groschenromanblog.de » Nichtsnutz Herzschmerz als Fortsetzungsroman Fri, 01 Aug 2014 12:53:27 +0000 de-DE hourly 1 http://wordpress.org/?v=3.8.3 Olivenzweige, Folge 4 /olivenzweige-folge-4/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=olivenzweige-folge-4 /olivenzweige-folge-4/#comments Tue, 29 Jul 2014 09:44:40 +0000 /?p=2648
Dieser Gaston ist schon ein Früchtchen. Die arme Hèlene hat ganz allein zu kämpfen. Zum Glück ist da Yves!
Obwohl es schon Oktober war, stach die Sonne unerbittlich vom Himmel. brandy74, "Olivenhain", Some rights reserved, Quelle: www.piqs.de

Obwohl es schon Oktober war, stach die Sonne unerbittlich vom Himmel.
brandy74, “Olivenhain”, Some rights reserved , Quelle: www.piqs.de

Der Platz vor dem Schuppen war übervoll. Die Menschen drängten sich unter den Bäumen, denn obwohl es schon Oktober und noch früh am Morgen war, stach die Sonne unerbittlich vom Himmel. Hèlene und Yves bahnten sich einen Weg durch die Menge und stellten sich auf die beiden umgedrehten Erntekisten, die schon bereit standen. Hèlene half es nicht viel, sie konnte trotzdem kaum über die vielen Köpfe hinwegsehen.

“Was ist denn dieses Jahr los?”, raunte sie Yves zu. “So viele Freiwillige hatte wir doch noch nie.”
“Ja, das stimmt”, flüsterte Yves. “Und ganz da hinten, sieh nur, das ist doch der alte Horace. Was will der denn hier?”
“Oje”, sagte Hèlene. “Das verheißt nichts Gutes. Wo der sich rumtreibt, da gibt’s nur Ärger.”

Hèlene hob die Hand. Die Menge beruhigte sich und wurde leiser. Nur vereinzelte Stimmen waren noch zu hören. “Liebe Freunde”, begann Hèlene, “ich freue mich sehr, dass dieses Jahr so viele von Euch gekommen sind. Ich weiß das sehr zu schätzen, schließlich habt Ihr alle selbst genug zu tun. Deshalb will ich schnell zur Sache kommen. Wir fangen nächsten Montag an, pünktlich um sechs Uhr morgens. Ihr wisst selbst, wie heiß die Tage selbst im Oktober noch sein können.”

Die Umstehenden nickten. Yves sah Hèlene bewundernd an. Sie stellte sich einfach vor all diese Menschen und hielt sie wie eine Dompteurin in Schach. Die meisten von ihnen waren froh, um diese kleine Nebenbeschäftigung, die ihr schmales Portemonnaie ein wenig füllte. Aber es gab auch andere, wie Horace, die nur kamen, um einer erfolgreichen jungen Frau das Leben schwer zu machen. Was sie antrieb war Neid, nichts als Neid.

“Bezahlst Du uns dieses Jahr eigentlich wieder so schlecht?” Es ging schon los, Horace verspritzte sein Gift.
“Horace”, sagte Hèlene und schenkte dem Alten ihr freundlichstes Lächeln. “Schön, Dich zu sehen. Du weißt genau, dass meine Bezahlung außerordentlich gut ist. Auf den Gütern in anderen Regionen wird weitaus weniger bezahlt. Ich freue mich, dass Du bei der Ernte dabei bist. Wenn Du allerdings findest, dass Du hier zu wenig verdienst, dann können wir uns Deine Hilfe nicht leisten.”
Die Menge lachte. “Ja, genau Horace”, rief einer. “Verpiss Dich einfach, wenn’s Dir nicht passt.”
“Wenn Ihr so blöd seid, für einen Hungerlohn zu arbeiten! Die Cariols schwimmen im Geld, machen jedes Jahr einen fetten Reibach mir ihren Oliven, davon könnten sie ihren Helfern ruhig etwas abgeben.”
“Ach, Horace, halt die Klappe”, rief nun eine Frau aus der Menge. “Du bist ein alter Neidhammel, das ist alles.”

Yves nickte Hèlene zu. Es wurde Zeit, dass sie wieder das Wort ergriff, bevor Horace die Szenerie an sich reißen konnte.
“Leute!”, sagte sie. “Die Löhne bei mir sind allgemein bekannt. Ich denke, darüber müssen wir nicht mehr reden. Ich danke Euch sehr, dass Ihr gekommen seid. Ohne Euch würden wir die Ernte nicht schaffen.”
“Ja”, rief jemand in der vorderen Reihe. “Mit so einem Nichtsnutz von Bruder würde ich auch nicht weit kommen.”
Hèlene überhörte den Einwurf und kramte in ihren Unterlagen. “Ich lege jetzt die Listen hier auf die Tische”, sagte sie. “Bitte tragt Euch ein, je nach Tageszeit und Sektion.”
Die Menge kam in Bewegung. Hèlene und Yves sahen zu wie die Leute langsam zu den Tischen wanderten. “Ich glaube, wir können uns auf einiges gefasst machen”, sagte Hèlene. “Das war sicherlich nicht das letzte Mal, dass Horace versucht, uns das Leben schwer zu machen.”
“Da könntest Du Recht haben”, sagte Yves. “Leider.”

Olivenzweige, Folge 4; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

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Im Fjord der Liebe, Folge 32 /im-fjord-der-liebe-folge-32/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=im-fjord-der-liebe-folge-32 /im-fjord-der-liebe-folge-32/#comments Wed, 18 Jun 2014 09:10:08 +0000 /?p=2526 Lisa wagt sich wirklich in die Welt des Großunternehmertums. Mörk Industries klingt gut, nach Geld, Luxus und Understatement. Mal sehen, ob der alte Mörk wirklich so schwierig ist, wie alle sagen. Oder vielleicht ist er ja ganz nett. Wer weiß?

Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Norwegen, Fjord

“Sein Segelbötchen treibt im lauen Wind und alle Welt glaubt, der Matrose sei ertrunken.”
Crabtree, “Sehnsucht”, Some rights reserved, Quelle: www.piqs.de

“Ich mag keine Publicity. Dass wir uns gleich richtig verstehen.” Harald Mörk ließ sich in den großen Sessel fallen, der hinter seinem Eichenschreibtisch stand. Das Büro war dunkel, auch hier alles mit Holz getäfelt, der Teppich braun. Hinzukamen die heruntergelassenen Jalousien, durch die das Licht nur spärlich ins Zimmer drang.

“Es geht mir nicht um Publicity”, sagte Lisa. “Es geht mir allein um die Information meiner Leser. Mörk Industries ist der weltgrößte Produzent von Containerschiffen, da ist es doch selbstverständlich, dass eine Änderung in der Unternehmensstruktur die Öffentlichkeit interessiert, oder?”

Lisa stand mitten im Raum. Der alte Mörk hatte ihr keinen Platz angeboten. Offenbar legte er zwar Wert auf sein Äußeres, Etikette aber schien ihm egal zu sein.

“Welche Änderung in der Unternehmensstruktur?” Harald Mörk lehnte sich nach vorne über seinen Schreibtisch. Eine bedrohliche Geste, wie Lisa fand.
“Nach dem bedauerlichen Tod ihres ältesten Sohnes ist ja nun ein neuer Mann am Steuer.”
“Der ist auch nicht besser als der alte.” Mörk lehnte sich wieder zurück. “Alles Versager”, sagte er. “Alle drei totale Versager.”
“Sprechen Sie von Ihren Söhnen?”
“Klar, Mann. Von wem denn sonst? Da hat man schon das Glück als Mann auf die Welt zu kommen und der liebe Gott schenkt einem auch noch drei Söhne – was kann man mehr wollen vom Leben? Hä? Was?”
Lisa blieb stehen wo sie war und schwieg.

“Und dann sind sie alle drei komplette Nichtsnutze. Der Älteste verhätschelt von der Mutter, der Zweite bescheuert und dem Dritten wird irgendwann eine seiner Frauengeschichten zum Verhängnis. Was soll ich mit diesen Typen anfangen, frage ich Sie?”
“Heißt das, dass Sie Ihren Sohn durch einen externen Geschäftsführer ersetzen werden?”
“Das heißt gar nichts, verdammt noch mal”, brüllte der Alte plötzlich. “Ich werde diesen missratenen Drückeberger finden und wenn ich die ganze Welt auf den Kopf stelle. Ich lass mich doch nicht verarschen. Und dann kann er was erleben, das verspreche ich Ihnen!”
Lisa wagte nicht zu atmen. Sprach Mörk etwa von Ole? Hegte er denselben Verdacht wie sie?

“Drückeberger?”, fragte sie vorsichtig.
“Ja, Drückeberger. Erst muss ich ihm die Unternehmensleitung mit einem astronomischen Gehalt versüßen, dann ist er nicht mal in der Lage eine vernünftige Frau zu finden. Auch das muss ich noch für ihn tun. Schreibt Gedichte! Malt Bilder! Pah, das ist doch kein Mann. Das ist doch ein Idiot, ein peinlicher Idiot!” Mörk hatte sich in Rage gebrüllt, sein Gesicht war rot, am Hals traten die Adern gefährlich weit hervor. Er lockerte seinen Hemdkragen und fuhr sich übers Haar. “Was habe ich nur getan, dass Gott mich mit diesem Sohn straft?”

Lisa hätte ein paar Antworten auf diese Frage gewusst, aber sie schwieg. Noch immer stand sie in der Mitte des Raumes.
“Und dann verschwindet er plötzlich im Nichts. Sein Segelbötchen treibt im lauen Wind und alle Welt glaubt, der Matrose sei ertrunken.”
“Und was glauben Sie?”
“Dass er sich verdrückt hat, irgendwohin, wo er meinem Einfluss entzogen ist. Wenn man genau hinschaut, hat ihm sein sauberer Bruder dabei geholfen. Das halte ich für sehr wahrscheinlich.”

“Kann ich mich setzen?” Lisa wurden die Beine schwer. Außerdem wurde ihr mulmig angesichts der Vorwürfe, die Mörk äußerte.
“Ja, ja!” Mörk wedelte genervt mit der Hand als wollte er ein Fliege verscheuchen. Lisa setzte sich auf den Holzstuhl vor dem Schreibtisch.
“Frederik denkt wohl, ich hätte noch nicht gemerkt, dass er jeden Monat eine erkleckliche Summe auf ein Konto in Dänemark überweist. Er glaubt, ich bin senil. Aber da hat er sich geschnitten. Ich hab einen Rechtsanwalt mit der Sache beauftragt. Ich bin ihm ganz dicht auf den Fersen, meinem Herrn Sohn. Hahaha!”

Das Telefon auf dem Schreibtisch brummte leise und Mörk drückte ein Knöfpchen. “Ja?”, sagte er unwirsch. “Ja, ja. Hat man eigentlich nie seine Ruhe, hä? Ich komme ja schon.”
An der Tür drehte er sich noch einmal um. “Ich muss leider weg. Auf Wiedersehen, Fräulein . . . ”
“Kucher”, ergänzte Lisa leise und atmete tief durch. Sie war ganz froh über den plötzlichen Abgang des Alten. Es war alles bestens gelaufen. Und den Namen des Rechtsanwalts, den würde sie auch bald kennen.

Im Fjord der Liebe, Folge 32; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

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