groschenromanblog.de Herzschmerz als Fortsetzungsroman Wed, 23 Dec 2015 10:27:02 +0000 de-DE hourly 1 Groschenromanblog wünscht Frohes Fest /froehliche-weihnachten/ /froehliche-weihnachten/#comments Wed, 23 Dec 2015 10:20:01 +0000 /?p=3991 weiterlesen]]>
rentierbündel Liebe Fans vom Groschenromanblog,

ich wünsche Euch und Euren Lieben eine frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins Jahr 2016. Vielen Dank für Eure Treue über nun doch schon drei ganze Jahre. Ich weiß, ich war in letzter Zeit ein wenig nachlässig mit dem Schreiben der Fortsetzungsfolgen von “Grandhotel Herz”, aber ich gelobe Besserung fürs neue Jahr. Dann werdet Ihr auf jeden Fall erfahren, ob die Geschichte von Max und Mitzi ein Happy End erfährt. Na, was glaubt Ihr wohl, wie es ausgeht?

Herzliche Grüße und bis dann im neuen Jahr!

]]>
/froehliche-weihnachten/feed/ 0
Ein Groschenroman-Sammelband zum Fest /ein-groschenroman-sammelband-zum-fest/ /ein-groschenroman-sammelband-zum-fest/#comments Thu, 26 Nov 2015 17:26:23 +0000 /?p=3961 weiterlesen]]>

Was gibt es passenderes zum Fest der Liebe als einen Sammelband mit Liebesromanen? “Ein Bündel Liebe” heißt die Weihnachtsedition aus den drei Groschenromanen “Liebe auf Gut Ihringheim”, “Die Liebe kommt im Karohemd” und “Auf dem Gipfel wohnt die Liebe”. Gerade noch rechtzeitig ist sie als Printbuch (mein erstes übrigens!) erschienen und für 8,99 Euro überall im Buchhandel erhältlich. Schleifchen drum und unter den Tannenbaum gelegt – fertig ist das perfekte Geschenk. “Ein Bündel Liebe” gibt es natürlich auch als Ebook – für 3,49 Euro.

Bestellen Sie rechtzeitig!

]]>
/ein-groschenroman-sammelband-zum-fest/feed/ 0
Grandhotel Herz, Folge 28 /grandhotel-herz-folge-28/ /grandhotel-herz-folge-28/#comments Sun, 22 Nov 2015 16:03:36 +0000 /?p=3951 weiterlesen]]> Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Wien, Grandhotel

“Verschonen Sie mich mit Lilien. Das sind Friedhofsblumen, völlig unpassend für eine Hochzeit.” Elisabeth warf der jungen Floristin einen strafenden Blick zu.
melgis, “weiße Lilien”, Some rights reserved, Quelle: www.piqs.de

“Was meinst Du, Schatz? Weiße Rosen sind doch immer noch die schönsten Blumen für eine Hochzeit, oder?”
Elisabeth ging durch die großen Außenanlagen der Gärtnerei. Gab hier einen Kommentar und dort, während die Floristin versuchte, neben ihr Schritt zu halten. Die Blumenarrangements wollten genau ausgesucht werden, hatte sie Max erklärt. Denn sie würden den Stil der Feier prägen.

Elisabeth war ganz in ihrem Element. Seit Tagen befand sie sich in den Hochzeitsvorbereitungen. Ihr Bemühen kam einem Rausch gleich. Sie pendelte zwischen Schneider, Hutmacher, Pfarrer und Koch. Ihre neueste Idee war ein halbstündiges Feuerwerk, dass am Himmel über ganz Wien zu sehen sein sollte. Max bremste sie nicht. Solange sie den Fokus nicht auf ihn richtete, war ihm alles recht.

Dass Max alles andere als euphorisch war, dass er von all diesem Hochzeitskram am liebsten überhaupt nichts wissen wollte, ignorierte Elisabeth geflissentlich. Sie hatte Max Ludenhoff, den Erben des großen Grandhotels, in den Fängen und damit ihr Ziel erreicht.
“Du wirst schon sehen, mein Lieber”, hatte sie gesagt, “mich zu heiraten, ist das Beste für Dich. Die Liebe wird zurückkommen. Irgendwann wirst Du das kleine Zimmermädchen vergessen haben.”

Max hingegen war sich da nicht so sicher. Es verging keine Minute, in der er nicht an Mitzi dachte, ihr schönes Gesicht vor Augen hatte, die Berührung ihrer Hände spürte. Wieder und wieder sah er ihre Augen vor sich, aus denen sekundenschnell alle Freude gewichen war. Das Ende ihrer Liebe hatte sie unendlich getroffen. Wie sollte er diese Frau jemals vergessen?

“Max, hallo! Wo bist Du denn mit Deinen Gedanken? Man könnte meinen, unsere Hochzeit interessiere Dich gar nicht.”
“Bitte?”
“Was sagst Du zu weißen Rosen?”
“Ja, gut. Finde ich gut. . .”, antwortete Max abwesend.
“Wir könnten die Rosen mit weißen Lilien kombinieren?”, schlug die Floristin vor.
“Nein, oh nein. Verschonen Sie mich mit Lilien. Das sind Friedhofsblumen, völlig unpassend für eine Hochzeit.” Elisabeth warf der jungen Floristin einen strafenden Blick zu und schüttelte entrüstet den Kopf. Allein die Idee beleidigte offenbar ihr Stilgefühl. Die Floristin überhörte Elisabeths arroganten und zurechtweisenden Ton. Der Kunde war König, das hatte sie gleich zu Beginn ihrer Lehrzeit gelernt. Max aber war das Benehmen seiner Verlobten peinlich. Sie behandelte andere Menschen prinzipiell wie Angestellte, auf deren Befindlichkeiten in keinster Weise Rücksicht zu nehmen war.

“Ich finde Lilien sehr schön”, hörte Max sich sagen und bereute es sofort.
“Max, bitte! Du leidest doch wohl nicht an Geschmacksverirrung?”
Nur einen kurzen Moment sah die Floristin Max an. Mitleid lag in ihrem Blick. Das war zuviel. Max hatte genug und wandte sich zur Tür.
“Am besten, Du suchst die Blumen allein aus. Ich hab ohnehin noch einiges zu erledigen. Wir sehen uns zum Abendessen im Hotel. Auf Wiedersehen.”
Er nickte der Floristin kurz zu und trat schnell aus dem Laden. Als er draußen war, atmete er tief durch, und entfernte sich raschen Schrittes. Dieser Floristin wollte er nicht noch einmal unter die Augen treten müssen. Mitleid hatte er nicht nötig. Oder doch?

War es richtig gewesen, Mitzi für seinen Vater zu opfern? Rücksicht zu nehmen auf denjenigen, der ihn und seine Mutter übelst und mit weitreichenden Folgen betrogen hatte? Während er sich nach Mitzi verzehrte, lebte sein alter Herr unbehelligt weiter, spielte den Grandseigneur und zeigte sich wenig schuldbewusst. Die Situation war schwer zu ertragen. Max lief weiter die Kärtnerstraße hinunter, ohne auch nur einen Blick in die schönen und noblen Geschäfts zu werfen. Er war immer gerne einkaufen gegangen, hatte das Privileg genossen, sich fast alles leisten zu können. Jetzt hatte er jegliches Interesse verloren.

Seit dem Nachmittag an der Donau hatte er Mitzi nicht mehr gesehen. Er zwang sich, nicht in den Dienstplan der Zimmermädchen zu schauen, obwohl es ihm schwer fiel. Es wären nur qualvolle Minuten für sie beide, wenn er Mitzi bei der Arbeit aufsuchen würde. Er hatte keine andere Wahl. Er würde Elisabeth heiraten müssen. Eine grauenvolle Vorstellung.

Grandhotel Herz, Folge 28; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

]]>
/grandhotel-herz-folge-28/feed/ 0
Neu: Der Provence-Groschenroman als Ebook /der-berg-groschenroman-als-ebook/ /der-berg-groschenroman-als-ebook/#comments Sun, 25 Oct 2015 04:25:21 +0000 /?p=3712 weiterlesen]]>

Ebook-Cover Olivenzweige mit Schrift

Mein vierter Groschenroman ist als Ebook erschienen. “Olivenzweige” spielt in der Provence; Oliven, Olivenbäume und die Liebe spielen dabei die Hauptrolle. Und ein altes Familiengeheimnis, das grade noch rechtzeitig fürs Happy End ans Licht kommt. Kaufen könnt Ihr das Werk (wie auch schon “Liebe auf Gut Ihringheim”, “Die Liebe kommt im Karohemd” und “Auf dem Gipfel wohnt die Liebe”) in den Apple ITunes, bei Google Play und bei Amazon sowie in allen anderen Online-Shops, die elektronische Bücher verkaufen. Ich finde, es ist die ideale Lektüre, wenn die Abende kühler werden  – herzerwärmend, schnulzig und garantiert mit Happy End! Ich wünsch Euch viel, viel Spaß beim Lesen!

]]>
/der-berg-groschenroman-als-ebook/feed/ 0
Grandhotel Herz, Folge 27 /grandhotel-herz-folge-27/ /grandhotel-herz-folge-27/#comments Wed, 21 Oct 2015 04:51:44 +0000 /?p=3939 weiterlesen]]> Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Wien, Grandhotel

Da stand sie neben ihrem Fahrrad.
tululli, “Sanctuario”, Some rights reserved , Quelle: www.piqs.de

Max ließ den Wagen ausrollen und stellte den Motor ab. Wie lange war er nicht mehr hier draußen an der Donau gewesen? Es war schön hier unter den schattigen Bäumen des Parkplatzes. Der Blick auf den Fluss war herrlich, im Wasser spiegelte sich die untergehende Sonne. Max stieg aus und setzte sich ins Gras am Ufer. Trotz des warmen Frühlingsabends, war der Ort wenig bevölkert. Ein Liebespaar saß auf einer Bank, eine ältere Dame führte ihren Beagle spazieren.

Er war früh dran. Mitzi würde erst in einer halben Stunde kommen. Das gab ihm ein bisschen Zeit, um den schwersten Schritt seines Lebens zu tun. Er würde ihr sagen müssen, dass das, was gerade zwischen ihnen begonnen hatte, bereits wieder vorbei war. Der Gedanke daran machte ihm das Herz unendlich schwer, aber er sah keine andere Möglichkeit. Sein Vater hatte ihn angefleht, die Angelegenheit mit Nadja diskret zu behandeln. Er habe sie damals geopfert, um seine gesellschaftliche Stellung nicht zu gefährden, hatte der alte Herr gesagt. Wenn nun, nach so langer Zeit, doch alles ans Licht käme, wäre er doppelt gestraft. Max hatte nur mit dem Kopf genickt und seinen Vater aus dem Büro geleitet.

Jetzt war es an ihm, eine große Liebe zu opfern. Die Familie und das Hotel standen an erster Stelle, das hatten die Eltern Max von Kindesbeinen an eingeimpft. Was das bedeutete war ihm spätestens klar geworden, als sein Bruder Carl mit Gabriella durchgebrannt war. Einer Frau unter Stand und Bildung, die die Eltern nie würde akzeptieren können. Auch jetzt nicht, nachdem die beiden verheiratet waren und drei gemeinsame Kinder hatten. Mutter und Vater erwarteten von ihm absolute Loyalität, da machten sie keine Kompromisse. Und er, Max, würde sich fügen. Er würde Elisabeth heiraten, die ihn erpresste und die er dafür hasste.

Max sah hinüber zu dem Liebespaar auf der Bank. Die beiden turtelten, neckten sich, küssten sich immer wieder. Sie waren ganz ineinander versunken und sich selbst genug. Warum war ihm ein solches Glück nicht vergönnt? Warum war er gezwungen, sein Leben mit einer Frau wie Elisabeth verbringen? Warum musste er Mitzi Adieu sagen, obwohl er doch wusste, dass es falsch war?

“Hallo Max!”, hörte er von hinten eine vertraute Stimme.
Er drehte sich um. Sie stand neben ihrem Fahrrad und lachte ihn an.
“Hallo Mitzi!” Max stand auf und ging ihr entgegen. Sie warf das Fahrrad ins Gras und sprang in seine Arme. Er küsste sie lange und innig.
“Ist das schön, Dich zu sehen”, hauchte er und sah wie sie strahlte. Ein Stich ging durch sein Herz.
“Komm, setzen wir uns ans Ufer.”
Er führte sie an die Stelle, wo er zuvor allein gesessen hatte.
“Ich bin froh, dass Du Dich heute gemeldet hast”, sagte Mitzi. “Ehrlich gesagt, hatte ich größte Befürchtungen, weil ich so lange nichts von Dir gehört habe.” Sie strich ihm über die Hand. “Was wolltest Du denn so dringendes mit mir besprechen?”

Er sah ihr ins Gesicht. Die feine Nase, die lachenden Augen, der sinnliche Mund. All das liebte er so sehr. Das Schicksal konnte unermesslich grausam sein.
“Meine Liebste”, begann Max und die Stimme drohte ihm zu versagen.
Sie blickte ihm erwartungsvoll in die Augen.
“Ich weiß nicht, wie ich es Dir sagen soll. Es fällt mir so unendlich schwer.”
“Was denn, Max?”
“Es geht einfach nicht.”
“Was geht nicht?”
“Wir können nicht zusammen sein.”

Die Erwartung in ihrem Blick verschwand. Hoffnungslosigkeit machte sich breit. Sie ließ seine Hand los und starrte auf den Boden.
“Das hab ich mir schon gedacht”, flüsterte sie.
“Glaub mir, ich möchte nichts lieber, als mein Leben mit Dir zu verbringen”, rief er verzweifelt. “Aber es geht nicht.”
Mitzi sah ihn nicht an. Er sollte nicht sehen, wie enttäuscht, wie getroffen, wie traurig sie über diese Nachricht war.

“Mein Vater legt größten Wert darauf, dass ich Elisabeth heirate. Er plant ein neues, sehr kostspieliges Geschäftsprojekt, bei dessen Realisierung er auf Elisabeths Einfluss und auch ihr Vermögen angewiesen ist. Mitzi, wenn wir zusammen bleiben würden, hätten wir nichts. Wovon sollten wir leben? Wohin sollten wir gehen?”
Mitzi riss zwei Grashalme aus und knotete sie aneinander. Dann sah sie ihn an.
“Wenn man sich liebt, ist alles andere egal. Das weißt Du so gut wie ich. Ich liebe Dich und ich würde überall mit Dir hingehen. Ich würde mit Dir unter dem Sternenzelt schlafen und von der Hand in den Mund leben, wenn es sein muss.”

Sie holte tief Luft, um ihre maßlose Enttäuschung zu unterdrücken.
“Aber ich kann verstehen, dass Du anders denkst. Du kommst aus einer anderen Welt, in der Geld, Macht und Ansehen eine große Rolle spielen. Ich kann nicht erwarten, dass Du das alles hinter Dir lässt. Du würdest vermutlich nicht glücklich werden. Und dann wäre ich es auch nicht.”
Wie recht sie hatte. Er war ein Verräter. Wie sollte er jemals wieder in den Spiegel schauen? Er hatte ihre große Liebe verraten für . . . Ja, wofür eigentlich?
“Mitzi . . .” Er nahm ihre Hand.
“Nein, Max, bitte. Lass mich jetzt gehen. Ich habe verstanden.”

Sie stand auf, strich ihren Rock glatt und ging langsam zu ihrem Fahrrad. Max drängte es, ihr hinterher zu gehen, alles zurück zu nehmen, was er gerade gesagt hatte. Aber er blieb sitzen, schwieg und sah ihr nach. Sah ihre hängenden Schultern, sah wie sie auf ihr Fahrrad stieg und davonfuhr. Wie sollte er nur ohne sie weiterleben?

Hier geht’s zu Folge 28 von “Grandhotel Herz”.

Grandhotel Herz, Folge 27; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

]]>
/grandhotel-herz-folge-27/feed/ 0
Grandhotel Herz, Folge 26 /grandhotel-herz-folge-26/ /grandhotel-herz-folge-26/#comments Wed, 14 Oct 2015 05:29:11 +0000 /?p=3930 weiterlesen]]> Wahrscheinlich hatte Max kalte Füße bekommen. fotomomente_naujoks, "Maniküre", Some rights reserved, Quelle: www.piqs.de

Wahrscheinlich hatte Max kalte Füße bekommen.
fotomomente_naujoks, “Maniküre”, Some rights reserved , Quelle: www.piqs.de

Mitzi schüttelte das Kopfkissen auf, legte es aufs Bett und strich den Bezug glatt. Dann stopfte sie die Enden der Bettdecke unter die Matratze und trat einen Schritt zurück. Ja, so musste das perfekt gemachte Bett im Grandhotel Herz aussehen. Sie nahm Eimer und Putzzeug und ging ins Bad. Vor den Waschbecken und Toiletten graute ihr am meisten, aber in dieser Suite schien es ganz ordentlich zugegangen zu sein. Vermutlich hatte ein einzelner Gast sie bewohnt, dann hielt sich der Dreck in Grenzen.

Mitzi blickte in den Spiegel und erschrak. Üble schwarze Ringe zeichneten sich unter ihren Augen ab. Kein Wunder, seit zwei Nächten hatte sie kaum geschlafen. Max hatte sich nicht mehr gemeldet seit dem Nachmittag in seinem Büro, an dem er davon gesprochen hatte, Elisabeth zu verlassen. Er hat wohl kalte Füße bekommen, dachte Mitzi. Obwohl sich alles so richtig angefühlt hatte und sie sich sicher war, dass er tiefe Gefühle für sie empfand. Sie hatte es gespürt in seinen Umarmungen und seinen Küssen. Was war nur geschehen?

“Hallo Du Träumerin? Wenn die alte Reitinger sieht, dass Du Dich lieber im Spiegel betrachtest anstatt zu schrubben, macht sie Dir die Hölle heiß.” Sandrine blickte ins Badezimmer und lachte Mitzi freundlich an. Die Kollegin war ihr in der kurzen Zeit zu einer echten Freundin geworden.
“Mein Gott, Mitzi, wie siehst Du denn aus?”, fragte Sandrine und wich erschreckt zurück.”Ist etwas passiert?”
“Nein, es ist nichts.”
Aber Sandrine konnte sie nichts vormachen.
“Du hast nicht geschlafen, oder? Was treibt Dich um? Erzähl es mir, komm! Vielleicht geht es Dir dann besser.”
“Nein, so gerne ich es erzählen würde. Ich kann nicht.”
“Es geht um einen Mann, richtig?”

Mitzi schwieg und begann, das Waschbecken zu putzen. Sollte sie Sandrine in ihr Geheimnis einweihen? Sollte sie ihr beichten, dass sie auf den Juniorchef hereingefallen war? Dass sie so dumm war, zu glauben, dieser Mann würde seine Verlobte für sie verlassen? Was würde Sandrine von ihr denken?
“Nun komm schon, Mitzi. Ich sehe doch, dass es Dir nicht gut geht.”
“Sandrine bitte. Dränge mich nicht. Es ist alles sehr kompliziert.”
“Liebesdinge sind immer kompliziert. Aber es . . .”
“Was ist denn hier los? Sprechstunde?” Die Stimme der alten Reitinger donnerte durch die Suite. “Habt Ihr dummen Puten nichts besseres zu tun als zu ratschen? Ihr seid hier zum Arbeiten, verstanden? Ansonsten könnt Ihr Euch den Monatsscheck an den Hut stecken.”

Das erste Mal seit sie im Grandhotel Herz arbeitete, war Mitzi froh über das Erscheinen von Frau Reitinger. Sandrine verschwand ohne ein weiteres Wort im Nebenzimmer und sie selbst hörte sich mit gesenktem Kopf die Tiraden der Chefin an.
“Immer eine Extrawurst, Fräulein Pichler. Sie glauben wohl, Sie sind etwas besseres, nur weil sie Medizin studieren wollen und nebenbei mit dem Chef poussieren. Aber so etwas zieht bei mir nicht. Dass das klar ist. Bei mir nicht.”

Damit verschwand der alte Drachen und ließ Mitzi ratlos zurück. Wusste die Reitinger Bescheid? Und womöglich noch andere Mitarbeiter im Hotel? Waren Max und sie etwa unvorsichtig gewesen? Das konnte nicht sein, sie waren sich doch nur einmal in seinem Büro näher gekommen. Und da waren sie allein gewesen.

Mitzi polierte die Armaturen der Badewanne. Die Reitinger sollte ihr nichts nachsagen können. Sie brauchte den Job, egal, was aus ihrer Liebe zu Max wurde. Sie würde nicht hinschmeißen. Nein, so dumm war sie nicht.

Hier geht’s zu Folge 27 von “Grandhotel Herz”.

Grandhotel Herz, Folge 26; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

]]>
/grandhotel-herz-folge-26/feed/ 0
Realsatire mit Eplus Fortsetzung . . . /realsatire-mit-eplus-fortsetzung/ /realsatire-mit-eplus-fortsetzung/#comments Wed, 07 Oct 2015 12:31:31 +0000 /?p=3928 weiterlesen]]> . . . und hoffentlich Ende.

Ich nehme an, mein Schreiben vom Wochenende, in dem ich mit juristischen Schritten gedroht habe, ist bei Eplus eingegangen. Jedenfalls hat mich heute ein netter Herr angerufen und meinte, es sei ja wohl einiges falsch gelaufen und wie er mir helfen könne. Kann es kaum glauben, ist aber wahr: er hat mir eine Festnetznummer gegeben, auf der ich ihn werktags immer erreichen kann.

Falls wieder was mit meinem Handy ist. Denn das muss ich natürlich trotzdem nochmal zur Reparatur einschicken . . .

]]>
/realsatire-mit-eplus-fortsetzung/feed/ 0
Realsatire mit Eplus /realsatire-mit-eplus/ /realsatire-mit-eplus/#comments Tue, 06 Oct 2015 16:30:51 +0000 /?p=3902 weiterlesen]]> Realsatire mit Eplus Was hab ich mich gefreut als ich mein nagelneues Iphone 6 gekriegt hab. Vor allem, weil man mir bei Eplus ein echt megagutes Angebot gemacht hat.

Weniger erfreulich war die Tatsache, dass nach vier Monaten der Akku des neuen Supergeräts heiß wurde. So heiß, dass beim Telefonieren akkute Ohrmuschelverbrennung drohte. Also bin ich zum Shop und hab das Gerät einschicken lassen. Schlappe vier Wochen hat es gedauert bis es zurückkam. Was wohl auch daran lag, dass ich noch nie was von der “Find my iphone”-Funktion gehört hatte. Die muss ausgeschaltet sein, sonst kann niemand (also echt niemand, auch die Leute von Apple nicht) was an dem Telefon machen. Wie ich sie ausschalte, hat mir ein nette Dame von Eplus echt idiotensicher erklärt und nach vier (!!) Wochen war das Schmuckstück wieder in meinen Händen.

Ich hab relativ schnell gemerkt, dass der Akku nicht repariert war. Jedenfalls wurde er gleich in der ersten halben Stunde wieder heiß. Und mit heiß meine ich heiß. Also hab ich ein Päckchen gepackt, mir den Weg zum Shop gespart und das Iphone direkt zum Reparaturservice von Eplus geschickt. Einen Tag später erhielt ich eine SMS, das Gerät sei angekommen und ich solle mich doch bitte noch gedulden. Nett, oder?

Nach zwei Wochen Funktstille hab ich zum ersten Mal angerufen.Bei Apple könne es schon mal länger dauern, hieß es bei Eplus. Eine Woche später – identische Antwort. Eine weitere Woche später – identische Antwort. Könnt Ihr verstehen, dass ich langsam sauer wurde? Mittlerweile war ich sechs Wochen ohne Handy. Naja, stimmt nicht ganz. Zum Glück hab ich mein altes Iphone 4, das nach fast fünf Jahren immer noch funktioniert wie ne Eins. Auch der Akku.

Beim Kundenservice und der Reparaturstelle von Eplus wurden sie angesichts meiner wachsenden Ungeduld übrigens genauso sauer wie ich. Ich solle doch selbst bei Apple anrufen, sagte mir eine Eplus-Dame recht unwirsch. Hab ich gemacht und Unglaubliches erfahren: Das Handy ist dort nie registriert worden. Und woran lag’s? Na klar, Mann! An der “Find my iphone”-Funktion, die sich bei meinem kurzen Versuch, das Telefon nach der ersten Reparatur wieder in Gang zu bringen, wieder eingeschaltet haben muss. Der Apple-Service-Mann war so nett, sie dann mit mir zusammen wieder auszuschalten. Trotzdem: Er konnte nicht nachvollziehen, wo sich mein Handy befand. Ich müsse mich an Eplus wenden.

Tja, was nun? Iphone weg, niemand hilft. Shit!

Das war am Freitag. Heute hat der Postbote ein Päckchen von Eplus gebracht. Juhu, da war mein Telefon drin. Zusammen mit einem Schreiben: “Sie erhalten das Gerät in unverändertem Zustand zurück, da die Option “Find my iphone” aktiviert ist”.  Es handle sich damit um keinen Gewährleistungsfall,  weshalb sie mir 19,50 Euro Bearbeitungsgebühr in Rechnung stellen würden. Die Dame beim Reparaturservice erklärte mir daraufhin am Telefon, dass es doch ganz klar sei, dass sie Kunden nicht zweimal auf das Vorhandensein der  ominösen Option hinweisen würden. Auf welchem Planeten ich denn leben würde . . .

Zum Glück hat unser Eplus-Shop eine neue, sehr sehr nette Filialleiterin, die jetzt alles für mich in die Hand nimmt. Sie wird das Telefon morgen erneut einschicken, dafür sorgen, dass ich ein Ersatzgerät bekomme und die 19,50 Euro nicht zu bezahlen brauche. Ich hoffe, sie kennt die “Find my Iphone”-Option. Nur für den Fall  . . .

]]>
/realsatire-mit-eplus/feed/ 0
Grandhotel Herz, Folge 25 /grandhotel-herz-folge-25/ /grandhotel-herz-folge-25/#comments Wed, 30 Sep 2015 06:16:31 +0000 /?p=3895 weiterlesen]]> Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Wien, Grandhotel

Die Briefe stammten von einer Frau namens Nadja.
kilbach_grafik, “Briefe an Pückler”, Some rights reserved , Quelle: www.piqs.de

Max lehnt sich in seinem Schreibtischstuhl zurück und sah aus dem Fenster. Wieder und wieder hatte er die Zeilen gelesen, die vor ihm lagen. Und noch immer konnte er nicht glauben, was da stand. Elisabeth hatte recht gehabt, es gab eine zweite Familie seines Vaters in Znojmo, einer kleinen tschechischen Stadt nahe der österreichischen Grenze. Wie oft er früher mit seinen Eltern dort war. Angeblich hatte der Vater dort zu tun gehabt und Max hatte mit seinem Bruder und der Mutter langweilige Nachmittage am Ufer der Thaya verbringen müssen. Wenn er damals gewusst hätte, was sein Vater wirklich trieb . . .

Max beugte sich erneut über die Kopien. Es waren an die 50 Seiten, Elisabeth hatte ganze Arbeit geleistet. Die Briefe stammten von einer Frau namens Nadja, die sehr in seinen Vater verliebt sein musste – bis heute. Das letzte Schreiben datierte vom Januar, von vor vier Monaten also. Und noch immer standen verzweifelte Liebesbekundungen darin. Doch der Vater, das entnahm Max früheren Briefen, musste sich bereits vor längerer Zeit von Nadja getrennt haben. Offenbar hatte er den gesellschaftlichen Skandal gescheut, der ihm in Wien gedroht hätte.

Max ließ das Blatt sinken und stand auf. Er ging zur Kommode, nahm ein Glas heraus und schenkte sich einen Brandy ein, den in einem Zug leerte. Er musste mit seinem Vater sprechen, musste aus dessen Mund hören, dass dies kein Albtraum war, sondern Realität. Und dann? Max kannte seinen alten Herrn. Der Vater würde alles dafür tun, den Skandal zu vermeiden und die Geschichte unter dem Teppich zu halten. Und dasselbe würde er von Max fordern: unbedingten Gehorsam. Und das bedeutete, dass er Elisabeth würde heiraten müssen und ihr sein ganzes Leben lang auf Gedeih und Verderb ausgeliefert war. Von Mitzi würde er sich unter einem Vorwand trennen müssen, was ihm schon allein bei dem Gedanken daran das Herz brach.

Verzweiflung stieg in ihm hoch. Sollte sein Leben vorbei sein, nur weil sein Vater in jungen Jahren eine folgenreichen Liaison hatte? Sollte er, der eigentlich nichts damit zu tun hatte, seine restlichen Jahre dafür büßen? Max starrte auf das leere Glas in seiner Hand. Dann schleuderte er es voller Wut an die Wand. Es knallte fürchterlich als es zerbrach und hinterließ einen hässlichen Fleck auf der Tapete.

Es klopfte an der Tür. Frau Maier steckte den Kopf herein.
“Alles in Ordnung, Herr Ludenhoff? Es klang, als sein ein Glas runtergefallen.”
“Es ist alles bestens, Frau Maier.” Max riss sich zusammen. “Bitte, rufen Sie doch meinen Vater an und bitten ihn herzukommen.”
“Jetzt? Es ist 15 Uhr, Sie wissen doch, dass er um diese Zeit immer sein Schläfchen macht.”
“Das ist mir im Moment völlig egal. Er soll in mein Büro kommen und zwar sofort.”
Nur mit Mühe konnte Max seine Wut zügeln. Frau Maiers Blick sprach Bände. Sie hatte den Ernst der Lage begriffen.
“In Ordnung, Herr Ludenhoff! Ich sage ihm auf der Stelle Bescheid.”
Die Bürotür fiel hinter ihr ins Schloss.

Max trat ans Fenster und sah hinaus. Dicke Limousinen fuhren vor dem Hoteleingang vor, teure Koffer wurden ausgeladen, Portiers halfen betuchten Damen und Herren beim Aussteigen. Es war wie jeden Tag, für all die Menschen da draußen ging das Leben weiter. Beim ihm hingegen war eine Katastrophe passiert. Er würde Mitzi verlieren, würde sie aufgeben müssen. Alles, was er sich erträumt hatte, ein Leben mit der Frau, die er vom ersten Moment an geliebt hatte, war nicht mehr möglich. Stattdessen warteten die rotlackierten Klauen Elisabeths auf ihn, aus denen er sich nun nicht mehr würde befreien können. Nein, das Leben war nicht fair.

Max wusste nicht, wie lange er aus dem Fenster gestarrt hatte. Die Stimme seines Vater riss ihn aus seinen Gedanken.
“Max? Mein Junge, was gibt es denn so Dringendes. Du weißt doch, wie sehr ich mein Nickerchen am Mittag brauche.”
“Vater, schön, dass Du es einrichten konntest. Bitte setz Dich.”
Max ging zu seinem Schreibtisch, rückte den Stuhl, der davor stand, zurecht und bedeutete seinem alten Herrn, sich zu setzen. Er selbst lief um den Tisch herum und setzte sich in den Bürosessel.
“Es handelt sich um eine heikle Angelegenheit.”
Sein Vater schaute fragend.
“Mir wurden Kopien von Briefen zugespielt, deren Inhalt mit fassungslos macht.”
Jetzt schien der alte Ludenhoff alarmiert. Er sagte aber nichts.
“Sagt Dir der Name Nadja etwas?”, fuhr Max fort.
“Nadja?”, fragte der Vater und geriet ins Straucheln. “Ja, ich kenne eine Nadja . . . aber das ist doch schon . . . wie kommst Du auf den Namen? . . . Hat Deine Mutter etwa?”
“Vater! Wer ist Nadja?” Max wurde ungehalten und seine Stimme laut.
Der Vater starrte auf seine Hände, die in seinem Schoß lagen.
“Vater!” Max brüllte jetzt fast. “Antworte mir!”

“Nadja ist eine Frau in Znojmo”, sagte der alte Ludenhoff langsam.
“Und warum schreibt diese Frau Dir Liebesbriefe?”
“Das ist so lange her. . .”, setzte der Vater an.
“Hör endlich auf mit diesen Satzfetzen. Wer ist Nadja und was hast Du mit ihr zu schaffen? Glaub mir, Du wirst diesen Raum nicht verlassen, bevor Du die ganze Geschichte erzählt hast.”
“Max, bitte. Diese Sache hat keine Bedeutung, sie liegt Jahre zurück.”
“Sie hat mir und Carl nur zwei Halbgeschwister beschert. Das nennst du keine Bedeutung?”
“Gut, gut. Ich habe Nadja vor 25 Jahren auf einer Geschäftsreise nach Prag kennengelernt. Sie war Dolmetscherin und ich war vom ersten Tag an fasziniert von ihr. Sie war so anders als Deine Mutter, so fröhlich und stark, so lebenstüchtig und zupackend.”
“Erspar mir Details. Du wusstest also nichts besseres, als diese Frau zu schwängern?”
“Das war doch keine Absicht! Es ist passiert, wie Dinge eben passieren. Wir haben uns geliebt, verdammt noch mal. Hast Du noch nie eine Frau geliebt, Max?”
“Doch im Moment tue ich das. Und wegen Deines blöden Fehlers von damals werde ich genau diese Frau verlieren. Verstehst Du?”
“Nein, ehrlich gesagt nicht.”
“Warum hast Du nicht Schluss gemacht?”
“Sollte ich eine mittellose, junge Dolmetscherin einfach in Tschechien sitzenlassen? Damals war gerade die Mauer gefallen, im Osten war alles im Umbruch, ihr Job plötzlich unsicher.”
“Statt die Sache mit Würde zu beenden, habt Ihr dann gleich noch einen zweiten Balg hinterher geschoben.”
“Auch Olek war nicht geplant. Ich saß zwischen zwei Stühlen, konnte mich nicht entscheiden. Hier meine Familie in Wien, mein gesellschaftliches Leben als erfolgreicher Hotelier und da die Frau, die ich über alles liebte und meine kleine Tochter.”
“Mein Mitleid hält sich in Grenzen.”
“Ich erwarte kein Mitleid von Dir Max. Ich bitte nur um etwas Verständnis.”
“Letztendlich hast Du sie aber doch verlassen.”
“Ja, diese Zerrissenheit hat mich schier umgebracht. Ich konnte so nicht mehr weitermachen. Da habe ich sie schweren Herzens verlassen. Das sich mehr als fünf Jahre her. Aber es vergeht auch heute noch kein Tag, an dem ich nicht an sie denke.”
“Weiß Mutter davon?”
“Gott bewahre! Dann wäre sie reif fürs Sanatorium. Denk nur an ihre Gastritis. Nein, sie darf es nie erfahren. Aber sag mir Junge, woher hast Du die Briefe eigentlich?”
“Sie waren heute Morgen in der Post.”

Hier geht’s zu Folge 26 von “Grandhotel Herz”.

Grandhotel Herz, Folge 25; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

]]>
/grandhotel-herz-folge-25/feed/ 0
Grandhotel Herz, Folge 24 /grandhotel-herz-folge-24/ /grandhotel-herz-folge-24/#comments Wed, 23 Sep 2015 05:40:57 +0000 /?p=3888 weiterlesen]]> Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Wien, Grandhotel

“Arm in Arm standen sie auf der großen Brücke in Heiligendorf”, erzählte Tante Gertrud und schluchzte.
Ian Sane, “Corner Stones”, Some rights reserved , Quelle: www.piqs.de

Es war dunkel geworden. Mitzi starrte in den Nachthimmel. Seit zehn Minuten hatte niemand mehr ein Wort gesagt, weder Tante Getrud noch sie selbst. Zu sehr hatte sie die Geschichte der beiden Schwestern mitgenommen. Konnte es wirklich sein, dass ihre eigene Mutter so etwas getan hatte? ­Einer anderen Frau den Mann auszuspannen, nur um ihn kurze Zeit später wieder zu verlassen? Mitzi hatte ihre Mutter als herzensgute Frau in Erinnerung, eine solche Gemeinheit konnte sie sich bei ihr beim besten Willen nicht vorstellen. Kein Wunder war Getrud so schlecht auf ihr Schwester zu sprechen gewesen. Offenbar hatte sie Albert sehr geliebt, so sehr, dass sie nach ihm nie mehr eine ernsthafte Beziehung eingegangen war.

Mitzi dachte an Max. War er für sie auch der eine, der wahre Mann, derjenige, auf den sie ihr bisheriges Leben gewartet hatte? Diese Frage konnte sie ganz klar mit Ja beantworten. Max war wunderbar. Liebevoll, gut aussehend und stattlich. Er hatte gute Manieren, einen feinen Sinn für Humor und wenn er sie anlächelte, ging für sie die Sonne auf. Was wollte sie mehr?

“Wo bist Du denn mit Deinen Gedanken, Mitzi? Bei Deinem Traumprinzen?”, fragte Getrud plötzlich.
“Ja”, antwortete Mitzi und lächelte. “Ich hab mich gefragt, ob er für mich dieselbe Bedeutung hat wie Dein Albert für Dich.”
“Albert war alles für mich damals, das stimmt”, sagte Gertrud nachdenklich. “Aber heute weiß ich, dass es nicht gut ist, einem Menschen eine solche Bedeutung beizumessen.”
“Ist das nicht ganz normal, wenn man liebt?”
“Die Liebe wird von den Menschen oft überhöht. In Romanen wird uns die große Liebe vorgegaukelt ebenso wie in etlichen Hollywood-Schinken. Aber wie sieht denn die Realität aus? Schau Dich doch um, überall Trennungen und Scheidungskriege. Nach meinen Beobachtungen ist es nicht weit her mit der großen Liebe.”
“Wie hast Du den Betrug damals eigentlich herausgefunden?”
“Eines Abends habe ich sie gesehen, auf der großen Brücke in Heiligendorf. Arm in Arm standen sie da und blickten in die untergehende Sonne.”

Das Erinnern fiel Getrud schwer. Sie schluckte.
“Zunächst dachte ich mir nichts dabei. Aber als Albert sich dann zu Lydia beugte und sie innig küsste, da wusste ich schnell Bescheid. Der Boden schien sich aufzutun und ich stürzte hinein. In diesem Moment war mein Leben zu Ende.”
“Und dann? Was hast Du dann getan?”
“Ich muss wohl nach Hause gegangen sein. In meiner Erinnerung sehe ich meinen besorgten Vater, der mich ständig fragte, was mit mir los sei.”

Getrud rann eine Träne über die Wange, die sie schnell weg wischte.
“Hast Du es ihm erzählt?”
“Wie hätte ich das tun sollen? Ihm sagen, dass seine Tochter mir den einzigen Mann ausgespannt hat, den ich jemals lieben würde?”
Getrud holte tief Luft.
“Nein, ich packte ein paar Sachen zusammen und sagte ihm, dass ich dringend einer Freundin beistehen müsse, deren Freund sie verlassen hätte. Er hat nur genickt und nicht weiter nachgehakt. Ich bin nach Wien und hab mich in ein kleines Hotel eingemietet. Eine Woche lang habe ich mein Zimmer nicht verlassen, nichts gegessen und eigentlich nur geweint.”
“Hast Du Albert je wieder gesehen?”
“Nein. Nach ein paar Monaten kam ein Brief von ihm, in dem er sich erklärte. Da war sein Liebesglück mit Lydia aber längst vorbei. Sie hatte ihn verlassen. Angeblich hatte sie nicht gewusst, dass ihr Albert auch mein Albert war.”
“Das verstehe ich nicht.”
“Naja, sie behauptete, dass sie völlig unwissend war, als sie sich mit Albert eingelassen hatte. Sie hätte nicht gewusst, dass er genau der Mann war, von dem ich ihr monatelang vorgeschwärmt hatte.”
“Hast Du ihr geglaubt?”
“Das hätte ich gerne. Immerhin war sie meine Schwester. Aber mein Gefühl sagte mir, dass sie nicht die Wahrheit gesagt hatte. Wie es wirklich war, habe ich nie erfahren.”
“Das ist ja ein schlimme Geschichte.”

Mehr konnte Mitzi nicht sagen. Tatsächlich fühlte sie sich verantwortlich. Sie schämte sich sogar ein bisschen für ihre Mutter. Tröstend griff sie nach Gertruds Arm. “Es tut mir so unendlich leid”, sagte sie leise.

Hier geht’s zu Folge 25 von “Grandhotel Herz”.

Grandhotel Herz, Folge 24; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

]]>
/grandhotel-herz-folge-24/feed/ 0
Grandhotel Herz, Folge 23 /grandhotel-herz-folge-23/ /grandhotel-herz-folge-23/#comments Wed, 16 Sep 2015 07:28:15 +0000 /?p=3881 weiterlesen]]> Liebe, Kitsch, Wien, Grandhotel, Liebe, Liebesroman, Groschenroman

“Vor etwa 20 Jahren muss es gewesen sein, dass Dein Vater eine Frau in Tschechien geschwängert hat”, sagte Elisabeth.
reisegern, “Verwinkelt”, Some rights reserved , Quelle: www.piqs.de

“Geheimnis? Was denn für ein Geheimnis?” Max schüttelte ungläublig den Kopf. “Mein Vater ist seit zehn Jahren brav wie ein Lamm. Es gibt keine Heimlichkeiten mehr.”
“Tja, es gibt eben Geheimnisse, deren Folgen bis in die Gegenwart reichen.” Elisabeth hatte noch immer ihre Kampfmiene aufgesetzt. Wie ein Tiger, zum Angriff bereit, sah sie Max jetzt an. Die Flasche Bollinger war fast leer. Elisabeth trank Glas um Glas als wäre es Wasser. Sie war nervös, verletzt, vielleicht auch traurig. Seine Ankündigung, sie zu verlassen, hatte sie bei weitem tiefer getroffen als er vermutet hatte.

“Bitte Elisabeth, könntest Du etwas konkreter werden? Welches Geheimnis sollte mein Vater haben? Ich weiß nicht, wovon Du redest.”
Max wurde ungehalten. Er kannte Elisabeths Drohungen und wusste, dass sie meistens erfunden waren. Sie versuchte stets, andere Menschen unter Druck zu setzen. Offenbar glaubte sie, nur so die Kontrolle behalten zu können.
“Du glaubst mir nicht, was?”
“Nein, solange Du nur irgendwelches Zeug faselst, bin ich skeptisch. Erzähl mir, was los ist und bring mir Beweise. Ich kenne Dich Elisabeth. Im Erfinden von Unwahrheiten bist Du eine echte Meisterin.”
“Unwahrheiten? Schön wäre es. Hast Du Dich nicht mal gefragt, wo Dein alter Herr sich rumgetrieben hat, wenn er mal wieder zwei oder drei Wochen verschwunden war?”
“Natürlich habe ich mich das gefragt. Das würde doch jedes Kind tun. Ich habe sogar ihn selbst gefragt.”
“Aber eine Antwort hast Du nie bekommen, oder?”
“Er sagte, er brauche eine Auszeit vom Hoteltrubel und seinem anstrengenden Leben.”
“Ja, Auszeit könnte man es schon nennen”, sagte Elisabeth und lachte böse.

Max trank sein Glas leer und stellte es geräuschvoll auf den Tisch.
“Elisabeth, entweder Du sagst mir jetzt, was Du zu sagen hast, oder ich stehe auf und gehe. Ich werde Dich verlassen, mein Entschluss steht fest. Dieses Mal schüchterst Du mich nicht ein mit Deinen leeren Drohungen.”
Max war laut geworden, die Gäste an den anderen Tischen drehten sich bereits nach ihnen um.
“Ich würde Dir empfehlen, die Contenance zu wahren, mein Lieber. Sicherlich wirst Du nicht wollen, dass das gesamte Hotel von der Vergangenheit Deines Vaters erfährt.”
“Schluss jetzt”, sagte Max bestimmt und schob seinen Stuhl zurück. “Mir reicht es, Elisabeth. Es ist alles gesagt.” Er stand auf und wandte sich Richtung Ausgang des Restaurants.

“Max warte”, sagte Elisabeth und hielt ihn am Arm auf. “Dein Vater hat eine zweite Familie in Tschechien. Eine Frau und zwei Kinder.”
Max blieb stehen. Langsam drehte er sich um.
“Du lügst!”, sagte er. “Wie immer, wenn Du nicht mehr weiter weißt, erfindest Du hanebüchene Geschichten.”
“Max, bitte setz Dich”, sagte Elisabeth und schlug einen versöhnlicheren Ton an. “Ich habe Beweise.”
Max ging zu seinem Stuhl zurück. Lächelnd nickte er den Gästen zu, die interessiert zuschauten.
“Ich glaube Dir kein Wort.”

“Es muss vor etwas mehr als 20 Jahren gewesen sein, dass Dein Vater eine Frau in Tschechien geschwängert hat”, begann Elisabeth. “Katholisch wie sie da drüben nun mal sind, kam eine Abtreibung natürlich nicht in Frage. Wenn ich richtig informiert bin, sind es zwei Kinder, die mittlerweile erwachsen sind. Dein Vater muss sie mit erheblichen Geldmitteln unterstützen.”
“Woher weißt Du das?”, stieß Max hervor.
“Ich habe Briefe gefunden.”
“Du hast in der Korrespondenz meines Vaters gewühlt?”
“Ha, da musste ich nicht wühlen. Sie lagen offen auf seinem Schreibtisch. Ich könnte mir vorstellen, dass er mit den Jahren ein wenig nachlässig geworden ist.”
“Zeig sie mir!”
“Du glaubst doch nicht, dass ich so unvorsichtig war, einen der Briefe an mich zu nehmen.”
“Wusste ich es doch! Du lügst schon wieder.”
“Ich habe Kopien”, sagte Elisabeth und lächelte.

Max war entsetzt. Soviel Bösartigkeit hatte er nicht einmal Elisabeth zugetraut. Sie hatte die Briefe gefunden und war trotz des schrecklichen Inhalts noch immer geistesgegenwärtig genug gewesen, sie sofort zu kopieren. Elisabeth wusste in der Tat, wie man Dinge zum eigenen Vorteil nutzen konnte.
Max fasste sich wieder und sah sie hasserfüllt an.
“Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass Du nicht die richtige Frau für mich bist, jetzt wäre er erbracht.”
“Mein Gott, Max. Jetzt hab Dich doch nicht so . . .”
“Nein, Elisabeth. Es ist aus und vorbei”, sagte er und stand erneut auf.
“Gut, mein Lieber. Dann werde ich die Kopien morgen in die Redaktion der Kronenzeitung geben. Die Schmierfinken dort werden sich sicherlich freuen….”

Hier geht’s zu Folge 24 von “Grandhotel Herz”.

Grandhotel Herz, Folge 23; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

]]>
/grandhotel-herz-folge-23/feed/ 0
Grandhotel Herz, Folge 22 /grandhotel-herz-folge-22/ /grandhotel-herz-folge-22/#comments Tue, 08 Sep 2015 16:02:33 +0000 /?p=3873 weiterlesen]]> Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Wien, Grandhotel

“Ich habe ihn in Sydney getroffen”, sagte Tante Gertrud.
Gammelstaad, “Skyline”, Some rights reserved , Quelle: www.piqs.de

“So, jetzt erzähl mir mal von Deinem Traumprinzen.” Gertrud steckte sich eine Zigarette an und zog den Rauch tief ein. Sie saß mit Mitzi auf ihrem kleinen Balkon, der nach Westen ging. Die Abendsonne war herrlich und schuf genau die richtige Atmosphäre für eine Unterhaltung nach dem Essen. Eine Unterhaltung über Männer.

“Ach, Gertrud”, schwärmte Mitzi. “Er ist einfach so wundervoll. Nicht nur, dass er blendend aussieht. Er ist liebevoll, freundlich und humorvoll. Ich bin im siebten Himmel. Damit hätte ich nie gerechnet, als ich nach Wien gekommen bin.”
“Das freut mich für Dich. Und er hat tatsächlich seiner Verlobten den Laufpass gegeben?”
“Ich denke, er wird es in genau diesen Minuten tun.” Mitzi strahlte.
Gertrud sah sie an. “Was macht Dich so sicher, mein Kind?” Ihr Gesichtsausdruck hatte sich mit einem Mal verändert und Mitzi war das nicht verborgen geblieben.
“Er liebt mich und ich liebe ihn. Wir wollen zusammen sein. Das ist doch Grund genug, oder?” Mitzi stutzte. “Was hast Du denn plötzlich, Gertrud?”
“Ach Kind, ich möchte nur nicht, dass Du enttäuscht wirst.”
“Mach Dir keine Sorgen. Er wird mich nicht enttäuschen. Ich habe es in seinen Augen gesehen. Glaub mir, man kann ihm vertrauen!” Mitzi drückte Gertruds Arm.
“Ich wünsche es Dir, Mitzi. Ich wünsche es Dir sehr.”
Mitzi trank einen Schluck Wein und schaute in den Himmel. “Wie schön die Abendsonne ist, nicht wahr?”, sagte sie schwärmerisch. “Ich wünschte, Max wäre hier . . .”

Gertrud stand auf und ging hinein. Seltsam, dachte Mitzi. Sonst war ihre Tante immer fröhlich und aufgeschlossen, hatte stets einen Scherz auf den Lippen. Und nun war sie einsilbig und wortkarg, so ganz gegen ihre Natur. Hatte sie Vorbehalte gegen Max? Vielleicht, weil er sich in der Wiener Gesellschaft bewegte? Oder, weil er Geld hatte? Hatte sie vielleicht kompromittierende Geschichten über ihn in den Zeitschriften gelesen?
“Warum bist Du denn auf einmal so traurig?”, fragte Mitzi, als Gertrud wieder auf den Balkon trat.
“Ich bin nicht traurig.”
“Was ist es dann?”
“Weißt Du Mitzi, ich war auch einmal jung und verliebt. Sehr verliebt sogar.”
“Ja?” Mitzi machte es sich in ihrem Stuhl bequem. Eine Liebesgeschichte mit Tante Gertrud in der Hauptrolle, das war spannend.
“Er hieß Albert, hatte blondes Haar und braune Augen. Eine unwiderstehliche Kombination, wie ich damals fand.”
“Woher kanntest Du ihn?”
“Ich hab ihn in Sydney getroffen, auf meiner ersten und bislang einzigen Überseereise. Stell Dir vor, er wohnte auch in Linz, wie ich. Da war ich um die halbe Welt gereist, um einen Mann zu treffen, der quasi um die Ecke wohnte. Das habe ich ganz klar als Vorsehung gewertet.”
“Das kann ich verstehen”, sagte Mitzi und lachte. Tante Gertrud war offenbar genauso romantisch wie sie selbst.
“Wir waren vom ersten Moment an unzertrennlich. Nach vier Wochen flogen wir zusammen zurück und er zog bei mir ein.”
“Wie lange ist das her?”
“Etwa 30 Jahre würde ich sagen. Es war während meiner Ausbildungszeit. Er war Journalist oder zumindest wollte er einer werden. Ein klassischer Weltverbesserer, überall sah er Verschwörungen, die es aufzudecken galt. Ständig war er unterwegs, hatte die abenteuerlichsten Ideen. Aus den meisten seiner Geschichten wurde nichts, weil sich nach kurzer Recherche rausstellte, dass einfach nichts dran war. Aber mir war das egal, ich liebte ihn.”

“Aber was ist passiert?” Mitzi ahnte, dass die Story kein gutes Ende genommen hatte.
“Nach etwa einem Dreiviertel Jahr hab ich erfahren, dass ich nicht die einzige Frau in Alberts Leben war.”
“Oh, das ist ja schrecklich.”
“Für mich ist eine Welt zusammengebrochen. Ich war völlig am Boden, konnte nicht fassen, dass ich mich so in ihm getäuscht hatte. Dass er mir bei weitem mehr bedeutet hat, als ich ihm.”
“Kanntest Du die andere Frau?”
Gertrud zögerte. “Ja, ich kannte sie. Ich hatte ihr monatelang von Albert vorgeschwärmt, sie wusste also, was er für mich war. Und trotzdem hat sie . . .” Gertrud schlug die Hände vors Gesicht. Mitzi strich ihr sanft über den Rücken. Was musste sie nur für diesen Albert empfunden haben, dass der Schmerz heute, nach 30 Jahren, noch immer so stark war?

“Was ist denn aus Albert geworden?”
“Ich habe keine Ahnung.” Gertrud sah auf, eine Träne rann über ihre Wange. “Als sein doppeltes Spiel aufflog, hat er seine Koffer gepackt und ist zu ihr gezogen. Er liebe sie, hat er gesagt. Und zwar nur sie. Er habe mir eine Trennung nicht zumuten wollen, deshalb sei er bei mir geblieben.” Gertrud wandte den Blick ab und sah in die Ferne. “Ich fühlte mich so elend damals. Nicht nur, dass er mich Monate lang betrogen hatte. Er musste mir am Ende auch noch erklären, wie wenig ich ihm bedeutet habe.”

Mitzi schauderte. Kein Wunder war ihre Tante skeptisch in Bezug auf Max. Offenbar hatte sie nie mehr einen anderen Mann geliebt. Mehr noch, sie trauerte Albert noch immer nach. Jetzt wusste Mitzi auch, warum Gertrud ein großes A an ihrem Schlüsselbund trug.
“Weißt Du, ob die beiden zusammen geblieben sind?”
“Nein, sind sie nicht. Ein paar Wochen nachdem Albert zu ihr gezogen war, hat sie ihn rausgeschmissen. Wahrscheinlich war er dann nicht mehr interessant für sie. Ist ja auch langweilig, ein Mann, den man nur für sich alleine hat, den man nicht teilen muss.” Jetzt wurde Gertrud sarkastisch.
“Wie hieß die Frau eigentlich?”, fragte Mitzi.
“Lydia”, sagte Gertrud. “Sie hieß Lydia.”
Mitzi blieb der Mund offen stehen. “Meine Mutter hieß auch Lydia”, sagte sie naiv.
“Ja”, sagte Gertrud. “Eben.”

Hier geht’s zu Folge 23 von “Grandhotel Herz”.

Grandhotel Herz, Folge 22; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

]]>
/grandhotel-herz-folge-22/feed/ 1
Grandhotel Herz, Folge 21 /grandhotel-herz-folge-21/ /grandhotel-herz-folge-21/#comments Wed, 19 Aug 2015 17:56:42 +0000 /?p=3856 weiterlesen]]> Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Wien, Grandhotel

Elisabeth hatte offenbar eine andere Vorstellung vom Verlauf des Abends als Max.

Max stand vor seinem Kleiderschrank und überlegte. Krawatte ja oder nein? Weißes Hemd oder eher ein dunkles? Was zog man an, wenn man seiner langjährigen Verlobten den Laufpass gab? War es im Grunde genommen nicht egal? Elisabeth würde ausrasten, toben, eine Riesenszene machen. Aber Max fürchtete sich nicht davor. Er fühlte sich stark und voller Energie, nichts konnte ihn mehr aufhalten. Er wollte mit Mitzi zusammen sein und genau das würde er Elisabeth heute sagen. Als hätte sie es geahnt, hatte sie ihn um einen Abend zu zweit gebeten. Sie wollten im Restaurant des Grandhotels dinieren und dann . . . ja, vom weiteren Verlauf des Abends hatte Elisabeth sicherlich eine andere Vorstellung als er.

Max griff zu einem schwarzen Hemd und einer roten Krawatte. Damit würde er Elisabeth die Trennung vielleicht erleichtern. Sie fand, dunkle Farben stünden ihm nicht und sah ihn wesentlich lieber in einem weißen Hemd. Er band die Krawatte um, trug ein wenig Aftershave auf und blickte zufrieden in den Spiegel. Auf in den Kampf, dachte er sich.

Elisabeth wartete bereits in der Lobby. “Hallo Schatz”, sagte sie lächelnd. “Ich freue mich sehr auf unseren gemeinsamen Abend.”

Sie sah umwerfend aus. Ihr Haar hatte sie mit einer einfachen Nadel hochgesteckt, so dass sich bereits ein paar Strähnen gelöst hatten. Die Bluse war weit geöffnet, so dass man den Ansatz ihrer Brüste sah. Dazu trug sie sein Verlobungsgeschenk, eine feine Goldkette mit einem üppig eingefassten Rosenquarz. Er wusste, dass Elisabeth das Schmuckstück zu wenig auffallend fand. Sie trug es ganz offenbar, um ihm zu gefallen. Es gab keinen Zweifel: Elisabeth hatte Romantik und Zweisamkeit im Sinn.

“Lass uns reingehen”, sagte Max und verzichtete bewusst auf Komplimente. Das Restaurant war voll, aber Elisabeth hatte offenbar reservieren lassen. Wie immer, überließ sie nichts dem Zufall. Der Oberkellner führte sich an einen kleinen Tisch für zwei Personen.

“Bitte sehr, Herr Ludenhoff”, sagte er mit einem unüberhörbar englischen Akzent und schob Elisabeth den Stuhl zurecht. Brian war Brite und hatte schon für die Ludenhoffs gearbeitet, als Max noch ein Kind gewesen war. Er gehörte fast schon zu Familie.
“Was möchten Sie trinken?”
“Bringen Sie doch bitte eine Flasche Bollinger, Brian. Das ist dem heutigen Abend gerade angemessen”, sagte Elisabeth und nahm Max’ Hand. “Ich freue mich sehr, dass Du Zeit für mich hast.”
Max überhörte den Seitenhieb. “Elisabeth, ich muss mit Dir sprechen.”
“Aber natürlich, Schatz”, sagte sie und sah ihm tief in die Augen. “Und warum machst Du so ein ernstes Gesicht?”
“Weil es eine ernste Angelegenheit ist, deshalb.”
“Oho, was mag das wohl sein?” Sie machte sich lustig über ihn, eine typische Reaktion, wenn sie sich nicht wohl fühlte in ihrer Haut. Glücklicherweise kam Brian mit dem Champagner.

“Lass uns erst anstoßen. An einem solchen Tag gibt es doch nichts besseres als ein Glas Champagner, oder?”
“Zum Wohl”, sagte Max und hob sein Glas. Für ihn war es ein Abschied.
“Zum Wohl.” Elisabeth stürzte das Glas in einem Zug hinunter. Ein weiteres Zeichen dafür, dass sie nervös war.
“Elisabeth, bitte, hör mir zu”, begann er von Neuem. Sie ließ sich ein zweites Glas einschenken.
“Ich habe mich verliebt.” Wie leicht ihm dieser Satz über die Lippen ging.
“Du hast Dich verliebt? Das kann nicht sein. Du liebst mich!”
“Nein, ich habe mich in eine andere Frau verliebt. Ich werde Dich verlassen.”
“Max, mein Liebster, bitte. Damit macht man keine Scherze. Nicht an einem Abend, den wir endlich für uns beide haben.”
“Elisabeth, hast Du mir zugehört? Das ist kein Scherz. Ich liebe eine andere Frau und möchte mit ihr zusammen leben.”
“Wer ist es?”
“Du kennst sie nicht. Sie heißt Mitzi Pichler.”
“Und woher kennst Du sie?”
“Sie arbeitet bei uns.”
“Haha, wahrscheinlich ein Zimmermädchen, oder?” Elisabeth lachte sarkastisch. “Da wärst Du ja nicht der Erste in der Familie, der sich mit dem Personal einlässt.”
“Du hast Recht, sie arbeitet bei uns als Zimmermädchen. Aber nur, weil sie sich damit ihr Studium finanziert.”
“Oh, eine kleine Studentin. Zieht es Dich jetzt ins Intellektuellen-Milieu? Das ist doch wohl ein Witz.”
“Elisabeth, das ist kein Witz. Das ist die wahre Liebe. Mit Mitzi erlebe ich etwas, was wir beide nie hatten.”

Elisabeth sah ihn an und langsam, ganz langsam wich die Selbstsicherheit aus ihrem Gesicht. Sie schien zu begreifen, dass es Max ernst war. Dennoch versuchte sie, sich nichts anmerken zu lassen.
“Mein Gott Max, verschon’ mich mit diesem Gesülze”, sagte sie und machte eine wegwerfende Geste.
“Du weißt doch selbst, dass wir beide nie zusammen gepasst haben. Uns verbindet nichts außer der Tatsache, dass wir uns schon ewig kennen und unsere Eltern die Verbindung befürworten. Wenn wir uns trennen hast auch Du die Chance eine wirkliche Liebe zu finden.”
“Du bist meine wirkliche Liebe, Max!” Elisabeth sah jetzt sehr verzweifelt aus. Hatte er sich womöglich in ihr getäuscht und sie hegte echte, edle Gefühle für ihn?
“Das redest Du Dir ein, Elisabeth. Denk doch nur dran, wie oft wir uns streiten.”
“Das tun alle Paare, da sind wir keine Ausnahme.”
“Wie auch immer, Elisabeth. Ich möchte, dass wir die Hochzeit absagen und unsere Trennung offiziell bekannt geben.”
“Nein Max”, zischte Elisabeth und ihre Augen wurden zu zwei kleinen Schlitzen. Das war ihre Kampfmiene. “Du kannst mich nicht verlassen.”
“Genau das werde ich tun”, antwortete Max. Er war gewappnet, er kannte die Szenen, die Elisabeth machte, wenn ihr etwas gegen den Strich ging. Wider Erwarten aber blieb sie völlig ruhig. Sie sah ihn an und ihr Blick war eiskalt.
“Wenn Du mich verlässt, erfährt alle Welt das böse Geheimnis Deines Vaters.” Triumphierend lehnte sie sich zurück. “Und ich schätze mal, das wirst Du nicht wollen.”

Hier geht’s zu Folge 22 von “Grandhotel Herz”.

Grandhotel Herz, Folge 21; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

]]>
/grandhotel-herz-folge-21/feed/ 0
Grandhotel Herz, Folge 20 /grandhotel-herz-folge-20/ /grandhotel-herz-folge-20/#comments Wed, 12 Aug 2015 07:25:25 +0000 /?p=3844 weiterlesen]]> Liebe, Groschenroman, Grandhotel,

Stufe um Stufe erklomm Mitzi den vierten Stock.
Valdora, “Stairway to heaven”, Some rights reserved , Quelle: www.piqs.de

Mitzi verzichtete auf den Aufzug. Stufe um Stufe erklomm sie den vierten Stock. Sie ließ sich Zeit, um Max in seinem Büro aufzusuchen, ließ sich ganz von ihrem Gefühl leiten. Hätte sie ihren Kopf eingeschaltet, wäre sie sofort umgekehrt. Lange hatte sie überlegt, ob sie den Schritt überhaupt machen sollte. Wenn sie sich erst einmal auf ihn eingelassen haben würde, gäbe es kein Zurück mehr. Dann wäre sie verloren. Was also, wenn er ihre Gefühle nicht erwiderte? Wenn sie für ihrn höchstens eine Affäre sein konnte und er seine Verlobte heiraten würde?

Andererseits konnte sie nach dem Kuss im Aufzug nicht mehr zur Tagesordnung übergehen. Sie musste herausfinden, was er in ihr sah, welche Gefühle er für sie hegte. Sie würde es sich niemals verzeihen können, nicht zumindest mit ihm gesprochen zu haben.

Auf der vierten Etage angekommen, ging Mitzi den langen Gang auf die große Glastür zu, die in den Bürotrakt der Ludenhoffs führte. Eine ältere Dame kam heraus, die sie – wie Mitzi fand – unverschämt musterte.
„Guten Tag“, sagte Mitzi mit einem Kopfnicken.
„Guten Tag“, sagte die Dame spitz, ohne auch nur den Anflug eines Lächelns zu zeigen.
Mitzi betrat die Büroräume. Sofort kam die Sekretärin auf sie zu.
„Hallo Fräulein Pichler, Herr Ludenhoff wartet schon auf Sie. Ich bringe Sie sofort zu ihm.“
„Danke“, sagte Mitzi und versuchte, sich ihre Verwunderung nicht anmerken zu lassen. War sich Max so sicher gewesen, dass sie kommen würde, dass er seine Sekretärin informiert hatte? Glaubte er etwa, dass keine Frau ihm widerstehen konnte? Mit aller Macht schob Mitzi ihre Gedanken beiseite. Sie hatte doch auf ihr Gefühl hören wollen und das befahl ihr, ihm wenigstens eine Chance zu geben. Insgeheim, das musste sie zugeben, hoffte sie natürlich, dass es eine Chance für sie beide war. Dass in Wahrheit alles anders war als es aussah. Dass Elisabeth gar nicht … oder dass Max Elisabeth nur zum Schein . . .

„Herr Ludenhoff, Fräulein Pichler ist da.“ Frau Maier öffnete die Tür zu Max‘ Büro.
„Danke, Frau Maier.“ Die Sekretärin zog sich diskret zurück und schloss die Tür. Mitzi stand wie angewurzelt, Max‘ Anblick brachte sie völlig aus dem Konzept. Noch nie in ihrem Leben hatte sie einen Mann auf diese Weise attraktiv gefunden, hatte sie ein Mann so in seinen Bann gezogen. Natürlich hatte sie auch in Heiligendorf heftig mit Jungs geflirtet, aber das waren Kindereien gewesen im Vergleich zu den Gefühlen, die Max in ihr auslöste.

„Mitzi! Danke, dass Du gekommen bist.“ Max kam auf sie zu und nahm ihre Hände. „Es tut so gut, Dich zu sehen“, sagte er leise.
„Ja“, sagte Mitzi nur. Sie war unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen, geschweige denn einen vernünftigen Satz zu sagen. Sie sah seine Augen und drohte darin zu versinken. Sein Blick war leidend und voller Begehren.
„Mitzi, oh Mitzi!“, brachte er nur hervor und dann küsste er sie. Sanft und gefühlvoll wie schon am Morgen im Aufzug. Mitzi ließ es geschehen und genoss den Augenblick, der nie zu vergehen schien. Vergessen war Elisabeth, ihre glamouröse Erscheinung, an die Mitzi nie heranzureichen glaubte und alle gesellschaftlichen Unterschiede. Alles fühlte sich richtig an, Mitzi spürte ganz deutlich, dass Max der Mann war, zu dem sie gehörte.

Mit einem tiefen Blick in ihre Augen, löste sich Max von ihr.
„Ich werde Elisabeth verlassen.“
Mitzi nickte, als habe sie die bedeutungsvolle Nachricht gar nicht richtig verstanden. Noch immer war sie völlig eingenommen von ihren Gefühlen.
„Komm“, sagte Max. „setzen wir uns.“ Er führte sie zu den beiden Besucherstühlen, die vor seinem Schreibtisch standen. Er bot Mitzi den einen an und setzte sich selbst auf den anderen. Erneut nahm er ihre Hand.
„Es ist wie ein Wunder, dass ich Dich getroffen habe. Mein ganzes Leben habe ich auf Dich gewartet. Das weiß ich jetzt. Alles, was vorher war, waren Steine auf meinem Weg. Jetzt bin ich angekommen. Hier bei Dir.“
„Oh, Max. Du machst mich zur glücklichsten Frau der Welt.” Mitzi konnte selbst kaum glauben, was gerade geschah. Max meinte es ernst, das sah sie in seinen Augen.
“Aber wie werden die anderen reagieren? Deine Eltern und erst Deine Verlobte? Sie wird wohl kaum einverstanden sein mit Deiner Entscheidung.“
„Davon ist auszugehen“, sagte Max und lachte. „Aber dieses Mal bleibt ihr wohl nichts anderes übrig, als meinen Entschluss zu akzeptieren. Es war ohnehin nur eine Vernunftbeziehung zwischen uns, richtig verstanden haben wir uns nie.“
„Sie ist eine sehr attraktive und beeindruckende Frau.“
„In der Tat. Aber das allein reicht nicht.“
“Wann willst Du es ihr sagen?”
“Sobald ich sie sehe, natürlich. Seit sie diesen Preis gewonnen hat, gibt es keinen Abend mehr ohne gesellschaftliche Verpflichtungen. Ich bin gespannt, wohin sie mich heute schleppt.” Er lachte bitter.
“Aber eine Gesellschaft bietet doch kaum den richtigen Rahmen für ein solches Gespräch, meinst Du nicht?” Mitzi war skeptisch.
“Weißt Du, den richtigen Rahmen wird es nie geben. Elisabeth ist ständig unterwegs, liebt den Trubel, ich bin nur ganz selten mit ihr allein. Wenn ich darauf warten würde. . . ”

“Gut, mein Liebster”, sagte Mitzi und strich Max über die Wange. “Ich muss jetzt wieder an die Arbeit. Die Reitinger ist hinter mir her wie der Teufel hinter der armen Seele. Und ich will ihr keine Gelegenheit liefern, mich beim Chef zu verpfeifen.”
“Da tust Du gut dran. Denn der Chef kann ganz schön aufbrausend sein.” Max zwinkerte ihr zu und lachte. Dann gab er ihr zum Abschied einen langen Kuss.

Hier geht’s zu Folge 21 von “Grandhotel Herz”.

Grandhotel Herz, Folge 20; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

]]>
/grandhotel-herz-folge-20/feed/ 0
Grandhotel Herz, Folge 19 /grandhotel-herz-folge-19/ /grandhotel-herz-folge-19/#comments Tue, 04 Aug 2015 14:26:52 +0000 /?p=3839 weiterlesen]]> Liebe, Kitsch, Wien, Grandhotel, Liebesroman, Groschenroman

“Dein Vater kann manchmal ein ganz schön störrischer Esel sein”, sagte Max’ Mutter.
Sabine Ernst, “Geduld”, Some rights reserved , Quelle: www.piqs.de

“Mutter, Du willst doch nicht wirklich, dass ich diese alte Schreckschraube einlade. Das kann nicht Dein Ernst sein.” Erbost war Max aufgestanden und lief nun quer durch sein Büro.
“Max, mein Lieber, Du heiratest eine echte Adlige. Da darfst Du gewisse gesellschaftliche Konventionen nicht außer Acht lassen. Gräfin zu Jägermeinhaus nicht einzuladen, käme einem Affront gleich. Ich glaube nicht, dass Elisabeth das dulden würde.”
“Dann bestehst Du wohl auch darauf, dass ich den alten schrulligen Amtsrat Obergehringer einlade. Und dazu seine Gnädige, die unerträgliche Schwatzbase. Na, das wird ja eine saubere Hochzeit. Ganz so wie ich es mir vorgestellt habe. Ein Tag, den ich nicht vergessen werde.”
“Denk einfach daran, dass Du danach mit Elisabeth verheiratet bist. Sie ist eine wunderbare Partie. Gut aussehend, reich und ohne Tadel. Und sportlich dazu. Was willst Du mehr?”

Ja, was wollte er mehr? Max sah aus dem Fenster und beobachtete das bunte Treiben vor dem Hoteleingang. Ohne Unterlass fuhren die Limousinen vor. Die Pagen hatten alle Hände voll zu tun, den Gästen beim Aussteigen zu helfen, das Gepäck auszuladen und ins Gebäude zu bringen. Der Betrieb lief, das Hotel hatte wie schon vor 100 Jahren einen guten Namen bei Touristen mit dem entsprechenden Geldbeutel.

Im Prinzip brauchte er Elisabeths Geld und auch ihren adligen Titel nicht, um in der Gesellschaft angesehen zu sein. Dafür hatten schon sein Vater und Großvater gesorgt, als sie das Haus zu dem machten, was es heute war. Als Erbe des Grandhotel Herz würde ihm keine Tür verschlossen bleiben. Warum also sollte es ausgerechnet Elisabeth sein?
Bisher hatte er sich diese Frage nie gestellt. Bisher war er aber auch noch nie verliebt gewesen. Natürlich fand er Elisabeth anziehend und bevor er Mitzi kennengelernt hatte, dachte er, das sei genug. Jetzt erst hatte er die echten, großen Gefühle kennengelernt. Und seit dem Kuss im Aufzug war er sich sicher, dass Mitzi diese Gefühle erwiderte. Wie herrlich war das gewesen, wie wunderschön. Er musste mit Mitzi sprechen, musste sich erklären.

“Max, wo bist Du denn mit Deinen Gedanken?” Er hatte völlig vergessen, dass seine Mutter im Raum war.
“Entschuldige bitte. Wo waren wir stehen geblieben?” Ganz Geschäftsmann ging Max zurück zu seinem Schreibtisch und setzte sich seiner Mutter gegenüber.
“Wir sprachen über die Hochzeitseinladungen. Zum jetzigen Stand werden es etwa 200 Gäste. Was meinst Du, wird der Große Saal ausreichend sein? Sonst müssten wir vielleicht doch ins Wiener Rathaus ausweichen.”
Das war typisch für seine Mutter. Familienfest konnten ihr nie groß genug gefeiert werden.
“Das ist keine gute Idee”, sagte Max. “Wenn der Juniorchef des Grandhotel Herz heiratet, sollte die Feier nach im eigenen Haus stattfinden, findest Du nicht?”
“Du hast Recht, mein Junge. Das war dumm von mir. Wir werden die Gästezahl begrenzen, ganz einfach. Ich werde gleich mit Elisabeth sprechen. Ich hoffe bloß, sie wird nicht verärgert sein, wenn nur ein Teil ihrer adligen Familie kommen darf. In dieser Hinsicht kann Deine Verlobte ja schon ein bisschen eigen sein, nicht wahr?”

Max wusste genau, wovon seine Mutter sprach. Elisabeth war dickköpfig und konnte es überhaupt nicht leiden, wenn die Dinge nicht nach ihren Wünschen liefen. Dann schnappte sie ein und legte ein arrogantes und herablassendes Benehmen an den Tag.

“Sie wird es schon verstehen, Mutter”, sagte Max, obwohl er selbst nicht davon überzeugt war.
“Ja, vielleicht. Und wenn nicht, dass musst Du sie eben mit Charme und Diplomatie überzeugen. Aber das hast Du ja sicherlich von mir gelernt.” Seine Mutter hatte sich erhoben und stand nun hinter ihm, beide Hände auf seinen Schultern. “Dein Vater ist manchmal auch ein störrischer Esel, Du kennst ihn ja. Man muss halt wissen, wie man sie zu nehmen hat, diese sturen Dickköpfe, nicht wahr?”

Max dachte an seinen alten Herrn und wie er seine Mutter dafür bewunderte, es seit vielen, vielen Jahren mit ihm auszuhalten. Nicht nur, dass sein Vater störrisch und dickköpfig war. Schlimm wurde es wenn er – wie die Mutter es nannte – seine Phasen bekam. Früher, in Max’ Kindheit war es häufig vorgekommen, dass der Vater einfach für eine oder zwei Wochen wie vom Erdboden verschluckt war. Kein Mensch wusste, wo er war. Und genauso wie er verschwunden war, tauchte er plötzlich wieder auf. Ohne Erklärung kam er zur Tür herein als ob nichts gewesen wäre. Seit etwa zehn Jahren gab es diese Phasen seltener, vielleicht zweimal im Jahr. Max hatte nie verstanden wie die Mutter damit leben konnte, wie sie die geheimnisvolle Abwesenheit des Vaters akzeptieren konnte. Sie liebe ihn eben, hatte sie immer beteuert. Und dass man seinen Ehemann so nehmen müsse wie er sei. Einen Menschen könne man nicht ändern.

Max wusste, dass seine Mutter in diesem Punkt Recht hatte. Er würde Elisabeth auch so akzeptieren müssen wie sie war. Aber konnte er das? Besaß er genug Geduld und innere Ruhe, um ihre Eskapaden und ihr exzentrisches Gehabe dauerhaft zu ertragen? Würde er bereit sein, immer wieder mit Charme und Diplomatie zu reagieren, auch wenn er am liebsten brüllen würde wie ein Stier? Mit welchem Recht forderte Elisabeth von ihm Zurückhaltung und Toleranz, während sie tun und lassen konnte, was sie wollte?

“So, jetzt muss ich aber los. Dein Vater und ich wollen zusammen Mittag essen. Möchtest Du uns vielleicht begleiten? Es ist lange her, dass wir zusammen gegessen haben.”
“Danke Mutter. Aber schau Dir meinen Schreibtisch an, hier stapelt sich die Arbeit. Ein anderes Mal gerne. Sag Vater liebe Grüße von mir.” Max stand auf und gab seiner Mutter einen Kuss auf die Wange.
“Auf Wiedersehen, Mutter.”
“Auf Wiedersehen, mein Sohn.” Max wartete bis seine Mutter das Büro verlassen hatte. Dann griff er zu Telefonhörer. “Frau Maier, wenn Mitzi Pichler kommt, schicken Sie sie bitte gleich zu mir.”

Hier geht’s zu Folge 20 von “Grandhotel Herz”.

Grandhotel Herz, Folge 19; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

]]>
/grandhotel-herz-folge-19/feed/ 0
Grandhotel Herz, Folge 18 /grandhotel-herz-folge-18/ /grandhotel-herz-folge-18/#comments Wed, 22 Jul 2015 14:09:08 +0000 /?p=3830 weiterlesen]]> Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Wien, Grandhotel

Zum ersten Mal wünschte sich Mitzi, der Aufzug wäre steckengeblieben.
Honk8, “Blau”, Some rights reserved , Quelle: www.piqs.de

Mitzi lehnte sich an den Türrahmen und gähnte. Nie hätte sie gedacht, dass ihr das frühe Aufstehen solche Schwierigkeiten bereiten würde. Aber nach drei Wochen im Dienst hinterließ der ständige Schlafmangel seine Spuren, daran hatte auch das wunderschöne Wochenende in Heiligendorf nichts ändern können. Die Saison hatte spürbar begonnen, das Hotel war fast ausgebucht und die Reitinger scheuchte ihre Angestellten herum als ging es um Leben und Tod.

Mitzi nahm den großen Wäschewagen und schob ihn in Richtung Aufzug. Es war neun Uhr und sie hatte die Zimmer im ersten Stock erledigt. Jetzt war sie auf dem Weg in die zweite Etage, die eigentlich Sandrines Job gewesen wäre. Aber die war wie so oft in letzter Zeit nicht gekommen. Angeblich war sie krank, was Mitzi nicht so recht glaubte. Aber sei’s drum. Für sie hieß das Mehrarbeit, denn für Sandrine gab es selbstverständlich keinen Ersatz.

Die Aufzugtür öffnete sich und Mitzi schob den Wäschewagen hinein. Aus dem großen Spiegel im Lift blickte sie ein müdes Gesicht mit dunklen Augenringen an. Ob es so eine gute Idee gewesen war, sich das Studium ausgerechnet als Zimmermädchen zu finanzieren? Mitzi drückte den Knopf zum zweiten Stock und die Aufzugtür begann sich langsam zu schließen.

“Halt, Mitzi, nehmen Sie mich mit!” Die Tür öffnete sich wieder und herein stürzte Max Ludenhoff. Mitzi erschrak.
“Herr Ludenhoff, was machen Sie denn hier?” Es war eng im Aufzug, der ausladende Wäschewagen nahm eine Menge Platz ein. Max stand dicht neben ihr, sein teures, aber dezent aufgetragenes Aftershave stieg ihr in die Nase. Sie mochte den Duft, wie sie mittlerweile alles an Max Ludenhoff mochte.
“Ich habe Sie gesucht. Frau Reitinger sagte mir, dass Sie heute auch im zweiten Stock arbeiten.”
Mitzi sah ihn an. Was wollte er von ihr? War er nicht zufrieden mit ihrer Arbeit? Hatte sich die Reitinger etwa über sie beschwert? Mitzi beobachtete, wie seine blauen Augen sie aufmerksam musterten, als suche er darin etwas.

“Schade, dass unser Mittagessen neulich nicht geklappt hat”, sagte er dann.
Ach, das war es. Mitzi ging ein Licht auf. Natürlich, der große Hotelier fühlte sich gekränkt, weil sie ihn versetzt hatte. Das passierte ihm vermutlich nicht sehr oft und selbstverständlich konnte er es nicht auf sich sitzen lassen.
“Oh, ja, entschuldigen Sie. Ein wichtiger Anruf . . . von zu Hause . . . ein Notfall . . .” Seine blauen Augen brachten sie völlig aus der Fassung. Selbst das schwindeln fiel ihr plötzlich schwer.
“Hoffentlich nichts Schlimmes?”
“Nein, nein. Alles wieder in Ordnung.”
Er rückte näher, sein Blick durchbohrte sie. Sie konnte sehen, dass er ihr kein Wort glaubte.
“Herr Ludenhoff, bitte”, sagte sie und trat einen Schritt zurück. Aber da war schon die Aufzugwand. Der Lift für die Mitarbeiter war um einiges kleiner als der für die Gäste.
“Mitzi, ich. . .” Seine Stimme war fast ein Flüstern. Er hob die Hand und strich sanft über ihre Wange. Mitzi war völlig gefangen im Gefühl des Moments. Ihre Ohren sausten, ihr Magen kribbelte, sie war unfähig sich zu wehren. Sie sah nur diese blauen Augen voller Liebe, die immer näher kamen.
“Max. . .”, hauchte sie und gab sich hin. Er küsste sie innig und leidenschaftlich, gleichzeitig vorsichtig und gefühlvoll. Für Mitzi war es der perfekte Kuss.

Sie ließen erst voneinander ab, als der Aufzug den zweiten Stock erreicht hatte und sich die Tür automatisch öffnete.
“Ich . . . muss . . . weiter . . “, sagte Mitzi leise und hielt sich am Wäschewagen fest. Ihre Knie zitterten. Wie gerne hätte sie diesen Augenblick festgehalten. Zum ersten Mal in ihrem Leben wünschte sie sich, der Aufzug wäre stecken geblieben.

“Mitzi, bitte warte . . .” Max hielt sie am Arm fest, aber Mitzi machte sich los. Nein, dachte sie. Sie war kein Mädchen für eine Affäre. Ihr Vater hatte nicht Tag und Nacht geschuftet in seiner Schuhmacherwerkstatt, damit sie sich mit einem Mann einließ, dem sie gesellschaftlich nie das Wasser würde reichen können. Ja, und der zudem verlobt war. Es würde ihrem alten Herrn das Herz brechen, wenn er erführe, dass sie sich weggeworfen hatte an einen, der es nicht ernst meinte. Einen, der sie nach ein, zwei fröhlichen Nächten durch ein anderes leichtlebiges Mädchen austauschen würde.

Mitzi schob den Wäschewagen aus dem Aufzug und ging den Gang entlang. Max gab nicht auf.
“Mitzi, bitte. Merkst Du nicht, welche Gefühle ich für Dich habe?” Er ging hinter ihr. Mitzi schob den Wagen immer schneller, als könnte sie ihrem Verfolger so entkommen.
“Bitte, Mitzi, nun bleib doch stehen.”
Mitzi hielt an und drehte sich um. Da stand er, atemlos, sein Haar zerzaust, mit verzweifeltem Blick. Mitzi ging das Herz auf, sie wollte nichts lieber als sich in seine Arme zu werfen und nie wieder losgelassen zu werden. Aber als er auf sie zu trat, ging sie einen Schritt zurück.
“Herr Ludenhoff, darf ich Sie daran erinnern, dass Sie verlobt sind?” Sie versuchte, soviel Kälte wie möglich in ihre Stimme zu legen. Dann holte sie den großen Schlüsselbund aus ihrer Schürze und öffnet die Tür zu Zimmer 211.

“Mitzi, lass mich das erklären, bitte. Komm in Deiner Mittagspause zu mir ins Büro.” Er fasste sie an der Schulter. Sie erschauerte erneut und drehte sich um. Sein sehnsüchtiger Blick ging ihr durch und durch. Es drängte sie, ihn zu küssen und alle Vorbehalte über Bord werfen. Doch da trat – wie so oft in den letzten Tagen – das Bild von Elisabeth beim Sportlerball vor ihr inneres Auge. Wie die erfolgreiche Reiterin in ihrem eleganten roten Kleid, stolz und mit erhobenem Kopf auf die Bühne gegangen war und ihrem Verlobten gedankt hatte für seine Unterstützung und Liebe. Voller Wehmut wandte sie sich von Max ab und betrat Zimmer 211.

“Ich warte auf Dich”, flüsterte er noch. Dann ging er den Flur entlang davon.

Hier geht’s zu Folge 19 von “Grandhotel Herz”.

Grandhotel Herz, Folge 18; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

]]>
/grandhotel-herz-folge-18/feed/ 0
Grandhotel Herz, Folge 17 /grandhotel-herz-folge-17/ /grandhotel-herz-folge-17/#comments Wed, 15 Jul 2015 04:34:54 +0000 /?p=3814 weiterlesen]]> Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Wien, Grandhotel

“Da könnt Ihr Euch warm anziehen, wenn diese Schnepfe erst mal Eure Chefin ist.”
Gidzy, “Snipe”, Some rights reserved , Quelle: www.piqs.de

“Puh, bin ich satt. Jetzt passt wirklich nichts mehr rein.” Mitzi rieb sich den Bauch und schob ihren Stuhl zurück. “Zuhause schmeckt es eindeutig am besten. Monika, ich muss schon sagen, kochen kannst Du.”
“Nicht nur kochen”, sagte Christian und blickte Monika tief in die Augen. Mitzi wandte den Blick ab, die Verliebtheit ihres Bruders war schwer zu ertragen für sie.
“Kocht Tante Gertrud denn nicht gut?”
“Doch, natürlich, Papa. Aber hier bei Euch, mit meiner ganzen Familie, das ist etwas ganz anderes als mit Tante Gertrud allein an ihrem winzigen Küchentisch zu sitzen. Hier hab ich viel mehr Appetit.”
“Ich hole den Nachtisch”, sagte Monika und verschwand in der Küche.

“Kommt Kinder, setzen wir uns vor die Glotze. Gemeinsam fernsehen, das haben wir schon lange nicht mehr getan.” Das war typisch für den alten Pichler. Er war kein Mann großer Worte. Es kam ihm überhaupt nicht in den Sinn, dass Mitzi und ihre Brüder sich nach Monaten des Getrenntseins vielleicht einiges zu erzählen hatten. Sein größtes Glück bestand in einem Fernsehabend auf dem Sofa, umringt von seinen Kindern.
“Ach Papa”, sagte Mitzi nur und folgte ihm ins Wohnzimmer. Der Fernseher lief bereits und Markus hatte es sich in dem riesigen Ohrensessel bequem gemacht.
“Das Programm ist bescheiden”, sagte er. “Akzeptabel ist nur der Sportlerball. Wenn sich Proleten fein machen, das seh ich immer wieder gern.” Markus lachte. Er hielt nichts von Sportlern und noch weniger von Sport. Schon als Kind hatte er sich nicht gerne bewegt und seit er sein Philosophiestudium begonnen hatte, war er ein echter Stubenhocker geworden. Er war kaum noch ohne Buch anzutreffen. Lesen ist genug Sport, war sein Credo.
“Da, schau”, sagte er jetzt und zeigte auf den Bildschirm. “Ausgerechnet der Kastlhuber führt durch den Abend. Wie sind sie bloß auf den gekommen?”
“Was hast Du denn gegen den Kastlhuber?”
“Ach, Papa, ich bitte Dich. Der Mann ist doch schon auf dem Fußballplatz eine Zumutung und jetzt macht er vor einem Millionenpublikum auf Conferencier. Soviel Selbstüberschätzung muss doch wehtun.”

Monika kam mit dem Nachtisch. Mitzi mochte die neue Freundin ihres Bruders. Sie war freundlich, hilfsbereit und sehr hübsch. Und sie war sehr verliebt in Christian.
“Mmmhh, das sieht ja fantastisch aus.” Markus nahm Monika einen Teller ab und fing an, die bayrische Creme in sich hinein zu schaufeln. Obwohl er keinen Sport machte, konnte er essen, was er wollte. Dafür hatte ihn Mitzi schon immer beneidet.
“Pst, pst… jetzt hört Euch das an!” Der Vater hatte den Ton lauter gestellt. “Hab ich das richtig mitbekommen? Sie verleihen einen Preis für Anmut im Sport? Ja, sind die jetzt von allen guten Geistern verlassen?”
“Sag ich doch. Diesen Schwachsinn hat sich bestimmt der Kastlhuber ausgedacht.”
“Na der kriegt den Preis für Anmut sicher nicht.” Mitzi musste über ihre eigene Bemerkung lachen. Aber plötzlich hielt sie inne. Das war doch Max Ludenhoff auf dem Bildschirm. Da an einem Tisch in der ersten Reihe. Mitzi stand auf und trat näher an den Fernseher.
“Was machst Du denn? Wir sehn ja nix mehr. Geh, Mitzi, setz’ Dich wieder hin.” Der Vater fuchtelte mit der Fernbedienung und bedeutete Mitzi aus dem Weg zu gehen. Wie vom Donner gerührt, nahm sie wieder auf dem Sofa Platz. Was machte Max Ludenhoff beim Sportlerball?
“Ach Gott, ach Gott”, Markus lehnte sich in seinem Sessel nach vorne. “Schaut mal, das ist doch diese arrogante Reiterin. Wie heißt sie noch gleich? Das hätte man sich ja denken können. Einen Preis für Anmut im Sport kann nur eine echte Schnepfe gewinnen.”
“Wer ist das?”, fragte Mitzi und starrte gebannt auf den Bildschirm. Die Dame an Max’ Tisch stand auf und folgte Franz Kastlhuber auf die Bühne. Sie sah sehr glamourös aus, ihr Auftritt war tadellos.
“Ich hab den Namen vergessen”, sagte Markus mit vollem Mund. “Aber sie hat erst vor ein paar Tagen ein wichtiges Reitturnier gewonnen. Dazu noch eines, das sie selbst veranstaltet hat. Irgendwie komisch, oder? Und jetzt noch dieser bescheuerte Preis. Also, ich kann mir nicht vorstellen, dass das mit rechten Dingen zugeht?”
“Oh Markus, Du und Deine Verschwörungstheorien. Kannst Du das nicht mal lassen?” Christian war ins Wohnzimmer gekommen und setzte sich zu ihnen.
“Im Sport herrscht Korruption, Christian. Das sag ich Euch schon immer.”

Mitzi hörte nicht mehr zu. Das also war Max’ Verlobte. Elisabeth Freifrau von Krumau, eine Adlige, die nun auch noch einen Preis für Anmut gewonnen hatte. Mitzi konnte den Blick nicht vom Bildschirm wenden. Wie naiv war sie gewesen? Zu glauben, ein Mann wie Max könnte sich für sie interessieren. Sie musste sich alles nur eingebildet haben. Wahrscheinlich hatten sie seine blauen Augen die Realität vergessen lassen. Nein, er verkehrte in ganz anderen Kreisen, da hatte sie bei Gott nichts verloren.

“Mitzi, sag mal. Dieser Max Ludenhoff, ist das nicht der Chef von Deinem Hotel?”
“Wie, was?” Mitzi schaute Markus verdattert an. “Was meinst Du?”
“Die klassische Schmalzrede. Sie dankt Max Ludenhoff, ihrem Verlobten. Das ist doch der Hotelier vom Grandhotel Herz, oder?”
“Ja, stimmt. Das ist der Juniorchef.”
“Du lieber Himmel. Da könnt Ihr Euch warm anziehen, wenn diese Zimzicke erstmal Eure Chefin ist.”

Hier geht’s zu Folge 18 von “Grandhotel Herz”.

Grandhotel Herz, Folge 17; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

]]>
/grandhotel-herz-folge-17/feed/ 0
Buchtipp 7: Bauernhochzeit /buchtipp-7-die-bauernhochzeit/ /buchtipp-7-die-bauernhochzeit/#comments Thu, 09 Jul 2015 14:40:34 +0000 /?p=3800 weiterlesen]]> cover_baeuernhochzeit_neu250x400px

Heute stell ich Euch das Erstlingswerk meines Kollegen Alexander Huberth vor – “Bauernhochzeit”. Es ist ein Krimi und zwar einer ganz nach meinem Geschmack. Nicht nur, weil ich den Autor kenne und schätze. Nein, das Buch ist  kurzweilig, wunderbar unterhaltsam und unglaublich spritzig geschrieben. Ich hab’s an einem Tag gelesen und mich keine Sekunde gelangeweilt. Im Gegenteil, Leo, der Ermittler (oder, was auch immer er ist), ist mir sehr ans Herz gewachsen, er kommt ungeheuer sympathisch daher. Über seine manchmal etwas selbstgerechte Attitüde sieht der geneigte Leser locker hinweg. Toll, Superbuch! Und wie ich gehört habe, ist eine zweite Folge in Arbeit . . .

Alexander Huberth, Bauernhochzeit, Books on demand, geschätzt 273 Seiten, Ebook 2,99 Euro

]]>
/buchtipp-7-die-bauernhochzeit/feed/ 0
Grandhotel Herz, Folge 16 /grandhotel-herz-folge-16/ /grandhotel-herz-folge-16/#comments Wed, 08 Jul 2015 06:49:34 +0000 /?p=3797 weiterlesen]]> Liebe, Groschenroman, Kitsch, Wien, Hotel

Der Wagen hielt vor dem Wiener Rathaus.
libra1943, “Wiener Rathaus”, Some rights reserved , Quelle: www.piqs.de

“Bitte, Max. Hör auf, ständig an Deiner Fliege zu fummeln. Das macht sich nicht gut auf dem roten Teppich.” Elisabeth saß neben ihm im Fond der großen weißen Limousine, die sie zum Wiener Rathaus brachte. Max hatte gar nicht erst versucht, zu protestieren, als Elisabeth beim Portugiesen von ihren Wochenendplänen gesprochen hatte. Nach ihrem letzten Sieg war sie in den Olymp des Reitsports aufgestiegen und durfte auf keinen Fall fehlen, wenn sich die Granden der österreichischen Sportwelt trafen. Also hatte er lustlos den Smoking aus dem Schrank geholt, das weiße Hemd mit dem steifen Kragen angezogen und die Fliege umgebunden. Elisabeth hingegen war völlig euphorisch gewesen. Sie hatte eigens einen Stylisten ins Hotel kommen lassen, der ihr die Haare machte und ein professionelles Make up auflegte. Max musste zugeben, der glutäugige, erkennbar dem anderen Ufer zugeneigte Jüngling hatte ganze Arbeit geleistet: Elisabeth sah fantastisch aus. Das rote Kleid aus Seide versteckte gekonnt ihre Problemzonen und sorgte dafür, dass sie einem herrlichen Abend im Rampenlicht entgegen sah.

Der Wagen hielt vor dem Wiener Rathaus und ein freundlicher Herr im Livree öffnete die Tür. Max stieg aus und half Elisabeth mit ihrem Kleid. Die Fotografen blitzten wie die Wilden. Aus allen Himmelsrichtungen rief es: “Elisabeth, hierher schauen bitte.” Und Elisabeth drehte sich hierhin und dorthin, lächelte und hakte sich bei ihm unter.

“Lass uns reingehen”, flüsterte sie Max zu und winkte noch einmal in die Menge. Max war das Benehmen seiner Verlobten peinlich. Sie war weder ein Filmstar noch eine Kronprinzessin und er hatte keine Ahnung, warum ihr die Leute zujubelten. Wieder dachte er an Mitzi, an ihre ruhige, zurückhaltende Art und er stellte fest, dass er sich regelrecht danach sehnte, mit ihr das Wochenende zu verbringen.

“Freifrau, schön, dass Sie es einrichten konnten.” Rudolf Hölzl stand am Eingang und begrüßte die Gäste. Er machte einen formvollendeten Diener, nahm Elisabeths Hand und deutete einen Handkuss an. “Guten Abend, Herr Ludenhoff”, sagte er dann und reichte Max die Hand. “Ein seltener Anblick, Sie beide zusammen zu sehen. Wünsche einen schönen Abend.”

“Danke, Herr Hölzl, vielen Dank”, flötete Elisabeth.”Was der sich herausnimmt”, sagte sie zu Max als sie außer Hörweite waren. “Eine Unverschämtheit, als würden wir nie gemeinsam auftreten. Nur, weil er einmal den Riesenslalom gewonnen hat, glaubt er gleich, die höchste Instanz zu sein.”

Max schob Elisabeth durch den Raum. Sie hatten Plätze ganz vorne, nah der Bühne. Offenbar war seine Verlobte tatsächlich der neue Star am Sportlerhimmel. Er hatte keine Ahnung, wie sie das geschafft hatte. An ihrer meist unfreundlichen und herablassenden Art konnte es nicht liegen und auch nicht an ihren fundierten Kenntnissen in Sachen Sport. Rudi Hölzl hatte nicht nur einmal den Riesenslalom gewonnen, sondern vier Mal. Zweimal war er zudem Sieger der Vier-Schanzen-Tournee gewesen, ein außergewöhnliches Skitalent also, das die Pisten viel zu früh hatte verlassen müssen. Ein Trümmerbruch im rechten Bein, Folge eines Autounfalls, hatte seine Karriere mit gerade mal 24 Jahren beendet. Seitdem war er Sportfunktionär und zwar keiner von der korrupten Sorte, sondern einer, der es ernst meinte und dafür große Anerkennung bekam.

“Freifrau, darf ich Sie zu Ihrem Platz begleiten?” Franz Kastlhuber stand plötzlich neben Elisabeth. Er nahm sie am Arm und führte sie zu einem Tisch vorne links. Max trottete hinterher. Der Ball hatte noch nicht begonnen und er hatte bereits genug von seiner Rolle als Staffage und Beiwerk. Ausgerechnet Kastlhuber musste sich hier aufspielen. Über all den schnellen Autos und jungen Frauen, mit denen er sich pressewirksam beschäftigte, hatte er völlig vergessen, dass er eigentlich fürs Fußballspielen bezahlt wurde. “Chancentod” nannten sie ihn auch, weil er grundsätzlich jede Tormöglichkeit versemmelte. Ein blöder Wichtigtuer, aber offenbar genau Elisabeths Wellenlänge.

“Komm her, Schatz. Setz Dich neben mich”, sagte sie demonstrativ und klopfte auf den Stuhl neben dem ihren. Max nahm Platz und öffnete sein Jackett. Ihm war heiß, der Smoking war drei Jahre alt und mittlerweile zu eng. Er mochte diese formelle Kleidung nicht, er liebte Jeans und Hemd. Was wohl Mitzi sagen würde, wenn sie ihn hier sehen könnte? Wieder sah Max sie vor seinem inneren Auge, wie sie mit eiligem Schritt das Hotel verließ, obwohl sie doch mit ihm zu Mittag hatte essen wollen. Warum nur war sie gegangen ohne ihm Bescheid zu geben? Er würde die alte Reitinger nach dem Dienstplan fragen. Er musste erfahren, was los war.

“. . . und nun kommen wir zu einem ganz besonderen Preis, den wir in diesem Jahr zum ersten Mal verleihen.” Franz Kastlhubers Ankündigung holte Max aus seiner Gedankenwelt. “Ja, liebe Gäste, es ist ein ganz besonderer Preis: der Preis für besondere Anmut im Sport. Sie sind doch sicherlich mit mir einer Meinung, dass das eine äußerst wichtige Disziplin ist.” Kastlhuber lachte gönnerhaft, öffnete den Umschlag, den er zuvor lässig zwischen den Fingern gedreht hatte, und zog ein Kärtchen heraus. Was er las, schien ihm zu gefallen. Kastlhuber strahlte.
“Eine würdigere Trägerin hätte dieser Preis mit Bestimmtheit nicht finden können.” Er schaute vielsagend zum Tisch von Elisabeth und Max. “Die Gewinnerin des Preises für besondere Anmut ist Elisabeth, Freifrau von Krumau.” Kastlhuber klatschte wie wild in die Hände, kam von der Bühne herunter, um die Siegerin nach oben zu holen. Elisabeth stand auf, nickte würdevoll nach rechts und nach links und warf ihrem Verlobten einen triumphierenden Blick zu.
Max griff sich an den Hals. Ihm war, als zöge sich eine Schlinge zu.

Hier geht’s zu Folge 17 von “Grandhotel Herz”.

Grandhotel Herz, Folge 16; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

]]>
/grandhotel-herz-folge-16/feed/ 0
Grandhotel Herz, Folge 15 /grandhotel-herz-folge-15/ /grandhotel-herz-folge-15/#comments Tue, 30 Jun 2015 17:32:55 +0000 /?p=3789 weiterlesen]]> Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Wien, Grandhotel

Ganz hinten, am Eingang zur Bahnhofshalle, sah Mitzi ihren Vater.
winkel, “Gleise 2014″, Some rights reserved , Quelle: www.piqs.de

Als Mitzi aus dem Zug stieg, fühlte sie sich gleich besser. Der vertraute Bahnhof von Heiligendorf nahm ein bisschen ihrer Traurigkeit. Sie war zu Hause. Mitzi holte tief Luft, nahm ihren Koffer und ging das Gleis entlang in Richtung Ausgang.

“Mitzi!” Ganz hinten, am Eingang zur Bahnhofshalle sah sie ihren Vater. Er winkte wie ein Besessener, hatte offenbar Angst, sie würde ihn nicht sehen. “Mitzi, hier bin ich!”
Mitzi rannte los, sie war so unendlich froh, ihre Familie wiederzusehen. Sie war gerade mal drei Wochen fort gewesen, aber es kam ihr vor wie eine Ewigkeit. Zuviel war geschehen.

“Papa, Gott sein Dank!”, sagte sie und fiel ihrem Vater in die ausgebreiteten Arme. So hatte er sie früher immer aufgefangen, es war ein schönes Spiel gewesen, dass sie sehr gerne gespielt hatte.
“Oh, meine Kleine. Was bin ich glücklich, Dich zu sehen.” Der Vater drückte sie an sich. Dann fasste er sie an den Schultern und hielt sie ein Stück von sich weg. “Na, na, was ist denn? Du weinst ja! Was ist den passiert? War es etwa nicht schön in Wien?” Der Vater schaute besorgt. Dann legte er ihr den Arm um die Schulter, nahm ihren Koffer und steuerte auf die Bahnhofshalle zu.
“Komm, mein Kind. Wir gehen jetzt nach Hause und dann wird alles gut werden. Christian und Markus sind auch da.”

“Oh, Papa, das ist wunderbar. Wie lange habe ich die beiden nicht mehr gesehen. Und was ist mit Karl? Warum ist er nicht gekommen?”
“Du kennst doch Deinen Bruder. Er hat immer zu tun. Die Bank will ihr Filialnetz ausbauen und da kann er angeblich nicht weg.”
“Schade!”
“Ja, finde ich auch. Ich habe noch nie gehört, dass Filialnetze auch am Wochenende ausgebaut werden. Aber sei’s drum.”

Sie liefen durch die Bahnhofshalle. Der Vater hatte noch immer den Arm um Mitzi gelegt. Sie traten hinaus auf den Vorplatz, die Sonne strahlte und das Wasser im Brunnen glitzerte hell. Seit sie nach Wien abgereist war, war die Natur buchstäblich explodiert. Die Bäume, die die Straße säumten, waren fast alle erblüht. Rosa, violett und pink hingen die Dolden an den Fliederbüschen in den Gärten. Wie schön es hier war.

Die fünfhundert Meter bis zum kleinen Schuhmacherhäuschen gingen sie zu Fuß. Mitzis Laune wurde immer besser, sie strahlte fast, grüßte hier und da ein bekanntes Gesicht. Bis sie zuhause angekommen waren, hatte sie ihren Kummer fast vergessen.
Doch dann sah sie ihren Bruder Christian, der auf der alten Bank vor dem Haus saß. Er war nicht allein, neben ihm saß eine schöne Blondine, mit der er sich ausgiebig beschäftigte. Er sah sie nicht kommen, so sehr waren die beiden Turteltäubchen in ihrer Welt versunken. Mitzis Mut sank. Einen glücklich verliebten Bruder, das konnte sie jetzt schwer ertragen.

“Hallo Christian!”
“Mitzi, Mensch, Schwesterherz!” Christian sprang auf und öffnete das Gartentor. Dann umarmte er Mitzi wild und wirbelte sie durch die Luft. “Puh, ganz schön schwer bist Du geworden. Nicht mehr das kleine Mädchen.” Er griff nach dem Koffer. “Komm, Papa. Ich nehm das Gepäck.”
“Du tust grade so als hätten wir uns Jahrzehnte nicht gesehen”, sagte Mitzi und lächelte.
“So kommt es mir auch vor”, sagte Christian. “Ach übrigens, das ist Monika, meine Verlobte.”
“Wie?” Mitzi konnte ihre Überraschung nicht verbergen. “Du bist verlobt?”
“Ja, seit gestern.”

Die junge blonde Frau stand auf und reichte Mitzi die Hand. “Ich freue mich, Dich kennenzulernen”, sagte sie und lachte freundlich. “Christian hat mir schon so viel von Dir erzählt.”
“Ich freue mich auch”, sagte Mitzi und gab Monika die Hand. Die junge Frau hatte ein freundliches, offenes Gesicht, das Mitzi sofort in ihr Herz schloss. Dann sah sie zu ihrem Bruder. Das Glück strahlte aus seinem Antlitz, es war nicht zu übersehen, dass er sehr verliebt war. Mitzi freute sich aufrichtig für ihn. Aber sie hatte keine Ahnung, wie sie ein ganzes Wochenende mit einem schwer verliebten Paar unter einem Dach aushalten sollte. Die Aussicht darauf ließ ihre Stimmung sinken.

“Nun komm schon rein, mein Kind!” Der Vater stand in der Tür. “Monika hat einen Kuchen gebacken, zur Feier des Tages. Der Kaffee ist fast fertig.
“Prima. Ich geh kurz nach oben und wasche mir die Hände.” Mitzi stieg die Treppe hoch. Die Tür zu ihrem Zimmer war angelehnt. Sie ging hinein und legte sich aufs Bett. Alles war völlig unverändert. Nur sie selbst, sie war nicht mehr dieselbe.

Wie konnte sie der Gedanke an Max nur so sehr aus der Ruhe bringen? Sie war nicht seine Kragenweite, es war besser, wenn sie ihn sich so schnell wie möglich aus dem Kopf schlug. Sie hatte schon oft davon gelesen, dass die Liebe die Menschen wie ein Blitz treffen konnte. Nie hatte sie vermutet, dass ihr das jemals passieren würde. Jetzt war es passiert und dennoch war es so ganz anders als in den Büchern. Der Mann ihrer Träume erwiderte ihre Liebe nicht, ein Happy End war ausgeschlossen. Wie sollte sie es ertragen, ihm Tag für Tag über den Weg zu laufen. Sollte sie Wien verlassen, vielleicht nach Deutschland gehen?

“Mitzi, kommst Du herunter? Der Kaffee ist fertig.”
“Ja, Papa, ich komme.”

Hier geht’s zu Folge 16 von “Grandhotel Herz”.

Grandhotel Herz, Folge 15; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

]]>
/grandhotel-herz-folge-15/feed/ 0
Grandhotel Herz, Folge 14 /grandhotel-herz-folge-14/ /grandhotel-herz-folge-14/#comments Wed, 24 Jun 2015 04:40:10 +0000 /?p=3782 weiterlesen]]> Oje, ob das wohl nochmal was wird mit den Beiden? Sieht ja grade nicht danach aus. Aber lest weiter, heute kommt Folge 14…

Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Wien, Grandhotel

Mitzi hüpfte in die Straßenbahn, die just in diesem Moment anhielt.
lomycess,”tramway”, Some rights reserved , Quelle: www.piqs.de

Max sah auf die Uhr. 13.35 Uhr. Sie verspätete sich. Er drückte auf den roten Knopf am Telefon. “Frau Maier, ist Fräulein Pichler gekommen?”
“Nein, Herr Ludenhoff, ich melde mich, sobald sie da ist.”

Max knurrte der Magen. Wo sie nur blieb? Er hatte den Eindruck gehabt, sie freue sich über seine Einladung. Und jetzt war sie schon fast eine halbe Stunde überfällig. Max stand auf und ging zum Fenster. Da sah er Mitzi unten aus dem Haupteingang des Hotels treten, sah wie sie Johann kurz zunickte, nach rechts abbog und in die Straßenbahn hüpfte, die just in diesem Moment anhielt. Max konnte ihr nur noch nachschauen. Enttäuscht drehte er sich vom Fenster weg und stützte die Arme aufs Fensterbrett. Was war nur geschehen? Hatte sie ihrer beider Verabredung vergessen? Oder war ihr etwas dazwischen gekommen? Warum hatte sie nicht Bescheid gesagt?

Max nahm seine Jacke vom Haken. Gut, dann würde er eben allein zu Mittag essen. Oder er würde einen Spaziergang machen, um seine Enttäuschung zu vertreiben. Max öffnete die Bürotür.
“Hallo, mein Lieber!” Vor ihm stand Elisabeth.
“Ha…ha…hallo, Elisabeth”, stammelte Max. “Was machst Du denn hier?”
“Bist überrascht, gell? Ich hatte gerade in der Stadt zu tun und dachte mir, wir beide könnten zusammen Mittagessen. Ich hab einen Bärenhunger.”
“Mmh, ja, oh, das tut mir leid.”
“Schieb jetzt keine Meetings vor. Ich weiß ganz genau, dass Frau Maier zwischen zwölf und zwei keine Termine legt. Die heilige Mittagspause heißt das bei ihr.”
“Nein, aber heute . . . , ich hab ausnahmsweise… Also, ich kann nicht.”
“Paperlapapp, ich lasse keine Ausreden gelten. Wir beide haben noch nicht einmal auf meinen Sieg vorgestern angestoßen. Das ist unverzeihlich, weißt Du das?” Sie kraulte ihn am Kinn. Er stieß ihre Hand weg, sie musste doch langsam wissen, dass er das nicht mochte.
“Elisabeth, bitte, ich habe wirklich Dringendes zu erledigen.”
“Das kannst Du später auch noch. Komm’ ich lad’ Dich ein. Gehen wir zu Pereira, ich hab Lust auf Fisch.”

Max sagte nichts mehr. Wenn Elisabeth entschlossen war, gab es kein Entkommen. Er wollte keinen Eklat riskieren, also musste er die Mittagspause wohl oder übel mit ihr verbringen. Dann lief er schon nicht Gefahr, die ganze Zeit an Mitzi zu denken.
“Gut”, sagte er. “Wie immer hast Du mich überzeugt.”

Sie bekamen einen schönen Tisch am Fenster und Sebastiàn war wie immer zuvorkommend.
“Bitte, setzen Sie sich. Sie nehmen doch zur Begrüßung ein Glas Champagner? Geht selbstverständlich aufs Haus.”
“Danke, Sebastiàn. Das ist sehr freundlich.” Elisabeth klimperte mit den Augen und setzte ihr schönstes Lächeln auf. Der Portugiese schmolz dahin.
“Bitte Elisabeth, hör auf so zu flirten. Ich werde noch eifersüchtig”, sagte Max scherzhaft, obwohl ihm absolut nicht nach Scherzen zumute war.
“Das wäre doch mal was anderes, mein Lieber. Vielleicht würdest Du Dich dann ab und zu bei mir melden und ich müsste Dir nicht ständig hinterher laufen.”
“Das ist doch Blödsinn.”
“Blödsinn?” Elisabeth wurde laut. “Vor drei Tagen habe ich einen im Reitsport äußerst bedeutenden Preis gewonnen. Und Du hast mir bis heute nicht gratuliert. Max, Du bist mein Verlobter.”
“Ich war auf der Rennbahn. Ich habe Dich gesehen.”
“Ich weiß, Bernd hat es mir gesagt.”
“Also!”
“Also was? Du hast nicht einmal gewartet, bis ich in die Lounge kam, Du bist einfach gegangen.”
“Ich musste weg.”
“Ich frage mich die ganze Zeit, warum Du angeblich so viel zu tun hast. Du bist Hotelierssohn und kein Spitzenmanager. Die meiste Arbeit im Hotel erledigt immer noch Dein Vater. Was also bleibt an Dir hängen, außer ab und zu ein paar Repräsentanzterminen?”

Sie hatte Recht. Sein Vater war immer noch nicht in der Lage, sich aus dem Hotel zurückzuziehen. Er konnte nicht loslassen, was ein Grund für die ständigen Differenzen zwischen ihnen beiden war. Paul Ludenhoff lebte für das Grandhotel Herz und selbst Max konnte sich nicht vorstellen, was sein Vater ohne den Hotelalltag tun würde.

“Du weißt doch genau, dass ich das Hotel im Lauf der Zeit übernehmen werde. Da gibt es viel zu tun. Dich interessiert nur Dein Sport, wie ein Unternehmen zu führen ist, davon hast Du doch absolut keinen Schimmer. Also hör auf, mir Dinge vorzuwerfen, von denen Du keine Ahnung hast.”
“Gibt es vielleicht eine andere Frau oder warum reagierst Du so gereizt?”
“Wie kommst Du denn auf die Idee?”
“Die Leute reden.”
“Was reden sie denn?”
“Dass Du neuerdings auf Zimmermädchen stehst. Offenbar liegt das in der Familie.”

Max sah sie entgeistert an.
“Ja, nun schau nicht so unschuldig. Die Leute erzählen, Du hättest ein Zimmermädchen mit ins Büro genommen und dort zum Alkohol verführt.”
“Das ist doch absoluter Quatsch. Ja, wir haben einen Schnaps getrunken auf den Schreck. Ihr Freund hatte ihr eine schreckliche Szene gemacht und ich kam zufällig dazu.”
“Ach, der einsame Ritter, der Zimmermädchen rettet.”
“Elisabeth, ich möchte nicht mit Dir streiten. Lass uns jetzt einfach essen, ja?”

Der portugiesische Kellner hatte sich im Hintergrund gehalten, auf Max’ Winken hin kam er und nahm die Bestellung auf. Max beobachtete angewidert wie Elisabeth ihn neckte und er freundlich darauf einging. Warum saß er hier mit dieser Frau?, fragte sich Max. Wollte er sie wirklich heiraten? Mit ihr sein Leben verbringen? Nichts konnte er sich im Moment weniger vorstellen.

Elisabeth hob ihr Glas und prostet ihm zu. “Am Wochenende findet der österreichische Sportlerball statt.”
“Ja”, sagte Max gedankenverloren. “Ich weiß.”
“Wir werden hingehen!”

Hier geht’s zu Folge 15 von “Grandhotel Herz”.

Grandhotel Herz, Folge 14; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

]]>
/grandhotel-herz-folge-14/feed/ 0
Grandhotel Herz, Folge 13 /grandhotel-herz-folge-13/ /grandhotel-herz-folge-13/#comments Tue, 16 Jun 2015 15:40:25 +0000 /?p=3773 weiterlesen]]> Eine Woche ist ganz schön lang bis zur nächsten Folge, ich weiß. Aber zwei Folgen pro Woche schaffe ich einfach nicht im Moment. Trotzdem, wäre schön, wenn Ihr dranbleiben würdet.

Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Wien, Grandhotel

Warum stand er jetzt hier in der Tür und stattete ihr einen Besuch ab?
Ezioman, “Light blue door”, Some rights reserved , Quelle: www.piqs.de

“Hallo Fräulein Pichler!” Mitzi erschrak, richtete sich auf, das Kopfkissen noch in der Hand und drehte sich um. Max Ludenhoff stand in der Zimmertür und lachte sie an.
“Oh, hallo, Herr Ludenhoff”, sagte Mitzi schüchtern. Was wollte denn der Chef von ihr? Hatte sie einen Fehler gemacht? Hatte sich die Reitinger beschwert?
“Nun schauen Sie doch nicht so ängstlich.” Max Ludenhoff trat näher. “Es ist nichts passiert, keine Panik. Ich habe eben dem Gast von 215 eine Zeitung gebracht und dachte mir, ich schaue mal, ob sie heute Dienst haben.”
“Ah”, sagte Mitzi und wandte sich wieder ihrer Arbeit zu.

Ihr war plötzlich heiß geworden. Max Ludenhoff sah unverschämt gut aus, in dem weißen Hemd und der legeren Jeans. Er konnte keine Ahnung davon haben, dass er ihr bereits zwei schlaflose Nächte beschert hatte. Immer wieder war sein Gesicht vor ihrem inneren Auge aufgetaucht, hatte sie angelacht und angesteckt mit seiner Fröhlichkeit und ihr den Schlaf geraubt. Schon heute bedeutete er ihr mehr als es gut war, warum stand er jetzt hier in der Tür und stattete ihr einen Besuch ab?

“Hat sich Frau Reitinger beklagt wegen neulich?”
“Nein”, sagte Mitzi. “Ich habe nichts von ihr gehört.” Das stimmte nicht ganz. Zwar hatte die Alte nichts zu den Vorkommnissen in Zimmer 211 gesagt. Aber seit sie wusste, dass Mitzi ihre Arbeitszeit mit Max Ludenhoff in dessen Büro sitzend verbracht hatte, ließ sie kein gutes Haar mehr an ihr. Mit donnernder Stimme erteilte sie die Befehle. Wenn Mitzi ein Fehler unterlief, hatte die Reitinger nur ironische Bemerkungen für sie übrig. Die Alte fand offenbar, dass Mitzi die Sonderbehandlung durch den Chef nicht verdient hatte.

“Das ist gut”, sagte Max Ludenhoff. “Und wie steht es mit ihrem temperamentvollen Verehrer?”
Toni! Mein Gott, den hatte Mitzi ja völlig vergessen. “Nein, von ihm hab ich auch nichts gehört”, sagte sie einsilbig.
“Gut. Ich hatte schon befürchtet, dass er seine Niederlage nicht einfach so wegstecken würde.”
“Toni ist unberechenbar. Es kann sein, dass er morgen wieder aufkreuzt.”
“Dann rufen Sie mich einfach”, sagte Max Ludenhoff und lachte. “Ich werfe ihn gern ein zweites Mal raus.”

Mitzi wagte nicht, Max anzusehen. Geschäftig beugte sie sich über die Betten und zog die Laken stramm. Er sollte nicht sehen, wie sehr er sie mittlerweile aus der Fassung brachte. Aber er gab nicht auf.
“Da es heute keinen Grund für einen Schnaps gibt . . . Hätten Sie nicht Lust, mit mir zu Mittag zu essen?”
Jetzt sah Mitzi auf. Was wollte er von ihr? Konnte er sich nicht vorstellen, dass es ein riesiges Gerede geben würde, wenn er sich mit einem Zimmermädchen zeigen würde? Hatte er keine Freundin? “Ja, sehr gerne”, sagte sie.
“Gut, wann endet Ihr Dienst? Wir wollen ja Frau Reitinger kein zweites Mal verärgern.” Der Schalk blitzte aus seinen blauen Augen.
“Um 13 Uhr.”
“Dann treffen wir uns um Viertel nach eins in meinem Büro.” Er schaute sie von oben bis unten an. “Nicht, dass Ihnen die Zimmermädchen-Tracht nicht steht . . . Sie haben doch sicher noch etwas anderes zum Anziehen dabei, oder?”
Jetzt musste Mitzi laut lachen. “Natürlich. Keine Angst, ich ziehe mich vorher um. Obwohl mir die Dienstkleidung ausnehmend gut gefällt.” Er brachte sie immer wieder zum Lachen, das gefiel ihr.
“Prima. Bis später also.” Und schon war er fort. Mitzi schüttelte die Kissen auf und faltete Decken und Handtücher wie sie es gelernt hatte.

“Sag mal, war das eben nicht der Chef?” Sandrine, Mitzis Kollegin, sah ins Zimmer.
“Ja, warum?”
“Ihr habt gelacht wie ein verliebtes Pärchen. Wenn ich nicht wüsste, dass er mit der furchtbaren Freifrau zu Krumau verlobt ist, würde ich mir glatt was denken.”
“Verlobt?” Mitzi traf es wie ein Blitz.

Sie senkte den Kopf. Sandrine sollte ihre Enttäuschung nicht sehen. Was hatte sie sich nur eingebildet? Wie hatte sie nur so dumm sein können? Es war doch klar, dass ein Mann wie Max nicht ungebunden war. Wahrscheinlich suchte er nur ein Abenteuer und da kam ihm ein kleines Zimmermädchen gerade recht.

“Ja, eine olle Ziege”, sagte Sandrine. “Mit der ist er doch schon seit etlichen Jahren verbandelt. Ständig schleicht sie durchs Hotel und kommandiert die Leute rum. Aber heiraten, nee, heiraten tun sie nicht. Irgendwas ist da komisch. Das sag ich schon lang.”
“Elisabeth von Krumau? Ist das nicht diese Reiterin?”, fragte Mitzi.
“Ja, eine Adlige hoch zu Ross”, sagte Sandrine schnippisch. “Erst kürzlich hat sie wieder einen Preis geholt.”

Eine erfolgreiche Reiterin also. Und sie war nur eine Studentin, ein Zimmermädchen. Nein! Mitzi war plötzlich sehr entschlossen. Nein! Sie würde sich nicht benutzen lassen von einem reich geborenen Sohn, der sich von seiner Freundin kurzzeitig gelangweilt fühlte. Das hatte sie nicht nötig.

Mitzi schaute sich noch einmal im Zimmer um. Es war alles in Ordnung. Sie trat auf den Gang, schloss die Tür und ging, den Wäschewagen schiebend, zum Aufzug.

Hier geht’s zu Folge 14 von “Grandhotel Herz”.

Grandhotel Herz, Folge 13; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

]]>
/grandhotel-herz-folge-13/feed/ 1
Grandhotel Herz, Folge 12 /grandhotel-herz-folge-12/ /grandhotel-herz-folge-12/#comments Wed, 10 Jun 2015 04:34:43 +0000 /?p=3764 weiterlesen]]> So, die Pfingstferien sind vorüber, vielleicht habt Ihr jetzt wieder mehr Zeit zu lesen. Ich hab in den zwei Wochen ziemlich viel geschrieben. Jetzt geht’s weiter mit Folge 12.

Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Wien, Grandhotel

In der VIP-Lounge hatten Elisabeths Eltern einen wunderbaren Blick auf die Rennbahn.
Kanegen, “Talking…”, Some rights reserved , Quelle: www.piqs.de

Max lief über den grünen Rasen der Rennbahn. Es war voll, jede Menge Menschen drängelte sich vor den Ständen, an denen es feine Lachs- und Kaviar-Häppchen, Champagner und teure Zigarren gab. Ein Rennen, das Elisabeth veranstaltete, wurde zwangsläufig ein Erfolg. Schon immer war sie zielstrebig, ehrgeizig und detailversessen gewesen und wie Max wusste, waren das die besten Voraussetzungen für das Gelingen von Großveranstaltungen. Heute ritt Elisabeth sogar selbst mit – und war natürlich die haushohe Favoritin. Der Grund, warum Max gekommen war.

“Max, wie schön.” Bernd, Elisabeths Bruder kam über den Rasen gelaufen. “Das ist ja eine Überraschung. Elisabeth wird sich freuen, Dich hier zu sehen.”
Max lächelte. Bernd war ein netter Kerl, klein, ein wenig untersetzt und seiner Schwester treu ergeben. Wie die ganze Familie. Immer hatte er im Schatten von Elisabeth gestanden und Max wunderte sich, dass Bernds Anbetung der Schwester mit zunehmendem Alter nicht ins Gegenteil umgeschlagen war.
“Komm doch mit”, sagte Bernd. “Wir haben einen guten Platz auf der Tribüne, mit wunderbarem Blick auf die Rennbahn. Mama und Papa sind auch da.”

Die Aussicht, Elisabeths Eltern zu treffen, gefiel Max ganz und gar nicht. Bodo und Freya von Krumau stammten aus altem Adel und hatten einen unvergleichlichen Dünkel. Zu Anfang hatten sie tatsächlich darauf bestanden, dass Max sie mit “Durchlaut” ansprach. Erst nach vielen Jahren erlaubten sie ihm eine normale Anrede mit “Herr” und “Frau”. An ein “Du” war auch heute noch nicht zu denken.

“Gut”, sagte er. “Ich hole mir kurz was zu trinken, dann komm ich.”
“Quatsch. In der VIP-Lounge gibt es genug Flüssiges. Komm, Du bist selbstverständlich unser Gast.” Bernd schob ihn vor sich her. “Wir müssen uns beeilen, sonst verpassen wir Elisabeths Ritt.” Er zeigte auf einen kleinen Durchgang bei der Haupttribüne und brüllte gegen den Lärm Max ins Ohr: “Da vorne müssen wir rein.”

Ein bulliger, missmutig dreinschauender Sicherheitsmann stand vor der Schranke. “Herr Ludenhoff ist unser Gast”, sagte Bernd im Vorbeigehen. Der Bullige nickte nur und öffnete die kleine Schranke mit einer knappen Handbewegung. Bernd und Max gingen hindurch. Sie stiegen eine kleine Holztreppe hinauf.

“Max, mein Gott, wie lange haben wir uns nicht gesehen?” Freya von Krumau stürzte auf ihn zu, streckte beide Arme aus und küsste zweimal die Luft neben seinen Wangen. Max roch ihr teures Parfum, das sich mit dem Duft von Haarspray vermischte. Sie hatte immer noch dieselbe helmgleiche Betonfrisur, mittlerweile in quittengelb.
“Freifrau, die Freude ist ganz auf meiner Seite. Fantastisch sehen Sie aus.” Max staunte über sich selbst, wie leicht ihm die Lüge über die Lippen kam.
“Hallo Freiherr”, sagte er. Bodo von Krumau kam hinter seiner Frau zum Vorschein und Max reichte ihm die Hand.

“Ein Gläschen Champagner zur Feier des Tages, Max?”
“Gerne.” Alkohol würde ihm den Aufenthalt sicher leichter machen. In einem Zug trank er das Glas halbleer, die erwünschte Wirkung setzte jedoch nicht sofort ein.
“Elisabeth ist am Start”, rief Bernd plötzlich und alle wandten sich zum großen Panoramafenster. Elisabeth ritt auf Sansibar, einem jungen Araberhengst. Er war nicht ihr Lieblingstier, wie Max wusste, aber für ein Rennen wie dieses umso geeigneter. Der Startschuss ertönte, Sansibar lief los und hängte die anderen sofort ab. Der Hengst sah aus, als mache er einen Spaziergang, während die anderen Pferde vor Anstrengung keuchten.
“Ha, seht nur!”, rief Bodo. “Unser Mädchen ist ein Flintenweib. Setzt sich gleich an die Spitze.” Vor Freude schlug er Max auf die Schulter, dass der sich beinahe am Champagner verschluckte. Er hatte bereits das dritte Glas geleert und langsam lockerte sich seine Stimmung. Elisabeths Familie ließ sich jetzt leichter ertragen.

Wie einfach war dagegen das Zusammensein mit Mitzi Pichler gewesen. Max’ Gedanken kehrten zum gestrigen Vormittag zurück, er sah sich mit ihr in seinem Büro sitzen und Marillenschnaps trinken. Er hatte sich sehr wohl gefühlt und war so guter Laune gewesen wie schon lange nicht mehr. Sofort hatte er erkannt, dass diese junge Frau keines der Zimmermädchen war, die sonst im Hotel arbeiteten. Eines wie Gabriella, die sich seinen Bruder gekrallt hatte. Mitzi hatte nicht mädchenhaft gekichert wie all die anderen, wenn sie plötzlich erfuhren, wer er war. Für ein Zimmermädchen war sie viel zu reif, zu ernsthaft gewesen, hatte sich viel zu viele Sorgen um ihren Job gemacht. Wie gerne hätte er ihr über die Wange gestreichelt und sie getröstet als sie der Gedanke an die alte Reitinger hatte verzweifeln lassen. Max musste schmunzeln: Die Reitinger war aber auch ein Drachen, das wusste er, auch wenn sie ihm gegenüber immer sehr freundlich war. Nicht nur Mitzi hatte Angst vor ihr, vielleicht sollte er die Alte demnächst zur Rede stellen.

“Elisabeth hat gewonnen, mein Gott, Freya! Unser Kleine ist schon eine Reiterin vor dem Herrgott, oder?” Bodo von Krumau war völlig aus dem Häuschen. Das Rennen war zu Ende, Elisabeth hatte alle anderen um Längen geschlagen. Sie war die Siegerin des Tages, alle würden sich nun um sie reißen. Elisabeth würde hoch zu Ross durch die Menge reiten, lächelnd ihre Gunst unter all den wichtigen Leuten verteilen. Nur ihn, ihn würde sie sicherlich nicht sehen. Falls doch, würde sie ihm höchstens einen ihrer Hab-ich-Dir-doch-gesagt-Blicke schenken. Darauf hatte Max keine Lust.

“Bitte entschuldigen Sie”, sagte er laut in die allgemeine Glückseligkeit und stellte sein Glas auf den Tisch. “Aber ich muss los. Dringende Geschäfte, Sie wissen schon.”
“Natürlich! Wer heutzutage ein Hotel zu leiten hat, dem wird nichts geschenkt. Mach’s gut Max, schön, dass Du da warst.” Vor lauter Freude über den Sieg seiner Tochter, ließ der Freiherr allen Anstand fahren und drückte Max fest an sich. Freya von Krumau lächelte indigniert und hob die Hand zu einem kaum merklichen Winken. Max ging die Treppe hinunter, nickte dem Bulligen kurz zu und verließ schnell das Rennbahngelände. Er wollte auf keinen Fall, dass Elisabeth ihn doch noch entdecken würde.

Auf dem Weg zu seinem Wagen tauchte wieder Mitzis Bild vor ihm auf. Das dunkle Haar, zum lässigen Knoten aufgeschlungen, die feine Nase und der knitze Zug um ihren Mund. Fröhlich schloss Max die Tür zu seinem Auto auf.

Hier geht’s zu Folge 13 von “Grandhotel Herz”.

Grandhotel Herz, Folge 12; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

]]>
/grandhotel-herz-folge-12/feed/ 1
Grandhotel Herz, Folge 11 /grandhotel-herz-folge-11/ /grandhotel-herz-folge-11/#comments Wed, 03 Jun 2015 12:48:43 +0000 /?p=3757 weiterlesen]]> Endlich, endlich ist der Sommer da. Die Sonne scheint, es ist herrlich warm, genau das richtige Wetter, um sich’s im Liegestuhl bequem zu machen und Groschenromane zu lesen. Heute geht’s weiter mit Folge 11.

Liebe, Kitsch

Jetzt aber los! Das Glas muss geleert werden.

“Mein Gott, Mitzi! Jetzt machen Sie doch nicht so ein Gesicht. Trinken Sie dieses Gläschen ex und gleich wird es Ihnen besser gehen.” Max Ludenhoff prostete ihr zu und leerte sein Glas auf einen Zug.

Mitzi sah ihn an. Sie wurde nicht schlau aus dem Hotelierssohn. Er war nett und zuvorkommend, hatte sie, obwohl nur Zimmermädchen, mit in sein Büro genommen und ihr einen Stuhl angeboten. Die Flasche Marillenschnaps stand auf dem Büffet direkt unter dem Ölgemälde eines älteren Mannes in Uniform und mit Säbel. “Mein Ururgroßvater”, hatte Max Ludenhoff den Herrn vorgestellt. “Das Bildnis stammt aus Zeiten der K&K-Monarchie, da hat man noch mit dem Säbel gerasselt.” Und er hatte gelacht. Laut, aber nicht zu laut, und seine blauen Augen hatten dabei getanzt.

Jetzt stand er vor ihr, an den alten Eichenschreibtisch seines Büros gelehnt, die Arme vor der Brust verschränkt. Wieder lachte er. “Sie sehen aus wie drei Tage Regenwetter. Dabei ist doch gar nichts passiert.”
“Sie haben leicht reden”, sagte Mitzi. “Sie müssen sich nicht vor Frau Reitinger rechtfertigen. Sie hat sicherlich längst gemerkt, dass meine Zimmer nicht fertig sind. Sie hat mich ohnehin auf dem Kieker, am besten packe ich gleich meine Sachen und verschwinde.”

Max grinste nur und ging um den Schreibtisch herum. Er setzte sich in den bequemen Sessel und lehnte sich ein wenig nach vorne, wie um sie besser sehen zu können. “Das werden wir gleich haben”, sagte er und nahm den Telefonhörer ab. “Ja, hallo, Frau Reitinger. Hier ist Max Ludenhoff. Ich hätte eine Bitte: Schicken Sie doch Sandrine in den zweiten Stock. Die linke Hälfte muss noch gemacht werden.”
Mitzi hörte, wie Frau Reitinger am anderen Ende schimpfte.
“Ja, ich weiß. Aber Fräulein Pichler sitzt im Moment hier bei mir und kann die Zimmer nicht fertigmachen. Sandrine soll einspringen.” Ehe Frau Reitinger antworten konnte, hatte Max aufgelegt.

“Danke”, sagte Mitzi und meinte es ehrlich.
“Gerne.” Er sah sie erwartungsvoll an, aber Mitzi wusste nichts mehr zu sagen. Sie schaute betreten auf ihre Hände, die sie brav in den Schoß gelegt hatte.
“Sie sehen gar nicht aus wie ein Zimmermädchen”, sagte Max unvermittelt.
“Ach,” Mitzi sah auf, “wie sieht denn ein Zimmermädchen aus?”
“Glauben Sie mir”, sagte Max und lachte wieder. “Ich habe in meinem Leben schon viele Zimmermädchen gesehen. Mein Bruder ist mit einem durchgebrannt. Sie jedenfalls sind keines!”
“Stimmt”, sagte Mitzi und musste ebenfalls schmunzeln. “Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum Frau Reitinger bei mir besonders genau hinschaut.”
“Wieso arbeiten Sie denn als Zimmermädchen, wenn Sie keines sind?”
“Weil ich irgendwie mein Studium finanzieren muss. Und Tante Gertrud meinte, um diese Jahreszeit würden die Hotels Zimmermädchen suchen.”
“Da hat Tante Gertrud Recht. Im Frühling ist in Wien Hauptsaison, da brauchen wir jede helfende Hand.” Max lachte sie wieder an. Konnte dieser Mensch auch unfreundlich sein oder ernst?

“Was studieren Sie denn?” Er fuhr fort, sie auszufragen.
“Medizin.”
“Oho!” Ehrliche Anerkennung lag in seinem Blick. “Und im wievielten Semester studiert Frau Doktor?”, fragte er schelmisch.
“Mmh, wenn ich ehrlich bin . . . Ich hab noch gar nicht angefangen. Im Wintersemester will ich starten.”
“Gut, sehr gut. Und bis dahin möchten Sie bei uns schon mal ein paar Reichtümer anhäufen? Das ist ein guter Plan. Nein, im Ernst. Meinen Respekt, Fräulein Pichler. Ich glaube, so ein Medizinstudium ist keine leichte Sache. Und . . .” Er sah sie durchdringend an. “Sie mögen vielleicht als Zimmermädchen nicht unbedingt ein Ass sein, eine gute Ärztin werden Sie ganz bestimmt.”

Er stand auf und reichte ihr die Hand. “Sicherlich begegnen wir uns noch öfter hier im Haus. Ich freue mich auf unser nächstes Treffen. Es wäre schön, wenn es unter anderen Umständen geschehen würde.”
Mitzi hatte den Stuhl zurückgeschoben und schüttelte seine Hand. “Auf Wiedersehen, Herr Ludenhoff und vielen Dank.”
“Wofür?”, fragte er mit lachenden Augen.
“Für den Schnaps und Ihr Verständnis.”

Hier geht’s zu Folge 12 von “Grandhotel Herz”.

Grandhotel Herz, Folge 11; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

]]>
/grandhotel-herz-folge-11/feed/ 0
Grandhotel Herz, Folge 10 /grandhotel-herz-folge-10/ /grandhotel-herz-folge-10/#comments Wed, 27 May 2015 05:17:04 +0000 /?p=3744 weiterlesen]]> Es sind Ferien und viele von Euch sind sicherlich dorthin gefahren, wo die Sonne scheint. Spanien, Türkei oder noch weiter weg. Aber Leute, auch dort kann man Groschenromane lesen. Sie passen sogar bestens zu den herrlichen südlichen Sonnenuntergängen. Oder?

Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Wien, Grandhotel

Immer wieder strich Mitzi das Laken glatt.
Nessquick, “Hotelzimmer”, Some rights reserved , Quelle: www.piqs.de

Erneut schüttelte Mitzi das Laken auf. Leicht wie eine Feder legte sich der kostbare Stoff auf die Matratze nieder. Mitzi nahm die Enden und steckte sie ordentlich gefaltet unter der Matratze fest. Sorgfältig fuhr sie mit der flachen Hand über das Laken und versuchte so die letzte kleine Falte auszustreichen. Kaum geschehen, zeigte sich an anderer Stelle wieder ein neuer Knick. “So ein Mist”, rief Mitzi. “Das lerne ich nie.”

Es war ihr vierter Arbeitstag als Zimmermädchen und sie tat sich immer noch schwer mit den Routineaufgaben. Frau Reitinger hatte sie am ersten Morgen gleich spüren lassen, dass sie nichts von ihr hielt. “Das ist die Neue”, hatte sie abfällig zu Sylvie, einem langgedienten Zimmermädchen, gesagt. “Nehmen Sie sie unter Ihre Fittiche, zeigen Sie ihr alles, was Sie wissen muss. Aber passen Sie genau auf, dass Sie alles richtig macht. Ich hege allerdings keine große Hoffnung, dass das gelingt.”

Mitzi riss das Laken vom Bett. Seit einer halben Stunde ärgerte sie sich nun schon mit diesem Bett herum. Wenn sie so weiter machte, würde sie niemals um halb zehn fertig sein mit ihrer Arbeit. Und Frau Reitingers würde ein weiteres Mal triumphieren.
Wild entschlossen, die Probezeit zu überstehen, schüttelte sie das Laken auf. Dabei drehte sie sich leicht um und sah aus dem Augenwinkel jemanden an der Tür stehen.
“Toni”, fragte sie erschrocken, “was machst Du denn hier?”
“Da staunst Du, was?”
“Ja.” Mehr wusste Mitzi nicht zu sagen.
“Ich dachte mir, ich muss mal nachsehen, was mein Mädchen so macht. Du hättest doch Bescheid geben können und nicht einfach sang- und klanglos verschwinden.”
“Toni, bitte!” Mitzi glaubte eine leichte Aggressivität in seiner Stimme zu hören.
“Wie kannst Du es wagen, mich einfach sitzen zu lassen?” Grob griff er nach ihrem Arm.
“Toni, hör auf. Ich habe Dir alles erklärt und Du weißt genauso gut wie ich, dass wir nicht zusammen passen.”
“Das glaubst Du!” Sein Griff wurde fester. “Aber Deine Flausen werde ich Dir schon noch austreiben. Medizin studieren, so ein Quatsch. Was besseres will’s wohl sein, das Fräulein. Aber nicht mit mir. Du kommst jetzt sofort nach Hause.”
“Lass mich los!” Mitzi versuchte, Toni abzuschütteln, aber er hielt sie nur noch fester.
“Au, Du tust mir weh.”
“Wart’ nur ab, ich werd’ jetzt andere Saiten aufziehen.” Toni zog sie am Arm aus dem Zimmer auf den Flur des Hotels.
“Toni, lass los. Ich werde nicht mit Dir mitgehen.”
“Das werden wir ja sehen.” Toni brüllte nun und hob die Hand. In Erwartung des Schlags duckte sich Mitzi reflexartig weg. Da griff plötzlich jemand nach Tonis Arm und bog ihn nach hinten. Toni schrie auf vor Schmerz.

“Was ist denn hier los?” Ein groß gewachsener Mann hielt Toni fest. “Geht es Ihnen gut?”, fragte er Mitzi.
“Ja, ja, danke”, stammelte sie, selbst von der Heftigkeit der Ereignisse überrumpelt. Toni hätte sie geschlagen, wäre der Fremde nicht dazu gekommen.
“Sind Sie sicher?” Der Mann schaute sie eindringlich an und Mitzi blickte in die schönsten blauen Augen, die sie je gesehen hatte. Sie trugen die Farbe des Meeres an einem ruhigen, windstillen Sommertag. Eine dunkle Haarsträhne war dem Fremden in die Stirn gefallen, der ansonsten akkurat frisiert und gekleidet war.

“Ja, ich bin sicher”, hauchte Mitzi. Sie konnte sich kaum von den blauen Augen trennen und merkte gar nicht, dass sie sich die ganze Zeit den schmerzenden Oberarm gerieben hatte. Dort, wo Toni zugepackt hatte, war jetzt ein großer, unschöner Fleck zu sehen. Ein Schauer überlief sie, als der Mann mit dem Finger sanft darüberstrich.
“Nicht schlimm”, sagte er, “das geht vorüber.” Er lächelte und Mitzi hatte das Gefühl, sein Lächeln gehöre nur ihr. Sein ganzes Gesicht strahlte, aber vielleicht lag das auch an den makellos weißen Zähnen, die er zeigte. “Kennen Sie diesen ungehobelten Typen”, fragte er.
“Ja, leider. Er ist mein Verflossener und er will offenbar das Ende unserer Beziehung nicht akzeptieren.”
“Sieht ganz so aus”, sagte der Fremde und packte Toni am Kragen. “Sie verschwinden jetzt auf der Stelle und lassen sich hier nie wieder blicken. Haben Sie mich verstanden?” Er schubste Toni von sich weg.

“Was fällt Ihnen ein?”, brüllte dieser und strich sein Hemd glatt. “Sie eitler Fatzke. Ich lasse nicht zu, dass Sie sich an meiner Freundin vergreifen.”
“Haben wir uns verstanden?” Nun brüllte auch der Fremde. “Hinaus!” Er zeigt zum anderen Ende des Flurs, wo sich der Aufzug befand. “Nein, keine Widerrede!”, brüllte er als Toni Luft holte.
“Toni, geh jetzt”, sagte Mitzi. “Sonst hole ich die Polizei.”
Toni schüttelte den Kopf. “Das wirst Du mir noch büßen”, drohte er und ging Richtung Aufzug. “Freu Dich ja nicht zu früh!”

Mitzi atmete auf als sich die Aufzugtür hinter Toni schloss. “Danke”, sagte sie und wagte einen weiteren Blick in diese unergründlich blauen Augen. “Ich weiß nicht, was passiert wäre, wenn Sie nicht gekommen wären.”
“Gerne geschehen”, sagte der Fremde. “Kommen Sie! Auf diesen Schreck genehmigen wir uns was Hochprozentiges.”
“Aber, die Betten . . .” Hilflos zeigte Mitzi in das noch ungemachte Zimmer.
“Sie machen einfach später weiter, würde ich sagen.” Er lachte sie an. “Wenn wir beide uns ein bisschen beruhigt haben.”
“Aber, Frau Reitinger . . .”, machte Mitzi einen weiteren Versuch.
“Machen Sie sich keine Sorgen um Frau Reitinger. Das regle ich.” Er streckte ihr die Hand entgegen: “Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Max Ludenhoff, meinem Vater gehört das Hotel.”

Hier geht’s zu Folge 11 von “Grandhotel Herz”.

Grandhotel Herz, Folge 10; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

]]>
/grandhotel-herz-folge-10/feed/ 1
Grandhotel Herz, Folge 9 /grandhotel-herz-folge-9/ /grandhotel-herz-folge-9/#comments Tue, 19 May 2015 10:16:37 +0000 /?p=3736 weiterlesen]]> Heute geht die Geschichte von Mitzi, Max und Elisabeth aus Wien weiter. Viel Spaß beim Lesen.

Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Wien, Grandhotel

Im Prinzip war es ein schöner Tag gewesen.
rsimon, “Hart am Wind”, Some rights reserved , Quelle: www.piqs.de

“Oh nein”, murmelte Max und schlug mit der Faust auf den Wecker. Hatte er gestern Abend tatsächlich vergessen, das Ding auszumachen? Er hatte mal wieder zu viel getrunken, wie immer, wenn er sich über Elisabeth ärgerte.

Er zog die Bettdecke über den Kopf. Es war Sonntag und noch viel zu früh zum Aufstehen. Vor allem, weil er gestern Abend erst so spät eingeschlafen war. Nachdem Elisabeth ihn um halb sieben im Restaurant hatte sitzen lassen, war er zwei Stunden durch Wien gelaufen, um seine Wut los zu werden. Das war ihm nicht gelungen und so war er auf sein Zimmer gegangen und hatte einen Cognac nach dem anderen in sich hinein geschüttet.

Im Prinzip war es ein schöner Tag gewesen. Elisabeth und er hatten sich früh getroffen, waren zum Neusiedler See raus gefahren und hatten das Segelboot startklar gemacht. Elisabeth war wie immer nicht sehr hilfreich gewesen, was nicht nur an ihren hochhackigen Stiefeln lag. Max hatte ihr zwar im letzten Sommer Segelschuhe gekauft, aber die vergas sie jedes Mal – absichtlich oder nicht, Max war es egal. Sie hatte gelangweilt an Deck gesessen, während er mit Seilen hantierte, Knoten machte und Segel auseinanderwickelte. Das sei eben ihre Art des Segelns, hatte sie gesagt: die Sonne zu genießen und sich die Seeluft um die Nase wehen zu lassen.

Zunächst hatte Max sich nichts aus ihrer Gleichgültigkeit gemacht. Aber je weiter der Tag fortschritt, umso mehr störte er sich daran. Mehr noch, es hatte ihn wütend gemacht, dass sie seine Interessen so vollständig ignorierte und von oben herab beurteilte.

“Ich verstehe nicht, was Dir die Seglerei gibt”, hatte sie gesagt und sich gelangweilt eine Zigaretten angezündet.
“Bitte, Elisabeth! Du sollst doch an Bord nicht rauchen.”
“Nun hab Dich doch nicht so, mein Gott. Was soll schon passieren? Ein Brand? Pah, Löschwasser haben wir ja weiß Gott genug. Hahaha.” Sie lachte, aber es klang nicht fröhlich. Er hatte seinen Groll hinuntergeschluckt und den Kurs fortgesetzt. Erst später im Restaurant hatte er es nicht mehr ausgehalten. Das Gespräch hatte sich mal wieder um Pferde gedreht. Wie viel Liebe und Zuwendung sie brauchten, welche Preise Elisabeth noch gewinnen wollte und wie sie sich den großen Umbau der Rennbahn vorstellte.

“Bist Du nicht stolz auf mich, Schatz? Es gibt nicht viele, die der Wiener Stadtsenat als Expertin benennt. Hättest Du das gedacht? Du, der mich immer nur als pubertäre Pferdenärrin abtut.”
“Das habe ich nie gesagt, und das weißt Du.”
“Du magst Pferde nicht und würdest lieber heute als morgen sehen, dass ich dem Pferdesport den Rücken kehre. Aber ich sage Dir was. Das wird nicht passieren.” Sie hatte mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf seine Brust getippt. Als könnte sie ihren Worten damit mehr Gewicht verleihen.
“Elisabeth, hör doch endlich damit auf. Ich bitte Dich. Ich habe nichts gegen Pferde und nichts dagegen, dass Du Dich mit ihnen abgibst. Nur diese Ausschließlichkeit stört mich. Als gäbe es im Leben nicht noch andere Dinge.”
“Ja”, sie lachte sarkastisch. “Segeln!” Dann war sie aufgestanden. “Es war der langweiligste Nachmittag meines Lebens heute, das kann ich Dir sagen. Auf dem Wasser rumschippern, Sonnenbrand kriegen, ach, was soll das alles überhaupt.” Sie hatte ihre Tasche genommen und war aus dem Restaurant gerauscht. Diese Auftritte kannte Max nur zu gut, gleichwohl gingen auch sie ihm mehr und mehr auf die Nerven. Warum schaffte er es nicht, sich von Elisabeth zu trennen?

Nach einiger Zeit war der Kellner gekommen, hatte Max einen fragenden Blick zugeworfen und auf dessen Nicken hin Elisabeths Gedeck abgeräumt. Auch Max hatte daraufhin keinen Bissen mehr essen können und das Restaurant verlassen. Ziellos war er durch Wien gelaufen, letztlich war ihm nur noch der Cognac als Rettung erschienen.

Max stand auf und ging ins Bad. “Wie wird es nur, wenn wir erst verheiratet sind?”, fragte er sein Spiegelbild.

Hier geht’s zu Folge 10 von “Grandhotel Herz”.

Grandhotel Herz, Folge 9; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

]]>
/grandhotel-herz-folge-9/feed/ 1
Grandhotel Herz, Folge 8 /grandhotel-herz-folge-8/ /grandhotel-herz-folge-8/#comments Wed, 13 May 2015 15:09:30 +0000 /?p=3724 weiterlesen]]> Bei aller Begeisterung über das brandneue Ebook – der aktuelle Groschenroman geht weiter. Im Grandhotel Herz will Mitzi jetzt als Zimmermädchen anheuern. Lest heute die Folge 8.

Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Wien, Grandhotel

Das gelbe Halstuch bot einen wunderbaren Kontrast zum blauen Kostüm.
Miatron, “Gelbes Blütenmeer”, Some rights reserved , Quelle: www.piqs.de

„Wie kann ich Ihnen helfen, gnädiges Fräulein?“ Der Herr an der Rezeption sah Mitzi kritisch an als er die Frage stellte, wandte sich dann aber wieder schnell seinen Papieren zu, mit denen er die ganze Zeit hantierte.

„Ich, äh, ich sollte mich heute hier vorstellen. Mein Name ist Mitzi Pichler, ich suche eine Stellung als Zimmermädchen.“
„Achso . . , ja . . ., gut. Dann warten’S bittschön hier, ich sag der Frau Reitinger Bescheid.“ Er griff zum Telefonhörer und wählte eine Nummer. „Hallo? Ja, Mariandl, do is a junges, fesches Madl. Die möchte‘ Zimmermädchen werden bei uns. Kommst runter?“ Er nickte Mitzi aufmunternd zu, dann legte er auf. „Meine Kollegin kommt sofort. Nehmen’S doch dort hinten kurz Platz“, sagte er freundlich und zeigte zu den Sesseln am Fenster.
„Danke“, sagte Mitzi.

Es war das erste Mal, dass sie ein Hotel betreten hatte. Bei vier Kindern hatte das Schuhmachereinkommen ihres Vaters nie für eine Reise gereicht. Nur im Film hatte Mitzi gesehen, wie es in Hotels zuging. Die aufregende Atmosphäre, der Duft der großen weiten Welt, das internationale Flirren, das erlebte sie jetzt zum ersten Mal. Mitzi setzte sich in einen der Plüschsessel und sank tief in die Kissen.

Es herrschte reges Treiben in der Halle. Vornehme Leute gingen aus und ein. Sie waren teuer gekleidet, hatten gute Manieren und wunderschöne Koffer, von denen einer sicher mehr kostete, als der Vater im ganzen Monat verdiente. Mitzi schüttelte den Kopf. Ob sie sich hier wohlfühlen würde? Das war nicht ihre Welt. Puh! Wenn es nur mal kein Fehler gewesen war, nach Wien zu fahren. Wie war sie nur auf diese irrwitzige Idee gekommen? Sie hatte doch nur eine einfache Landärztin werden wollen, die den Leuten hilft, wieder gesund zu werden. Die große Welt hatte sie doch nie interessiert. Und jetzt war sie mittendrin. Mein Gott, dafür hatte sie den Vater ganz allein zu Hause zu lassen?

Mitzi wollte gerade aufstehen, als eine freundliche ältere Dame in einem eleganten blauen Kostüm an sie herantrat. Ihr gelbes Halstuch bot einen wunderbaren Kontrast zur dunklen Kleidung und strahlte Mitzi förmlich an.
“Fräulein Pichler?”
“Ja, das bin ich”, sagte Mitzi und sprang vom Sessel auf.
“Ich heiße Anneliese Reitinger, Guten Morgen!” Sie streckte Mitzi die Hand hin und lächelte.
“Guten Morgen”, stammelte Mitzi, die sich in Gegenwart der eleganten Erscheinung noch unsicherer fühlte.
“Sie suchen eine Stellung bei uns als Zimmermädchen?”
“Ja.”
“Das freut uns sehr. Während der Hochsaison brauchen wir dringend gute Kräfte. Haben Sie Ihre Zeugnisse dabei?” Die Dame bedeutete Mitzi Platz zu nehmen und setzte sich selbst in den Sessel gegenüber.
“Oh, nein”, sagte Mitzi. “Ich wusste nicht . . .”
“Das ist kein Problem, die können Sie nachreichen. Sie haben doch eine entsprechende Ausbildung, oder? Sie werden verstehen, dass ein gutes Haus wie unseres nur Fachkräfte einstellen kann.”
“Oh, ah, achso, nun gut, eine Ausbildung? Nein, eine Ausbildung habe ich keine.”

Anneliese Reitinger zog fragend die rechte Augenbraue hoch.
“Ich habe jahrelang dem Vater den Haushalt geführt. Betten machen, Bad putzen, aufräumen. Wie ein Zimmermädchen, halt. Reicht das nicht?”
“Haha”, lachte die Dame, “na ja, ein bisschen Haushalt und die Arbeit eines Zimmermädchens in einem Grandhotel lassen sich ja wohl kaum vergleichen.”

So war das also, dachte Mitzi. Sie war nicht gut genug. Offenbar erforderte die Arbeit im Grandhotel eine besondere Ausbildung im Betten machen. Offenbar genügte es nicht, jahrelang die Betten in Heiligendorf gemacht zu haben. Oder das Badezimmer, nachdem vier Männer ihre Morgentoilette absolviert hatten. Mitzi schüttelte den Kopf. Bei aller Unsicherheit, mit einem derartigen Quatsch wollte sie sich nicht abspeisen lassen.

“Hören Sie, Frau Reitinger”, sagte sie. “Ich möchte nur eines: Nämlich Medizin studieren und Ärztin werden. Davon träume ich schon mein ganzes Leben. Und weil ich kein Geld habe, brauche ich einen Job. So schwer kann Zimmermädchen ja wohl nicht sein, oder? Geben Sie mir einen Putzlappen und ich zeige Ihnen, was ich kann!”
“Gut”, sagte Anneliese Reitinger nach einer Pause und stand auf. “In Ordnung. Entschlossene junge Frauen sind uns immer willkommen.” Sie streckte Mitzi die Hand hin. “Morgen, 6.30 Uhr melden Sie sich im Verwaltungstrakt, dritter Stock. Eine Woche Probezeit, dann sehen wir weiter.”

Mitzi stand auf. “Danke”, sagte sie und streckte die Hand aus, aber Frau Reitinger hatte sich schon umgedreht und ging davon.

Hier geht’s zu Folge 9 von “Grandhotel Herz”.

Grandhotel Herz, Folge 8; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

]]>
/grandhotel-herz-folge-8/feed/ 0
Grandhotel Herz, Folge 7 /grandhotel-herz-folge-7/ /grandhotel-herz-folge-7/#comments Wed, 06 May 2015 08:35:58 +0000 /?p=3697 weiterlesen]]> Auch wenn es meinen ersten Groschenroman demnächst als Ebook gibt; hier auf dem Blog geht es wie gewohnt weiter mit den einzelnen Folgen von Grandhotel Herz. Heute steht Folge 7 an.

Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Wien, Grandhotel

Irgendwann musste es zwischen Mitzis Mutter und deren Schwester einen großen Streit gegeben haben.
swanri, “Zankende Möwen”, Some rights reserved , Quelle: www.piqs.de

“Was hast Du als nächstes vor?” Sie saßen beim Abendessen. Mitzi hatte Rührei gemacht. “Das Semester fängt doch erst im Oktober an”, fuhr Gertrud fort.

“Ich weiß”, antwortete Mitzi. “Aber ich musste einfach weg aus Heiligendorf. Ich hab kein Luft mehr bekommen dort. Und Toni . . .”
“Toni?”
“Er wollte mich einfach nicht in Ruhe lassen, obwohl ich ihm hundertmal gesagt habe, dass es aus ist.”

“Aha, verstehe. Hast Du denn überhaupt schon einen Studienplatz?”
“Nein, darum muss ich mich jetzt kümmern. Aber ich gehe davon aus, dass das kein Problem sein wird.”
Gertrud schaute sie fragend an.
“Naja, mein Schulabschluss ist ziemlich gut, weißt Du.”
“Trotzdem, was willst Du machen bis Oktober?”
“Ich dachte, ich suche mir erst einmal einen Job. Am besten einen, den ich auch während des Studiums behalten kann.”
“Da fällt mir nur einer ein: Zimmermädchen.”

“Zimmermädchen? Warum ausgerechnet Zimmermädchen? Ich hab vom Hotelbetrieb keine Ahnung.”
“Das musst Du auch nicht. Zimmermädchen werden in Wien gesucht wie verrückt. Vor allem jetzt, wo die Hochsaison vor der Tür steht. Alles, was Du wissen musst, sagen sie Dir vorab. Ich hab jede Menge Freundinnen, die ihr Studium als Zimmermädchen finanziert haben. Du musst halt morgens recht früh raus, das ist der einzige Nachteil.”
“Klingt gar nicht schlecht, die Idee. Vielleicht treffe ich ja auf einen schönen und reichen Hotelierssohn, der mich heiratet.”
“Oh bitte, Mitzi, träumst Du auch diesen Mädchentraum, der sich soweit ich es weiß, noch nie erfüllt hat?”
“Ich hab nur Blödsinn geredet. Mein Bedarf an Männern ist fürs Erste gedeckt.” Sie warf den Kopf in den Nacken, dass ihr braunes Haar flog. “Ich bin sooo froh, Toni los zu sein.”

Gertrud stellte eine Flasche Rotwein auf den Tisch und öffnete sie. “Du trinkst doch ein Gläschen, oder?”
“Gerne.”
“Die hat mir ein Stammkunde aus dem Buchladen geschenkt. Er versucht schon seit Monaten, mich zu einem Date zu überreden.”
“Und, was hindert Dich?”
“Im Grund genommen nichts. Er ist nett, sieht ganz gut aus …”
“Aber?”
“Ach, ich hab einfach keine Lust. Fertig!”

Die Tante goss zwei Gläser voll, reichte eines davon Mitzi. Dann setzte sie sich und hob das Glas. “Lass uns nicht über Männer sprechen, das ist ein leidiges Thema. Zum Wohl, trinken wir auf Dein Studium.”
“Zum Wohl”, sagte Mitzi und hob ebenfalls ihr Glas. Sie wusste kaum etwas über Tante Gertrud. War sie verheiratet gewesen, oder war sie es vielleicht noch? Hatte sie Kinder? Bei Mitzi zu Hause hatte nie jemand über die Schwester ihrer Mutter geredet. Das war ein Tabuthema gewesen und die Kinder hatten nie erfahren, warum. Irgendwann in ihrer Jugend mussten die beiden Schwestern einen großen, bis zum Tod von Mitzis Mutter, unausgeräumten Streit gehabt haben. Mitzi hatte immer den Eindruck gehabt, ihr Vater wisse mehr, aber er hatte geschwiegen. So kam es, dass Mitzi ihre Tante jetzt zum ersten Mal sah. Mitzi genoss die Unterhaltung mit einer Frau sehr, es war etwas ungewöhnliches, das sie aus ihrem Männerhaushalt zuhause nicht kannte.

“Ich würde zunächst versuchen, in einem großen Hotel unterzukommen”, sagte Gertrud und stellte ihr Glas auf den Tisch. “Ein Grandhotel oder so.”
“Meinst Du, die warten grade auf mich? Die Mitzi aus der Provinz?”, fragte Mitzi und lachte.
“Ja, lach’ Du nur. Wirst schon sehen. Einen Job wirst Du schneller finden, als Du denkst.”
“Das ist gut. Und dann werd ich mir gleich nach einem Zimmer schaun.”
“Ja, woher denn? Wieso solltest Du Dir ein Zimmer mieten, wo bei mir in der Wohnung eines leer steht? Das wär doch wirklich dumm, find’st net?”
“Aber ich möcht Dir nicht zur Last fallen.”
“Mach Dir darüber keine Sorgen, mein Kind. Ich freu mich, wenn Du hier bist bei mir. Wart einmal….”
Sie stand auf und ging aus dem Zimmer. Mitzi hörte wie Gertrud Schubladen und Schranktüren öffnete und wieder schloss. Schließlich kam sie mit einem recht mitgenommen aussehenden Telefonbuch zurück.

“Ein Telefonbuch”, stellte Mitzi fest. “Mein Gott, so etwas besitzt Du noch?”
Gertrud setzte sich an den Tisch und fing an zu blättern. “Natürlich”, sie sah kurz auf. “Wie bitte schön soll ich denn sonst Telefonnummern finden?”
“Internet?”, sagte Mitzi, aber Gertrud hörte sie nicht. Sie war völlig vertieft ins Telefonbuch.

“Was suchst Du denn?”
“Wie hieß es denn noch gleich? Hier ganz in der Nähe gibt es ein Grandhotel. Ein großer Bunker, eigentlich hässlich, aber immer illustre Gäste. Mensch, jetzt will mir der Name einfach nicht einfallen.”

Mitzi trank noch einen Schluck Rotwein und sah sich in der Wohnung um. Sie war recht klein, unwahrscheinlich, dass hier mal Kinder gewohnt hatten. Es war die klassische Bleibe einer alleinstehenden Frau. Kleiner Tisch in der Küche, zwei Stühle, im Wohnzimmer ein Haufen Regale mit Büchern und ein Ein-Meter-Zwanzig-Bett im Schlafzimmer. Und eine kleine Kammer für Übernachtungsbesuch.

“Da, da ist es”, rief Gertrud plötzlich und zeigte mit dem Finger ins Telefonbuch. “Das hab ich gesucht: Es heißt Grandhotel Herz!”

Hier geht’s zu Folge 8 von “Grandhotel Herz”.

Grandhotel Herz, Folge 7; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

]]>
/grandhotel-herz-folge-7/feed/ 0
Grandhotel Herz, Folge 6 /grandhotel-herz-folge-6/ /grandhotel-herz-folge-6/#comments Tue, 28 Apr 2015 14:12:10 +0000 /?p=3679 weiterlesen]]> Soll ich Euch was verraten? Ich liebe Wien. Es ist einfach die entspannteste Stadt, die ich kenne. Der Gegenentwurf zu Paris. Was nicht heißen soll, dass ich Paris nicht mag, im Gegenteil. Aber in Wien ist alles irgendwie langsam, gemächlich, ruhig und total easy. Das hat was. Wenn’ s nur nicht so weit weg wäre . . .

Riesige, alte Häuser umgaben Mitzi, fast ein wenig bedrohlich sahen sie aus.

Riesige, alte Häuser umgaben Mitzi, fast ein wenig bedrohlich sahen sie aus.

“Hier ist die Schinaglgasse, junges Fräulein. Da müssn’S aussteigen.”
“Oh, ja, dankschön.” Mitzi sprang von ihrem Sitz auf, nahm ihre Tasche und hüpfte zur geöffneten Bustür hinaus. Sie hob kurz die Hand, um dem Busfahrer noch einmal zu danken, aber der fuhr bereits los, seinen Weg fest im Blick. Mitzi schaute hinterher, bis er am Ende der Straße abbog und verschwunden war.

Riesige, alte Häuser umgaben sie, fast ein wenig bedrohlich sahen sie aus. Der Gehweg war schmal, die Straße auch. Zwei Autos konnten gerade so aneinander vorbeifahren. Aber die Leute schienen hier ohnehin mit dem Fahrrad unterwegs zu sein. Mitzi sah jede Menge Kinder, die auf dem Gehweg umher liefen oder Fußball spielten. Gegenüber war ein kleines Gemüsegeschäft, direkt daneben verkaufte jemand Schuhe. Naja, wenn auch eher die Sorte Bequemschuhe.

“Kann ich Ihnen helfen, mein Fräulein?” Mitzis Kopf fuhr herum. Eine ältere Dame stand vor ihr. Sie trug einen hübschen blauen Mantel und ein Hütchen, dessen Schleier kokett vor ihrem Gesicht auf und ab wippte. In der Hand hielt sie einen Korb mit Lebensmitteln. “Na, jetzt schaun’S doch net so ängstlich”, sagte sie freundlich. “Ich beobacht’ Sie schon eine Weile und hab das Gefühl, Sie wiss’n nicht so recht wohin.”

“Ja, das stimmt. Ich such meine Tante, die wohnt in der Schinaglgasse. Das ist doch hier, oder?”
“Na, des hier ist die Habermehlstraße. Die Schinaglgasse ist gleich da vorne links. Welche Hausnummer suchn’S denn?”
“Neun.”
“Da müssn’S noch ein Stückerl gehen. Wie gesagt, vorne links und dann die Gass’n hoch, auf der rechten Seite san die ungeraden.”
“Danke.” Mitzi sah auf die Uhr. Viertel vor vier. Ob Tante Gertrud schon zu Hause war? Sie arbeitete in einer nahegelegenen Buchhandlung, das hatte sie am Telefon berichtet. Und Buchhandlungen schlossen gewöhnlich nicht vor sechs. Das hatte sie bei ihrer Reiseplanung völlig vergessen. Mitzi sah sich um. Die ältere Dame war weitergegangen, die Straße hinunter.

“Entschuldigen Sie”, rief Mitzi und rannte hinterher.
“Ja?”
“Noch eine Frage: Gibt es hier in der Nähe eine Buchhandlung?”
“Jo, was Se olles wiss’n woll’n. Die anzige Buchhandlung, die ich kenn, ist die Römer’sche. Aber die ist drei Straßen weiter.” Es folgte eine wortreiche, aber verständliche Erklärung des Weges und Mitzi verabschiedete sich dankend.

Fünf Minuten später blickte Mitzi durchs Schaufenster der Römer’schen Buchhandlung. Es war ganz schön viel los da drinnen, kein Wunder, es war ja auch Samstag. Ein Mann stand an der Kasse, eine Frau auf einer Leiter kramte oben in einem Regal. Offenbar bediente sie eine junge Mutter mit Baby auf dem Arm, die am Fuß der Leiter lebhaft gestikulierte. Mitzi betrat den Laden.

“Kann ich Ihnen helfen?”, fragte der Mann sofort.
“Äh, ja, äh, ich suche Getrud Gruber.”
“Die hat gerade Kundschaft. Ich kann Ihnen aber gerne auch ein paar unserer neuesten Beststeller zeigen.”
“Danke, das ist lieb. Aber ich suche kein Buch, ich suche Getrud Gruber.”
“Da müssen Sie sich einen Moment gedulden”, sagte der Mann und klang dabei ein klein wenig unwirsch.

Die Frau war mittlerweile von der Leiter gestiegen. Sie war Mitte 40, hatte kurzes, braunes Haar, trug einen grünen Rock und eine gemusterte Bluse. Sie lächelte als sich ihre Blicke zufällig streiften und Mitzi fielen die wachen und fröhlichen blauen Augen auf.
“Gertrud, da ist jemand für Dich”, hörte sie den Mann jetzt sagen.
“Ich komme . . . Ja, ich kann Ihnen versichern, das ist ein Standardwerk bei Stillproblemen. Dieses Buch hat schon vielen in Ihrer Situation geholfen.” Die junge Mutter nahm das Buch und ging zur Kasse.

“Ich nehme an, Du bist Mitzi.” Getrud streckte ihr die Hand hin und lächelte wieder, dass ihre Augen blitzten.
“Ja, bist Du Tante Gertrud?”
“Oh, bitte. Ohne Tante. Das macht mich noch älter als ich ohnehin schon bin.” Sie lachte erneut.
“Ok”, sagte Mitzi. “Gertrud.”
“Ja, ich bin Getrud. Mei, mei, genauso hab ich mir Lydias Tochter vorgestellt. Du schaust Deiner Mutter sehr ähnlich, weißt Du das?”

Mitzi lächelte.
“Und jetzt willst Du also Medizin studieren in Wien. Ich freu mich sehr, dass ich Dich dabei unterstützen kann.”
“Vielen Dank Tan… äh Gertrud, dass ich bei Dir fürs Erste unterkommen kann. Ist nicht so leicht eine Wohnung zu finden, wenn man sich so gar nicht auskennt.”
“Ist doch selbstverständlich, mein Kind.” Sie sah auf die Uhr. “Leider hab ich noch nicht Feierabend. Aber, warte, ich geb Dir meinen Schlüssel, dann kannst Du auf jeden Fall schon mal in die Wohnung.” Sie holte ihre Tasche und gab Mitzi einen dicken Schlüsselbund, an dem ein großes A als Anhänger baumelte.

Hier geht’s zu Folge 7 von “Grandhotel Herz”.

Grandhotel Herz, Folge 6; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

]]>
/grandhotel-herz-folge-6/feed/ 0
Grandhotel Herz, Folge 5 /grandhotel-herz-folge-5/ /grandhotel-herz-folge-5/#comments Wed, 22 Apr 2015 06:04:43 +0000 /?p=3672 weiterlesen]]> Da bin ich aber mal gespannt, wer hier wen heiratet, Ihr auch? Lest einfach die nächste Folge.

Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Wien, Grandhotel

Heute trug die Gräfin ein blasslila Kleid.
KronMon, “Clematis”, Some rights reserved , Quelle: www.piqs.de

“Jetzt aber mal im Ernst, mein Junge. Wie lange wollt Ihr denn noch warten? So eine Hochzeit will vorbereitet sein, das ist ein Haufen Organisationskram und der braucht Zeit.” Paul von Ludenhoff hatte sich vorgenommen, seinem Sohn ins Gewissen zu reden. Nicht etwa, um die Hochzeitspläne voranzutreiben. Nein, er mochte Elisabeth nicht, hielt sie für eine überkandidelte, überspannte Adlige, die seinen Sohn nicht wirklich liebte, sondern dessen Stellung in der Gesellschaft zu nutzen suchte. Er hatte eigentlich vor, Max mit seinen Vorstößen ein wenig in die Enge zu treiben und ihm so die Augen zu öffnen. Ob dies klappen würde, wusste er nicht.

“Jetzt fängst Du auch noch an, Vater!” Max reagierte unwirsch. Er konnte es überhaupt nicht leiden, wenn sein alter Herr Privatangelegenheiten vor dem Personal ansprach. Die Damen hinter der Rezeption spitzten schon die Ohren. So jedenfalls schien es Max.
“Komm”, sagte er und zog seinen Vater vom Tresen weg.
“Red’ bitte ein wenig leiser”, herrschte er ihn an. “Muss doch nicht jeder mitkriegen, dass Du mich zur Hochzeit drängst.”
“Max, bitte. Elisabeth und Du, Ihr kennt Euch so lange. Es wird Zeit, die Leute reden schon. Bankier von Hirsau hat mich erst neulich recht spitz gefragt, wie es denn nun aussehe. Wenn Ihr Euch nicht zum Gespött machen wollt, solltet Ihr so bald wie möglich vor den Traualtar treten.”
“Vater, Du weißt so gut wie ich, dass in spätestens einem Monat hier die Hölle los sein wird. Mir steht der Kopf wahrlich nicht nach Menüauswahl und Blumenschmuck. Vor Herbst wird es nichts werden mit einer Hochzeit. An diesen Gedanken wirst Du Dich gewöhnen müssen. Und jetzt will ich nichts mehr davon hören. Du entschuldigst mich?”

Ehe Paul von Ludenhoff sich’s versah, lief Max die Treppe hinauf, zwei Stufen auf einmal nehmend. Der alte Herr sah ihm nach. Er war ein gut aussehender Bursche, sein Sohn. Groß, schlank, drahtig, die dunklen Haare nach hinten gekämmt, immer teuer, aber dennoch lässig gekleidet. Paul von Ludenhoff wunderte sich, warum in all den Jahren nie eine andere Frau aufgetaucht war, die Max interessant gefunden hätte. Es tat ihm in der Seele weh, dass sein Sohn sich mit einer zweiten Wahl zufrieden gab.

“Chef, gut, dass Sie da sind!” Von Ludenhoff drehte sich um. Vor ihm stand Johann, wie immer in einer tadellosen Livree. Obwohl sein Platz vor der großen Glastür des Hotels war, hatte er die Eingangshalle betreten.
“Johann, was gibt es denn?”
“Gräfin Gurlitza ist eben angekommen. Ich kann Ihren Sohn nirgends finden. Könnten Sie vielleicht . . . ? Die Gräfin schätzt es sehr, persönlich begrüßt zu werden.”
“Aber klar, Johann. Natürlich, ich komme.” Paul von Ludenhoff folgte dem Portier nach draußen, wo die Gräfin und ihr Gefolge bereits im Anmarsch waren.

“Herr von Ludenhoff”, rief die Gurlitza. “Wie schön, Sie zu sehen.”
“Durchlaucht”, sagte Paul, “ich freue mich, Sie bei uns begrüßen zu dürfen. Wie geht es Ihnen?” Er nahm ihre Hand und deutete einen Handkuss an.
“Bis auf meine Hüfte ist alles bestens”, sagte die Gräfin und hakte sich bei Paul von Ludenhoff unter. Galant führte er sie an Johann vorbei in die Eingangshalle des Hotels. Heute trug sich ein blasslila Kleid und den passenden, ausladenden Hut. Dass sie von legerer Kleidung nichts hielt, daran ließ die Gräfin keinen Zweifel. Sie kleidete sich nach wie vor wie im vorvorigen Jahrhundert. Das, darüber war sich selbst die Gräfin im Klaren, konnte man sich nur in Wien erlauben, ohne für verrückt gehalten zu werden. Das kleine, mit Perlen bestückte Täschchen wippte an ihrem Arm und berührte bei jedem Schritt Paul von Ludenhoffs Arm.

“Selbstverständlich haben wir die Premiersuite für Sie reserviert, gnädige Frau”, sagte Paul. “Nehmen Sie doch kurz Platz. Ich sorge dafür, dass alles zu Ihrer Zufriedenheit sein wird.”
“Danke, vielen Dank”, sagte Gräfin Gurlitza und ließ sich unter leisem Stöhnen in einen der großen roten Sessel am Fenster fallen. “Alt werden ist einfach ein Mist. Kein Tag vergeht, an dem es nicht irgendwo anders zwickt. Gut, dass mein Anton, das nicht mehr mitkriegt.”
Der Hotelier lachte höflich. “Durchlaut, da kann ich Abhilfe schaffen. Ich habe etwas, das garantiert gegen die täglichen Zipperlein hilft.”
“Na, da bin ich aber gespannt, Herr von Ludenhoff.”
“Ein guter Marillenschnaps und Sie merken Ihre Hüfte nicht mehr. Wetten?”
“Sie als Gentlemen müssten eigentlich wissen, dass eine Dame niemals wettet”, sagte sie und hob mahnend den Zeigefinger. “Gegen ein Schnäpschen allerdings hätte ich nichts einzuwenden.” Jetzt schmunzelte sie. Es war ein altes Spiel, dass sie seit Jahren bei ihrer Ankunft im Hotel spielte. Mal mit Johann, mal mit Max und manches Mal eben auch mit dem Chef.

“Kommt sofort”, sagte Paul von Ludenhoff und ging zur Rezeption, um die Formalitäten zu erledigen.

Hier geht’s zu Folge 6 von “Grandhotel Herz”.

Grandhotel Herz, Folge 5; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

]]>
/grandhotel-herz-folge-5/feed/ 0
Grandhotel Herz, Folge 4 /grandhotel-herz-folge-4/ /grandhotel-herz-folge-4/#comments Wed, 15 Apr 2015 07:07:49 +0000 /?p=3660 weiterlesen]]> Ach, wenn wir doch nur alle so einen Papa hättten wie Mitzi, oder?

Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Wien, Grandhotel

“Aber alle heiraten im Mai. Ich habe keine einzige Freundin, die nicht im Mai geheiratet hat”, jammerte Elisabeth.
Lilly-Charlotte, “Brautstrauß”, Some rights reserved , Quelle: www.piqs.de

“Kommst Du heute Nachmittag raus zum Reitplatz, Schatz? Ich veranstalte ein kleines Probeturnier.”
“Ein Probeturnier? Ich dachte, Du wolltest den Tag mit mir verbringen?” Max blickte verwundert von seinem Teller auf.
“Ja, natürlich. Ich bin davon ausgegangen, dass Du mich begleitest. Das Probeturnier dient der Vorbereitung auf die Dressur Tour Steiermark nächsten Monat.” Elisabeth schüttelte vorwurfsvoll den Kopf. “Ich würde mir so sehr wünschen, dass Du Dich mehr für mein Hobby interessiert.”
“Elisabeth, bitte. Was soll das? Du weißt, ich kann Pferde nicht ausstehen. Sie sind mir zu groß, zu kräftig und einfach zu unberechenbar. Lassen wir es doch dabei: Du hast Deine Pferde und ich mein Hotel. Außerdem”, fügte er versöhnlicher hinzu, “kommt doch heute die Gräfin.”

Max sah, wie sich Elisabeths Gesichtsausdruck veränderte. Wut und Unverständnis spiegelten sich darin. Sie biss in ihr Brötchen, kaute langsam, nahm dann gemütlich einen Schluck Kaffee – ohne den Blick abzuwenden. Max kannte dieses Spiel. Wie eine Schlange versuchte sie auf hypnotisierende Weise, ihren Gegner in die Knie zu zwingen. Aber er war längst immun. Es war ihm mittlerweile wurscht, ob sie grantig war oder nur sauer, sie hatte keine Macht mehr über ihn. Dieses ewige Getue mit den Pferden ging ihm auf die Nerven.

“Gut’n Morgen, Herr Ludenhoff. Das ist ja schön, dass auch der Cheeeef im eigenen Hotel frühstückt.” Bankier von Hirsau stand am Tisch und begrüßte Elisabeth mit einem formvollendeten Handkuss. Max streckte er die Hand hin.
“Herr Bankier, das ist aber eine Freude”, sagte Max und stand auf.
“Bleiben’S sitz’n, bittschön. Lass’n Sie sich nicht stören. Ich wollt’ nur eben einer schönen Frau Hallo sagen, bevor mein langweiliges Kundengespräch beginnt.” Er deutete mit dem Kopf leicht nach links und zog die Augenbrauen nach oben. “Nix für ungut”, sagte er dann und lachte. “Mein Job ist zu gut bezahlt, als dass ich mich beschwer’n könnt’.” Er klopfte dreimal mit den Knöcheln auf die Tischplatte und wandte sich seinem Kunden drei Tische weiter zu. Dort saß ein älterer Mann mit Glatze und schlimmem Übergewicht. Rechts und links von seinem Stuhl saß ein Dalmatiner. Max beneidete den alten Bankier nicht um das Gespräch, das auf ihn wartete.

“Gut”, sagte Elisabeth. “Dann werde ich heute Nachmittag also allein zum Reitplatz fahren. Schade, aber damit werde ich mich wohl abfinden müssen. Ich will ja unsere Hochzeit nicht gefährden.”
“Wo Du gerade die Hochzeit ansprichst. Können wir sie nicht um ein paar Monate verschieben? Das Frühjahr ist ein denkbar schlechter Zeitpunkt. Alle Welt will im Mai nach Wien. Ehrlich gesagt, habe ich dann keinen Kopf für eine Hochzeit.” Max nahm einen Schluck Kaffee aus der feinen Porzellantasse.

“Weißt Du, Schatz, ich glaube langsam, Du willst mich gar nicht heiraten?”
“Wie kommst Du denn darauf? So ein Quatsch. Natürlich möchte ich Dich heiraten. . . . Nur eben nicht im Mai.”
“Aber alle heiraten im Mai. Ich habe keine einzige Freundin, die nicht im Mai geheiratet hat. Und außerdem, wie stellst Du Dir das vor? Vielen Leuten haben wir bereits Bescheid gesagt.”
“Es ist noch keine einzige offizielle Einladung rausgegangen”, korrigierte Max sie.
“Das nicht”, sagte Elisabeth. “Aber auch nach einer mündlichen Ankündigung stehen wir in der Pflicht. Wie sieht es denn aus, wenn wir den Termin verschieben? Die ganze Wiener Gesellschaft wird denken, dass etwas nicht stimmt.”
“Wie auch immer, Elisabeth. Ich muss jetzt los, die Arbeit wartet.” Max stand auf. In dem Moment spürte er, wie sich eine Hand auf seine Schulter legte.
“Mein Junge, Guten Morgen.”

Max drehte sich um. “Hallo, Vater!” Einige Schritte hinter dem alten Ludenhoff stand seine Frau, die wie immer sehr freundlich schaute. Max drückte sich an seinem Vater vorbei und umarmte seine Mutter herzlich. “Hallo, Mama. Schön, Dich zu sehen. Wie geht es Dir heute?”
“Prima, danke mein Junge. Die Grippe habe ich gottlob gut überstanden. Jetzt habe ich großen Appetit auf ein herzhaftes Frühstück.” Max lachte. Er liebte seine Mutter über alles. Sie war eine Frau mit großem Herzen, wenn auch von schlechter Gesundheit. Seit er denken konnte, war sie immer wieder kränklich, musste das Bett hüten, so dass Max und sein Bruder Carl mehr oder weniger von den Haushälterinnen erzogen wurden. Dennoch hatte sie immer ein Ohr für ihre Kinder, mit jedem Problem konnten sie zu ihr kommen. Der Mutter war es auch zu verdanken, dass Carl und sein Vater wieder miteinander sprachen. Als der Bruder vor fünf Jahren mit einem Zimmermädchen durchgebrannt war, hatte der Vater Carl bezichtigt, die Familie in Verruf zu bringen und jeglichen Kontakt zu seinem Sohn verweigert. Langsam und behutsam hatte die Mutter dafür gesorgt, dass Vater und Sohn sich wieder näher kamen. Und was Max nie für möglich gehalten hatte: Sein Vater war den drei Kindern seines Bruder ein wunderbarer Großvater.

“Ihr habt sicher über die Hochzeit gesprochen? Hab ich recht?”, fragte der alte Ludenhoff jetzt. “Isolde kann es kaum mehr erwarten.” Er zeigte auf seine Frau. “Und ich eigentlich auch nicht.”
“Ja, Paul, das haben wir.” Elisabeth setzte ihr strahlendstes Lächeln auf. Sie wusste genau, wie sie den alten Herrn um den Finger wickeln konnte. “Und wir sind übereingekommen, dass wir in Bälde die Einladungen verschicken müssen. Es ist März und wir sind fast ein wenig spät dran.”
“Das ist wahr.” Jetzt mischte sich Isolde ein. “Die Leute haben ihre Termine. Ihr müsst Euch in der Tat beeilen, sonst kommt am Ende keiner. Gewartet habt Ihr lange genug.”

Hier geht’s zu Folge 5 von “Grandhotel Herz”.

Grandhotel Herz, Folge 4; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

]]>
/grandhotel-herz-folge-4/feed/ 0
Buchtipp 6: Vom Atmen unter Wasser /buchtipp-6-vom-atmen-unter-wasser/ /buchtipp-6-vom-atmen-unter-wasser/#comments Sat, 11 Apr 2015 11:07:14 +0000 /?p=3646 weiterlesen]]> Einen ganz besonderen Buchtipp habe ich heute für Euch dabei. Die Story ist nicht alltäglich, sie handelt von einer Familie, deren 16-jährige Tochter auf dem Heimweg von einer Party ermordert wird. Titel: “Vom Atmen unter Wasser”.

Layout 1 Ein grausiger Stoff, ein Buch über den schlimmsten Alptraum aller Eltern. Was hat man da als Leser zu erwarten? Tränendrüsendrücken, Klischeeaneinanderreihung, Gefühlsduselei, so glaubt man. Muss aber nicht sein, wie das überraschend andere Buch von Lisa-Marie Dickreiter zeigt. Die eigentliche Handlung, die sich ein Jahr nach dem Tod der Tochter zuträgt, wird langsam und sehr einfühlsam erzählt. Dabei kommen alle Familienmitglieder zu Wort: der Vater, der Bruder und natürlich die Mutter, die den Tod der Tochter absolut nicht begreifen kann und will. In manchen Zeilen ist der Schmerz auf unerträgliche Weise nach zu spüren. Was vor allem an der klaren und schnörkellose Sprache der Autorin liegt. Der Verzicht auf Gefühlsduseliges ist absolut schonungslos. Ein wunderbar bewegendes Buch, das ich fast in einem Rutsch gelesen habe. Und das Schönste daran: Was zunächst völlig hoffnungslos erscheint, wendet sich am Ende zum Guten.

Lisa-Marie Dickreiter, Vom Atmen unter Wasser, berlin-Verlag, 272 Seiten, Taschenbuch, 9,98 Euro

]]>
/buchtipp-6-vom-atmen-unter-wasser/feed/ 0
Grandhotel Herz, Folge 3 /grandhotel-herz-folge-3/ /grandhotel-herz-folge-3/#comments Wed, 08 Apr 2015 05:15:46 +0000 /?p=3640 weiterlesen]]> Und, habt Ihr Ostern gut rumgebracht? Viele Eier gefunden? Schön! Dann seit Ihr ja jetzt prima gewappnet für den dritten Teil von Grandhotel Herz.

Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Wien, Grandhotel

“Papa, Du schaust ja nur auf diesen Stiefel!”
gcrash, “Alter Stiefel im Wald”, Some rights reserved , Quelle: www.piqs.de

“Wo warst Du denn, mein Kind?” Vater Pichler schaute kurz von dem schwarzen Stiefel auf, dessen Sohle er mit einem kleinen Hammer traktierte.
“Ach, ich komm gerade aus dem Dorf. Wollte mal wieder unter die Leut’.”
“Und deshalb schaust Du so traurig?”
“Woher weißt Du, dass ich traurig schau? Du guckst ja nur auf diesen Stiefel.”
“Ach Mitzi”, sagte der Alte seufzend. “Ich brauch Dich nicht anzuschauen, um zu sehen, wie Du schaust.”
“Soll Dir Grüße ausrichten von der alten Schidlhuber. Sie bringt bald die Schuhe von ihrem Mann.”
“Ha, ich möcht mal wissen, was der Martin mit seinen Latschen macht. Seine Alte hat sie doch erst vor ein paar Wochen bei mir g’habt. Sohlen, Absätze, das ganze Programm hab ich abgefahren. Aber gut”, jetzt murmelte er nur noch vor sich hin, “wenn sie meint. Mir soll’s recht sein.”

“Ich mach jetzt das Mittagessen.” Mitzi drehte sich um und verließ die Werkstatt.
“Kind! Wie oft soll ich Dir noch sagen, dass Du nicht für mich kochen sollst. Ich kann doch ins Wirtshaus gehen.”
“Ich weiß ja, Papa. Aber ich muss auch was essen.”
“Mitzi, bitte!” Der alte Pichler stellte den Stiefel neben seinen Schemel, legte den Hammer beiseite und stand auf. Mitzi war im Türrahmen stehen geblieben und ließ sich jetzt bereitwillig von ihrem Vater umarmen. Das tat gut nach dieser unerfreulichen Auseinandersetzung mit Toni.

“Kind, Du musst Dein eigenes Leben leben. Ich freu mich ja, wenn Du bei mir bist, aber das ist nicht richtig. Die Buben sind alle weggezogen und gehen ihren eigenen Weg. Das musst Du auch tun.” Er fasste sie mit beiden Händen an den Schultern und hielt sie ein Stück von sich weg. “Bitte, fühl Dich mir gegenüber nicht verpflichtet. Was Deine Brüder tun, steht auch Dir zu.”
Mitzi sah ihren Vater an. Er war ein guter Mann und die Vorstellung, ihn hier in Heiligendorf zurückzulassen, tat ihr in der Seele weh. Was würde er tun, ganz allein, ohne Frau und dann auch noch alle Kinder aus dem Haus? Sie befürchtete, dass er dann seine Werkstatt die ganze Woche nicht verlassen würde, sogar den Kirchgang am Sonntag würde er vergessen.

“Du hast Angst, dass ich am Sonntag die Kirche schwänze, wenn Du nicht aufpasst, stimmt’s?”
“Ach, Papa. Kannst Du nicht einmal ernst bleiben?”
“Ich bin ernst! Sehr ernst sogar. Es gibt überhaupt keinen Grund, warum ein junges, begabtes Mädchen hier in diesem Kaff versauern sollte. Du hast eine exzellente Matura hingelegt, Du träumst seit Kindertagen davon, Ärztin zu werden. Warum in Gottes Namen, machst Du Dich nicht endlich auf den Weg? Geh nach Wien und studier’ Medizin.” Er sah sie flehend an. “Bitte! Nichts würde mich glücklicher machen.”
“Und wovon soll ich bitte schön ein Studium finanzieren?” Mitzi war ein bisschen lauter geworden als sonst.
“Immer dieses Gerede ums Geld. Wenn Du einen Traum verwirklichen willst, ist Geld zweitrangig. Ich reparier ein Paar Stiefel mehr und Du suchst Dir einen Job. Du wärst nicht die erste Studentin, die ihr Studium mit Arbeit finanziert.”

Mitzi sah ihren Vater an. Sie wusste, dass er recht hatte. Sie musste weg aus Heiligendorf, im Grund genommen hielt sie hier nichts mehr. Im Gegenteil. “Du meinst das wirklich ernst, oder?”, fragte sie.
“Natürlich! Was glaubst Du, warum ich Dir das seit Monaten sage? Pack Dein Köfferchen, kauf Dir eine Zugkarte und fahr nach Wien. Und mach Dir um mich keine Sorgen, ich komm hier schon zurecht. Das wär doch gelacht.”
“Sag mal”, Mitzi schaute nachdenklich, “meinst Du nicht, ich könnte für den Anfang vielleicht bei Tante Gertrud wohnen?”
Der Vater schaute überrascht. “Tante Gertrud?” Dann lachte er. “Warum nicht? Sie hatte zwar ihre Differenzen mit Deiner Mutter, aber deswegen muss sie ja nichts gegen Dich haben. Ruf sie doch einfach an.”
Mitzi nahm ihren Vater wieder in die Arme. “Ich glaube, ich könnte keinen besseren Vater haben als Dich.”
“Das stimmt!”, antwortete er und küsste Mitzi auf die Stirn. “Und der beste Vater von allen hat jetzt einen Bärenhunger.”
“Gut”, sagte Mitzi. “Gehen wir ins Wirtshaus.”

Hier geht’s zu Folge 4 von “Grandhotel Herz”.

Grandhotel Herz, Folge 3; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

]]>
/grandhotel-herz-folge-3/feed/ 2
Kurztripp nach Calais /kurztripp-nach-calais/ /kurztripp-nach-calais/#comments Fri, 03 Apr 2015 18:43:44 +0000 /?p=3348 weiterlesen]]> Heute unterbrechen wir den Groschenroman kurz für einen Blick ins Reisetagebuch. Auch wenn Euch 650 Kilometer Fahrt für vier Tage Urlaub viel vorkommen mögen, der Kurztripp in den nördlichsten Norden Frankreichs hat sich gelohnt. Die Seeluft tut einfach immer gut und die Gegend dort oben bietet jede Menge Geschichtsträchtiges.

b39b413c7e2f2e72421fa4bfe13e9b56

Das ist der Strand von Dunkerque (zu deutsch Dünkirchen). Sieht unspektakulär aus, hat aber eine interessante Geschichte: das Wunder von Dünkirchen nämlich, das sich im Frühjahr 1940 ereignete. Damals war der Strand nicht so idyllisch leer, sondern überfüllt von Hunderttausenden von britischen, belgischen und französischen Soldaten, die hoffnungslos eingekesselt waren – zehn Kilometer vor ihnen die Deutschen, die in kürzester Zeit unaufhaltsam durch Frankreich vorgedrungen waren, 35 Kilometer hinter ihnen die Küste Englands. Dazwischen Wasser.

Da hat Adolf Hittler der deutschen Armee einen überraschenden und bis heute umstrittenen Befehl gegeben: die Linie Lens – Bethune – Aire – St. Omer –Gravelines (Kanallinie) sollte nicht überschritten werden. 49 Stunden dauerte der Angriffsstopp – ausreichend Zeit für die Operation “Dynamo”: Mit Hilfe von mehr als 800 Schiffen gelang es den Alliierten, 370.000 Soldaten, darunter 120.000 französische über den Ärmelkanal zu evakuieren und damit zu retten.

Gerade wegen ihrer Nähe zu England ist die Gegend heute für Flüchtlinge aus Afrika attraktiv. Viele Illegale leben  in der Nähe von Calais in notdürftigst ausgestatteten Zeltdörfern (man könnte auch sagen, unter Planen) in absolut grauenhaften Verhältnissen und warten auf eine gute Gelegenheit, per Lastwagen oder Schiff auf die andere Seite des Ärmelkanals zu gelangen. Sie glauben, England biete ihnen mehr Chancen auf ein besseres Leben als der Kontinent.

Auf den Bildern unten seht Ihr die Küste von Calais, im Hintergrund die Kreidefelsen von Dover. Die Überfahrt mit der Fähre dauert anderthalb Stunden und gefühlt fährt alle zehn Minuten ein Schiff. Es ist mächtig was los im Ärmelkanal, auch an richtig stürmischen Tagen.

Calais, Nordfrankreich, Kurztripp

]]>
/kurztripp-nach-calais/feed/ 0