“Wann dürfen wir uns denn nun auf eine Hochzeit freuen?” Paul Ludenhoff hob sein Glas und prostete den Anwesenden zu. “Es war doch schon alles vorbereitet. Du hättest nur die Braut austauschen müssen.”
“Vater, nun mach aber einen Punkt. Das hätte Elisabeth wirklich nicht verdient. Wir lassen jetzt eine angemessen Zeit ins Land gehen und dann beginnen wir von Neuem, nicht wahr, Schatz?” Seine Augen strahlten als er Mitzi ansah.
“Es freut mich, dass Du glücklich bist, mein Junge”, sagte Paul Ludenhoff. “Und dass Du doch noch die Kurve gekriegt hast. Mir war ohnehin nie klar, warum Du solange an dieser Freifrau festgehalten hast. Ich glaube, sie ist eine böse Schlange.”
“Ja, aber . . .” Mitzi schaute Max fragend an. Hatte der Vater nicht Elisabeths Geld für den Hotelbetrieb gebraucht? Max drückte ihre Hand. Bleib ruhig, schien diese Geste zu sagen.
“Das wird wohl auf immer mein kleines Geheimnis bleiben”, sagte er. “Wir haben ja alle unsere kleinen Geheimnisse, oder, Vater?”
Paul Ludenhoff grinste verstohlen, dann wandte er sich an seine Frau. “Komm, Isolde! Lassen wir das junge Glück allein und gehen hinunter ins Restaurant. Essen ist ja bekanntlich der Sex des Alters.” Er lachte schallend, während seine Frau ihm kopfschüttelnd folgte.
“Endlich allein”, sagte Max und hob Mitzi hoch. Vor lauter Glück wirbelte er sie im Kreis bis ihr schwindelig wurde.
“Lass mich runter, Max, bitte!” Mitzi warf den Kopf in den Nacken und lachte. Gestern noch war ihr Herz schwer gewesen und eine glückliche Zukunft in weiter Ferne. Sie konnte es nicht glauben, dass sie jetzt hier war in Max Büro, alleine mit ihm.
“Ich könnte nicht glücklicher sein”, sagte er und sah ihr tief in die Augen. Dann legte er ihr den Zeigefinger unters Kinn und hob ihren Kopf an. “Fräulein Pichler”, sagte er. “Könnten Sie sich vorstellen, meine Frau zu werden?”
Mitzis Herz drohte zu zerspringen. “Ja”, sagte sie. “Ja, ja, ja!”
“Oh, Mist! Ich habe etwa vergessen”, sagte er und machte ein betrübtes Gesicht.
“Was?”, fragte Mitzi ängstlich.
“Mir fällt ein, dass Sie ja keine Ahnung vom Hotelbetrieb haben.”
“Na hören Sie mal, Herr Hotelbesitzer”, antwortete Mitzi schelmisch. “Immerhin habe ich einige Monate als Zimmermädchen gearbeitet. Und ich kann Ihnen versichern, da bekommt so einige Geschichten mit.”
“Das stimmt. Wer als Zimmermädchen gedient hat, den haut so schnell nichts um.”
“Apropos Geschichten”, sagte Mitzi. “Was hat es denn mit dem kleinen Geheimnis Deines Vaters auf sich?”
“Was meinst Du?”
“Die Geschichte, die niemals an die Öffentlichkeit gelangen darf. Erinnerst Du Dich? Du hast Elisabeth damit gedroht.”
“Ach so, diese Geschichte.” Er legte ihr die Arme um die Hüfte. ” Jetzt weiß ich, was Du meinst. Ja, die kann ich Dir bei Gelegenheit erzählen. Jetzt allerdings haben wir dafür keine Zeit.” Dann küsste er sie lange und innig.
Ende
Grandhotel Herz, letzte Folge; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.
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