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Herzschmerz hautnah, Folge 2

Eingetragen in: Herzschmerz hautnah | 3

Hallo liebe Leser, jetzt kennt Ihr schon die wichtigsten Personen in der Geschichte aus dem Bayrischen Wald. Wahrscheinlich hat Euch Eure untrügliche Menschenkenntnis auch längst gesagt, wer gut ist und wer böse, wer der Traummann ist und wer nicht. Ob Ihr Recht habt, erfahrt Ihr, wenn Ihr weiterlest!

Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Bayrischer Wald, Kosmetik
In der Ferne sah Judith die Donau.
M.Oelhaf, “Donautal”, Some rights reserved , Quelle: www.piqs.de

Schützend hielt sich Judith die Hand über die Augen. Es war ein herrlicher Sommerabend und die Sonne stand so tief, dass sie blendete. Die junge Chemikerin schaute über das waldige Land, die Luft war so klar, dass sie am Horizont sogar die Donau sehen konnte. Hier oben am Kaiserstein war ihr und Fredericks liebster Platz gewesen. Hier oben auf der Aussichtsplattform hatten sie die Ruhe und die Schönheit des Bayrischen Waldes genossen. Seit sie allein war, war alles anders und der Kaiserstein ein Ort der Trauer und der Erinnerung.

Von Frederick gab es nicht einmal ein Grab. Es war auch nichts mehr übrig gewesen von ihm, das man hätte beerdigen können. Die Mine hatte ihn buchstäblich zerfetzt. Judith war an diesem Tag im Camp geblieben, weil sie sich nicht wohl gefühlt hatte. Sie, die nie auf ihr Gefühl hörte, die immer rational und überlegt handelte, glaubte, dass es  Fügung war. Frederick hatte sterben und sie hatte weiterleben sollen. Das war ihrer beider Schicksal. Judith hatte seit jenem Tag alle Zuversicht, allen Glauben an die Zukunft verloren.  Sie war allein und auch wenn ihr alle Welt prophezeite, dass sie das nicht lang bleiben würde – sie selbst glaubte nicht daran. Ihr Herz war wund und daran würde sich so schnell nichts ändern.

Gleich nach Fredericks Tod hatte sie Angola verlassen und war zu ihren Eltern nach Bachhausen gefahren. Wohin sonst hätte sie gehen können? Frederick und sie hatten in Deutschland alle Zelte abgebrochen, um sich ganz der Entwicklungshilfe zu widmen. Sie wollten ihre exzellente Ausbildung, ihr Wissen und ihre Erfahrung den armen Menschen in der Dritten Welt zugutekommen lassen. Judith konnte nicht verstehen, wie die Menschen im Westen so vehement gegen genmanipulierte Lebensmittel agierten. Der Konzern, bei dem sie und Frederick gearbeitet hatten, hatte eine Weizensorte entwickelt, die mit minimalen Wasseranteilen überleben konnte – und die dadurch den Menschen in heißen Ländern das Überleben sicherte. Judith war stolz gewesen, den Menschen in Angola helfen zu können. Doch der Preis war hoch gewesen, sehr hoch.

Ihr Blick fiel auf das Breimeier-Gelände. Das war nun also ihr neues Leben. Chemikerin in einer Kosmetikfirma. Judith hatte mit Kosmetik so wenig am Hut wie ein Schornsteinfeger mit einem Arztkittel. Aber sie war dankbar, dass ein Zufallstreffen mit Vera ihr wieder Boden unter den Füßen verschafft hatte. Es würde ihr guttun, jeden Tag zur Arbeit zu gehen, unter Kollegen zu sein, wenn auch die Tätigkeit selbst nicht unbedingt nach ihrem Geschmack war. Eine völlig überteuerte Hautpflege herzustellen – dafür hatte sie nicht all die Jahre hart gearbeitet, ihren Doktortitel gemacht und viele Entbehrungen hingenommen. Nein, ursprünglich hatte sie hehre Ziele gehabt. Frederick und sie hatten immer davon geträumt, in einem dieser armen Länder heimisch zu werden und ihr Leben ganz in den Dienst der Menschen dort zu stellen. Das war nun passé. Jetzt brauchte sie Geborgenheit und die konnte ihr nur die Heimat bieten.

Judith stand auf. Die Sonne ging langsam unter, es war Zeit, zum Auto zurückzugehen. Sie legte die Rose, die sie die ganze Zeit in den Händen gehalten hatte, auf den Stein. “Ach, Frederick”, seufzte sie und begann den Abstieg vom Kaiserstein.

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Herzschmerz hautnah, Folge 2, ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

3 Antworten

  1. bea
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    Trotzdem es so traurig anfängt, freu ich mich schon auf mehr. Wenn ich Deine Geschichten lese, bekomme ich immer Lust auf Urlaub. LG bea

  2. dieblauenstunden
    | Antworten

    was für ein trauriger start in einen neuen job. hoffentlich geht s bergauf! gruß, julia

  3. sue
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    OMG, mir kommen fast die Tränen, du kannst so wunderschön schreiben und deine Ideen, ich bin hin und weg…und – ich wiederhole mich -aber die Bilder sind auch immer toll. Du bekommst bald einen Preis!!! Sue

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