Liebe auf Gut Ihringheim, Folge 33

Mein Gott, der arme Georg! Tut mir richtig Leid in seinem Herzschmerz. Aber ich bin guten Mutes, dass sich alles doch noch zu seinen Gunsten wendet. Wenn’s vielleicht auch noch nicht so aussieht . . . Lest selbst, jetzt kommt Folge 33.

Ein herrliches Feuerwerk erhellte den Nachthimmel. Georg bemerkte es nicht einmal.
FlashThePic, “Feuerwerk über See”, Some rights reserved, Quelle: www.piqs.de

Georg war es als sei die Welt stehen geblieben. Wie in Zeitlupe sah er die Gäste vor sich stehen, sah seinen Vater, der ihm das Mikrophon reichte, sah Ingrid, wie sie ihre Hinterhältigkeit hinter einem Strahlen verbarg. Die Band spielte nicht mehr, die Tanzfläche war leer. Der Barkeeper saß allein auf einem Barhocker und beobachtete die Szene. Im Moment wollte niemand einen Drink. Linette stand hinter dem Buffet und staunte mit offenem Mund. Als sich ihre Blicke trafen, winkte sie dem jungen Grafen zu. Georg glaubte in ihrem Blick so etwas wie Mitleid zu sehen. Was wusste das Dienstmädchen? Hatte sie Ingrid als einzige durchschaut. “Nun sag schon ein paar Worte”, raunte Graf Hasso seinem Sohn zu. “Die Leute warten.”

“Liebe Gäste”, begann Georg. “Tja, Vaters Ankündigung mag tatsächlich eine Überraschung für Sie alle sein. Und glauben Sie mir bitte: Für mich ist es das auch.” Er holte tief Luft. “Bitte feiern Sie weiter, essen, trinken, tanzen Sie. Das wäre mir die größte Freude.” Die Band begann wieder zu spielen und Georg gab das Mikrophon an seinen Vater zurück. Die Gäste klatschen, sie jubelten Georg und Ingrid noch einmal zu und gesellten sich dann wieder ans Buffett, an die Bar und zerstreuten sich im Garten. Die Überraschung war geglückt, alle freuten sich auf die Hochzeit, die groß und festlich werden würde.

“Meiersen”, rief Graf Hasso ins Mikrophon. “Ich denke, jetzt ist der richtige Moment für unser fulminantes Feuerwerk, oder?” Meiersen, der sich gerade einen neuen Martini geholt hatte, stellte sein Glas auf einen der kleinen Bistrotische, die überall im Garten aufgestellt waren, und nickte Graf Hasso zu. Er lief in Richtung See, wo er weit ab von den Gästen seine Pyrotechnik aufgebaut hatte. Noch einmal vergewisserte er sich, dass alles einwandfrei eingerichtet war. Die Musik verstummte und das war sein Zeichen. Er zündete die erste Lunte und sofort startete eine Rakete gen Himmel. Nach und nach explodierte Zünder um Zünder und ein Funkenregen erhellte die Nacht. Georg stand auf der Treppe neben Ingrid, die besitzergreifend den Arm um seine Taille gelegte hatte und immer noch in die Menge strahlte. Der junge Graf überlegte fieberhaft wie er sich davonstehlen konnte. Er musste Angelika finden. Er musste mit ihr sprechen. Er sah sich erneut um, aber selbst im hellen Licht des Feuerwerks entdeckte er sie nirgends. Da erblickte er Doktor Bergner, der an einem Tisch am Fuß der Treppe stand. Georg machte sich los und stürmte die Stufen hinunter. Fast hätte er den Tierarzt über den Haufen gerannt. “Doktor Bergner”, sagte er atemlos. “Haben Sie Angelika gesehen?” Bergner sah ihn verständnislos an. “Nein”, antwortete er. “Nein. Jetzt, wo Sie es sagen, fällt es mir auch auf. Ich habe sie seit geraumer Zeit nicht gesehen.  Gratulation übrigens, Herr Graf, zu Ihrer Verlobung. Ehrlich gesagt, hätte ich nie gedacht, dass Sie und Fräulein von Kessler … ” “Wissen Sie, wo Angelika sein könnte?”, Georg vergaß allen Anstand und fiel dem Tierarzt ins Wort. Bergner merkte sofort, dass etwas nicht stimmte. “Georg, Sie sind ja völlig außer sich! Nein, ich habe keine Ahnung, wo Angelika ist.” Doktor Bergner holte Luft, er war sich nicht sicher, ob er sich mit der folgenden Frage nicht zuviel herausnahm. “Aber ich kann mir vorstellen, dass sie nicht sehr erfreut ist über die Verlobungsnachricht.” “Ja, da bin ich mir sogar sicher”, sagte Georg. “Sie wird genauso wenig erfreut sein wie ich.” Doktor Bergner sah in fragend an: “Ich verstehe nicht?” “Ach, diese ganze Verlobungsfarce war allein Ingrids Idee”, sagte Georg und die ganze Wut kam wieder hoch. “Sie hat eine üble Intrige eingefädelt und offenbar haben ihr alle geglaubt. Sie und ich sind nicht verlobt und wir werden es nie sein!” Die Worte brachen buchstäblich aus ihm heraus. Die ganze Fassungslosigkeit, die er in der letzten halben Stunde zurückhalten musste, machten sich jetzt Luft. “Ich liebe Angelika. Verstehen Sie das, Doktor Bergner?” , fragte er den Tierarzt verzweifelt. “Und wenn ich sie nicht gleich finde, um ihr alles zu erklären, dann brauche ich ihr gar nicht mehr unter die Augen zu treten. Dann hat Ingrid es geschafft, alles zu zerstören.”

Liebe auf Gut Ihringheim, Folge 33; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

Dieser Beitrag wurde unter Folge 31 und weitere abgelegt und mit , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <strike> <strong>