Liebe auf Gut Ihringheim, Folge 20

Hi meine Lieben, heute geht es weiter mit der Liebesgeschichte um Angelika und Georg. Ihr erinnert Euch, unser Feingeist Georg konnte die haltlosen Vermutungen der Eltern beim Frühstück nicht mehr ertragen und stürmte divengleich aus dem Speisesaal. Aber von wegen haltlos . .   In dieser Folge lässt Ingrid es krachen. Viel Spaß beim Lesen!

Im Stall bei den Pferden erlebt Georg eine unliebsame Überraschung. Foto: Steffievita/piqs

Schon als Kind war der Pferdestall Georgs Zufluchtsort gewesen. Wenn er Kummer hatte oder Sorgen ihn plagten, setzte er sich in eine der Boxen, hörte die Geräusche der Tiere, roch ihren ganz besonderen Geruch und gleich ging es ihm besser. Auch jetzt war es wieder so. Kaum, dass er die Stalltür hinter sich zugemacht hatte, fühlte er sich leicht und frei. Ganz langsam ging er an jedem einzelnen Tier vorbei, hatte für jedes von ihnen ein nettes Wort übrig. Bei Edelmann, dem herrlichen Hengst, blieb er stehen, um sich die Wunde an seinem Ohr noch einmal anzusehen. “Ruhig, Edelmann”, flüsterte Georg. “Ich will mir nur kurz Dein Ohr ansehen.” Der Hengst schnaubte leise und drehte den Kopf – wie um Georg das Ohr hinzuhalten. Der junge Graf hatte eine ganz besondere Beziehung zu den Pferden, auf eine fast schon unheimliche Art verstand er sich mit ihnen. “Du bist mein Bester”, sagte er. “Oh, da ist ja beinahe nichts mehr zu sehen.” Tatsächlich die Wunde war wunderbar verheilt. Unwillkürlich musste Georg daran denken, wie Angelika das blutende Tier verarztet hatte. Wie selbstsicher sie jeden Schritt beherrscht hatte. Sie war eine gute Tierärztin, daran gab es keinen Zweifel und sie war . . . ja, sie war eine Frau. Georg verscheuchte die Gedanken, sie hatte kein Interesse an ihm und er würde sich nicht zum Gespött des ganzen Dorfs machen und ihr nachlaufen. Er klopfte Edelmann den Hals und ging zur nächsten Box.

“Hallo Georg!” Der junge Graf drehte sich um. “Ingrid. Was machst Du denn hier? Ich hab Dich noch nie im Stall gesehen, hattest Du nicht immer Angst vor den Pferden?” Georg nahm die Heugabel, die in einer Ecke stand, und begann den Stall auszumisten. “Das ist typisch”, rief Ingrid und lachte. “In drei Stunden fängt das Fest an und Du machst den Stall sauber. Willst Du Dich nicht lieber umziehen und den Stallgeruch loswerden?” “Den Stallgeruch loswerden? Niemals”, sagte Georg. “Die Pferde sind mein Leben. Aber das weißt Du doch.” Georg sah Ingrid an. “Also, was willst Du hier?”

“Dein Vater sagte mir, dass ich Dich hier finde”, sagte Ingrid. Sie trug einen kurzen Jeansrock, rote Netzstrümpfe und hohe Stiefeletten. Die weiße Bluse hatte sie vorne locker geknotet. Man sah die Ansätze eines roten BHs. Georg wandte sich ab. Ingrids Verführungskünste waren legendär und er war sich nicht sicher, ob es ihm in seiner momentanen Verfassung gelingen würde, ihr zu widerstehen. “Ich wollte mich noch ein wenig mit Dir unterhalten, bevor der große Trubel losgeht”, hörte er sie sagen. “Und ich wollte mich entschuldigen.” “Entschuldigen?”, fragte Georg. “Ja, entschuldigen für meine harrschen Worte gestern Abend. Ich habe es nicht so gemeint. Es ist nur . . . “, Ingrid zögerte. “Ich kann Dich einfach nicht mehr leiden sehen. Du bist ein Mann, jung, gut aussehende, kraftvoll. Es tut Dir nicht gut, immer mit dem Schicksal zu hadern. Du musst nach vorne schauen.” Ingrid war jetzt ganz nah an ihn herangekommen. “Und ich möchte Dir dabei helfen”, flüsterte sie. “Jeder Mann braucht eine Frau. Und Du brauchst mich. Georg! Ich weiß, dass da mehr als Freundschaft zwischen uns ist. Dass Du mehr für mich empfindest.” “Ingrid”, begann Georg. “Bitte!” Er konnte ihren Duft riechen, der ihm so wohl vertraut war. Georg schwindelte und trat ein paar Schritte zurück. Ingrid nahm seine Hand, zog ihn zu sich. Er sah sie an und schloss die Augen. Ihre Lippen waren weich und schmeckten nach wilden Erdbeeren. Es war lange her, dass er eine Frau geküsst hatte. Es gefiel ihm. Ingrid war sehr attraktiv und hatte viel Erfahrung. Aber . . . Der junge Graf riss sich los. Nein, er hatte seine Prinzipien. Die Sturm-und-Drang-Zeit war vorbei. Er würde sich nur noch mit einer Frau einlassen, die er liebte. Und Ingrid liebte er nicht, das wusste er genau. “Ingrid, bitte. Lass uns keine Dummheit machen”, sagte er. “Wir kennen uns so lange, das würde alles zerstören.” Ingrid sah ihn an. Zuerst erstaunt, dann aber beobachtete Georg, wie sich ihre Augen veränderten. Was er sah, gefiel ihm gar nicht: es waren Wut und Hass.

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2 Antworten auf Liebe auf Gut Ihringheim, Folge 20

  1. Carola sagt:

    Hallo Rena, ich sehe schon, Du bist ein Pferdefan. Aber wie gefällt Dir denn die Geschichte? LG, Carola

  2. Ich bin auch mal wieder sehr vom begleitenden Foto begeistert – was für ein herrliches Pferdephoto, muss ich gleich mal meiner Tochter zeigen …

    LG, Rena

    http://dressedwithsoul.blogspot.de/

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