Tja, meine Lieben, es sieht so aus, als hätte es Maja schwer erwischt. Und als wäre das Lächeln von Martin wirklich eine umwerfende Sache. Soll’s ja geben, sowas! In der heutigen Folge allerdings kommt das ganze Herzschmerz- und Kitschgedöns ein bisschen zu kurz. Dieses Mal geht’s um Fakten, ohne die auch die schönste Liebesgeschichte nicht auskommt. Trotzdem: Ihr dürft gespannt sein!
Das Wiener Schnitzel schloss mit dem Tellerrand ab. Es war riesengroß, hauchdünn und butterzart. Maja aß mit gutem Appetit, die Wanderung auf den Gipfel hatte sie hungrig gemacht. “Freut mich, dass es Ihnen schmeckt”, sagte Frau Androsch und nahm einen kräftigen Schluck Bier. “Ich weiß nicht, wie die Österreicher diese Schnitzel machen”, sagte Maja. Bei uns zuhause schmecken die nie so gut.” Frau Androsch lachte: “Bei uns tut sicherlich die gute Bergluft noch was dazu. Nach einem Tag im Freien hat man einfach Hunger und ist vielleicht nicht mehr so wählerisch.” “Oh nein”, antwortete Maja. “Jetzt stellen Sie Ihr Licht aber unter den Scheffel. Dieses Wiener Schnitzel ist definitiv das beste, das ich je gegessen habe. Bergluft hin oder her.”
Die beiden Frauen aßen schweigend weiter.”Was haben Sie denn morgen vor?”, fragte Frau Androsch nach einer Weile. “Tagsüber noch nichts. Abends bin ich bei den Meiningers zum Essen eingeladen”, sagte Maja. “Ach?”, fragte Frau Androsch erstaunt. “Ja, ich habe Martin Meininger heute auf der Wanderung getroffen.” Maja griff nach ihrem Glas und nahm einen Schluck Rotwein. “Er hat ja ein tolles Auto. Passt gar nicht zu der Gegend”, sagte sie. “Sie meinen den Porsche?”, fragte Frau Androsch. “Genau”, sagte Maja. “Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Wagen wie dieser da oben auf dem Berg sehr praktisch ist. Vor allem im Winter, wenn Schnee liegt.” “Da haben Sie Recht”, sagte Frau Androsch. ” Aber der Porsche stammt noch aus einer anderen Zeit.” Maja sah sie an: “Wie meinen Sie das?” “Wissen Sie”, sagte Frau Androsch, “der Martin ist noch nicht lange wieder auf dem Hof. Bis vor kurzem war er ein hohes Tier bei Müller-Feto.” Maja sah sie fragend an: “Müller-Feto?” “Das ist ein großer Futtermittelhersteller in Innsbruck, ich glaube sogar, der zweitgrößte der Welt.” “Und warum ist er nicht mehr dort”, fragte Maja. “Was genau passiert ist, weiß nur er”, antwortete Frau Androsch. “Ich kenne nur den Dorftratsch und den Bericht in der Zeitung. Martin hat die Firma angezeigt wegen Genmanipulation.” Maja verstand nicht. “Aber Genveränderungen sind doch in der Futtermittelindustrie nichts besonderes”, sagte sie. Frau Androsch nahm noch einen Schluck Bier. “Ja, das stimmt sicherlich. Aber was bei Müller-Feto gelaufen ist, muss das normale Maß bei Weitem überschritten haben, sonst wäre Martin nie zur Polizei gegangen. Er konnte offenbar nicht mehr zuschauen. Wissen Sie, er hat einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Das war ja auch der Grund, warum er sein Chemiestudium abgebrochen hat und Jurist wurde. Er fand schon als kleiner Junge, dass es auf der Welt zu viel Ungerechtigkeit gibt.” “Und wie ging es dann weiter?” Maja fand die Geschichte richtig spannend. Martin Meininger war also gar kein Landwirt, er war Anwalt wie sie. Noch so ein Zufall! Erst lief er ihr ständig über den Weg und jetzt hatte er auch noch denselben Beruf. “Die Firma hat ihn hochkant rausgeschmissen. Ist doch klar”, erzählte Frau Androsch. “Am Tag nach der Anzeige fand er seine Papiere im Briefkasten. Als dann auch noch die Presse darüber berichtete, war das Verhältnis völlig zerrüttet. Martin hat einen Freund bei der Kronen Zeitung in Wien und Müller-Feto glaubt jetzt, dass Martin ihm die Geschichte gesteckt hat.” “Und, hat er?”, fragte Maja. “Natürlich nicht. So etwas würde Martin nie tun. Er ist integer und schon der Gang zur Polizei hat ihn sicherlich eine Menge Überwindung gekostet. Aber die Genveränderungen waren wohl so massiv, dass nicht nur das Leben der Tiere bedroht war, sondern auch das der Konsumenten. So stand es jedenfalls in der Zeitung. Martin selbst spricht nicht darüber.”
“Jetzt wird mir einiges klar”, sagte Maja. “Vor ein paar Tagen hab ich ihn in Innsbruck getroffen, da trug er Anzug und Kravatte und hatte es ziemlich eilig. Er sah ganz anders aus als in seinen Gummistiefeln”, Maja lachte und ihre Augen leuchteten. Frau Androsch entging das nicht. “Ja”, sagte sie. “Der Martin ist ein toller Bursche. Ich glaub nicht, dass der lang auf dem Hof bleibt. Die Landwirtschaft überlässt er lieber dem Hannes, für ihn ist die nichts. Aber wenn sie morgen bei den Meininger sind, können Sie ihn ja fragen, was er als nächstes vorhat.” Frau Androsch zwinkerte Maja zu, drückte ihren Arm und stand auf.
Maja legte das Besteck auf den Teller. “Vielen Dank, Frau Androsch”, sagte sie. “Das Essen war wunderbar. Aber jetzt muss ich ins Bett, ich bin hundemüde.” “Schlafen Sie gut”, sagte die Wirtin und trug das Geschirr in die Küche.
Auf dem Gipfel wohnt die Liebe, Folge 9; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich
Ich seh mich schon ungeduldig mit den Fingern auf der Tischplatte trommeln………Meine Liebe, bissle schneller:-)
Supi, supi, supi und den alten Porsche würd ich auch nicht aus meiner Garage schieben.
GLG Brittl
Na, das ist ja interessant…..
und , OHHHH, der alter Porsche gefällt mir.
Sue