Ich kann ja verstehen, dass Ihr die Spannung nicht mehr aushalten könnt. Trotzdem hab ich kein Erbarmen, es geht hier weiter häppchenweise voran. Das ist ja schließlich der Sinn eines Fortsetzungsromans. Vielleicht habt Ihr ja eine Idee, wie das Geheimnis hinter der Story aussehen könnte. Scheut Euch nicht, schreibt es mir.
“Das Gut ist wirklich wunderschön. Da steckt sehr viel Liebe drin, das ist unübersehbar.”
“Ja, Madame Cariols gesamte Energie steckt in diesem Anwesen und natürlich im Olivenhain. Kommen Sie”, sagte Yves. “Setzen wir uns hier auf die Bank.”
Zwei Stunden war er mit Cathérine Marie jetzt bereits unterwegs. Er hatte ihr alles gezeigt, die Häuser, den Keller, die Bäume und den Laden. Sie war sehr interessiert, das hatte Yves sofort bemerkt und sie war fachkundig. Ihr Vater, so hatte sie erzählt, war auch Besitzer eines Olivenhains gewesen, hatte aber verkaufen müssen, als ihre Mutter schwer krank geworden war. Gaston hatte sich nach kurzer Zeit mit einer Ausrede aus dem Staub gemacht und Yves das Feld überlassen. Yves war das Recht, er hatte sich nur gewundert. Gaston wusste doch, dass er mit einem Verkauf des Gutes niemals einverstanden sein würde. Er konnte doch gar nicht sicher sein, dass Yves in seinem Sinne handeln würde. Aber so war Hélènes Bruder. Ein oberflächlicher Nichtsnutz, dem es sogar zu viel war, seine ureigenen Interessen zu vertreten.
“Madame Cariol?”, fragte Cathérine Marie nachdem sie sich auf die Bank mit der herrlichen Aussicht gesetzt hatten. “Es gibt auch eine Madame Cariol?”
“Ja, Hélène, Gastons Schwester.”
“Davon hat mir Monsieur Cariol gar nichts erzählt.”
“Das wundert mich nicht.” Yves hatte sich entschieden, Klartext zu reden. Vielleicht war ja doch noch etwas zu retten. “Hélène würde einem Verkauf nie zustimmen.”
“Und wo ist Madame Cariol?”
“Sie liegt seit Wochen in der Klinik. Akutes Nierenversagen, sie wartet auf ein Spenderorgan.”
“Mein Gott, das ist ja grauenvoll.”
“Ja, das ist es.” Yves machte eine Pause. “Und ihr Bruder nutzt nun die Chance, den gesamten Besitz zu verkaufen.”
“Aber warum denn?”
“Die Arbeit ist ihm schlicht zu viel. Er träumt vom großen Geld und vom schönen Leben.”
“Oh. Ich bin mir nicht so sicher, ob der Verkauf des Anwesens genügend Geld für ein sorgenfreies Leben abwirft”, sagte Cathérine und lächelte.
“Eben. Das sage ich ihm auch. Aber er ist ein Filou. Verantwortung zu übernehmen ist nicht sein Ding.”
Eine Weile saßen sie schweigend auf der Bank. “Was würden Sie denn mit dem Gut machen wollen?”, fragte Yves plötzlich und sah Cathérine an.
“Bewirtschaften, was sonst?”
“Keine Touristenanlage, mit Bungalows, Pool und Golfplatz?”
“Nein, wie kommen Sie denn auf die Idee? Seit mein Vater unser Geschäft verkaufen musste, träume ich von meinem eigenen Olivenhain.”
“Wenn das Manon wüsste”, sagte Yves leise und schaute in den Abendhimmel.
“Manon?”, fragte Cathérine.
“Manon war die Mutter von Hélène und Gaston. Sie hat das alles hier aufgebaut, sozusagen aus dem Nichts. Leider ist sie vor drei Jahren ganz plötzlich gestorben.”
“Manon? Manon Cariol?” Cathérine sah ihn fragend an.
“Ja”, sagte er. “Manon Cariol, so hieß sie.”
“Bitte, Monsieur LeGrand.” Cathérine stand auf. Plötzlich schien sie sehr aufgeregt zu sein. “Haben Sie ein Foto von ihr? Könnten Sie mir ein Foto zeigen?”
“Natürlich”, sagte Yves und erhob sich ebenfalls. “Natürlich, kommen Sie ins Haus.”
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3 Antworten
bea
Grmpf. Du bist wirklich unverbesserlich. Statt uns zu erlösen wirfst Du neue Rätsel auf. Ich könnte Dich knuddeln!
Sue
oh du, was hast du für wunderbare Ideen und dann kann sie noch mit einem Spenderorgan helfen,!!!!
Einen schönen 3. Advent wünscht Sue
Uli
Hey,
jetzt wird es aber spannend – fast schon unheimlich.
Da tun sich Abgründe auf!
Ist das eine Halbschwester?
Hatte die Mutter ein Doppelleben?