Olivenzweige, Folge 13

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Typen wie Gaston braucht echt niemand, oder? Verantwortungslos und selbstsüchtig. Leider kennt bestimmt jeder von Euch solche Leute. Ich tu’s jedenfalls. Kann aber auch was Gutes haben. Dann nämlich, wenn man sie sich zum negativen Vorbild nimmt. Bloß nicht so werden und alles wird gut.

Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Provence, Oliven
“Der Glaube versetzt Berge”, sagte Clarence.
Klavierspielerin, “Berge und Wolken”, Some rights reserved , Quelle: www.piqs.de

“Clarence, sie können gehen!” Yves stand vom Tisch auf und trat an die Spüle. Er legte der Haushälterin die Hand auf die Schulter. “Gehen Sie nach Hause, bitte. Es ist spät.”
“Das ist der letzte Topf”, antwortete Clarence. “Dann bin ich fertig.”
Yves setzte sich wieder an den Tisch und seufzte. “Was täte ich nur ohne Sie, Clarence? Ohne Sie würde ich das alles hier gar nicht schaffen.”

“Ach was, Monsieur. Sie sind stark wie ein Bär. Und sie machen Ihre Sache wunderbar. Seit einer Woche hält Horace sich zurück und die Ernte läuft gut. So viele Oliven hatten wir in der Provence schon seit Jahren nicht mehr.”
“Ja, ja, Sie haben ja Recht.” Yves starrte auf den Tisch. Dann nahm er sein Weinglas und trank einen großen Schluck.
“Ich weiß, Monsieur”, sagte Clarence leise. “Die Sache mit Madame Cariol belastet sie sehr, nicht wahr?”
“Ach, Clarence. Jetzt ist schon mehr als eine Woche vergangen und Hèlenes Zustand hat sich noch immer kein bisschen verändert. Langsam verliere ich den Mut. Ehrlich gesagt, glaube ich nicht mehr daran, dass sich ihre Nieren erholen.”

“So dürfen Sie nicht denken, Monsieur!” Clarence wischte sich die Hände am Geschirrtuch ab und setzte sich zu Yves an den Tisch. Sie nahm seine Hand und hielt sie ganz fest. “Sie müssen daran glauben”, sagte sie. “Der Glaube versetzt Berge. Madame Cariol wird wieder gesund. Ganz bestimmt. Haben Sie Geduld!”
“Danke, Clarence. Sie sind eine gute Seele.” Yves entzog ihr seine Hand. “Aber jetzt müssen sie nach Hause gehen. Ihre Familie wartet sicher schon.”

Die ältere Dame nahm die Küchenschürze ab, hängte sie an den Haken hinter der Tür und griff nach ihrer Tasche auf der Konsole. “Gut, Monsieur. Wenn Sie mich wirklich nicht mehr brauchen, verabschiede ich mich für heute. Morgen früh um sieben bin ich wieder da.”
“Danke Clarence. Bis morgen.” Die Tür fiel hinter der Haushälterin ins Schloss und Yves war allein. Seit Hélène im Krankenhaus war, verbrachte er die Abende immer bei sich zu Hause. Er hatte überhaupt keine Lust, Gaston über den Weg zu laufen. Helènes Bruder hatte bisher noch keinen einzigen Tag bei der Ernte geholfen, noch nicht einmal nach deren Verlauf hatte er sich erkundigt. Jede zweite Nacht schlief ein anderes Mädchen bei ihm, gegen Mittag verließen die Damen meist das Haus. Da aber war Gaston längst draußen auf dem Wasser. Er hatte beim Surfwettbewerb nicht sonderlich gut abgeschnitten, weshalb er meinte, nun noch mehr üben zu müssen.

Yves knipste das Licht aus. Er war hundemüde, das Tagwerk schaffte ihn. Die Arbeit auf dem Feld, die ganze Verantwortung für die Ernte und den Hof, das alles war viel anstrengender als seine Zeit im Verlag seines Vaters. Dort hatte er stundenmäßig sicherlich mehr gearbeitet, geleistet hatte er aber weitaus weniger. Niemals war er abends so müde gewesen.

Yves stieg die Treppen hinauf in sein Schlafzimmer. Er fühlte sich nicht nur erschöpft. Er war niedergeschlagen und deprimiert, Helènes Krankheit ging ihm sehr nahe. Vor allem dass er nichts tun konnte, machte ihn aggressiv. Yves fühlte sich ausgeliefert, dem Schicksal und diesem Arzt, Docteur Leroc, der aus seiner Antipathie ihm gegenüber kein Hehl machte. Egal, was Yves ihn fragte, der Arzt gab ihm eine kurze, fast schon schnippische Antwort. Morgen Nachmittag würde er Helène wieder besuchen, vielleicht gab es ja doch eine gute Nachricht. Drei Tage hatte er sie nicht gesehen und nichts gehört. Yves musste zugeben, dass er regelrecht Bammel vor neuen Hiobsbotschaften gehabt und deswegen nicht in der Klinik angerufen hatte.

Im Schlafzimmer trat Yves ans Fenster und sah hinaus in den Nachthimmel. Die Olivenbäume lagen hell im Mondlicht. Der größte Teil der Ernte war vorbei und ja, Clarence hatte Recht, alles war bestens gelaufen. Was aber würde sein, wenn alle Früchte eingebracht waren, wenn keine Helfer mehr kamen, um ihn abzulenken von seinen trüben Gedanken? Wenn er wieder allein war in seinem Haus und die Hoffnung auf eine Genesung Helènes mehr und mehr schwinden würde?

Yves legte sich aufs Bett und starrte an die Decke. Es dauerte keine Minute und er war  eingeschlafen.

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Olivenzweige, Folge 13; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich

Eine Antwort

  1. Na, hoffen, dass es bald gute Nachrichten gibt, gib Gaston bitte einen Tritt von mir. ;)

    Sue

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