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Herzschmerz hautnah, Folge 13

Eingetragen in: Herzschmerz hautnah | 2

Vera weiß auch nicht, wann Schluss ist, oder? Erst bringt sie Judith und Nick auseinander und jetzt hat sie nichts besseres zu tun, als Gerüchte zu streuen und Angst zu verbreiten. Judith ist natürlich unter Verdacht geraten und muss jetzt erst mal beim alten Breimeier antanzen. Aber lest selbst!

Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Bayrischer Wald, Kosmetik
Sunny Breimeier ließ sich in den Sessel fallen. Er liebte es, wenn die Leute ihm die Bude einrannten.
Katrin Sykora, “Frischluftdomizil”, Some rights reserved , Quelle: www.piqs.de

Judith betrat das Büro. Noch nie war sie hier gewesen, das Zimmer des alten Breimeier war wie ein geheimer Trakt, den das Fußvolk selten zu sehen bekam. „Guten Morgen, Frau Haffner“, sagte Breimeier Senior und streckte Judith die Hand hin. Sie war groß, eine richtige Pranke, und Judith machte sich auf einen kräftigen Händedruck gefasst. Klar, Stanislaw Breimeier war ein Mann der Tat, das spiegelte sich offenbar auch in seinen Händen wieder. „Guten Morgen, Herr Breimeier“, sagte Judith und sah zu, wie er zwei Duftkerzen auf einem kleinen Couchtisch anzündete. „Lassen Sie uns hier Platz nehmen“, sagte er. „Hier ist es gemütlicher.“ Ein feiner Rosenduft erfüllte den Raum. „Frau Heise“, rief Breimeier plötzlich. „Bringen Sie uns doch bitte einen Tee. Drei Tassen bitte, Sunny wird auch gleich kommen.“ Judith setzte sich auf das lederne Sofa. Das Zimmer war riesig, der Schreibtisch übergroß, es gab einen Fernseher, ein Art Esstisch mit sechs Stühlen, der aber über und über mit Akten belegt war. Das Beste aber war die Aussicht: Eine Fensterfront gab den Blick frei auf den Bayrischen Wald und das Bachhäuser Flüsschen.

„Schön hier, nicht wahr?“ Breimeier hatte ihren Blick gesehen. „Ja, herrlich“, sagte Judith. „Man weiß erst wieder, was Heimat bedeutet, wenn man einmal weg war.“ „Oh“, sagte Breimeier und nahm der Sekretärin den Tee ab. „Wir sind uns dessen auch bewusst, ohne weg gewesen zu sein.“ Er schenkte ein, setzte sich und blickte wieder aus dem Fenster. „Ja, das Wasser aus diesem Flüsschen hat uns zu dem gemacht, was wir heute sind.” Er sah Judith an. “Umso schlimmer ist es, dass die Konkurrenz offenbar unsere Zauberformel kennt.“ Judith wurde es eiskalt. „Wie kommen Sie denn darauf?“, fragte sie. „Sagen wir mal,“ Breimeier machte eine kunstvolle Pause, „sagen wir mal, ich hätte ein Gerücht gehört und dann Nachforschungen angestellt.“ Judith brachte keinen Ton heraus.

„Hallo Papa, hallo Frau Haffner!“ Die Tür flog auf und Sunny Breimeier stürmte herein, einen Stapel Akten unter dem Arm. „Entschuldigen Sie, Frau Haffner“, sagte er. „Aber die Presse lässt uns keine Ruhe. Herrlich ist das. Herrlich, wie sie uns die Bude einrennen.“ „Ja, hoffentlich bleibt das auch so“, sagte der Alte. „Und, Frau Haffner”, sagte Sunny, “was sagen Sie zum Leck in unserem Unternehmen?“ Sunny ließ sich in einen Sessel fallen und benahm sich so, als wäre das Ganze ein Spiel. Judith musste unweigerlich an Angola denken. Die Verhöre dort liefen immer nach demselben Muster ab: good lieutenant wechselt sich ab mit bad lieutenant, bohrende Fragen, gleißende Lichter und am Ende standen vier Tage und Nächte ohne Schlaf. Nach dieser Prozedur gestanden sie alle. „Frau Haffner, können Sie uns erklären, wie die Zauberformel zur Konkurrenz gelangen konnte?“, fragte Breimeier Senior. Sein Ton war schärfer. „Aber Papa“, sagte Sunny empört. „Sie kennt doch die Formel gar nicht!“ Der Senior lachte. „Sind wir da sicher? Schließlich arbeitet sie seit Monaten im Labor. Und außerdem wäre es schon eine enorme Leistung ‘La Douceur d’eau’ entwickelt zu haben, ohne die Zauberformel zu kennen, oder?“ Judith schluckte. „Herr Breimeier”, sagte sie, “wenn Sie an meiner Kompetenz zweifeln, ist das Ihre Sache. Aber meine Integrität in Frage zu stellen, ist schlichtweg eine Ungeheuerlichkeit. Niemals würde ich Firmengeheimnisse nach außen tragen und schon gar nicht zur Konkurrenz.“ „Warum Papa“, warf Sunny erneut ein. „sollte sie das überhaupt tun?“  Breimeier Senior blickte hämisch. „Was glaubst Du wohl, wie viel Clareté ihr für diese Information zahlen würden? Hhm? Da springen schon ein paar Millionen raus. Soviel verdient eine Chemikerin bei uns nie, und sei sie noch so gut.“ Sein scharfer Blick streifte Judith, die stoisch auf ihrem Platz saß. “In der Tat ist es so”, sagte sie, “dass ich die Formel nicht kenne. Bei ‘La Douceur d’eau’ habe ich meine eigene Formel entwickelt, es war, ehrlich gesagt, nicht sonderlich schwer. Ich weiß weder, wo sich die Zauberformel befindet, noch wer sie in der Firma kennt. Mehr kann ich dazu nicht sagen.”

Judith stand auf. “Es ist schrecklich, dass das passiert ist”, sagte sie, ging zur Tür und öffnete sie. “Ich weiß, was es für das Unternehmen bedeuten kann. Aber ich habe nichts damit zu tun. Guten Tag, die Herren!” Sie schloss die Tür und trat auf den Flur hinaus. Judith blieb stehen und atmete tief durch.

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Herzschmerz hautnah, Folge 13, ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

2 Antworten

  1. bea
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    Nein, hoffentlich wird die Arme jetzt nicht wieder Ihre Koffer packen müssen. Wäre schon gemein.

  2. sue
    | Antworten

    Puh, na das ist ja wohl die Höhe. Aber wir kennen ja das Leck: Vera als Neiderin kommt für mich in Frage. Bei Nick mag ich es mir nicht vorstellen. Oder dann noch vielleicht Sunny, weil er in Geldnot ist!!!

    Nun ja, Ich wünsche Judith viel Glück und Kraft, Gute Freunde, die zu ihr halten und ein guter Schoss der Familie.

    Sue

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