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Grandhotel Herz, Folge 26

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Wahrscheinlich hatte Max kalte Füße bekommen. fotomomente_naujoks, "Maniküre", Some rights reserved, Quelle: www.piqs.de
Wahrscheinlich hatte Max kalte Füße bekommen.
fotomomente_naujoks, “Maniküre”, Some rights reserved , Quelle: www.piqs.de

Mitzi schüttelte das Kopfkissen auf, legte es aufs Bett und strich den Bezug glatt. Dann stopfte sie die Enden der Bettdecke unter die Matratze und trat einen Schritt zurück. Ja, so musste das perfekt gemachte Bett im Grandhotel Herz aussehen. Sie nahm Eimer und Putzzeug und ging ins Bad. Vor den Waschbecken und Toiletten graute ihr am meisten, aber in dieser Suite schien es ganz ordentlich zugegangen zu sein. Vermutlich hatte ein einzelner Gast sie bewohnt, dann hielt sich der Dreck in Grenzen.

Mitzi blickte in den Spiegel und erschrak. Üble schwarze Ringe zeichneten sich unter ihren Augen ab. Kein Wunder, seit zwei Nächten hatte sie kaum geschlafen. Max hatte sich nicht mehr gemeldet seit dem Nachmittag in seinem Büro, an dem er davon gesprochen hatte, Elisabeth zu verlassen. Er hat wohl kalte Füße bekommen, dachte Mitzi. Obwohl sich alles so richtig angefühlt hatte und sie sich sicher war, dass er tiefe Gefühle für sie empfand. Sie hatte es gespürt in seinen Umarmungen und seinen Küssen. Was war nur geschehen?

“Hallo Du Träumerin? Wenn die alte Reitinger sieht, dass Du Dich lieber im Spiegel betrachtest anstatt zu schrubben, macht sie Dir die Hölle heiß.” Sandrine blickte ins Badezimmer und lachte Mitzi freundlich an. Die Kollegin war ihr in der kurzen Zeit zu einer echten Freundin geworden.
“Mein Gott, Mitzi, wie siehst Du denn aus?”, fragte Sandrine und wich erschreckt zurück.”Ist etwas passiert?”
“Nein, es ist nichts.”
Aber Sandrine konnte sie nichts vormachen.
“Du hast nicht geschlafen, oder? Was treibt Dich um? Erzähl es mir, komm! Vielleicht geht es Dir dann besser.”
“Nein, so gerne ich es erzählen würde. Ich kann nicht.”
“Es geht um einen Mann, richtig?”

Mitzi schwieg und begann, das Waschbecken zu putzen. Sollte sie Sandrine in ihr Geheimnis einweihen? Sollte sie ihr beichten, dass sie auf den Juniorchef hereingefallen war? Dass sie so dumm war, zu glauben, dieser Mann würde seine Verlobte für sie verlassen? Was würde Sandrine von ihr denken?
“Nun komm schon, Mitzi. Ich sehe doch, dass es Dir nicht gut geht.”
“Sandrine bitte. Dränge mich nicht. Es ist alles sehr kompliziert.”
“Liebesdinge sind immer kompliziert. Aber es . . .”
“Was ist denn hier los? Sprechstunde?” Die Stimme der alten Reitinger donnerte durch die Suite. “Habt Ihr dummen Puten nichts besseres zu tun als zu ratschen? Ihr seid hier zum Arbeiten, verstanden? Ansonsten könnt Ihr Euch den Monatsscheck an den Hut stecken.”

Das erste Mal seit sie im Grandhotel Herz arbeitete, war Mitzi froh über das Erscheinen von Frau Reitinger. Sandrine verschwand ohne ein weiteres Wort im Nebenzimmer und sie selbst hörte sich mit gesenktem Kopf die Tiraden der Chefin an.
“Immer eine Extrawurst, Fräulein Pichler. Sie glauben wohl, Sie sind etwas besseres, nur weil sie Medizin studieren wollen und nebenbei mit dem Chef poussieren. Aber so etwas zieht bei mir nicht. Dass das klar ist. Bei mir nicht.”

Damit verschwand der alte Drachen und ließ Mitzi ratlos zurück. Wusste die Reitinger Bescheid? Und womöglich noch andere Mitarbeiter im Hotel? Waren Max und sie etwa unvorsichtig gewesen? Das konnte nicht sein, sie waren sich doch nur einmal in seinem Büro näher gekommen. Und da waren sie allein gewesen.

Mitzi polierte die Armaturen der Badewanne. Die Reitinger sollte ihr nichts nachsagen können. Sie brauchte den Job, egal, was aus ihrer Liebe zu Max wurde. Sie würde nicht hinschmeißen. Nein, so dumm war sie nicht.

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Grandhotel Herz, Folge 26; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

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