Olivenzweige, Folge 5

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Und? Wie gefällt Euch der Roman? Ich muss sagen, ich schreib ihn sehr gerne. Sehe den Olivenhain vor mir, den blauen Himmel, die schöne Sonne – und ich fühl mich auf meinem Balkon wie im Urlaub.

Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Provence, Oliven
Hèlene erhob sich vom Stuhl. Dann brach sie zusammen.
nbs, “Ambiente”, Some rights reserved , Quelle: www.piqs.de

“So, jetzt reicht es mir aber! Puh, das ist die letzte Kiste für heute!” Hèlene richtet sich auf, streckte den Rücken durch und rieb sich den Schweiß von der Stirn. Seit drei Tagen lief die Ernte nun schon und sie war vollkommen erledigt. Sie kam nicht zum essen, konnte nur schlecht schlafen und zudem hatte sie das Gefühl, überhaupt keine Energie zu haben. Ständig war sie schlapp, müde und kraftlos. Und dann diese Schwindelanfälle. Hèlene hielt sich an dem alten Regal fest, auf dem die Kisten und Eimer voller Oliven standen. Die Kühle im Gemäuer des Kellers tat ihr gut. Obwohl der Oktober schon zu Ende ging, war es draußen immer noch drückend heiß.

Der Schwindel war vorüber. Gott sei Dank. Auch heute hatte sie die Arbeit fast wieder allein machen müssen. Von Gaston hatte sie den ganzen Tag nichts gehört und nichts gesehen. Wenn Yves nicht wäre, sie wäre längst zusammengeklappt. Hèlene hegte eine riesigen Groll gegen ihren Bruder, wie konnte man nur so verantwortungslos sein, so respektlos auch ihrer beider Mutter gegenüber. Es war ihm völlig egal, was aus dem Gut wurde. Die junge Frau schüttelte den Kopf. Lange würde sie das nicht mehr durchhalten, die Ernte wurde jedes Jahr anstrengender und . . . Hèlene musste sich wieder festhalten, ihr war, als sackten ihre Beine weg. “Nein”, sagte sie leise. “Du darfst jetzt nicht krank werden. Du wirst gebraucht.”

Sie löschte das Licht und schloss die alte, knarrende Kellertür, legte den Riegel vor. Langsam ging sie die unebene Stiege nach oben und dachte an den nächsten Tag. Sie würde früh aufstehen müssen, sehr früh, denn sie musste vor allen anderen im Hain sein. Wenn sie nicht immer vor Ort war, ständig präsent, war Horace sofort zur Stelle, um die Arbeiter gegen sie aufzubringen. Das konnte sie nicht geschehen lassen, sie brauchte jede einzelne Hand. Doch vorher würde sie noch die Abrechnung machen müssen, von Gaston hatte sie ja nichts zu erwarten.

Hèlene trat hinaus in den Garten. Die Luft war herrlich, feucht und kühl. Das Licht des Mondes erhellte die Nacht. In einiger Entfernung sah sie die alten Olivenbäume stehen – in Reih und Glied. Im Mondschein sahen sie außer wie eine Versammlung kleiner Kobolde. Hèlene musste lächeln. Ihre Mutter hatte in den  Bäumen tatsächlich menschliche Wesen gesehen. Jeder einzelne Baum hatte für Manon eine besondere Bedeutung gehabt; manchmal hatte Hèlene ihre Mutter dabei ertappt, wie sie mit den Bäumen gesprochen hatte.

Eine derart innige Bindung hatte sie selbst zu dem Olivenhain nie gehabt. Sie handelte aus Verantwortungsgefühl nicht aus  Emotion. Für Hèlene waren es schlichtweg Bäume. Bäume, die jedes Jahr Früchte trugen, von denen sie und ihr nichtsnutziger Bruder lebten. Ja, und die jetzt geerntet werden mussten.

Hèlene setzte sich auf einen Gartenstuhl, der einsam auf dem Rasen stand. Sie war so unendlich müde und hatte keine Ahnung, wie sie den nächsten Tag überstehen sollte. Alles tat ihr weg und manches Mal überkam sie eine gewaltige Übelkeit. Zweimal hatte sie sich schon übergeben in der letzten Woche. “Wenn die Ernte vorbei ist, werde ich zum Arzt gehen”, sagte sie. “Irgendetwas stimmt nicht mit mir. Aber jetzt”, und sie erhob sich von dem Stuhl, “gehe ich ins Bett.”

Hèlene machte einen Schritt auf das Haus zu. Dann brach sie zusammen.

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Olivenzweige, Folge 4; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

2 Antworten

  1. Ui, das geht ja wieder spannend weiter. Ich bin auch schon sehr gespannt. Hoffentlich wird das Mädel nicht wirklich schwer krank.

    LG Bea

  2. Ja, ich weiß , du machst es wie immer spannend .Ich bin aber so neugierig , wie es jetzt weitergeht.

    LG Sue

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