Auf dem Gipfel wohnt die Liebe, Folge 3

Wahrscheinlich habt Ihr schon mitgekriegt, dass Tobias nicht so der Brüller ist. Maja weiß es noch nicht, aber sie wird sicher noch draufkommen. In den Bergen ist alles möglich, lasst Euch überraschen. Ich freu mich übrigens sehr, dass Euch der neue Roman so gut gefällt, Ihr lest ja wie die Wilden! Weiter so!!

Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Tirol, Berge

Auf der Suche nach der kleinen Kapelle hatte sich Maja verlaufen.
Mona72, “Ort der Ruhe”, Some rights reserved , Quelle: www.piqs.de

Gottlob, eine Bank. Maja war froh, sich setzen zu können. Sie musste zugeben, dass der Fußmarsch sie ganz schön anstrengte. Zwei Kilometer entfernt sei eine kleine, hübsche Kapelle, hatte die Wirtin gesagt und Maja war genau in die angegebene Richtung gegangen. Aber da war keine Kapelle aufgetaucht und mittlerweile hatte sie sicherlich schon zehn Kilometer hinter sich gebracht. Maja genoss die wunderschöne Aussicht, das  Bergpanorama war umwerfend. Sie als Flachlandtirolerin von der See konnte sich nicht satt sehen an der gewaltigen Monstranz der Alpen. Sie verstand plötzlich, warum die Einheimischen so demütig von den Bergen sprachen. Die Naturgewalten, das wurde ihr bei diesem Anblick klar, waren unbesiegbar. Frau Androsch hatte ihr eine Flasche Wasser mitgegeben und Maja war jetzt dankbar dafür. Sie wischte sich den Schweiß von der Stirn und trank ein paar Schlucke. Dann sah sie sich um. Die kleine Kapelle war nirgendwo zu sehen, ebenso wenig wie ein Wegweiser. Am besten war es wohl, sie ginge den Weg zurück, den sie gekommen war. Mittlerweile müsste auch Tobias seine Telefonate erledigt haben und sie würden endlich ihre Flitterwochen beginnen können.

Maja wanderte los. Was war nur an dem Börner-Fall so wichtig für Tobias? Sie hatte das nie ganz verstanden. Von Anfang an hatte er großen Wert darauf gelegt, den Fall zu übernehmen. Weil es ein Wirtschaftskrimi war? Weil die Sachlage so eindeutig war, dass er als Anwalt kein Risiko einging? Oder weil ihm Börners Frau ein eindeutiges Angebot gemacht hatte? Es war Maja nicht entgangen, dass Katinka Börner zu allem bereit war. Sie schob den Gedanken beiseite. Tobias war kein Weiberheld, dafür war er viel zu rational. Und viel zu sehr auf seinen Ruf bedacht. Ein Verhältnis mit einer Mandantin kam für ihn nicht in Frage, niemals.

Maja sah sich um. Der Weg kam ihr überhaupt nicht bekannt vor. Plötzlich fand sie sich in einem Waldstück mit dichten Bäumen wieder. Komisch, dachte sie sich, wie konnte ich nur so vom Weg abkommen? Ein Handy hatte sie erst gar nicht mitgenommen, nachdem es ohnehin keinen Empfang gab. Notgedrungen lief sie weiter, irgendwann musste ja eine Straße kommen, ein Haus, ein Zeichen von Zivilisation. Das Waldstück endete und machte einer Lichtung Platz, die erneut das schöne Panorama zeigte. Maja setzte sich auf die Wiese und versuchte, nicht in Panik zu geraten. Sie hatte keine Ahnung, wo sie war. Es war elf Uhr, die Sonne stand fast im Süden. Doch sie wusste nicht, in welcher Richtung der Androschhof lag. Da hörte sie ein Motorengeräusch. “Hallo, junge Frau. Was machen Sie denn hier oben? Verlaufen, oder?” Der Mann am Steuer des Traktors lachte. “Ja”, antwortete Maja. “Ich wohne auf dem Androschhof und ehrlich gesagt, ich habe keine Ahnung, wie ich dorthin zurückkomme.” “Steigen Sie auf”, sagte der Mann. “Ich nehme sie erst mal mit zu uns. Dort können Sie sich stärken und dann fahre ich Sie nach Hause.” “Das ist sehr nett”, sagte Maja und setzte sich auf den Traktor. “Ich heiße Hannes”, sagte der Mann und gab ihr die Hand. “Maja”, sagte Maja und war froh, als er losfuhr.

Es war nicht weit bis zum Hof der Meiningers. Maja stieg als erste vom Traktor, Hannes folgte ihr. “Kommen Sie”, sagte er. “Mutter hat bestimmt das Essen fertig, da setzen Sie sich einfach zu uns an den Tisch.” “Oh, das ist nicht nötig”, antwortete Maja. “Wenn Sie mir einfach den Weg zum Androschhof zeigen.” “Damit Sie sich wieder verlaufen? Nein, ganz bestimmt nicht. Jetzt essen wir und dann fahre ich Sie hinunter. Mama, ich habe einen Gast mitgebracht”, rief er als sie das Haus betraten.

In der Küche roch es köstlich. “Kommen Sie nur herein”, sagte die ältere Frau am Herd. “Heute gibt es Sauerkraut, genug für ein ganzes Regiment.” Sie wischte sich die Hände an der Schürze ab und gab Maja die Hand. “Anna Meininger, freut mich”, sagte sie. “Setzen Sie sich ruhig an den Tisch. Sie sehen mitgenommen aus. Hannes, bring dem Fräulein einen Krug Most.” “Danke”, sagte Maja und setzte sich. “Sie sind sehr freundlich.” Der Most schmeckte so köstlich, dass sie den Krug bis zum letzten Tropfen leer trank. Gerade als sie ihn absetzte, ging die Türe auf und herein kam ein Mann. Er war groß und breitschultrig, sein Hemd war zerrissen und eine schwarze Strähne fiel ihm in die Stirn. Er war wütend, das erkannte Maja gleich, aber seine Augen waren von einem samtenen Braun, wie sie es noch nie vorher gesehen hatte. Sie schluckte. “Das ist Martin”, sagte Hannes. “Mein Bruder.”

Auf dem Gipfel wohnt die Liebe, Folge 3; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich

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