Wie Ihr seht, hab ich gearbeitet, den Blog ein bisschen neu gestaltet und vor allem einen neuen Groschenroman geschrieben. Heute lest Ihr die erste Folge. Die Geschichte spielt im australischen Outback und genau von dort stammt das Titelbild. Viel Spaß beim Lesen und wie immer freue ich mich über Eure Kommentare.
“Puh!”, sagte Kathrin und ließ sich auf einen Stuhl fallen. Seit 13 Stunden war sie ununterbrochen auf den Beinen. Diese Dienste im Krankenhaus waren ein echter Knochenjob. Sie brauchte eine Pause.
“Na, bist Du geschafft?”, fragte Paula.
“Ja, und wie”, sagte Kathrin und streckte ihre langen Beine von sich.
“Komm, ich hole Dir einen Kaffee, Du siehst wirklich fertig aus.”
Katrin wusste wieder, warum Paula ihr unter all den Krankenschwestern die liebste war. Paula hatte jede Menge Berufserfahrung und kannte den Druck, unter dem die jungen Ärzte standen.
“Paula, Du bist wie immer die Beste!” Kathrin wandte sich dem Computer zu, der auf dem kleinen Tischchen in der Ecke stand. Die wievielte Wirbelsäule war das heute? Sie hatte keine Ahnung. Kathrin sehnte sich nach ihrem Bett und blickte mit Grauen auf die 14 Arbeitsstunden, die noch vor ihr lagen. Oh, dachte sie plötzlich und pfiff durch die Zähne. Diesen Patienten hatte es ganz schön erwischt.
“Was ist los?” Paula war zurückgekehrt und drückte Kathrin eine Tasse mit dampfendem Kaffee in die Hand.
“Schau Dir mal den Lendenwirbel da an”, sagte Kathrin und zeigte auf die Röntgenaufnahme.
“Wow”, sagte Paula. “Der hatte aber Glück.” Der Wirbel war angeknackst, das war im Computer deutlich zu sehen. Jetzt gab es nur eines, der Patient musste ruhig gestellt werden, durfte sich nicht mehr bewegen. Kathrin atmete tief durch und stand auf. “Ok, dann will ich mal. Danke für den Kaffee, meine Liebe.”
Kathrin ging auf den Flur hinaus. Um diese Uhrzeit war in der Notaufnahme immer am meisten los. Gegen Abend kamen die Unfälle, die abgeschnittenen Finger, die angeknacksten Wirbel, die gebrochenen Arme, die geprellten Knie. Da hatte sie als Orthopädin am meisten zu tun. Aber sie mochte sich nicht beklagen. Sie liebte ihren Job, hatte nie etwas anderes werden wollen als Ärztin. Schon als kleines Mädchen hatte sie allem und jedem geholfen, der sich weh getan hatte – egal, ob Mensch oder Tier. Mit der Beamtenwelt ihrer Eltern hatte sie nichts anfangen können. All diese Listen und Zahlen, Anträge und Beilagen – die Arbeit ihrer Eltern hatte für sie keinen Anfang gehabt und kein Ende. Als Ärztin sah sie jeden Tag das Ergebnis ihres Tuns. Die Menschen fühlten sich besser und wurden gesund, nachdem sie bei ihr waren.
“Frau Doktor”, hörte Kathrin eine Stimme rufen. Sie drehte sich um, es war die Schwester am Aufnahmetresen. Sie hielt einen Telefonhörer in der Hand. “Ein Anruf für Sie. Es ist Doktor Wagner.”
Carlo!, dachte Kathrin. Mein Gott, den hatte sie ganz vergessen. Wie konnte sie nur? “Ich komme”, sagte sie und eilte zum Telefon. “Carlo, Schatz, hallo!”, sagte sie.
“Hi Kathrinchen, bist Du im Stress?”, fragte die Stimme am anderen Ende.
“Ach, Du weißt doch, wie diese Dienste sind”, sagte Kathrin. “Wenn Paula mir nicht ab und zu einen Kaffee brächte, würde ich sogar die Nahrungsaufnahme vergessen. Tut mir Leid, dass ich nicht angerufen habe.”
“Macht gar nichts. Ich langweile mich nur ein bisschen, wenn Du nicht da bist. Hab gerade ein wenig im Ärzteblatt geblättert, steht aber wenig Erbauliches drin.”
“Kein Wunder reißen sich alle um Dich, wenn Du sogar in Deiner Freizeit Fachliteratur liest”, sagte Kathrin. Sie war immer ein bisschen neidisch auf Carlo. Er war Anästhesist und arbeitete wie sie im Kölner Klinikum. Im Gegensatz zu ihr aber erhielt er ständig Angebote von anderen Häusern – lukrative, interessante Angebote. Zugegeben er war ein paar Jährchen älter als sie und natürlich erfahren. Und dennoch. Kathrin würde sich wünschen in Ärztekreisen auch so begehrt zu sein wie Carlo und sich die guten Stellen einfach aussuchen zu können. Aber vielleicht durfte sie als Assistenzärztin einfach nicht solche Ansprüche stellen.
“Ja, ich bin ein Streber, das ist ja bekannt”, sagte Carlo und lachte. “Nein, im Ernst. Du fehlst mir sehr und ich freu mich auf morgen früh, wenn Du nach Hause kommst. Auch wenn ich weiß, dass dann nicht viel mit Dir anzufangen ist.”
“Du fehlst mir auch, Carlo. Aber wenn ich nach Hause komme, falle ich erst einmal in mein Bett. Das ist sicher. Und dann schlafe ich 20 Stunden. Aber jetzt muss ich Schluss machen. Ein angeknackster Lendenwirbel wartet auf mich. Schlaf gut.”
Kathrin legte auf und lächelte der Schwester zu, die sie mitleidig ansah. Dann ging sie ins Behandlungszimmer am Ende des Flurs.
Die Liebe kommt im Karohemd, Folge 1, ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.
So ist’s recht Carola… der gewünschte Arztroman Grüsse aus Freiburg!
Toll… Ich liebe Arzt-Geschichten
Wie schön,
mal was anderes, Halbgötter in weiß, na, was da sich wohl zusammenbraut??? Freu mich.
LG Sue
Super! ich bin dabei!
Liebe Claire, das freut mich besonders, dass Du wieder dabei bist. LG Carola
Hallo, liebe Carola, Du drehst ja richtig auf. Deine Romane werden immer besser. Ich lese sie immer wieder gerne.
LG Bea