groschenromanblog.de » Mittagessen Herzschmerz als Fortsetzungsroman Sun, 27 Mar 2016 15:19:17 +0000 de-DE hourly 1 Grandhotel Herz, Folge 3 /grandhotel-herz-folge-3/ /grandhotel-herz-folge-3/#comments Wed, 08 Apr 2015 05:15:46 +0000 /?p=3640 weiterlesen]]>

Und, habt Ihr Ostern gut rumgebracht? Viele Eier gefunden? Schön! Dann seit Ihr ja jetzt prima gewappnet für den dritten Teil von Grandhotel Herz.

Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Wien, Grandhotel

“Papa, Du schaust ja nur auf diesen Stiefel!”
gcrash, “Alter Stiefel im Wald”, Some rights reserved , Quelle: www.piqs.de

“Wo warst Du denn, mein Kind?” Vater Pichler schaute kurz von dem schwarzen Stiefel auf, dessen Sohle er mit einem kleinen Hammer traktierte.
“Ach, ich komm gerade aus dem Dorf. Wollte mal wieder unter die Leut’.”
“Und deshalb schaust Du so traurig?”
“Woher weißt Du, dass ich traurig schau? Du guckst ja nur auf diesen Stiefel.”
“Ach Mitzi”, sagte der Alte seufzend. “Ich brauch Dich nicht anzuschauen, um zu sehen, wie Du schaust.”
“Soll Dir Grüße ausrichten von der alten Schidlhuber. Sie bringt bald die Schuhe von ihrem Mann.”
“Ha, ich möcht mal wissen, was der Martin mit seinen Latschen macht. Seine Alte hat sie doch erst vor ein paar Wochen bei mir g’habt. Sohlen, Absätze, das ganze Programm hab ich abgefahren. Aber gut”, jetzt murmelte er nur noch vor sich hin, “wenn sie meint. Mir soll’s recht sein.”

“Ich mach jetzt das Mittagessen.” Mitzi drehte sich um und verließ die Werkstatt.
“Kind! Wie oft soll ich Dir noch sagen, dass Du nicht für mich kochen sollst. Ich kann doch ins Wirtshaus gehen.”
“Ich weiß ja, Papa. Aber ich muss auch was essen.”
“Mitzi, bitte!” Der alte Pichler stellte den Stiefel neben seinen Schemel, legte den Hammer beiseite und stand auf. Mitzi war im Türrahmen stehen geblieben und ließ sich jetzt bereitwillig von ihrem Vater umarmen. Das tat gut nach dieser unerfreulichen Auseinandersetzung mit Toni.

“Kind, Du musst Dein eigenes Leben leben. Ich freu mich ja, wenn Du bei mir bist, aber das ist nicht richtig. Die Buben sind alle weggezogen und gehen ihren eigenen Weg. Das musst Du auch tun.” Er fasste sie mit beiden Händen an den Schultern und hielt sie ein Stück von sich weg. “Bitte, fühl Dich mir gegenüber nicht verpflichtet. Was Deine Brüder tun, steht auch Dir zu.”
Mitzi sah ihren Vater an. Er war ein guter Mann und die Vorstellung, ihn hier in Heiligendorf zurückzulassen, tat ihr in der Seele weh. Was würde er tun, ganz allein, ohne Frau und dann auch noch alle Kinder aus dem Haus? Sie befürchtete, dass er dann seine Werkstatt die ganze Woche nicht verlassen würde, sogar den Kirchgang am Sonntag würde er vergessen.

“Du hast Angst, dass ich am Sonntag die Kirche schwänze, wenn Du nicht aufpasst, stimmt’s?”
“Ach, Papa. Kannst Du nicht einmal ernst bleiben?”
“Ich bin ernst! Sehr ernst sogar. Es gibt überhaupt keinen Grund, warum ein junges, begabtes Mädchen hier in diesem Kaff versauern sollte. Du hast eine exzellente Matura hingelegt, Du träumst seit Kindertagen davon, Ärztin zu werden. Warum in Gottes Namen, machst Du Dich nicht endlich auf den Weg? Geh nach Wien und studier’ Medizin.” Er sah sie flehend an. “Bitte! Nichts würde mich glücklicher machen.”
“Und wovon soll ich bitte schön ein Studium finanzieren?” Mitzi war ein bisschen lauter geworden als sonst.
“Immer dieses Gerede ums Geld. Wenn Du einen Traum verwirklichen willst, ist Geld zweitrangig. Ich reparier ein Paar Stiefel mehr und Du suchst Dir einen Job. Du wärst nicht die erste Studentin, die ihr Studium mit Arbeit finanziert.”

Mitzi sah ihren Vater an. Sie wusste, dass er recht hatte. Sie musste weg aus Heiligendorf, im Grund genommen hielt sie hier nichts mehr. Im Gegenteil. “Du meinst das wirklich ernst, oder?”, fragte sie.
“Natürlich! Was glaubst Du, warum ich Dir das seit Monaten sage? Pack Dein Köfferchen, kauf Dir eine Zugkarte und fahr nach Wien. Und mach Dir um mich keine Sorgen, ich komm hier schon zurecht. Das wär doch gelacht.”
“Sag mal”, Mitzi schaute nachdenklich, “meinst Du nicht, ich könnte für den Anfang vielleicht bei Tante Gertrud wohnen?”
Der Vater schaute überrascht. “Tante Gertrud?” Dann lachte er. “Warum nicht? Sie hatte zwar ihre Differenzen mit Deiner Mutter, aber deswegen muss sie ja nichts gegen Dich haben. Ruf sie doch einfach an.”
Mitzi nahm ihren Vater wieder in die Arme. “Ich glaube, ich könnte keinen besseren Vater haben als Dich.”
“Das stimmt!”, antwortete er und küsste Mitzi auf die Stirn. “Und der beste Vater von allen hat jetzt einen Bärenhunger.”
“Gut”, sagte Mitzi. “Gehen wir ins Wirtshaus.”

Hier geht’s zu Folge 4 von “Grandhotel Herz”.

Grandhotel Herz, Folge 3; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

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