Das musste ja irgendwann einmal passieren. Dass die beiden Kontrahentinnen aufeinander treffen. Leider hat Kathrin in Theodora ein besonders fieses Konkurrentinnen-Exemplar gefunden. Kennen wir doch alles, oder Mädels?
Kathrin hatte die Augen geschlossen. Es war spät am Abend, als sie und Mimi nach Nearharvest zurückfuhren. Wie sollte sie nur Carlo unter die Augen treten? Er würde sicherlich sofort merken, dass etwas nicht stimmte mit ihr, dass es etwas gab, dass sie über die Maßen beschäftigte. Gottlob hatte sie Mimi zu einem Abendessen in der Stadt überreden können. Jetzt hoffte sie, dass alle bereits schliefen, wenn sie nach Hause kämen.
Das Zusammentreffen mit Theodora hatte Kathrin völlig aus der Bahn geworfen. Nie hätte sie erwartet, dass ihre Kontrahentin eine solch beeindruckende Erscheinung war. Wie hatte Jack nur jemals behaupten können, Theodora sei nicht schön? Diese Frau war alles andere als mittelmäßig, sie trat auf mit einer Selbstsicherheit, von der Kathrin nur träumen konnte. Und offenbar ließ sie sich ihr Aussehen einiges kosten. Das waren wohl die Annehmlichkeiten, von denen Jack gesprochen hatte. Wie sollte sie, die kleine Ärztin aus Köln, es jemals mit einer solchen Frau aufnehmen? Wie dumm müsste sie sein, zu glauben, sie hätte auch nur den Hauch einer Chance gegen sie?
Kathrin seufzte. Es war, wie sie befürchtet hatte. Jack hatte sie nur benutzt, die große Liebe vorgespielt. Er hatte die Gelegenheit ergriffen, mit ihr ein kleines Abenteuer zu erleben. Viele Möglichkeiten dazu hatte er in dieser Einöde sicherlich nicht.
“Alles in Ordnung?”, fragte Mimi.
“Mhmh”, murmelte Kathrin.
“Die Begegnung mit Theodora lässt Dich nicht los, oder?”
“Nein.”
“Sie ist ein Biest.”
“Ja, und sie ist sehr schön. Jack hatte sie ganz anders beschrieben.”
“Theodora ist nicht schön”, sagte Mimi. “Sie investiert viel Zeit und Geld, um so auszusehen. Diäten, Friseur, teure Klamotten und die eine oder andere Operation. Ich frag mich, was an ihr überhaupt noch echt ist. Und vor allem, was Jack dafür bezahlt hat.”
“Egal”, sagte Kathrin. “Ich werde es nie mit ihr aufnehmen können.”
“Musst Du ja auch nicht. Die Entscheidung liegt allein bei Jack und wie ich ihn einschätze, hat er sie längst getroffen. Theodora hat mir ein bisschen zu eifrig von ihrem Ehemann vorgeschwärmt.”
“Was meinst Du?”
“Normalerweise würdigt sie mich keines Blickes. Das ganze Theater heute hatte einen tieferen Sinn.”
“Und welchen?”
“Ich gehe davon aus, dass sie von Dir und Jack weiß. Vielleicht wollte sie Dich sogar warnen.”
“Den entsprechenden Unterton hatte sie ja.”
“Nimm Dir das Ganze nicht so zu Herzen, Kathrin. Ich bin mir sicher, es wird sich alles aufklären. Kommt Zeit, kommt Rat. Das hat schon meine alte Großmutter gesagt.”
“Ach Mimi, ich hoffe, dass Du Recht hast”, sagte Kathrin, aber sie war selbst nicht sehr davon überzeugt. Jack hatte sich abgewandt von ihr, das war eindeutig. Was auch immer das Problem war, er vertraute ihr nicht, er ließ sie allein. Wie hatte Theodora gesagt?
Er ist ein Mann, den man sehr schnell vermisst
.
Als Mimi auf das Gelände der Ranch einbog, weinte Kathrin immer noch.
“Komm Kathrin, wisch Dir die Tränen ab”, sagte Mimi und schaltete den Motor ab. “Carlo wird noch früh genug erfahren, wie es in Dir aussieht. Aber das muss nicht heute Abend sein, findest Du nicht?”
Kathrin nahm das Taschentuch, das Mimi ihr hinhielt und schnäuzte sich kräftig. Dann blickte sie in den Beifahrerspiegel. “Mein Gott, wie ich aussehe! So kann ich unmöglich reingehen. Ich werde noch ein paar Minuten hier sitzen, ok?”
“Gut”, sagte Mimi und öffnete die Tür.
“Da seid Ihr ja endlich!” Richard kam um die Ecke und breitete die Arme aus. “Wart Ihr wirklich in Alice Springs? Bis heute dachte ich, es sei die langweiligste Stadt der Welt.” Er küsste Mimi.
“Wir haben noch gemütlich zu Abend gegessen. Es war ein sehr schöner Tag.”
“Prima, dann lass uns reingehen. Wir haben nämlich gute Neuigkeiten.”
“Sag bloß? Habt Ihr den Übeltäter gefunden?”
“Beinahe”, sagte Richard. “Mallony hat uns ein gutes Stück weitergebracht.”
“Mallony hat Euch geholfen?”, fragte Mimi erstaunt. “Sieh an, es geschehen noch Zeichen und Wunder.”
“Wo ist eigentlich Kathrin?”, fragte Richard.
“Im Wagen. Ich glaube, sie muss erst noch richtig wach werden. Sie hat den ganzen Weg geschlafen.”
Als Richard und Mimi verschwunden waren, stieg Kathrin aus. Es graute ihr davor, Carlo zu begegnen, aber sie hatte keine Wahl. Die anderen fragten sich sicher schon, wo sie blieb. Kathrin fasste sich ein Herz und ging zum Haus, wo sie schon von weitem fröhliche Stimmen hörte. Beim Näherkommen erkannte sie . . . Konnte das wahr sein? Ja, es war die Stimme, nach der sie sich so sehr sehnte.
Die Liebe kommt im Karohemd, Folge 33; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.
hi, komme heute aus dem Urlaub wieder….und muss einiges nachlesen, auch nicht schlecht. Sue