groschenromanblog.de » Zimmermädchen Herzschmerz als Fortsetzungsroman Sun, 27 Mar 2016 15:19:17 +0000 de-DE hourly 1 Grandhotel Herz, Folge 8 /grandhotel-herz-folge-8/ /grandhotel-herz-folge-8/#comments Wed, 13 May 2015 15:09:30 +0000 /?p=3724 weiterlesen]]>

Bei aller Begeisterung über das brandneue Ebook – der aktuelle Groschenroman geht weiter. Im Grandhotel Herz will Mitzi jetzt als Zimmermädchen anheuern. Lest heute die Folge 8.

Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Wien, Grandhotel

Das gelbe Halstuch bot einen wunderbaren Kontrast zum blauen Kostüm.
Miatron, “Gelbes Blütenmeer”, Some rights reserved , Quelle: www.piqs.de

„Wie kann ich Ihnen helfen, gnädiges Fräulein?“ Der Herr an der Rezeption sah Mitzi kritisch an als er die Frage stellte, wandte sich dann aber wieder schnell seinen Papieren zu, mit denen er die ganze Zeit hantierte.

„Ich, äh, ich sollte mich heute hier vorstellen. Mein Name ist Mitzi Pichler, ich suche eine Stellung als Zimmermädchen.“
„Achso . . , ja . . ., gut. Dann warten’S bittschön hier, ich sag der Frau Reitinger Bescheid.“ Er griff zum Telefonhörer und wählte eine Nummer. „Hallo? Ja, Mariandl, do is a junges, fesches Madl. Die möchte‘ Zimmermädchen werden bei uns. Kommst runter?“ Er nickte Mitzi aufmunternd zu, dann legte er auf. „Meine Kollegin kommt sofort. Nehmen’S doch dort hinten kurz Platz“, sagte er freundlich und zeigte zu den Sesseln am Fenster.
„Danke“, sagte Mitzi.

Es war das erste Mal, dass sie ein Hotel betreten hatte. Bei vier Kindern hatte das Schuhmachereinkommen ihres Vaters nie für eine Reise gereicht. Nur im Film hatte Mitzi gesehen, wie es in Hotels zuging. Die aufregende Atmosphäre, der Duft der großen weiten Welt, das internationale Flirren, das erlebte sie jetzt zum ersten Mal. Mitzi setzte sich in einen der Plüschsessel und sank tief in die Kissen.

Es herrschte reges Treiben in der Halle. Vornehme Leute gingen aus und ein. Sie waren teuer gekleidet, hatten gute Manieren und wunderschöne Koffer, von denen einer sicher mehr kostete, als der Vater im ganzen Monat verdiente. Mitzi schüttelte den Kopf. Ob sie sich hier wohlfühlen würde? Das war nicht ihre Welt. Puh! Wenn es nur mal kein Fehler gewesen war, nach Wien zu fahren. Wie war sie nur auf diese irrwitzige Idee gekommen? Sie hatte doch nur eine einfache Landärztin werden wollen, die den Leuten hilft, wieder gesund zu werden. Die große Welt hatte sie doch nie interessiert. Und jetzt war sie mittendrin. Mein Gott, dafür hatte sie den Vater ganz allein zu Hause zu lassen?

Mitzi wollte gerade aufstehen, als eine freundliche ältere Dame in einem eleganten blauen Kostüm an sie herantrat. Ihr gelbes Halstuch bot einen wunderbaren Kontrast zur dunklen Kleidung und strahlte Mitzi förmlich an.
“Fräulein Pichler?”
“Ja, das bin ich”, sagte Mitzi und sprang vom Sessel auf.
“Ich heiße Anneliese Reitinger, Guten Morgen!” Sie streckte Mitzi die Hand hin und lächelte.
“Guten Morgen”, stammelte Mitzi, die sich in Gegenwart der eleganten Erscheinung noch unsicherer fühlte.
“Sie suchen eine Stellung bei uns als Zimmermädchen?”
“Ja.”
“Das freut uns sehr. Während der Hochsaison brauchen wir dringend gute Kräfte. Haben Sie Ihre Zeugnisse dabei?” Die Dame bedeutete Mitzi Platz zu nehmen und setzte sich selbst in den Sessel gegenüber.
“Oh, nein”, sagte Mitzi. “Ich wusste nicht . . .”
“Das ist kein Problem, die können Sie nachreichen. Sie haben doch eine entsprechende Ausbildung, oder? Sie werden verstehen, dass ein gutes Haus wie unseres nur Fachkräfte einstellen kann.”
“Oh, ah, achso, nun gut, eine Ausbildung? Nein, eine Ausbildung habe ich keine.”

Anneliese Reitinger zog fragend die rechte Augenbraue hoch.
“Ich habe jahrelang dem Vater den Haushalt geführt. Betten machen, Bad putzen, aufräumen. Wie ein Zimmermädchen, halt. Reicht das nicht?”
“Haha”, lachte die Dame, “na ja, ein bisschen Haushalt und die Arbeit eines Zimmermädchens in einem Grandhotel lassen sich ja wohl kaum vergleichen.”

So war das also, dachte Mitzi. Sie war nicht gut genug. Offenbar erforderte die Arbeit im Grandhotel eine besondere Ausbildung im Betten machen. Offenbar genügte es nicht, jahrelang die Betten in Heiligendorf gemacht zu haben. Oder das Badezimmer, nachdem vier Männer ihre Morgentoilette absolviert hatten. Mitzi schüttelte den Kopf. Bei aller Unsicherheit, mit einem derartigen Quatsch wollte sie sich nicht abspeisen lassen.

“Hören Sie, Frau Reitinger”, sagte sie. “Ich möchte nur eines: Nämlich Medizin studieren und Ärztin werden. Davon träume ich schon mein ganzes Leben. Und weil ich kein Geld habe, brauche ich einen Job. So schwer kann Zimmermädchen ja wohl nicht sein, oder? Geben Sie mir einen Putzlappen und ich zeige Ihnen, was ich kann!”
“Gut”, sagte Anneliese Reitinger nach einer Pause und stand auf. “In Ordnung. Entschlossene junge Frauen sind uns immer willkommen.” Sie streckte Mitzi die Hand hin. “Morgen, 6.30 Uhr melden Sie sich im Verwaltungstrakt, dritter Stock. Eine Woche Probezeit, dann sehen wir weiter.”

Mitzi stand auf. “Danke”, sagte sie und streckte die Hand aus, aber Frau Reitinger hatte sich schon umgedreht und ging davon.

Hier geht’s zu Folge 9 von “Grandhotel Herz”.

Grandhotel Herz, Folge 8; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

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Grandhotel Herz, Folge 7 /grandhotel-herz-folge-7/ /grandhotel-herz-folge-7/#comments Wed, 06 May 2015 08:35:58 +0000 /?p=3697 weiterlesen]]> Auch wenn es meinen ersten Groschenroman demnächst als Ebook gibt; hier auf dem Blog geht es wie gewohnt weiter mit den einzelnen Folgen von Grandhotel Herz. Heute steht Folge 7 an.

Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Wien, Grandhotel

Irgendwann musste es zwischen Mitzis Mutter und deren Schwester einen großen Streit gegeben haben.
swanri, “Zankende Möwen”, Some rights reserved , Quelle: www.piqs.de

“Was hast Du als nächstes vor?” Sie saßen beim Abendessen. Mitzi hatte Rührei gemacht. “Das Semester fängt doch erst im Oktober an”, fuhr Gertrud fort.

“Ich weiß”, antwortete Mitzi. “Aber ich musste einfach weg aus Heiligendorf. Ich hab kein Luft mehr bekommen dort. Und Toni . . .”
“Toni?”
“Er wollte mich einfach nicht in Ruhe lassen, obwohl ich ihm hundertmal gesagt habe, dass es aus ist.”

“Aha, verstehe. Hast Du denn überhaupt schon einen Studienplatz?”
“Nein, darum muss ich mich jetzt kümmern. Aber ich gehe davon aus, dass das kein Problem sein wird.”
Gertrud schaute sie fragend an.
“Naja, mein Schulabschluss ist ziemlich gut, weißt Du.”
“Trotzdem, was willst Du machen bis Oktober?”
“Ich dachte, ich suche mir erst einmal einen Job. Am besten einen, den ich auch während des Studiums behalten kann.”
“Da fällt mir nur einer ein: Zimmermädchen.”

“Zimmermädchen? Warum ausgerechnet Zimmermädchen? Ich hab vom Hotelbetrieb keine Ahnung.”
“Das musst Du auch nicht. Zimmermädchen werden in Wien gesucht wie verrückt. Vor allem jetzt, wo die Hochsaison vor der Tür steht. Alles, was Du wissen musst, sagen sie Dir vorab. Ich hab jede Menge Freundinnen, die ihr Studium als Zimmermädchen finanziert haben. Du musst halt morgens recht früh raus, das ist der einzige Nachteil.”
“Klingt gar nicht schlecht, die Idee. Vielleicht treffe ich ja auf einen schönen und reichen Hotelierssohn, der mich heiratet.”
“Oh bitte, Mitzi, träumst Du auch diesen Mädchentraum, der sich soweit ich es weiß, noch nie erfüllt hat?”
“Ich hab nur Blödsinn geredet. Mein Bedarf an Männern ist fürs Erste gedeckt.” Sie warf den Kopf in den Nacken, dass ihr braunes Haar flog. “Ich bin sooo froh, Toni los zu sein.”

Gertrud stellte eine Flasche Rotwein auf den Tisch und öffnete sie. “Du trinkst doch ein Gläschen, oder?”
“Gerne.”
“Die hat mir ein Stammkunde aus dem Buchladen geschenkt. Er versucht schon seit Monaten, mich zu einem Date zu überreden.”
“Und, was hindert Dich?”
“Im Grund genommen nichts. Er ist nett, sieht ganz gut aus …”
“Aber?”
“Ach, ich hab einfach keine Lust. Fertig!”

Die Tante goss zwei Gläser voll, reichte eines davon Mitzi. Dann setzte sie sich und hob das Glas. “Lass uns nicht über Männer sprechen, das ist ein leidiges Thema. Zum Wohl, trinken wir auf Dein Studium.”
“Zum Wohl”, sagte Mitzi und hob ebenfalls ihr Glas. Sie wusste kaum etwas über Tante Gertrud. War sie verheiratet gewesen, oder war sie es vielleicht noch? Hatte sie Kinder? Bei Mitzi zu Hause hatte nie jemand über die Schwester ihrer Mutter geredet. Das war ein Tabuthema gewesen und die Kinder hatten nie erfahren, warum. Irgendwann in ihrer Jugend mussten die beiden Schwestern einen großen, bis zum Tod von Mitzis Mutter, unausgeräumten Streit gehabt haben. Mitzi hatte immer den Eindruck gehabt, ihr Vater wisse mehr, aber er hatte geschwiegen. So kam es, dass Mitzi ihre Tante jetzt zum ersten Mal sah. Mitzi genoss die Unterhaltung mit einer Frau sehr, es war etwas ungewöhnliches, das sie aus ihrem Männerhaushalt zuhause nicht kannte.

“Ich würde zunächst versuchen, in einem großen Hotel unterzukommen”, sagte Gertrud und stellte ihr Glas auf den Tisch. “Ein Grandhotel oder so.”
“Meinst Du, die warten grade auf mich? Die Mitzi aus der Provinz?”, fragte Mitzi und lachte.
“Ja, lach’ Du nur. Wirst schon sehen. Einen Job wirst Du schneller finden, als Du denkst.”
“Das ist gut. Und dann werd ich mir gleich nach einem Zimmer schaun.”
“Ja, woher denn? Wieso solltest Du Dir ein Zimmer mieten, wo bei mir in der Wohnung eines leer steht? Das wär doch wirklich dumm, find’st net?”
“Aber ich möcht Dir nicht zur Last fallen.”
“Mach Dir darüber keine Sorgen, mein Kind. Ich freu mich, wenn Du hier bist bei mir. Wart einmal….”
Sie stand auf und ging aus dem Zimmer. Mitzi hörte wie Gertrud Schubladen und Schranktüren öffnete und wieder schloss. Schließlich kam sie mit einem recht mitgenommen aussehenden Telefonbuch zurück.

“Ein Telefonbuch”, stellte Mitzi fest. “Mein Gott, so etwas besitzt Du noch?”
Gertrud setzte sich an den Tisch und fing an zu blättern. “Natürlich”, sie sah kurz auf. “Wie bitte schön soll ich denn sonst Telefonnummern finden?”
“Internet?”, sagte Mitzi, aber Gertrud hörte sie nicht. Sie war völlig vertieft ins Telefonbuch.

“Was suchst Du denn?”
“Wie hieß es denn noch gleich? Hier ganz in der Nähe gibt es ein Grandhotel. Ein großer Bunker, eigentlich hässlich, aber immer illustre Gäste. Mensch, jetzt will mir der Name einfach nicht einfallen.”

Mitzi trank noch einen Schluck Rotwein und sah sich in der Wohnung um. Sie war recht klein, unwahrscheinlich, dass hier mal Kinder gewohnt hatten. Es war die klassische Bleibe einer alleinstehenden Frau. Kleiner Tisch in der Küche, zwei Stühle, im Wohnzimmer ein Haufen Regale mit Büchern und ein Ein-Meter-Zwanzig-Bett im Schlafzimmer. Und eine kleine Kammer für Übernachtungsbesuch.

“Da, da ist es”, rief Gertrud plötzlich und zeigte mit dem Finger ins Telefonbuch. “Das hab ich gesucht: Es heißt Grandhotel Herz!”

Hier geht’s zu Folge 8 von “Grandhotel Herz”.

Grandhotel Herz, Folge 7; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

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