So, meine Lieben, es bleibt nicht mehr viel zu sagen. Das Ende meines vierten Groschenromans ist da. Die Intrige ist gelüftet, die Böse bestraft, das Liebespaar hat sich gefunden – alles bestens also. Bleibt nur noch der Knüller am Schluss, und der kommt jetzt. Ich hoffe, das Lesen hat Euch Spaß gemacht und ihr habt Euch gut unterhalten gefühlt. Schaut in ein paar Tagen wieder rein, dann beginnt ein neuer Liebesroman und der wird so kitschig, dass es trieft. Versprochen!
Als Judith am nächsten Morgen ins Labor kam, war Vera schon da. Sie räumte ihren Schreibtisch, warf abwechselnd Dinge in den Papierkorb und in einen großen Karton, der auf dem Boden stand. Viel war es nicht, was in der Kiste landete. Offenbar hatte Vera wenig Privates in ihrem Schreibtisch verwahrt. Wer weiß, dachte Judith. Vielleicht wäre man ihr sonst schneller auf die Schliche gekommen.
Judith schaltete ihren Computer an und war regelrecht erleichtert, als ihr Telefon klingelte. “Hallo Schatz!” Es war Nick. “Der alte Breimeier will uns beide sehen. Jetzt gleich. Es klang, als hätte er uns etwas Wichtiges zu sagen.” “Was könnte das sein?”, fragte Judith. “Ich habe keine Ahnung”, sagte Nick. Er lachte. “Vielleicht ist er so sehr von uns überzeugt, dass er uns die Geschäftsführung anbieten will. Verständlich wäre es ja. Immerhin sind wir seine besten Mitarbeiter.” Judith schüttelte den Kopf. “Du und Deine Hybris”, sagte sie. “Dann sehen wir uns gleich oben.” “Aha”, sagte Vera und blickte von ihrem Karton auf. “Hast Du eine Audienz beim großen Patron?” Judith ging nicht darauf ein. “Auf Wiedersehen Vera, mach’s gut!”, sagte sie nur, verließ den Raum und machte sich auf den Weg in Breimeiers Büro.
Der Alte stand am Fenster. Als Nick und Judith eintraten, drehte er sich um. “Da sind ja meine beiden besten Mitarbeiter”, sagte er mit ehrlicher Freude. “Kommen Sie doch bitte, setzen wir uns.” Er ging zur Sitzecke, auf deren Tisch bereits eine eiskalte Flasche Sekt und drei Gläser standen. “Judith”, sagte Breimeier. “Zunächst muss ich mich bei Ihnen entschuldigen. Ich habe sie völlig zu Unrecht verdächtigt, habe mich dazu hinreißen lassen, Gerüchte und Unwahrheiten ungeprüft zu glauben. Das ist unverzeihlich. Aber ich hoffe, Sie verzeihen mir trotzdem.” Er schenkte Judith ein entwaffnendes Lächeln und fuhr fort: “Was ich heute mit Ihnen besprechen möchte, wird sie vermutlich sehr überraschen.” Er holte tief Luft. “Wie Sie ja sicherlich selbst bereits bemerkt haben, hat sich mein Sohn Sunny was die Geschäftsführung angeht nicht mit Ruhm bekleckert. Kurz gesagt, er hat keine Ahnung, wie man eine Firma angemessen leitet. Hinzukommt, dass er nicht mit Geld umgehen kann und auch sonst auf den Ernst des Lebens pfeift. Ich habe das schon lange gesehen, mangels Alternative aber nichts unternommen.” Breimeier schaute in die Runde. “Das hat sich jetzt geändert. Der durchschlagende Erfolg von ‘La Douceur d’eau’ hat mir gezeigt, wo die wahren Experten in meinem Unternehmen sitzen. Ich möchte Ihnen beiden die Geschäftsführung anbieten. Sie beide als Team, Marketing und Produktentwicklung als Unternehmensleitung. Ich wundere mich nur, warum mir diese Idee nicht schon früher gekommen ist.” Breimeier nahm die Sektflasche und nestelte an ihrem Verschluss herum. “Und, was sagen Sie?”
Nick und Judith wussten beide nicht, was sie sagen sollten. Im Grunde war es ein Angebot, das sie nicht ausschlagen konnten. Judith fasste sich als erstes. “Aber was wird denn dann aus Sunny?”, fragte sie ein wenig unsicher. “Ach”, antwortete der Alte. “Für Sunny wird gesorgt. Dem überweise ich jeden Monat eine ordentliche Apanage und ich weiß, ich könnte ihn nicht glücklicher machen. Ich denke, er wird sich in St. Tropez oder auf Marbella niederlassen.” Nick räusperte sich. “Herr Breimeier, Ihr Angebot ehrt uns sehr. Ich denke, ich kann auch in Deinem Namen sprechen, oder Schatz?” Er sah Judith fragend an. Sie nickte nur. “Und natürlich nehmen wir es an. Wann bietet sich eine solche Chance, ein blühendes Unternehmen in die Zukunft zu führen. Herzlichen Dank für Ihr Vertrauen.”
Breimeier hatte es endlich geschafft, die Flasche zu öffnen. “Na dann ist ja jetzt der richtige Augenblick für einen edlen Tropfen”, sagte er und goss die Gläser ein. Er hob seines und betrachtete seine neuen Geschäftsführer. “Ich heiße übrigens Stanislaus”, sagte er feierlich. “Es würde mich freuen, wenn wir uns künftig duzen würden.” Sie stießen an und das Klingen des Kristalls zerstreute all ihre Zweifel. Judith und Nick waren angekommen im Bayrischen Wald.
Herzschmerz hautnah, Folge 24, ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.
2 Antworten
bea
Ein sehr schöner Roman. Auch von mir ein herzliches Dankeschön. Bin gespannt, was Dir wieder schönes und spannendes eingefallen ist. LG Bea
sue
Vielen, vielen Dank. Es ist eine schöner runder Abschluss. Ich bin auch glücklich. Danke Dir.
Und natürlich sitze ich schon in den Startlöchern und bin gespannt auf deinen neuen Roman.
LG Sue