Die Liebe kommt im Karohemd, Folge 32

Jack ist ja vielleicht Einer! Macht sein Männerding mit den anderen Typen, treibt sich im Outback rum, meldet sich aber nicht bei seiner Liebsten.  Dabei hat er ihr seine Liebe gestanden (wir waren zwar nicht dabei, aber es war so!). Würd mich ganz schön nerven, der Mann.

Gassen mit hübschen Geschäften wie in Deutschland, gab es in Alice Springs nicht.

Mimi lenkte den Wagen über die holprige Fahrbahn. Kathrin genoss das einschläfernde Schaukeln des Autos, schaute aus dem Fenster und dachte an Mallony. Eine neue Straße nach Alice Springs wäre eigentlich eine gute Idee. Denn egal wie angenehm ihr das langsame Dahinrollen im Moment auch war, die Fahrt nach Alice Springs dauerte eine Ewigkeit. Das war auch der Grund, warum Mimi nur sehr selten in die Stadt fuhr.

“Worauf hast Du denn Lust, wenn wir angekommen sind?”, fragte sie jetzt.
“Am liebsten würde ich einfach durch die Gassen schlendern und mir die Geschäfte anschauen”, sagte Kathrin verträumt.
“Oh”, sagte Mimi und lachte. “Ich glaube, da hast Du eine falsche Vorstellung von Alice Springs.”
“Wieso?”
“Naja”, antwortete Mimi. “Es ist ein kleiner, überschaubarer Ort. Hier gibt es keine Gassen mit hübschen Geschäften, wie Du es aus Deutschland gewöhnt bist. Alice Springs ist nur deswegen so bedeutend, weil es in einem sehr großen Umkreis die einzig größere Stadt ist.”
“Ok. Aber ein paar Läden wird es doch geben, oder?”
“Ja, die Aboriginies verkaufen hier vieles. Ganz interessant.”
“Prima”, sagte Kathrin. “Dann lass uns dorthin gehen.”

Kathrin war froh gewesen über Mimis Vorschlag, in die Stadt zu fahren. Seit fast einer Woche saß sie zu Hause auf der Ranch und blies Trübsal. Jack hatte sich nicht mehr gemeldet und nach vielen erfolglosen Versuchen, ihn anzurufen, hatte sie irgendwann davon abgesehen.

Jeden Morgen in aller Herrgottsfrühe waren Richard und Carlo hinausgefahren, um denjenigen zu finden, der die Tränken funktionsuntüchtig machte oder gar zerstörte. Bislang hatten sie kein Glück gehabt und ihre Verzweiflung wuchs. An die 500 Tiere waren in den vergangenen drei Tagen gestorben und es war kein Ende in Sicht. Kathrin spürte genau, wie missmutig Carlo von Tag zu Tag wurde. Er begann, sie zur Abreise zu drängen, auch weil die Klinik in Köln nicht ewig auf ihn würde verzichten können. Er hatte keinen Bezug zu Australien, zur Ranch, zur Tierzucht. Aber sie, sie war die Eigentümerin, es war ihr Vermögen, das auf dem Spiel stand, genau genommen das Vermögen ihres Urgroßvaters. Das Geld stand ihr zu, sie hatte nicht – wie sie lange geglaubt hatte – zufällig geerbt, weil Gabriele keine eigenen Nachkommen hatte. Nein, sie war die rechtmäßige Erbin in direkter Linie. Das änderte für sie einiges. Sie konnte nicht mehr einfach alles stehen und liegen lassen.

Und dann war da ja auch noch Jack. Sie wusste, dass er jeden Tag mit den Männern draußen war, mit ihnen in sengender Hitze nach dem Saboteur suchte oder einem Indiz, das den Übeltäter verraten könnte. Es ging ihm also gut, doch bei ihr hatte er sich kein einziges Mal gemeldet, nicht mal einen Gruß hatte er ausrichten lassen. Es war, als hätten sie sich nie getroffen, nie geliebt.

“Denkst Du an Jack?”, fragte Mimi.
“Ach, es ist schrecklich. Ich kann einfach nicht damit aufhören.”
“Du hast Dich mit Haut und Haaren verliebt, stimmt’s?”
“Ich bin mir so sicher, dass Jack der Richtige ist.” Kathrin sah Mimi an. “Aber was hab ich davon, wenn er mich nicht will?”
“Ach Kathrin, es tut mir so leid. Aber ich kann mir auch keinen Reim machen auf sein Verhalten. Jack ist normalerweise ein sehr zuverlässiger Mann. Ich kenne ihn so überhaupt nicht.”
“Weißt Du, ehrlich gesagt, habe ich auch keine Lust mehr, für ihn als Ärztin einzuspringen. Solange ich nur ein gebrochenes Bein schienen muss, ist es ja kein Problem. Aber die Zwillingsgeburt bei den MacGrawlys steckt mir noch immer in den Knochen.”
“Kann ich verstehen”, sagte Mimi und parkte am Straßenrand. “Ich denke, es wird sich bald alles aufklären. Würde mich nicht wundern, wenn Theodora hinter der ganzen Geschichte stecken würde. Wäre nicht das erste Mal. Aber jetzt komm, wir wollen uns einen schönen Tag machen.”

Kathrin stieg aus und hakte sich bei Mimi unter. Sie war froh um die Zerstreuung und die Gesellschaft ihrer guten Freundin. Gerade als sie ihre Sonnenbrille aufsetzen wollte, blieb Mimi abrupt stehen.
“Ach nein”, sagte sie. “Wenn man vom Teufel spricht…”
Eine Frau kam mit schnellen Schritten und ausgebreiteten Armen auf sie zu. Sie war sehr schlank und trug trotz Hitze eine eng sitzende Jeans. Ihr schwarzes Haar war offen und umwehte ihr Gesicht, das zu großen Teilen von einer Sonnenbrille verdeckt war. Kathrin starrte auf die Schuhe. Es waren zwar nur Sandaletten, aber sie hatte einen Blick für teure Schuhe.
“Mimi!”, rief die Frau. “Was für eine Überraschung! Du hier in der Stadt, welch seltener Anblick!”
“Theodora!” Mimi blickte versteinert und ließ sich widerwillig umarmen.
“Und wer ist diese junge Schönheit?” Theodora bedachte Kathrin mit einem abschätzigen Blick.
“Das ist Kathrin Jung aus Deutschland. Ich denke, Du hast sicherlich schon von ihr gehört. Wenn nicht, würde es mich sehr wundern”, sagte Mimi eisig.
“Mimi, warum so garstig?” Theodora warf den Kopf nach hinten. “Du solltest mir dankbar sein.”
“Dankbar? Wofür denn?”
“Naja, schließlich lasse ich zu, dass Jack jeden Tag mit Richard draußen ist. Weißt Du, ich fühle mich sehr vernachlässigt, tagelang ohne Jack. Er ist ein Mann, den man sehr schnell vermisst. Wenn Du verstehst, was ich meine!” Sie lächelte verstohlen und sah Kathrin an. “Wissen Sie, mein Mann liest mir jeden Wunsch von den Augen ab”, sagte sie mit zuckersüßer Stimme. “Ich kann es kaum erwarten, bis er heute Abend nach Hause kommt.”

Die Liebe kommt im Karohemd, Folge 32; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

One thought on “ Die Liebe kommt im Karohemd, Folge 32

  1. Hi,

    Mmmm, Theodora ist wohl die Hitze ein bisschen zu Kopf gestiegen….

    Und wenn Jack ihr Schuhe schenkt, wir kennen ja alle den Spruch…dann ist sie ihn ja bald los….

    Ich denke mir, dass sie meint, dass er ihr auch Schuhe (u.a.) kauft.. und sonstige Anspeilungen, die Kathrin nach D befördern sollen.

    LG Sue ;)))

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