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Grandhotel Herz, Folge 15

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Kitsch, Groschenroman, Liebe, Herzschmerz, Liebesroman, Carola Pigisch, Wien, Grandhotel
Ganz hinten, am Eingang zur Bahnhofshalle, sah Mitzi ihren Vater.
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Als Mitzi aus dem Zug stieg, fühlte sie sich gleich besser. Der vertraute Bahnhof von Heiligendorf nahm ein bisschen ihrer Traurigkeit. Sie war zu Hause. Mitzi holte tief Luft, nahm ihren Koffer und ging das Gleis entlang in Richtung Ausgang.

“Mitzi!” Ganz hinten, am Eingang zur Bahnhofshalle sah sie ihren Vater. Er winkte wie ein Besessener, hatte offenbar Angst, sie würde ihn nicht sehen. “Mitzi, hier bin ich!”
Mitzi rannte los, sie war so unendlich froh, ihre Familie wiederzusehen. Sie war gerade mal drei Wochen fort gewesen, aber es kam ihr vor wie eine Ewigkeit. Zuviel war geschehen.

“Papa, Gott sein Dank!”, sagte sie und fiel ihrem Vater in die ausgebreiteten Arme. So hatte er sie früher immer aufgefangen, es war ein schönes Spiel gewesen, dass sie sehr gerne gespielt hatte.
“Oh, meine Kleine. Was bin ich glücklich, Dich zu sehen.” Der Vater drückte sie an sich. Dann fasste er sie an den Schultern und hielt sie ein Stück von sich weg. “Na, na, was ist denn? Du weinst ja! Was ist den passiert? War es etwa nicht schön in Wien?” Der Vater schaute besorgt. Dann legte er ihr den Arm um die Schulter, nahm ihren Koffer und steuerte auf die Bahnhofshalle zu.
“Komm, mein Kind. Wir gehen jetzt nach Hause und dann wird alles gut werden. Christian und Markus sind auch da.”

“Oh, Papa, das ist wunderbar. Wie lange habe ich die beiden nicht mehr gesehen. Und was ist mit Karl? Warum ist er nicht gekommen?”
“Du kennst doch Deinen Bruder. Er hat immer zu tun. Die Bank will ihr Filialnetz ausbauen und da kann er angeblich nicht weg.”
“Schade!”
“Ja, finde ich auch. Ich habe noch nie gehört, dass Filialnetze auch am Wochenende ausgebaut werden. Aber sei’s drum.”

Sie liefen durch die Bahnhofshalle. Der Vater hatte noch immer den Arm um Mitzi gelegt. Sie traten hinaus auf den Vorplatz, die Sonne strahlte und das Wasser im Brunnen glitzerte hell. Seit sie nach Wien abgereist war, war die Natur buchstäblich explodiert. Die Bäume, die die Straße säumten, waren fast alle erblüht. Rosa, violett und pink hingen die Dolden an den Fliederbüschen in den Gärten. Wie schön es hier war.

Die fünfhundert Meter bis zum kleinen Schuhmacherhäuschen gingen sie zu Fuß. Mitzis Laune wurde immer besser, sie strahlte fast, grüßte hier und da ein bekanntes Gesicht. Bis sie zuhause angekommen waren, hatte sie ihren Kummer fast vergessen.
Doch dann sah sie ihren Bruder Christian, der auf der alten Bank vor dem Haus saß. Er war nicht allein, neben ihm saß eine schöne Blondine, mit der er sich ausgiebig beschäftigte. Er sah sie nicht kommen, so sehr waren die beiden Turteltäubchen in ihrer Welt versunken. Mitzis Mut sank. Einen glücklich verliebten Bruder, das konnte sie jetzt schwer ertragen.

“Hallo Christian!”
“Mitzi, Mensch, Schwesterherz!” Christian sprang auf und öffnete das Gartentor. Dann umarmte er Mitzi wild und wirbelte sie durch die Luft. “Puh, ganz schön schwer bist Du geworden. Nicht mehr das kleine Mädchen.” Er griff nach dem Koffer. “Komm, Papa. Ich nehm das Gepäck.”
“Du tust grade so als hätten wir uns Jahrzehnte nicht gesehen”, sagte Mitzi und lächelte.
“So kommt es mir auch vor”, sagte Christian. “Ach übrigens, das ist Monika, meine Verlobte.”
“Wie?” Mitzi konnte ihre Überraschung nicht verbergen. “Du bist verlobt?”
“Ja, seit gestern.”

Die junge blonde Frau stand auf und reichte Mitzi die Hand. “Ich freue mich, Dich kennenzulernen”, sagte sie und lachte freundlich. “Christian hat mir schon so viel von Dir erzählt.”
“Ich freue mich auch”, sagte Mitzi und gab Monika die Hand. Die junge Frau hatte ein freundliches, offenes Gesicht, das Mitzi sofort in ihr Herz schloss. Dann sah sie zu ihrem Bruder. Das Glück strahlte aus seinem Antlitz, es war nicht zu übersehen, dass er sehr verliebt war. Mitzi freute sich aufrichtig für ihn. Aber sie hatte keine Ahnung, wie sie ein ganzes Wochenende mit einem schwer verliebten Paar unter einem Dach aushalten sollte. Die Aussicht darauf ließ ihre Stimmung sinken.

“Nun komm schon rein, mein Kind!” Der Vater stand in der Tür. “Monika hat einen Kuchen gebacken, zur Feier des Tages. Der Kaffee ist fast fertig.
“Prima. Ich geh kurz nach oben und wasche mir die Hände.” Mitzi stieg die Treppe hoch. Die Tür zu ihrem Zimmer war angelehnt. Sie ging hinein und legte sich aufs Bett. Alles war völlig unverändert. Nur sie selbst, sie war nicht mehr dieselbe.

Wie konnte sie der Gedanke an Max nur so sehr aus der Ruhe bringen? Sie war nicht seine Kragenweite, es war besser, wenn sie ihn sich so schnell wie möglich aus dem Kopf schlug. Sie hatte schon oft davon gelesen, dass die Liebe die Menschen wie ein Blitz treffen konnte. Nie hatte sie vermutet, dass ihr das jemals passieren würde. Jetzt war es passiert und dennoch war es so ganz anders als in den Büchern. Der Mann ihrer Träume erwiderte ihre Liebe nicht, ein Happy End war ausgeschlossen. Wie sollte sie es ertragen, ihm Tag für Tag über den Weg zu laufen. Sollte sie Wien verlassen, vielleicht nach Deutschland gehen?

“Mitzi, kommst Du herunter? Der Kaffee ist fertig.”
“Ja, Papa, ich komme.”

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Grandhotel Herz, Folge 15; ein Liebesroman alter Tradition, Kitsch und Herzschmerz inklusive – wie beim Groschenroman üblich.

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