Oh la la, dieser Hannes ist ja auch nicht ohne, oder? “Liebe überwindet alle Widrigkeiten”, das nenn ich mal Kitsch vom Feinsten. Aber lest weiter, wenn Ihr mögt!
Maja starrte in die Flammen. Es war schon fast Mitternacht und Martin noch nicht aufgetaucht. Mittlerweile hatten die Dorfbewohner das riesige Lagerfeuer entzündet, das in jedem Jahr den Abschluss des Maiensangs einläutete. Maja dachte an Tobias, der von all ihrem Gefühlswirrwarr nichts wusste, der sich in Malaga rumtrieb und sie hier allein ließ. Allein mit einem Mann, gegen den sie sich nicht zu wehren wusste, der eine beängstigende Macht über sie hatte.
“Hallo Maja!” Martins Stimme war ganz nah an ihrem Ohr. Er war von hinten an sie herangetreten, hatte sie an den Schultern gefasst und küsste sie auf den Hals. Maja wand sich aus seiner Umarmung und drehte sich um. “Martin, bitte nicht! Nicht hier in der Öffentlichkeit.” Martin sah sie an, seine Augen strahlten, es lag keinerlei Zweifel darin. Er war sich sicher, er glaubte fest daran, dass sie die Richtige für ihn war. “Ich sehne mich nach Dir”, flüsterte er. “Martin, bitte”, sagte Maja flehend. “Ich bin verheiratet. Wir dürfen diese Dummheit nicht wiederholen. Morgen fahre ich zurück nach Hamburg und wir werden uns nie wieder sehen.” Martin hielt ihrem Blick stand. “Dummheit?”, fragte er. “Was für eine Dummheit? Es war keine Dummheit, es war wunderschön”, sagte er. “Was soll ich denn tun?”, rief Maja verzweifelt. “Mein ganzes Leben, mein Vater, die Kanzlei und . . . ich bin verheiratet. Du kannst doch nicht erwarten, dass ich alles stehen und liegen lasse.” “Doch, das kann ich”, sagte Martin. “Die einzige Dummheit, die Du begangen hast, war diesen Tobias zu heiraten. Und je schneller Du diesen Fehler korrigierst, umso besser. Ich liebe Dich, das weiß ich seit dem ersten Moment, an dem ich Dich gesehen habe. In der Küche meiner Eltern, als Du am Tisch gesessen hast. Du warst das verlorene Küken, das mein Bruder aufgelesen hat.” Er nahm ihre Hände. “Und ich sage Dir eines, Maja. Komme, was wolle, ich lasse Dich nicht mehr gehen.” Er küsste sie vor aller Augen. Leidenschaftlich, innig und lange.
“Oh, oh, oh”, raunte es durch die Menge. “Aber sie ist doch verheiratet”, flüsterte es. “Der Martin hat sich schon wieder in die Falsche verliebt”, hörte Maja von anderer Seite. “Ach”, rief es da plötzlich laut. “Wenn Ihr nicht tratschen könnt, dann geht’s Euch schlecht, oder?” Frau Meininger stand neben ihrem Sohn und Maja. “Ich kann Martin sehr gut verstehen, dass er sich in diese Frau verliebt hat. Schaut sie Euch doch an! Nicht nur, dass sie ein verdammt hübsches Weibsbild ist, sie ist auch noch lustig und unterhaltsam, sie ist klug und kann anpacken. Und Ihr erlaubt Euch gefälligst kein Urteil.” Frau Meininger wandte sich an Martin und flüsterte: “Und Du mein Sohn, kämpf’!”
Maja war beeindruckt. Mit so viel Loyalität hätte sie nicht gerechnet. Martin nahm sie an der Hand und führte sie weg vom Feuer, hinein in die Dunkelheit. “Ja”, sagte er. “Ich werde kämpfen.” Er küsste sie, drängend. “Komm mit. Lass mich heute Nacht nicht allein, es ist doch Dein letzter Abend hier.” Maja schob ihn von sich. “Martin, so sicher Du Dir auch sein magst. Ich bin es nicht. Ich werde jetzt zum Androschhof gehen und meine Sachen packen. Morgen möchte ich in aller Frühe losfahren, es ist ein weiter Weg bis Hamburg.” Martin sah sie schmerzerfüllt an. “Du willst wirklich gehen?” “Ich muss, mein Liebster, ich muss.” Sie küsste ihn noch einmal und ging davon.
Auf dem Gipfel wohnt die Liebe, Folge 14; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich