Auf dem Gipfel wohnt die Liebe, Folge 2

Und, wie hat Euch der Auftakt zum neuen Groschenroman gefallen? Ich kann Euch sagen, über die Bergwelt und ihre Idylle zu schreiben macht total Spaß. Da kommen die Kitschideen ganz von allein. Wahrscheinlich habt Ihr beim Lesen dasselbe Bild vor Augen wie ich beim Schreiben: blauer Himmel, grüne Wiesen, kernige Jungs . . . Toll, gell? Hier kommt Folge 2!

Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Tirol, Berge

Ohne seinen Toast am Morgen, war Tobias ungenießbar. Das wusste Maja.
AL 40, “Frühstück ist fertig”, Some rights reserved , Quelle: www.piqs.de

“Sie haben keinen Toast!” Tobias saß an einem Tisch am Fenster und hielt sich an seiner Kaffeetasse fest. Sein Gesicht verriet ein großes Maß an Unzufriedenheit, das Maja geflissentlich übersah. Sie setzte sich zu ihm und biss genüsslich in eine Scheibe Bauernbrot. “Mmh!”, machte sie nur und strich sich fingerdick Butter darauf. “Guten Morgen!” Die Wirtin war an den Tisch gekommen. “Ich hoffe, Sie haben gut geschlafen.” “Bestens”, antwortete Maja. “Bei der guten Luft muss man ja schlafen”, sagte sie und lachte. “Es ist wunderschön hier bei Ihnen!” “Probieren Sie unsere Marmelade”, sagte die Wirtin und stellte ein kleines Schüsselchen auf den Tisch. “Sie ist selbstgemacht aus Bergerdbeeren. Die sind nur zwei Wochen im Juni zu finden. Eine Delikatesse.” “Vielen Dank”, sagte Maja und häufte die Marmelade löffelweise aufs Brot. “Hab ich einen Hunger.” Sie vermied es, Tobias anzuschauen. Sie wusste, dass er ohne Toast den ganzen Tag ungenießbar sein würde. “Was wollen wir heute unternehmen?”, fragte sie ihn mit vollem Mund. “Ich muss jetzt erst mal telefonieren. Einen Apparat werden sie ja wohl haben.” Tobias stand auf und ging an den Tresen.

Maja sah aus dem Fenster. Sie hatte damit gerechnet, dass sich Tobias in der Bergwelt nicht sonderlich wohl fühlen würde. Aber sie hatte die Nase voll gehabt von diesen Urlauben in Luxushotels, die immer gleichen Büffets am Abend, die Leute, die nichts anderes im Sinn hatten als Geld. All das hatte sie so unendlich gelangweilt, dass sie sich für ihre Flitterwochen etwas ganz anderes ausgedacht hatte. Tobias war entsetzt gewesen, hatte ihr zuliebe aber zugestimmt. Nun hoffte sie, dass er sich arrangieren würde und den Aufenthalt genauso würde genießen können wie sie.

“Ich fahr jetzt runter ins Dorf. Mir reicht es.” Wutentbrannt kam Tobias an den Tisch zurück. “Ich brauche eine Internetverbindung. Ich muss wissen, was Börner gesagt hat. Hier oben bin ich hoffnungslos verloren. Diese Bergleute leben ja wirklich hinter dem Mond.”  Maja sah ihn fragend an. “Ich bin bald zurück”, sagte er beschwichtigend und gab ihr einen Kuss.

Maja goss sich eine zweite Tasse Kaffee ein. Sie war es gewohnt, auf ihren Mann zu warten und sie wusste, dass seine Termine meist länger dauerten als erwartet. Seine Arbeit, seine Karriere war ihm immer wichtiger. Aber das hatte Maja gewusst, bevor sie ihn geheiratet hatte. Und sie akzeptierte es. Die Warnungen ihres Vater hatte sie nicht verstanden. Für ihn war Tobias ein Karrierist, den er zwar als Juniorpartner über die Maßen schätzte, als Schwiegersohn aber eher fürchtete. “Mein Kind”, hatte er gesagt. “Gib auf Dich Acht, wenn Du diesen Mann heiratest. Er hat kein Herz.” Aber Maja hatte sich ein Leben ohne Tobias einfach nicht vorstellen können. Gleich an seinem ersten Tag in der Kanzlei hatte sie sich in ihn verliebt. Er war so charmant gewesen, hatte gute Manieren und sein Lächeln war umwerfend. Und dann seine Auftritte bei Gericht. Maja hatte nie zuvor einen Anwalt gesehen, der so knallhart argumentierte, so blitzschnell kombinierte und seine Gegner so in die Zange nahm wie Tobias. Seine Intelligenz und Brillanz zogen sie magisch an. Endlich ein Mann, der sie geistig herausforderte, der sie ernst nahm, in ihr nicht nur die Frau sah, die er als hübsche Beigabe präsentieren wollte. Er war keiner dieser bemitleidenswerten Romantiker, die in der Kirche mit Tränen in den Augen auf den Einzug der Braut warteten oder das Ehebett mit Rosenblättern bestreuten. Ihm hatte ein einfaches Ja-Wort vor dem Standesbeamten genügt und er hatte auch nicht darauf bestanden, dass sie seinen Namen annahm. Wenn sie nicht bei Hunkmann, dem Hausjuwelier ihrer Eltern, die Eheringe bestellt hätte – Tobias hätte es vermutlich vergessen. Das war die wirkliche Liebe, sagte sich Maja. Sie und Tobias kamen ohne diese ganzen schwülstigen Klischees aus. Maja drehte an ihrem Ehering, den sie erst seit ein paar Tagen trug und dachte an ihren Vater. Wenn sie erst eine Weile verheiratet sein würde, würde auch er einsehen, dass seine Zweifel unberechtigt waren. Sie stand auf und ging an den Tresen. “Frau Androsch?”, fragte sie die Wirtin. “Was gibt es denn hier in der Gegend zu sehen? Ich würde gerne einen Spaziergang unternehmen.”

Auf dem Gipfel wohnt die Liebe, Folge 2; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich

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