hat eine geheimnisvolle Begegnung stattgefunden.
Be my haridas, “WencelasSquare”, Some rights reserved, Quelle: www.wikipedia.de

Klaus Gruber war sein Leben lang auf der Suche nach guten Geschichten. Zunächst hatte er geglaubt, sie in der großen Politik zu finden. Er hatte in Bonn gearbeitet und später in Berlin, war politischer Korrespondent für angesehene Zeitungen gewesen. Doch mit der Zeit war ihm klar geworden, dass die Stories, die die Leser wirklich interessierten, im Dorf oder in der Stadt passierten. Skandale im Rathaus, falsch ausgewiesene Baugebiete, das zu kalte Wasser im örtlichen Hallenbad – all das waren die Themen, wegen denen die Leute eine Zeitung kauften. Und deshalb war Klaus Gruber als Chefredakteur nach Bachhausen gekommen.

Als er Judiths Geschichte gehört hatte, war ihm sofort klar gewesen, dass dies ein Skandal war, dessen Strahlkraft weit über Bachhausen hinausgehen würde. Dass eine Frau aus niederen Gründen wie Neid und Mißgunst das Geheimnis eines mittelständischen Unternehmens an die große Konkurrenz verriet und damit dessen Existenz aufs Spiel setzte – das war großes Kino und so ganz nach seinem Geschmack. Kaum, dass Judith sein Büro verlassen hatte, hatte er alle Hebel in Bewegung gesetzt um der Sache auf den Grund zu gehen. Er hatte  telefoniert, emails geschrieben, sämtliche Leute gefragt, die er kannte. Niemand wusste etwas!

Bis er auf einer dieser langweiligen Stehparties, zu denen er so oft eingeladen wurde, mit einem Fotografen ins Gespräch kam. Sie hatten sich über seltsame Zufälle unterhalten und dass daraus manchmal die besten Artikel oder Fotos werden. “Manchmal aber”, hatte der Fotograf plötzlich gesagt, “sind Zufälle so verwirrend, dass man tatsächlich vergisst, Fotos zu machen.” Und auf Grubers fragenden Blick hin, hatte er von einer Begegnung im nächtlichen Prag berichtet. Er sei über den Wenzelsplatz geschlendert und habe ein Paar beobachtet, das sich wild gestikulierend unterhalten hatte. Der Mann hatte den Kragen seines Trenchcoats hochgeschlagen, die Frau trug eine Kappe weit ins Gesicht gezogen. Die beiden redeten nur kurz, dann wechselten zwei Umschläge die Besitzer. Die Begebenheit hätte den Fotograf nicht weiter interessiert, weswegen er seine Kamera auch gar nicht zückte. Doch beim Näherkommen hatte er die Frau erkannt. Was für ein Zufall das gewesen sei, hatte er Gruber erzählt. “Ohne Zweifel war es die Frau, die Jahre zuvor meine Existenz zerstört hatte.”

Gruber war neugierig geworden, hatte auch den Rest der Geschichte hören wollen. “Den Grund?”, hatte der Fotograf gefragt. “Sie wollen den Grund wissen? Der ist einfach: verletzte Eitelkeit. Vor etlichen Jahren habe ich – damals noch in der ehemaligen DDR – eine Misswahl fotografiert, bei der diese Frau den dritten Platz belegt hat. In der DDR hat immer nur der erste Platz gezählt, der dritte war also gar nichts. Aus lauter Neid und Wut hat sie die Siegerin übel verleumdet und beschimpft. Tja, und ich habe just in diesem Moment Fotos von ihr gemacht. Zugegebenermaßen nicht sehr vorteilhafte. Daraufhin hat sie mir die Kamera entrissen und kurzerhand auf den Boden geworfen. Meine gesamte teure Westausrüstung lag in Trümmern! Nein, dieses Gesicht werde ich nie vergessen.”

“Und der Mann? Der auf dem Wenzelsplatz. Kannten Sie den auch?”, hatte Gruber gefragt. “Den Mann? Ja, das war Bo Waclarek. Den kennen Sie doch sicher aus den Klatschspalten. Er ist Chef der Kosmetikfirma Clareté und immer hinter den Schönheiten her. Ich hab mich auch gefragt, was Vera mit diesem Typ zu schaffen hat.” “Vera?”, hatte Gruber gefragt. “Ja, Vera”, hatte der Fotograf geantwortet. “Vera Schietzlarek, so hieß die Frau damals.”

Judith hatte die ganze Zeit unbeweglich auf dem Sofa gesessen und Klaus Grubers Erzählung gelauscht. Jetzt ließ das Telefon in den Schoß sinken. Da war er also, der entscheidende Hinweis. “Schatz?” Nick stand neben ihr. “Schatz, was ist denn?”, fragte er und berührte sie an der Schulter. Judith umklammerte ihr Handy und starrte aus dem Fenster. Plötzlich wandte sie sich Nick zu, lächelte und erzählte ihm alles. “Jetzt”, sagte sie, “jetzt haben wir den Beweis, den wir gesucht haben.” “Ja, schon”, sagte Nick nachdenklich.  “Aber eine Frage ist noch immer offen.” Judith sah ihn fragend an. “Wenn Vera die Zauberformel weitergegeben hat, musste sie sie kennen”, sagte Nick. “Ich frage mich, woher?” Judith stand auf. “Ich glaube, ich weiß, woher!”

Hier geht’s zur Folge 21 von “Herzschmerz hautnah”

 

Herzschmerz hautnah, Folge 20, ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich

]]>
http://groschenromanblog.de/herzschmerz-hautnah-folge-20/feed/ 4
Herzschmerz hautnah, Folge 21 http://groschenromanblog.de/herzschmerz-hautnah-folge-21/ http://groschenromanblog.de/herzschmerz-hautnah-folge-21/#comments Sun, 29 Sep 2013 16:20:14 +0000 http://groschenromanblog.de/?p=1753 weiterlesen]]> Tolle Story, was, die Klaus Gruber da erzählt hat. Manchmal holen einen die alten Geschichten gnadenlos ein. Pech für Vera. Ich denke, jetzt wird die Sache bald aufgeklärt sein, oder? Was meint Ihr?

Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Bayrischer Wald, Kosmetik

Solange schon liebte Gabriel Vera. Jetzt hatte sie ihm endlich eine Chance gegeben.
macwalle, “Fühling in der Elbmarsch, Some rights reserved, Quelle: www.piqs.de

Judith blätterte um. Sie hatte ihren Computer schon vor einer halben Stunde heruntergefahren und las nun einen Artikel im Kosmetikfachblatt. Sie wartete darauf, dass Gabriel Feierabend machte und das Labor verließ. “Judith, was machen Sie denn noch hier?”, fragte Gabriel plötzlich. “Sonst sind Sie doch um diese Uhrzeit längst weg.” “Ach”, antwortete Judith. “Ich hab die Fachblätter in letzter Zeit vernachlässigt. Wenn ich auf dem Laufenden bleiben will, komm ich nicht drum herum, sie zu lesen. Und abends habe ich dafür einfach die meiste Muse.” “Also, ich gehe jetzt”, sagte Gabriel und schaltete den PC aus. “Es ist reichlich spät.” Judith legte das Fachblatt auf den Tisch. “Wissen Sie was?”, sagte sie. “Sie haben Recht. Zeit zu gehen.”

Sie schlossen das Labor ab und traten hinaus auf den Parkplatz. “Also dann, einen schönen Abend noch”, sagte Judith und nahm den Weg zur Bushaltestelle. “Wohin gehen Sie?”, fragte Gabriel verwundert. “Sind Sie nicht mit dem Wagen da?” “Nein”, antwortete Judith und lachte. “Der ist mal wieder in der Werkstatt.” “Kommen Sie, ich nehme Sie mit”, sagte Gabriel. “Wer weiß, wann in dieser gottverlassenen Gegend so spät noch ein Bus fährt?” “Das ist sehr nett”, sagte Judith, öffnete die Beifahrertür und stieg ein. Wortlos fuhren sie vom Parkplatz und bis zur nächsten Ampel. “Was ist eigentlich zwischen Ihnen und Vera?”, fragte Judith. Diese Frage hatte ihr den ganzen Tag auf der Zunge gelegen, sie war der Grund, warum sie auf Gabriel gewartet hatte. Heute Abend wollte sie herausfinden, was zwischen den beiden gelaufen war und ob der Verrat der Zauberformel nicht irgendwie auch mit Gabriel zu tun hatte. Das nämlich sagte ihr ihr Instinkt.

“Warum, was soll sein?”, fragte Gabriel zurück und sein Gesicht bekam einen verbitterten Zug. “Naja”, sagte Judith vorsichtig, “ich habe das Gefühl, Sie beide verstehen sich seit geraumer Zeit nicht mehr. Da sind negative Schwingungen und ich habe in den letzten Wochen kein nettes Wort zwischen Ihnen gehört.”  Gabriel starrte geradeaus. “Ich weiß, dass Vera die Zauberformel verraten hat”, setzte Judith nach. “Ich habe Beweise. Allerdings frage ich mich, woher sie die Formel überhaupt kennt.” Gabriel verzog keine Miene. “Gabriel, Geheimnisverrat ist eine schlimme Sache und in diesem Fall kann es die Existenz des Unternehmens kosten. Wenn Vera auffliegt, wird sie ohnehin keine Rücksicht nehmen. Sie wird Ihren Informanten gnadenlos drangeben. Das kann ich Ihnen garantieren, ich kenne sie.” Judith machte eine Pause und holte Luft. “Es kann nur von Vorteil für Sie sein, wenn Sie jetzt alles zugeben.”

“Was soll ich denn zugeben?” Gabriel wurde laut, seine Stimme drohte zu brechen. “Dass ich schon seit Jahren in Vera verliebt bin? Dass ich versuche, ihre Gunst zu gewinnen, seit ich sie kenne?  Dass sie mich bis vor kurzem hat links liegen lassen? Und dass ich so blöd war, die einzige Chance, die sie mir jemals gab, so teuer zu bezahlen?” Judith sah ihn an. Tränen liefen über seine Wangen. Was wusste sie schon von ihm? Fast ein halbes Jahr arbeitete sie jetzt Tag für Tag mit ihm zusammen, aber sie kannte weder seine private Situation noch seine Seelenqualen. Sie war viel zu stark mit sich beschäftigt gewesen, um zu bemerken, wie sehr er gelitten hatte. “Ja, ich weiß, dass Vera charakterlich fragwürdig ist”, sagte er nun. “Aber das ist mir egal. Ich liebe sie, ich liebe sie schon seit so langer Zeit.” Gabriel war an den Straßenrand gefahren, hatte den Kopf aufs Lenkrad gelegt und weinte jetzt hemmungslos. Judith legte ihm die Hand auf den Rücken. “Ist ja gut”, sagte sie. “Hat Vera Sie gezwungen, ihr die Formel zu geben?”, fragte sie. “Was heißt gezwungen”, sagte Gabriel schluchzend. “Sie hat mir klar gemacht, dass ich nur diese eine Chance bekommen würde – und im Gegenzug musste ich ihr die Formel geben.” Gabriel sah Judith an wie ein waidwundes Reh. “Was hätte ich denn tun sollen?”

Hier geht’s zur Folge 22 von “Herzschmerz hautnah”

 

Herzschmerz hautnah, Folge 21, ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich

]]>
http://groschenromanblog.de/herzschmerz-hautnah-folge-21/feed/ 2
Herzschmerz hautnah, Folge 22 http://groschenromanblog.de/herzschmerz-hautnah-folge-22/ http://groschenromanblog.de/herzschmerz-hautnah-folge-22/#comments Sun, 29 Sep 2013 16:10:24 +0000 http://groschenromanblog.de/?p=1759 weiterlesen]]> Gut, jetzt ist der Fall geklärt. Das heißt aber noch lange nicht, dass Judiths Ruf wiederhergestellt ist. Ich denke mal, da ist Nick gefragt – als Fürsprecher. Ohne Fürsprecher ist es nämlich meist recht schwierig in der Arbeitswelt. Und auch sonst.

Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Bayrischer Wald, Kosmetik

Der alte Breimeier griff zum Telefon: “Jetzt werden Konsequenzen gezogen.”
dorisalb, “alt aber immer noch schön”, Some rights reserved, Quelle: www.piqs.de

Nick drückte die goldene Klinke, öffnete die Tür und trat ein. Wie immer übte das Büro des alten Breimeier einen eigenartigen Eindruck auf ihn aus. Auf der einen Seite großspurig und patriarchalisch, auf der anderen unglaublich kleingeistig. “Herr Wanninger”, rief der Alte und trat hinter seinem riesigen Schreibtisch hervor. “Kommen Sie herein! Sie wollten mich sprechen, sagte meine Sekretärin. Für meinen besten Mann habe ich doch immer ein Ohr. Wo drückt der Schuh, mein Lieber?” Er umfasste Nicks Schulter mit jovialer Geste und führte ihn zur Sitzgruppe. “Nehmen Sie Platz”, sagte er, “und erzählen Sie mir, was Sie auf dem Herzen haben.”

“Tja, warum ich hier bin . . .”, begann Nick. “Warten Sie”, unterbrach ihn Breimeier. “Wir können hier doch nicht so trocken sitzen, oder?” Er lachte sein dröhnendes Lachen. “Einen kleinen Grappa vielleicht?” Schon hatte er eine Flasche und zwei Gläser geholt. “Das ist ein Tropfen, sag ich Ihnen. Mehr als 40 Jahre alt. Habe ich selbst aus Italien importiert.” Und wieder lachte er schallend. “Herr Breimeier . . .”, begann Nick erneut. “Prost!”, antwortete Breimeier und leerte sein Glas in einem Zug. “Herr Breimeier, der Grund, warum ich sie aufsuche ist kein erfreulicher.” Nick ließ sich nun nicht mehr aufhalten. Das volle Glas Grappa stand vor ihm, er rührte es nicht an. Der alte Breimeier sah auf. “Es ist tatsächlich wahr, dass Clareté die Zauberformel kennt”, fuhr Nick fort. “Sie sind sogar schon dabei, Wasserproben aus dem Flüsschen zu nehmen. Wohl um es zu analysieren. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen und ich sage Ihnen: Das ist kein gutes Zeichen.” Der alte Breimeier richtete den Blick zur Decke und schloss dann die Augen. “Und das alles nur, weil wir diese Haffner eingestellt haben”, zischte er. “Hätte ich mir doch gleich denken können, dass das nicht gut geht mit dieser Afrika-Liebhaberin. Diese sozial eingestellten Typen hab ich noch nie leiden können. Nichts als Ärger hat man mit denen.”

“Judith Haffner hat nichts damit zu tun”, sagte Nick. “Pah!”, rief Breimeier. “Woher wollen Sie das denn wissen? Sie kennt die Formel, sonst hätte sie niemals ‘La Douceur d’eau’ entwickeln können. Und, was ich sonst so gehört habe, schaut sie auf unser Unternehmen herunter, hat kein Verständnis für die Abläufe in einer mittelständischen Firma. Für mich kommt als Täterin nur sie in Frage.” Breimeier stand auf und ging wutentbrannt zum Fenster. “Alles, was ich aufgebaut habe, soll ich mir jetzt von dieser Person kaputt machen lassen?” Nick stand ebenfalls auf. “Herr Breimeier, wir haben eindeutige Beweise, dass Vera Hofer hinter der ganzen Sache steckt. Sie hat Gabriel Neureuther dazu gebracht, ihr die Formel zu verraten und hat sie dann an Bo Waclarek verkauft. Dafür gibt es Zeugen!” Breimeier drehte sich um und sah Nick direkt an. “Wanninger, Sie sind ja nicht bei Trost. Warum sollte Vera Hofer so etwas tun? Sie ist schon so viele Jahre bei uns, leistet gute Arbeit, sie wäre doch von allen guten Geistern verlassen, wenn sie das alles aufs Spiel setzen würde.”

Nick hielt Breimeiers Blick stand. “Ich kenne die Gründe von Frau Hofer nicht”, sagte er. “Ich weiß nur, dass Judith Haffner eine äußerst integere Kollegin ist, die auf ihrem Gebiet absolute Spitzenleistungen erbringt. Ohne sie hätte wir ‘La Douceur d’eau’ niemals auf den Markt bringen können.” Nick machte einen Schritt auf Breimeier zu. “Und noch eines, Herr Breimeier. Judith kannte die Zauberformel in der Tat nicht. Die Zusammensetzung von ‘La Douceur d’eau’ hat sie ganz allein entwickelt, sozusagen mit Hilfe eigener Analysen. Also hören Sie in Gottes Namen damit auf, die Falsche zu beschuldigen und sie in kleinkindischer Manier mit Nichtachtung zu strafen.” Nick war in Fahrt, es war im egal, was Breimeier angesichts der  Vorwürfe von ihm dachte. Judith war die Frau, die er liebte und dazu noch eine überaus fähige Kollegin. Es war Zeit, dass er endlich offen für sie eintrat.

“Ist ja gut, Wanninger. Ist ja gut”, sagte Breimeier und hob beschwichtigend die Hand. “Mir scheint, da steckt ein bisschen mehr dahinter als nur kollegiales Verständnis. Aber sei’s drum. Bei so viel Leidenschaft muss ich Ihnen ja glauben – auch wenn’s mir schwer fällt.” Er ging zum Telefon. “Dann werde ich jetzt wohl Konsequenzen ziehen!”

Hier geht’s zur Folge 23 von “Herzschmerz hautnah”

 

Herzschmerz hautnah, Folge 22, ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich

]]>
http://groschenromanblog.de/herzschmerz-hautnah-folge-22/feed/ 3
Herzschmerz hautnah, Folge 23 http://groschenromanblog.de/herzschmerz-hautnah-folge-23/ http://groschenromanblog.de/herzschmerz-hautnah-folge-23/#comments Sun, 29 Sep 2013 16:00:31 +0000 http://groschenromanblog.de/?p=1766 weiterlesen]]> So kleingeistig scheint der alte Breimeier gar nicht zu sein. Immerhin lässt er sich von Fakten überzeugen. Das macht ihn richtig sympathisch, oder? Bin jetzt nur gespannt, wie die Konsequenzen aussehen.

Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Bayrischer Wald, Kosmetik

Sich mit fremden Federn zu schmücken ist wenig mann- und ehrenhaft.
Paul Fiel, “Peacock”, Some rights reserved, Quelle: www.piqs.de

Vera war allein im Labor, als Judiths Telefon klingelte. Sie nahm ab. “Ah, Herr Wanninger”, flötete sie in den Hörer. “Nein, im Moment ist Judith nicht da. Und ich denke, es wird nicht mehr lange dauern, bis sie ihren Platz völlig wird räumen müssen. Ja, ich sage ihr, dass sie zurückrufen soll.” Gerade als Vera auflegte, kam Judith zurück. “Wer war das?”, fragte sie. “Niemand, der Dich interessieren könnte”, sagte Vera schnippisch. Judith ließ sich nicht beirren, die Anrufliste zeigte ihr, dass es Nick gewesen war. Sie schrieb ihm eine Mail und traf ihn zehn Minuten später auf dem Parkplatz.

“Sieht so aus, als hätte Vera keine Ahnung, was gerade passiert”, sagte Nick als er Judith sah. “Nein, sie hat offenbar keinerlei Gespür. Seit Tagen schon meiden die Breimeiers sie wie die Pest, aber sie merkt es gar nicht. Sie scheint sich ihrer Sache sehr sicher zu sein”, antwortete Judith und stieg in Nicks BMW. Seit er mit dem Alten gesprochen hatte, sahen die beiden keine Veranlassung mehr, ihre Liebe geheim zu halten. Sollten die anderen doch sehen, dass sie zusammengehörten.

Nick startete den Motor und fuhr vom Hof. “Ich war heute nochmal beim Alten”, erzählte er. “Ach?”, sagte Judith und sah ihn an. “Er hat mit Waclarek gesprochen und der hat alles gestanden.””Was?”, fragte Judith ungläubig. “Waclarek ist doch als harter Hund bekannt, einer, der sich nicht so schnell einschüchtern lässt. Wieso ist er eingeknickt?” “Tja”, sagte Nick. “Offenbar ist unser Alter eben doch ein Fuchs. Er hat ihn mit einem Trick zum Reden gebracht.” “Da bin ich ja mal gespannt”, sagte Judith und drehte das Radio leiser. “Breimeier hat ihm offenbar gesagt, dass das Patent für die Zauberformel noch lange nicht ausgelaufen ist. Das einzige, was sich Clareté mit einem Nachbau von ‘Aquapura’ einhandle, sei eine Menge Ärger.” “Und Waclarek hat das geglaubt?”, fragte Judith. “Ein Anruf beim Patentamt und er hätte doch die Wahrheit erfahren. Ist doch seltsam, dass er das nicht getan hat.”  “Finde ich auch”, sagte Nick. “Aber Breimeier kennt Waclarek schon länger und meint, dessen Sportsgeist hätte ihn vielleicht klein beigeben lassen. Sich mit fremden Federn schmücken ist ja nicht sehr mann- und ehrenhaft. Und nach allem, was ich über Bo Waclarek weiß: Er scheint mir ein Mann zu sein, für den Begriffe wie Ehre und Mannhaftigkeit noch etwas zählen.”

“Jetzt redest Du wie mein alter Vater”, sagte Judith und lachte. “Aber wahrscheinlich hast Du Recht mit Deiner Einschätzung. Was genau hat Waclarek denn überhaupt zugegeben?” “Er hat den Bericht des Fotografen in allen Einzelheiten wiedergegeben.” Nick lachte auf. “Er ist sehr daran interessiert, die Sache nicht publik werden zu lassen. Aber das Geld will er trotzdem zurück.” Judith sah aus dem Fenster. “Ist doch immer dasselbe mit den alten Haudegen”, sagte sie.  “Breimeier wird Vera auffordern, den Betrag rauszurücken”, sagte Nick. “Und wenn sie es nicht tut?”, fragte Judith. “Oh, Schatz”, sagte Nick. “Mach Dir darüber keine Gedanken. Sie wird es tun. Ansonsten werde ich persönlich dafür sorgen, dass sie in Chemikerkreisen keinen Fuß mehr auf den Boden bekommt. Das schwöre ich Dir!”

Judith küsste ihn auf die Wange. Das erste Mal seit langer Zeit fühlte sie sich leicht und frei. Alles war gut ausgegangen, gottlob. Wie hatte sie nur auf Vera hereinfallen können? Offenbar war sie schlichtweg zu naiv für diese kleinbürgerliche Welt, in der keiner dem anderen etwas gönnte und die meisten nur den eigenen Vorteil suchten. Was für ein Glück, dass sie Nick gefunden hatte. Ohne seine Hilfe und Fürsprache wäre ihr Ruf vermutlich nicht zu retten gewesen. Wie hatte sie sich nur so täuschen können? Voller Liebe blickte sie ihn an.

Hier geht’s zur Folge 24 von “Herzschmerz hautnah”

 

Herzschmerz hautnah, Folge 23, ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich

]]>
http://groschenromanblog.de/herzschmerz-hautnah-folge-23/feed/ 2
Herzschmerz hautnah, Folge 24 http://groschenromanblog.de/herzschmerz-hautnah-folge-24/ http://groschenromanblog.de/herzschmerz-hautnah-folge-24/#comments Sun, 29 Sep 2013 15:50:04 +0000 http://groschenromanblog.de/?p=1773 weiterlesen]]> So, meine Lieben, es bleibt nicht mehr viel zu sagen. Das Ende meines vierten Groschenromans ist da. Die Intrige ist gelüftet, die Böse bestraft, das Liebespaar hat sich gefunden – alles bestens also. Bleibt nur noch der Knüller am Schluss, und der kommt jetzt. Ich hoffe, das Lesen hat Euch Spaß gemacht und ihr habt Euch gut unterhalten gefühlt. Schaut in ein paar Tagen wieder rein, dann beginnt ein neuer Liebesroman und der wird so kitschig, dass es trieft. Versprochen!

Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Bayrischer Wald, Kosmetik

Für Sunny würde gesorgt sein – mit einer Apanage des alten Breimeier würde er sich in Marbella oder St. Tropez niederlassen können.
Sonnenblümchen, “Praia de São Bernhardino”, Some rights reserved, Quelle: www.piqs.de

Als Judith am nächsten Morgen ins Labor kam, war Vera schon da. Sie räumte ihren Schreibtisch, warf abwechselnd Dinge in den Papierkorb und in einen großen Karton, der auf dem Boden stand. Viel war es nicht, was in der Kiste landete. Offenbar hatte Vera wenig Privates in ihrem Schreibtisch verwahrt. Wer weiß, dachte Judith. Vielleicht wäre man ihr sonst schneller auf die Schliche gekommen.

Judith schaltete ihren Computer an und war regelrecht erleichtert, als ihr Telefon klingelte. “Hallo Schatz!” Es war Nick. “Der alte Breimeier will uns beide sehen. Jetzt gleich. Es klang, als hätte er uns etwas Wichtiges zu sagen.” “Was könnte das sein?”, fragte Judith. “Ich habe keine Ahnung”, sagte Nick. Er lachte. “Vielleicht ist er so sehr von uns überzeugt, dass er uns die Geschäftsführung anbieten will. Verständlich wäre es ja. Immerhin sind wir seine besten Mitarbeiter.” Judith schüttelte den Kopf. “Du und Deine Hybris”, sagte sie. “Dann sehen wir uns gleich oben.” “Aha”, sagte Vera und blickte von ihrem Karton auf. “Hast Du eine Audienz beim großen Patron?” Judith ging nicht darauf ein. “Auf Wiedersehen Vera, mach’s gut!”, sagte sie nur, verließ den Raum und machte sich auf den Weg in Breimeiers Büro.

Der Alte stand am Fenster. Als Nick und Judith eintraten, drehte er sich um. “Da sind ja meine beiden besten Mitarbeiter”, sagte er mit ehrlicher Freude. “Kommen Sie doch bitte, setzen wir uns.” Er ging zur Sitzecke, auf deren Tisch bereits eine eiskalte Flasche Sekt und drei Gläser standen. “Judith”, sagte Breimeier. “Zunächst muss ich mich bei Ihnen entschuldigen. Ich habe sie völlig zu Unrecht verdächtigt, habe mich dazu hinreißen lassen, Gerüchte und Unwahrheiten ungeprüft zu glauben. Das ist unverzeihlich. Aber ich hoffe, Sie verzeihen mir trotzdem.” Er schenkte Judith ein entwaffnendes Lächeln und fuhr fort: “Was ich heute mit Ihnen besprechen möchte, wird sie vermutlich sehr überraschen.” Er holte tief Luft. “Wie Sie ja sicherlich selbst bereits bemerkt haben, hat sich mein Sohn Sunny was die Geschäftsführung angeht nicht mit Ruhm bekleckert. Kurz gesagt, er hat keine Ahnung, wie man eine Firma angemessen leitet. Hinzukommt, dass er nicht mit Geld umgehen kann und auch sonst auf den Ernst des Lebens pfeift. Ich habe das schon lange gesehen, mangels Alternative aber nichts unternommen.” Breimeier schaute in die Runde. “Das hat sich jetzt geändert. Der durchschlagende Erfolg von ‘La Douceur d’eau’ hat mir gezeigt, wo die wahren Experten in meinem Unternehmen sitzen. Ich möchte Ihnen beiden die Geschäftsführung anbieten. Sie beide als Team, Marketing und Produktentwicklung als Unternehmensleitung. Ich wundere mich nur, warum mir diese Idee nicht schon früher gekommen ist.” Breimeier nahm die Sektflasche und nestelte an ihrem Verschluss herum. “Und, was sagen Sie?”

Nick und Judith wussten beide nicht, was sie sagen sollten. Im Grunde war es ein Angebot, das sie nicht ausschlagen konnten. Judith fasste sich als erstes. “Aber was wird denn dann aus Sunny?”, fragte sie ein wenig unsicher. “Ach”, antwortete der Alte. “Für Sunny wird gesorgt. Dem überweise ich jeden Monat eine ordentliche Apanage und ich weiß, ich könnte ihn nicht glücklicher machen. Ich denke, er wird sich in St. Tropez oder auf Marbella niederlassen.” Nick räusperte sich. “Herr Breimeier, Ihr Angebot ehrt uns sehr. Ich denke, ich kann auch in Deinem Namen sprechen, oder Schatz?” Er sah Judith fragend an. Sie nickte nur. “Und natürlich nehmen wir es an. Wann bietet sich eine solche Chance, ein blühendes Unternehmen in die Zukunft zu führen. Herzlichen Dank für Ihr Vertrauen.”

Breimeier hatte es endlich geschafft, die Flasche zu öffnen. “Na dann ist ja jetzt der richtige Augenblick für einen edlen Tropfen”, sagte er und goss die Gläser ein. Er hob seines und betrachtete seine neuen Geschäftsführer. “Ich heiße übrigens Stanislaus”, sagte er feierlich. “Es würde mich freuen, wenn wir uns künftig duzen würden.” Sie stießen an und das Klingen des Kristalls zerstreute all ihre Zweifel. Judith und Nick waren angekommen im Bayrischen Wald.

Herzschmerz hautnah, Folge 24, ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

]]>
http://groschenromanblog.de/herzschmerz-hautnah-folge-24/feed/ 2