Olivenzweige, Folge 16

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Ob das so eine gute Idee ist, den Papa anzurufen? Kann mir kaum vorstellen, dass der so Knall auf Fall Geld für einen Olivenhain rausrückt. Aber man macht so manches, wenn man  verzweifelt ist, gell?

Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Provence, Oliven
“Ich muss los, sonst schau ich in den Mond”, sagte Gaston.
Luz Adriana Villa, “The bird ist back!”, Some rights reserved , Quelle: www.piqs.de

Der Alfa Spider stand auf dem Kiesweg vor dem Haus. Gott sei Dank, dachte Yves, Gaston ist zu Hause. Er hatte sich entschlossen, sofort zu Hélènes Bruder zu fahren und ihn in die Klinik zu schicken. Er wollte keine Zeit verlieren, Hélène brauchte so schnell wie möglich eine neue Niere und Gaston war vermutlich als Spender am besten geeignet.

Yves stieg aus dem Wagen. “Gaston!”, rief er und lief zum Haus. “Gaston, bist Du da?” Yves schlug mit der Faust gegen die Holztür. Eine gefühlte Ewigkeit dauerte es, bis Yves öffnete. Immerhin, er war angezogen – Anzug, Krawatte, weißes Hemd
“Hallo, Gaston”, sagte Yves und schaute Hélènes Bruder von oben bis unten an. “Was hast Du denn vor? So förmlich hab ich Dich ja noch nie gesehen.”
“Das geht Dich gar nichts an mein Lieber”, antwortete Gaston mit einem süffisanten Lächeln. “Ich finde, Du hast dich schon viel zu sehr in unser Leben eingemischt.” Er tippte mit dem Zeigefinger auf Yves Brust, so dass der unweigerlich einen Schritt nach hinten machte. “Damit ist jetzt Schluss.”
Yves hatte kein gutes Gefühl. “Was hast Du vor, Gaston?”, fragte er noch einmal. “Du führst nichts Gutes im Schilde, das spüre ich genau.”
“Was heißt schon gut, und was heißt schlecht?”, philosophierte Gaston und drückte sich an Yves vorbei auf den Kiesweg. “Ich habe ein sehr lukratives Angebot für das Gut. Und das werde ich in der nächsten Stunde annehmen. Dann ist diese Schufterei endlich vorbei und wir haben Geld, mit dem wir tun und lassen können, was wir wollen.”

“Das ist sicher nicht in Hélènes Sinn”, versuchte Yves es noch einmal.
“Soll ich Dir was sagen”, Gaston kam auf ihn zu. “Das ist mir sowas von wurscht. Sie ist nicht hier und deshalb entscheide jetzt ich. Und ich hab keinen Bock mehr auf Olivenöl, Olivenzweige, Olivenhaine, Olivenseife und all den anderen Olivenkram. Und Du Yves, mit Deinen treudoofen Hundeaugen, Du kannst mich gleich doppelt.” Gaston öffnete die Tür zu seinem Wagen und stieg ein.

“Hélène braucht eine neue Niere”, sagte Yves unvermittelt. “Sonst wird sie vermutlich nicht überleben.”
Gaston hielt kurz inne.
“Du bist im Moment ihre einzige Chance”, fuhr Yves fort.
“Wie? Ich soll ihr eine Niere spenden?”
“Bei Dir besteht die größte Übereinstimmungswahrscheinlichkeit.”

Gaston saß bereits im Auto. “Yves, Mann, nerv mich nicht. So ein Angebot krieg ich nicht so schnell wieder. Ich muss in die Stadt, sonst kauft diese Tussi einen anderen Olivenhain und ich schau in den Mond.”
“Mein Gott, Gaston. Dein Egoismus kotzt mich so an. Kannst Du nicht einmal an andere denken? Hélène kämpft um ihr Leben und anstatt ihr zu helfen, nutzt Du die Situation für Deine Zwecke. Ekelhaft.”
“Von mir aus, finde mich ekelhaft. Aber ich muss jetzt los.”

Gaston zog die Autotüre zu, doch Yves hielt ihn auf.
“Warte!” Yves starrte auf Gastons Schulter und zupfte mit spitzen Fingern etwas weg.
“Was machst Du da?”, fuhr ihn Gaston an. “Ach nichts, da war nur ein Haar.”

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Olivenzweige, Folge 16; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

Eine Antwort

  1. ich schaue jetzt etwas ratlos, was hast du vor????

    Sue

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