Eine Woche ist ganz schön lang bis zur nächsten Folge, ich weiß. Aber zwei Folgen pro Woche schaffe ich einfach nicht im Moment. Trotzdem, wäre schön, wenn Ihr dranbleiben würdet.
“Hallo Fräulein Pichler!” Mitzi erschrak, richtete sich auf, das Kopfkissen noch in der Hand und drehte sich um. Max Ludenhoff stand in der Zimmertür und lachte sie an.
“Oh, hallo, Herr Ludenhoff”, sagte Mitzi schüchtern. Was wollte denn der Chef von ihr? Hatte sie einen Fehler gemacht? Hatte sich die Reitinger beschwert?
“Nun schauen Sie doch nicht so ängstlich.” Max Ludenhoff trat näher. “Es ist nichts passiert, keine Panik. Ich habe eben dem Gast von 215 eine Zeitung gebracht und dachte mir, ich schaue mal, ob sie heute Dienst haben.”
“Ah”, sagte Mitzi und wandte sich wieder ihrer Arbeit zu.
Ihr war plötzlich heiß geworden. Max Ludenhoff sah unverschämt gut aus, in dem weißen Hemd und der legeren Jeans. Er konnte keine Ahnung davon haben, dass er ihr bereits zwei schlaflose Nächte beschert hatte. Immer wieder war sein Gesicht vor ihrem inneren Auge aufgetaucht, hatte sie angelacht und angesteckt mit seiner Fröhlichkeit und ihr den Schlaf geraubt. Schon heute bedeutete er ihr mehr als es gut war, warum stand er jetzt hier in der Tür und stattete ihr einen Besuch ab?
“Hat sich Frau Reitinger beklagt wegen neulich?”
“Nein”, sagte Mitzi. “Ich habe nichts von ihr gehört.” Das stimmte nicht ganz. Zwar hatte die Alte nichts zu den Vorkommnissen in Zimmer 211 gesagt. Aber seit sie wusste, dass Mitzi ihre Arbeitszeit mit Max Ludenhoff in dessen Büro sitzend verbracht hatte, ließ sie kein gutes Haar mehr an ihr. Mit donnernder Stimme erteilte sie die Befehle. Wenn Mitzi ein Fehler unterlief, hatte die Reitinger nur ironische Bemerkungen für sie übrig. Die Alte fand offenbar, dass Mitzi die Sonderbehandlung durch den Chef nicht verdient hatte.
“Das ist gut”, sagte Max Ludenhoff. “Und wie steht es mit ihrem temperamentvollen Verehrer?”
Toni! Mein Gott, den hatte Mitzi ja völlig vergessen. “Nein, von ihm hab ich auch nichts gehört”, sagte sie einsilbig.
“Gut. Ich hatte schon befürchtet, dass er seine Niederlage nicht einfach so wegstecken würde.”
“Toni ist unberechenbar. Es kann sein, dass er morgen wieder aufkreuzt.”
“Dann rufen Sie mich einfach”, sagte Max Ludenhoff und lachte. “Ich werfe ihn gern ein zweites Mal raus.”
Mitzi wagte nicht, Max anzusehen. Geschäftig beugte sie sich über die Betten und zog die Laken stramm. Er sollte nicht sehen, wie sehr er sie mittlerweile aus der Fassung brachte. Aber er gab nicht auf.
“Da es heute keinen Grund für einen Schnaps gibt . . . Hätten Sie nicht Lust, mit mir zu Mittag zu essen?”
Jetzt sah Mitzi auf. Was wollte er von ihr? Konnte er sich nicht vorstellen, dass es ein riesiges Gerede geben würde, wenn er sich mit einem Zimmermädchen zeigen würde? Hatte er keine Freundin? “Ja, sehr gerne”, sagte sie.
“Gut, wann endet Ihr Dienst? Wir wollen ja Frau Reitinger kein zweites Mal verärgern.” Der Schalk blitzte aus seinen blauen Augen.
“Um 13 Uhr.”
“Dann treffen wir uns um Viertel nach eins in meinem Büro.” Er schaute sie von oben bis unten an. “Nicht, dass Ihnen die Zimmermädchen-Tracht nicht steht . . . Sie haben doch sicher noch etwas anderes zum Anziehen dabei, oder?”
Jetzt musste Mitzi laut lachen. “Natürlich. Keine Angst, ich ziehe mich vorher um. Obwohl mir die Dienstkleidung ausnehmend gut gefällt.” Er brachte sie immer wieder zum Lachen, das gefiel ihr.
“Prima. Bis später also.” Und schon war er fort. Mitzi schüttelte die Kissen auf und faltete Decken und Handtücher wie sie es gelernt hatte.
“Sag mal, war das eben nicht der Chef?” Sandrine, Mitzis Kollegin, sah ins Zimmer.
“Ja, warum?”
“Ihr habt gelacht wie ein verliebtes Pärchen. Wenn ich nicht wüsste, dass er mit der furchtbaren Freifrau zu Krumau verlobt ist, würde ich mir glatt was denken.”
“Verlobt?” Mitzi traf es wie ein Blitz.
Sie senkte den Kopf. Sandrine sollte ihre Enttäuschung nicht sehen. Was hatte sie sich nur eingebildet? Wie hatte sie nur so dumm sein können? Es war doch klar, dass ein Mann wie Max nicht ungebunden war. Wahrscheinlich suchte er nur ein Abenteuer und da kam ihm ein kleines Zimmermädchen gerade recht.
“Ja, eine olle Ziege”, sagte Sandrine. “Mit der ist er doch schon seit etlichen Jahren verbandelt. Ständig schleicht sie durchs Hotel und kommandiert die Leute rum. Aber heiraten, nee, heiraten tun sie nicht. Irgendwas ist da komisch. Das sag ich schon lang.”
“Elisabeth von Krumau? Ist das nicht diese Reiterin?”, fragte Mitzi.
“Ja, eine Adlige hoch zu Ross”, sagte Sandrine schnippisch. “Erst kürzlich hat sie wieder einen Preis geholt.”
Eine erfolgreiche Reiterin also. Und sie war nur eine Studentin, ein Zimmermädchen. Nein! Mitzi war plötzlich sehr entschlossen. Nein! Sie würde sich nicht benutzen lassen von einem reich geborenen Sohn, der sich von seiner Freundin kurzzeitig gelangweilt fühlte. Das hatte sie nicht nötig.
Mitzi schaute sich noch einmal im Zimmer um. Es war alles in Ordnung. Sie trat auf den Gang, schloss die Tür und ging, den Wäschewagen schiebend, zum Aufzug.
Hier geht’s zu Folge 14 von “Grandhotel Herz”.
Grandhotel Herz, Folge 13; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.
Eine Antwort
Sue
oh, oh . mir schwant schlimmes… Sue