Tobias’ Intrige ist wirklich hässlich, das gebe ich zu. Aber ein Liebesroman ohne Verwicklung und Bösartigkeit wäre doch auch nichts, oder? Das wäre die berühmte Suppe ohne Salz. Man muss sagen, dass Tobias ziemlich viel Salz reingeschüttet hat. Und es verfehlt seine Wirkung tatsächlicht nicht. Aber lest selbst!
Maja wusste nicht, zum wievielten Mal sie auf ihr Handy schaute. Nichts. Schon drei Tage hatte sie nichts von Martin gehört. Keine Nachrichten mehr, er ignorierte ihre Anrufe und Maja hatte keine Ahnung warum. Dabei war er außer sich vor Freude gewesen, als sie sich endlich zu einer Entscheidung durchgerungen und ihm ihr Kommen angekündigt hatte. Er hatte sie zurückgerufen und kaum, dass sie seine Stimme gehört hatte, war sie sich ihres Entschlusses sicher gewesen. Martin hatte Pläne gemacht und ihr immer wieder seine Liebe beteuert. Sie hatte aufgelegt und war im siebten Himmel gewesen. Seitdem herrschte Funkstille.
Maja stand auf und trat ans Fenster. Ihr Büro im neunten Stock bot einen wunderschönen Blick über Hamburg. Doch sie konnte ihn nicht genießen. Was war geschehen? Warum blieb ihr Telefon stumm? Ein Unfall? In den Bergen konnte viel passieren, aber hätten sich die Meiningers nicht bei ihr gemeldet, wenn es ein Unglück gegeben hätte? Nein, dachte Maja, da musste etwas anderes dahinter stecken. Ein Missverständnis vielleicht.
Maja hörte Stimmen auf dem Flur. So laut, dass sie selbst durch die geschlossene Bürotür alles hörte. “Ich hab’ Dir doch gesagt, Du sollst Dich nicht einmischen!” Das war Tobias. Wahrscheinlich stritt er sich wieder einmal mit Carsten. “Tobias, komm, was hätte ich denn tun sollen?” Carsten klang genervt. “Katinka Börner ist eine durchtriebene Frau. Ich konnte nicht wissen, dass sie alles nur erfunden hat!” “Ja eben!” Tobias sprach in diesem arroganten Tonfall, den Maja überhaupt nicht mochte. “Und genau deshalb hättest Du sie an mich verweisen müssen!” Tobias schrie jetzt. Seit er aus Mailand zurück war, benahm er sich unmöglich. Er war noch überheblicher als sonst, ließ noch mehr den Juniorchef raushängen, der er ja bislang gar nicht war. Er musste sich ganz schön sicher sein, dass er über kurz oder lang in die Fußstapfen ihres Vater treten würde. Maja hasste dieses Verhalten und missbilligte es zutiefst. Mehr noch: Sie schämte sich für ihren Mann. Ihr gegenüber hingegen war Tobias die Freundlichkeit in Person. Er bemühte sich und trug sie auf Händen, las ihr jeden Wunsch von den Augen ab.
Es klopfte an ihrer Tür. “Ja”, sagte Maja und drehte sich um. “Hallo, mein Kind, störe ich Dich?” Ludwig Langendiek trat ein und schloss die Tür hinter sich. “Nein, Papa”, sagte Maja. “Ganz und gar nicht.” Sie ging auf ihn zu und gab ihm einen Kuss auf die Wange. “Schau mich an, Maja”, sagte er und nahm ihr Gesicht in beide Hände. “Was ist los mit Dir?”, fragte er. “Seit zwei Tagen bist Du völlig verändert. Ruhelos, nervös, gereizt. Hat es etwa mit Deinem Martin zu tun?” “Ach, Papa!” Maja ging im Zimmer auf und ab. “Ich weiß einfach nicht, was los ist. Ich höre nichts mehr von ihm.” “Du musst Dich entscheiden, Maja”, sagte Ludwig Langendiek. “Und zwar schnell.” “Das hab ich doch getan!” In ihrer Verzweiflung wurde Maja laut. “Ich habe ihm gesagt, dass ich nach Tirol komme, sobald Bohlender und Weiler abgeschlossen sind, und er hat sich so sehr gefreut.” Maja kamen die Tränen. “Aber das war unser letztes Gespräch, seitdem ist der Kontakt wie abgeschnitten.” Ludwig Langendiek nahm seine Tochter in den Arm. “Ruf auf dem Hof an, Maja. Vielleicht geht ja seine Mutter an den Apparat oder sein Bruder.” Er drückte sie fest. “Komm, lass den Kopf nicht hängen. Die Sache wird sich aufklären. Und Du weißt ja hoffentlich, dass ich immer hinter Dir stehe? Egal, wofür Du Dich entscheidest.” Maja sah ihren Vater an. “Ja, Papa. Das weiß ich.” Maja wusste auch, dass es ihrem Vater dieses Mal nicht schwer fiel, ihr Handeln zu unterstützen. Er mochte Tobias nicht, hatte ihn nie gemocht.
Sobald ihr Vater das Büro verlassen hatte, nahm Maja den Telefonhörer in die Hand und rief bei Meiningers auf dem Hof an. Es klingelte zweimal, dann war Hannes dran. “Hallo Maja”, sagte er. “Hallo Hannes”, antwortete Maja. “Ist Martin zu sprechen?” “Martin ist im Stall”, sagte Hannes. “Bitte warten Sie, ich hole ihn.” Majas Herz klopfte schneller. Also ging es Martin gut, das war schon mal beruhigend. Maja hielt den Atem an. Es dauerte sehr lange bis Hannes zurück kam und was er sagte, ließ sie in ihrem Bürostuhl zusammensinken: “Es tut mir leid, Maja. Martin sagt, er will nicht mit Ihnen sprechen. Nie mehr!”
Auf dem Gipfel wohnt die Liebe, Folge 22; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich
Ui, Ui, Ui … nunso musste es ja kommen – aber siegen wird die Liebe, ich bin mir ganz sicher!
Aber ich finde es von Martin falsch, dass er selber nicht nochmal mit Maja redet sondern einfach dem Glauben schenkt, was ihm ein Dritter erzählt …
LG, Rena
http://www.dressedwithsoul.blogspot.de
Dieses Missverständnis klärt sich hoffentlich in der nächsten Folge auf. Sonst dreht sie noch durch. Und diese Lüge, sie ist schwanger….oh, Tobias, Gott straft kleine Sünden zugleich!!!!
Sue
Der Bär, den Tobias Martin aufgebunden hat, sitzt wohl noch… Ich finde es jedenfalls toll, dass Pappa hinter Tochter steht. Aber Tobi hats ja auch nicht leicht, wenn ihn der Schwiegervater in spe eh schon nicht mag…
Kann ich den “Groschenroman” eigentlich auch per email abonnieren?
LG Julia
http://www.dieblauenstunden.com