Herzschmerz hautnah, Folge 7

Tja, sieht so aus, als würde der unverschämte BMW-Fahrer noch eine größere Rolle in unserer Geschichte spielen. Ich glaube allerdings, er wird es nicht leicht haben. Judith ist Naturwissenschaftlerin und die lassen sich bekanntlich nicht von ihren Gefühlen leiten. Oder vielleicht doch?

Liebe, Kitsch, Herzschmerz, Groschenroman, Liebesroman

“Nick hat angebissen”, sagte Vera. Ob sie Recht hat? ArgonR “Nicht immer nur Schmetterlinge”, Some rights reserved , Quelle: www.piqs.de

Judith schenkt sich Kaffee ein. “Ach, Frau Haffner!” Sie blickte auf. Nick Wanninger war in die Küche gekommen. “Endlich treffe ich Sie.” Er schaute sie mit seinem spitzbübischen Lächeln an. “Ich habe fast den Eindruck, Sie gehen mir aus dem Weg.” “Wie kommen Sie denn auf diese Idee?”, fragte Judith nahm Milch aus dem Kühlschrank. “Seit Tagen möchte ich mit Ihnen sprechen, aber im Labor treffe ich immer nur Ihre Kollegen an.” “Ach ja?”, sagte Judith und dachte an den Morgen, als sie ins Labor gekommen war.

Wie schon die ganze letzte Woche, hatte Vera sie wieder mit denselben Worten und einem vorwurfsvollen Unterton begrüßt: “Nick Wanninger war schon da. Du sollst Dich bitte bei ihm melden.” Aber Judith hatte nicht reagiert. Sie hatte einfach keine Lust, mit Wanninger zu sprechen. Er war ein  oberflächlicher, eingebildeter Tagedieb und Blender und hatte nicht einmal den Anstand, es zu verbergen. Aber heute Morgen hatte Vera sie nicht in Ruhe gelassen. “Judith, der Mann läuft Dir schon seit Tagen nach. Du solltest es Dir mit ihm nicht verscherzen. Er hat einen äußerst guten Draht zu den Chefs. Und außerdem. . .” Vera kniff die Augen zusammen und grinste. “Du bist ganz schön durchtrieben!” “Wie bitte?” Judith hatte Vera verständnislos angesehen. “Nun ja, Du tust so, als würde er Dich nicht interessieren, lässt ihn aber nach allen Regeln der Kunst zappeln.” Judith kannte Vera, wusste, dass die Kollegin gerne ihre eigenen Wahrheiten unters Volk brachte. “Vera”, hatte sie mit Nachdruck gesagt. “Nick Wanninger ist für mich ein Kollege. Und sonst nichts. Er läuft mir nicht nach und ich lasse ihn nicht zappeln. Hör bitte auf, Dir etwas einzureden.” “Ach komm, Judith. Der Wanninger ist ein Supertyp und ich glaube, er hat bei Dir angebissen”, hatte Vera weiter gemutmaßt. Judith hatte sich nur umgedreht und ihre Wasserproben vom Vortag überprüft.

Jetzt nahm sie einen Schluck aus der Kaffeetasse. “Was gibt es denn so Dringendes?”, fragte sie Nick Wanninger. “Naja”, sagte er. “Nach der Besprechung mit Sunny war ich in dem Glauben, wir beide hätten ein gemeinsames Projekt.” Judith nahm noch einen Schluck aus ihrer Tasse. “Ach so?”, sagte sie. “Ich hatte eher den Eindruck, Sie haben ein Projekt. Sie wollen eine Hautpflege so vermarkten, dass sie am Markt voll einschlägt. Was ich dazu beitragen kann, schien mir für Sie nicht von Bedeutung zu sein. Hauptsache der Tiegel ist irgendwie gefüllt.” Sie sah ihm ins Gesicht. “Aber das ist kein Problem. Einen Tiegel zu füllen, meine ich.” “Aber, bitte . . ., nein. . . , warten Sie.” Nick Wanninger fühlte sich überfahren. So deutliche Worte hörte man in der  Breimeier OHG nicht oft. Aber Judith winkte ab. “Sie haben sich letzte Woche sehr klar ausgedrückt. Und ich habe verstanden”, sagte sie und ging zur Tür.

“Offenbar haben Sie überhaupt nichts verstanden”, rief Wanninger und lief ihr hinterher. Er fasste sie am Arm und zwang sie zum Stehenbleiben. “Natürlich ist es wichtig, dass das Produkt wirksam ist und die Kunden nicht enttäuscht werden. Vor allem in einer Preisklasse, wie wir sie anstreben.” Er setzte seinen spitzbübischen Blick auf. “Wissen Sie, die Vermarktung eines neuen Produkts, ist einfach meine große Leidenschaft. Ich liebe es, Strategien zu entwickeln, Kampagnen zu lancieren und am Ende den Umsatz einzufahren.” Zum spitzbübischen Blick kam jetzt noch der Kleine-Jungen-Charme. “Da kann es schon mal passieren, dass ich den Einen oder Anderen übergehe. Aber das mache ich doch nicht mit Absicht.” Judith hielt sich an ihrer Tasse fest. “Ich verstehe. Die Leidenschaft ist also mit Ihnen durchgegangen.” Nick Wanningers Gesicht hellte sich auf. Das war ein Tonfall nach seinem Geschmack. “Genau”, sagte er und unternahm einen neuen Anlauf. “Wann besprechen wir alles? Vielleicht heute Abend beim Italiener?” Judith wandte sich zum Gehen. “Ich würde sagen, morgen um 10 im Besprechungszimmer.”

Herzschmerz hautnah, Folge 7, ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

2 Gedanken zu “ Herzschmerz hautnah, Folge 7

  1. Hmm, Du verstehst es einfach die Spannung in einem anzufachen und hoch zu schrauben und bums, kommt Fortsetzung folgt. Lach, die Spannung steigt und wir müssen wieder sooolange warten, bis es weitergeht. LG Bea

  2. Oh Judith,

    genau, lass ihn zappeln, momentan ist er ja wirklich aalglatt und denkt, er ist unwiderstehlich.

    Aber, er ist ja lernfähig und vielleicht lernen wir noch einen anderen Kern kennen.
    Die Hoffnung stirbt zuletzt, allerdings eine schlechte Voraussetzung für eine Beziehung.

    LG Sue

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