Olivenzweige, Folge 14

Eingetragen bei: Olivenzweige | 1

Der arme Yves, hat schon ein schweres Los, gell! Aber lest, wie es weitergeht.

Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Provence, Oliven
Yves hatte verschlafen. Wie lange war ihm das nicht mehr passiert?
aussiegall, “30 Days of Gravitude- Day 7″, Some rights reserved , Quelle: www.piqs.de

“Yves! Yves! Wo bleibst Du denn?” Es klopfte an die Haustüre. “Yves, bitte, Du musst aufmachen. Schnell!”

Yves rieb sich die Augen und sah auf die Uhr, die auf seinem Nachttisch stand. Halb acht! Mein Gott, er hatte verschlafen! Wie lange war ihm das nicht mehr passiert. Yves schwang die Beine aus dem Bett und merkte erst dann, dass er noch vollständig angezogen war. Er war so müde gewesen am letzten Abend, dass er sich offenbar mitsamt den Kleidern ins Bett gelegt hatte. Umso besser, dann wäre er jetzt schneller unten.

“Ich komme schon”, rief er und lief die Treppe hinunter. Als er am Spiegel im Flur vorbei kam, fuhr er sich kurz durchs Haar. Ordentlicher wurde es dadurch nicht. Yves öffnete die Tür, vor ihm stand Isabel, seine fleißigste Helferin. “Isabel”, sagte Yves verwundert. “Was ist denn los?”
“Du musst kommen Yves. Horace hetzt alle Leute auf. Er fordert mehr Geld. Du weißt schon, er spielt wieder seine alte Leier. Schlimm, aber er hat schon einige Arbeiter auf seine Seite gebracht. Die Meute steht vor Cariols Haus und skandiert blödes Zeug. Von wegen Ausbeuter und so.”

Yves griff nach seinen alten Stiefeln, schlüpfte hinein, nahm den Schlüssel vom Haken und lief hinter Isabel her. Als sie beim Olivenhain von Hélène ankamen, hörten sie gerade noch Horaces letzte Wortfetzen: “. . . und deshalb sorge ich dafür, dass Ihr mehr Geld kriegt.” Der Alte reckte den rechten Arm in die Höhe und die Menge johlte.

Yves trat nach vorne. “Du hast hier überhaupt nichts zu sagen, Horace. Verzieh Dich. Welchen Lohn die Arbeiter bekommen, hast Du ganz sicherlich nicht zu bestimmen.”
“Aber Du, Yves, hä?”
Yves schaute Horace an, er spürte, dass der alte Mann etwas im Schilde führte und wusste nicht recht, was er sagen sollte.
“Hélène bestimmt hier die Löhne”, sagte er nach einer kurzen Pause.
“Hélène, pah!”, sagte Horace verächtlich. Yves bekam eine Gänsehaut. “Deine süße, kleine Hélène liegt im Krankenhaus und wenn ich richtig informiert bin, hat sie andere Sorgen. Ich glaub nicht, dass sie im Moment an die Löhne ihrer Arbeiter denkt.”
“Stimmt, Horace”, sagte Yves. “Aber ganz sicher musst Du Dir jetzt nicht Hélènes Kopf zerbrechen.”
“Tu ich nicht, tu ich nicht, mein Lieber.” Horace Stimme klag triumphierend. “Ich zerbrech’ mir meinen eigenen Kopf.” Horace wandte sich wieder an die Menge und ließ Yves stehen. “Also Leute, in diesem Jahr gibt’s pro Stunde zwei Euro mehr, ich hoffe, das ist in Eurem Sinne.” Der Alte blickte fragend in die Runde und strahlte als die Meute ihm zujubelte.

“Verschwinde, Horace. Du bestimmst hier nichts”, rief Yves.
“Von wegen mein Lieber. Ich bin offiziell bevollmächtigt, die Ernte hier auf dem Gut abzuwickeln. Und ich habe völlig freie Hand.” Er kramte in seiner Jackentasche und zog ein zerknülltes Stück Papier heraus. Er strich es auf seinem Oberschenkel glatt und hielt es Yves unter die Nase. Tatsächlich, es war eine Vollmacht, unterschrieben von Gaston.
Yves holte tief Luft und versuchte sein Entsetzen vor all den Leuten zu verbergen. “Ok, Horace”, sagte er dann. “Vorerst hast Du gewonnen. Du bist schlau, hast diesen Nichtsnutz von Gaston wahrscheinlich so lange belabert, bis er unterschrieben hat. Das war sicherlich nicht schwer. Gaston unterzeichnet alles, wenn er weiß, dass er dann seine Ruhe hat.”

Yves trat einen Schritt vor, wandte sich wieder an die Erntehelfer. “Leute”, rief er laut. “Ihr könnte doch rechnen, oder? Also wisst Ihr ganz genau, dass zwei Euro mehr pro Stunde der sichere Ruin des Gutes Cariol ist. Horace mag das egal sein, er ist so alt, dass er nächstes Jahr bestimmt nicht mehr  dabei ist. Er will jetzt noch mal einen fetten Reibach machen. Aber Ihr! Ihr hattet immer einen netten Zusatzverdienst bei den Cariols. Wollt Ihr den wirklich aufs Spiel setzen? Horace macht sein Geschäft auf Eure Kosten, das ist Euch doch hoffentlich klar, oder?”
“Ach, Yves, halt die Klappe”, rief Horace lachend. “Du hast verloren, also verpfeif Dich.”

Hier geht’s zur Folge 15 von “Olivenzweige”

Olivenzweige, Folge 14; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich

Eine Antwort

  1. och, neeeee, du musst was anderes schreiben !!!!. Sonst fahr ich noch dahin ;)

    sue

Hinterlasse einen Kommentar