“Jetzt ist mir klar, warum Dein Vater so schlecht auf Dich zu sprechen war, Ole”, sagte Lisa. “Das muss eine Katastrophe für ihn gewesen sein.” Sie saßen am Strand um ein herrlich prassendes Lagerfeuer. Brad und Alexa, Trixi, Frederik und Lisa, Ole und Haakon.
“Für ihn ist eine Welt zusammen gebrochen als ich ihm sagte, dass ich auf Männer stehe.” Ole warf Haakon einen liebevollen Blick zu. “Er hat gebrüllt wie ein Stier, sein Büro zertrümmert. Ich hab mit dem Schlimmsten gerechnet. Herzinfarkt, Schlaganfall oder sonst was. Aber unseren Alten haut wirklich nichts um, nicht wahr, Frederik?”
“Leider nein”, antwortete Frederik und warf Reisig ins Feuer. “Manchmal wünsche ich es mir regelrecht. Ich hab so die Nase voll davon, wie er sich uns gegenüber benimmt. Widerwärtig, einfach widerwärtig. Von Knut ganz zu schweigen. Den ignoriert er komplett und vor all seinen feinen Freunden schweigt ihn tot. Wenn Mama das erleben müsste!”
“‘Das darf niemand erfahren, nie’, hat er geschrien. ‘Wenn das rauskommt, bring ich Dich um’”, erzählte Ole weiter. “Und dann hat er mich noch als eine dreckige Schwuchtel beschimpft.”
“Deine Ehe mit Alexa war also nur ein Arrangement”, fragte Lisa.
“Natürlich”, antwortete Ole. “Der Alte fand, das sei die beste Tarnung. Und ich habe mich darauf eingelassen, weil ich unbedingt wollte, das er Ruhe gibt. Zum Glück hat er eine nette Person wie Alexa gefunden, die keinerlei Ansprüche an mich gestellt hat.”
“Aber Alexa, warum um Gottes Willen hast Du mitgemacht?” Trixi konnte sich nicht vorstellen, sich auf einen solchen Deal einzulassen.
“Warum nicht? Ich habe keinen Job und von irgendwas muss auch ich leben. Der Alte hat mir ein äußerst großzügiges Angebot gemacht. Das konnte ich nicht ausschlagen. Jetzt allerdings . . .” Sie machte eine Pause und nahm Brads Hand.
“Jetzt müssen wir neu verhandeln, Ole.” Sie lachte. “Brad und ich wollen nämlich so schnell wie möglich heiraten.”
“Wow”, entfuhr es Lisa. “So schnell sind wir nicht, oder Frederik?”
“Mmh. Wenn ich mir’s genau überlege, könnten wir uns doch anschließen. Was meinst Du, Schatz? Eine Doppelhochzeit mit einem Hollywoodstar, hört sich doch gut an.”
“Dann könnten wir uns ja auch noch dazu gesellen”, sagte Ole. “Haakon und ich hegen schon lange Hochzeitspläne. Jetzt ist wohl der beste Zeitpunkt, mit der Wahrheit ans Licht zu kommen.”
“Vater brauchen wir zu dieser Feier wohl nicht einzuladen”, sagte Frederik. “Seine Reaktion möchte ich mir gar nicht ausmalen.”
“Er wird es wie immer an Frau Pöldahl auslassen”, sagte Ole. “Aber sie ist es ja gewöhnt. Ist mir ein Rätsel, warum diese Frau seit 30 Jahren für diesen Kotzbrocken arbeitet. Sie scheint unverbesserlich zu sein.”
Lisa setzte sich zu ihrer Schwester und legte den Arm um deren Schulter.
“Trixi, Schwesterchen, was machen wir denn bei all den Hochzeitswilligen mit Dir?”
“Ist doch klar.” Trixi lachte ihr glockenhelles Lachen. “Ich werde Eure einzige Brautjungfer. Den Job muss schließlich auch jemand machen.”
Im Fjord der Liebe, Folge 38; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.
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