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Herzschmerz hautnah, Folge 20

Eingetragen in: Herzschmerz hautnah | 4

Oh, jetzt wird es spannend. Sieht so aus, als hätte der Zeitungsmann Neuigkeiten für Judith. Hoffentlich gute . . .

Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Bayrischer Wald, Kosmetik
Auf dem Wenzelsplatz in Prag hat eine geheimnisvolle Begegnung stattgefunden.
Be my haridas, “WencelasSquare”, Some rights reserved , Quelle: www.wikipedia.de

Klaus Gruber war sein Leben lang auf der Suche nach guten Geschichten. Zunächst hatte er geglaubt, sie in der großen Politik zu finden. Er hatte in Bonn gearbeitet und später in Berlin, war politischer Korrespondent für angesehene Zeitungen gewesen. Doch mit der Zeit war ihm klar geworden, dass die Stories, die die Leser wirklich interessierten, im Dorf oder in der Stadt passierten. Skandale im Rathaus, falsch ausgewiesene Baugebiete, das zu kalte Wasser im örtlichen Hallenbad – all das waren die Themen, wegen denen die Leute eine Zeitung kauften. Und deshalb war Klaus Gruber als Chefredakteur nach Bachhausen gekommen.

Als er Judiths Geschichte gehört hatte, war ihm sofort klar gewesen, dass dies ein Skandal war, dessen Strahlkraft weit über Bachhausen hinausgehen würde. Dass eine Frau aus niederen Gründen wie Neid und Mißgunst das Geheimnis eines mittelständischen Unternehmens an die große Konkurrenz verriet und damit dessen Existenz aufs Spiel setzte – das war großes Kino und so ganz nach seinem Geschmack. Kaum, dass Judith sein Büro verlassen hatte, hatte er alle Hebel in Bewegung gesetzt um der Sache auf den Grund zu gehen. Er hatte  telefoniert, emails geschrieben, sämtliche Leute gefragt, die er kannte. Niemand wusste etwas!

Bis er auf einer dieser langweiligen Stehparties, zu denen er so oft eingeladen wurde, mit einem Fotografen ins Gespräch kam. Sie hatten sich über seltsame Zufälle unterhalten und dass daraus manchmal die besten Artikel oder Fotos werden. “Manchmal aber”, hatte der Fotograf plötzlich gesagt, “sind Zufälle so verwirrend, dass man tatsächlich vergisst, Fotos zu machen.” Und auf Grubers fragenden Blick hin, hatte er von einer Begegnung im nächtlichen Prag berichtet. Er sei über den Wenzelsplatz geschlendert und habe ein Paar beobachtet, das sich wild gestikulierend unterhalten hatte. Der Mann hatte den Kragen seines Trenchcoats hochgeschlagen, die Frau trug eine Kappe weit ins Gesicht gezogen. Die beiden redeten nur kurz, dann wechselten zwei Umschläge die Besitzer. Die Begebenheit hätte den Fotograf nicht weiter interessiert, weswegen er seine Kamera auch gar nicht zückte. Doch beim Näherkommen hatte er die Frau erkannt. Was für ein Zufall das gewesen sei, hatte er Gruber erzählt. “Ohne Zweifel war es die Frau, die Jahre zuvor meine Existenz zerstört hatte.”

Gruber war neugierig geworden, hatte auch den Rest der Geschichte hören wollen. “Den Grund?”, hatte der Fotograf gefragt. “Sie wollen den Grund wissen? Der ist einfach: verletzte Eitelkeit. Vor etlichen Jahren habe ich – damals noch in der ehemaligen DDR – eine Misswahl fotografiert, bei der diese Frau den dritten Platz belegt hat. In der DDR hat immer nur der erste Platz gezählt, der dritte war also gar nichts. Aus lauter Neid und Wut hat sie die Siegerin übel verleumdet und beschimpft. Tja, und ich habe just in diesem Moment Fotos von ihr gemacht. Zugegebenermaßen nicht sehr vorteilhafte. Daraufhin hat sie mir die Kamera entrissen und kurzerhand auf den Boden geworfen. Meine gesamte teure Westausrüstung lag in Trümmern! Nein, dieses Gesicht werde ich nie vergessen.”

“Und der Mann? Der auf dem Wenzelsplatz. Kannten Sie den auch?”, hatte Gruber gefragt. “Den Mann? Ja, das war Bo Waclarek. Den kennen Sie doch sicher aus den Klatschspalten. Er ist Chef der Kosmetikfirma Clareté und immer hinter den Schönheiten her. Ich hab mich auch gefragt, was Vera mit diesem Typ zu schaffen hat.” “Vera?”, hatte Gruber gefragt. “Ja, Vera”, hatte der Fotograf geantwortet. “Vera Schietzlarek, so hieß die Frau damals.”

Judith hatte die ganze Zeit unbeweglich auf dem Sofa gesessen und Klaus Grubers Erzählung gelauscht. Jetzt ließ das Telefon in den Schoß sinken. Da war er also, der entscheidende Hinweis. “Schatz?” Nick stand neben ihr. “Schatz, was ist denn?”, fragte er und berührte sie an der Schulter. Judith umklammerte ihr Handy und starrte aus dem Fenster. Plötzlich wandte sie sich Nick zu, lächelte und erzählte ihm alles. “Jetzt”, sagte sie, “jetzt haben wir den Beweis, den wir gesucht haben.” “Ja, schon”, sagte Nick nachdenklich.  “Aber eine Frage ist noch immer offen.” Judith sah ihn fragend an. “Wenn Vera die Zauberformel weitergegeben hat, musste sie sie kennen”, sagte Nick. “Ich frage mich, woher?” Judith stand auf. “Ich glaube, ich weiß, woher!”

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Herzschmerz hautnah, Folge 20, ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich

4 Antworten

  1. bea
    | Antworten

    Bin schon sehr gespannt wie’s weiter geht. Ein sehr schöner Groschenroman.

  2. Sabine
    | Antworten

    Jetzt wird das Eis langsam dünn für Vera :-) bin schon gespannt, wie’s weiter geht….

  3. sue
    | Antworten

    Es schließt langsam sich der Kreis.

    Danke für deine Mühe

    Sue

    Bin natürlich bis zum Ende gespannt, es gibt doch noch den großen Showdown.

    • carola
      | Antworten

      Liebe Sue, dass Du Dich bei mir bedankst, finde ich sehr nett. Ich danke Dir dafür, dass Du so eine treue Leserin bist und ich hoffe, dass Du auch beim nächsten Roman (der bereits in der Entstehung ist) dabei bist.

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