Genau das sind die Momente, in denen Mütter gebraucht werden. Wenn eigentlich außer Frage steht, was zu tun ist, und man sich trotzdem doof anstellt.
“Was ist denn so dringend?” Alexa folgte Lisa in den Garten.
“Bevor ich Frederik sehe, muss ich eines wissen”, sagte Lisa. “Und ich möchte, dass Du mir die Wahrheit sagst.”
Noch während des Frühstücks hatte Lisa Alexa um ein Gespräch unter vier Augen gebeten. Obwohl sie ihr Glück kaum fassen konnte – Frederik war frei und er hatte offenbar Gefühle für sie – wollte sie sich nicht mit ihm einlassen, ohne ihren Verdacht ausgesprochen zu haben.
“Ok”, sagte Alexa. “Lass hören!”
“Ist Ole wirklich tot?”, fragte Lisa unverblümt.
“Natürlich”, antwortete Alexa. “Du weißt, was passiert ist, oder? Hedwig hat Dich doch sicherlich aufgeklärt.”
“Frederiks Vater ist aber anderer Ansicht.”
“Du hast mit dem Alten gesprochen?” Alexa war ehrlich überrascht.
“Ja. Er glaubt, dass Ole sich abgesetzt hat und irgendwo in Dänemark lebt.”
“Wieso in Dänemark?” Alexa legte die Stirn in Falten.
“Frederik überweist jeden Monat eine größere Summe auf ein Konto nach Dänemark.”
Jetzt schwieg Alexa.
“Du wolltest mir die Wahrheit sagen . . .”, fuhr Lisa leise fort.
“Ja, ich weiß. Ich . . ., aber Du darfst es keinem sagen! Sonst bringt sich Ole tatsächlich noch um.”
“Es ist also wahr? Er lebt?”
“Ja. Und endlich kann er das Leben führen, das er sich wünscht. Stell Dir vor, er verkauft seine Bilder und ist richtig erfolgreich damit.”
“Du weißt, wo er ist?”, fragte Lisa.
“Natürlich, ich habe ihn ja vom Schiff geholt. Es war ein perfekter Plan. Ole segelte hinaus, die Koordinaten des Treffpunkts hatten wir sehr genau gewählt. Kaum war es Mitternacht, fuhren Frederik und ich mit dem alten Motorkahn raus aufs Meer und sammelten Ole ein.”
“Wirst Du zu ihm ziehen? Immerhin bist Du mit ihm verheiratet”, fragte Lisa.
“Jetzt, wo ich Brad habe, werde ich wohl die Scheidung einreichen müssen. Ole wird es verstehen.”
“Aber der Alte nicht.” Lisa erinnerte sich an ihren Besuch bei Harald Mörk und schüttelte den Kopf.
“Ihm wird vieles nicht gefallen. Aber die Zeiten, in denen die gesamte Familie nach seiner Pfeife tanzte, sind Gott sei Dank vorbei.”
Lisa atmete tief durch. Eine wahrhaft abenteuerliche Geschichte, in die sie da hineingeraten war.
“Noch eine Frage habe ich”, sagte sie. “Warum ist Frederik nicht selbst zu mir gekommen?”
“Er war sich eben nicht sicher, er kennt Dich ja kaum und weiß wenig vor Dir. In erster Linie hielt ihn das Geheimnis um seinen Bruder davon ab. Er traut den wenigsten Menschen und lässt Nähe nur sehr selten zu. Frederik liebt seine Brüder über alles und ist mehr als glücklich, dass Ole seinem Gefängnis entkommen ist. Das wollte er nicht aufs Spiel setzen.”
Alexa holte ihr Handy aus der Hosentasche und wählte eine Nummer.
“Wen rufst Du an?”, fragte Lisa.
“Frederik. Ich denke, es wird Zeit, dass er nach Steinbek kommt.”
Hier geht’s zur Folge 37 von “Im Fjord der Liebe”
Im Fjord der Liebe, Folge 36; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.
Eine Antwort
sue
Ja, noch eine Folge, du hast aber wieder grandiose Ideen.
Schöne Pfingsten Sue